Artikel Nr. 42839
Traktor Fortschritt ZT 300 "Goldene Ähre"
Goldene Ähre
Was einst getrennt, ist jetzt vereint! Rückblick. Vor dem Fall der Mauer
lag das beschauliche Örtchen Sonnental-Ost getrennt vom Hauptteil der
Stadt hinter doppelt gesicherten Zäunen. Weshalb es zur Abspaltung der
einst zusammengehörenden Stadt kam, liegt schlicht in deren verwinkelter
Ausrichtungsweise. Die Westseite des mit Bergen umrahmten Tales wird in
Richtung Buschheide immer breiter und läuft in einer Ebene aus, der
Ostteil jedoch verläuft in einer durch zwei Berge und durch den
Engelsbach geteilten Enge. Um diesen hinteren Stadtteil zu erreichen,
musste man eine längere Wegstrecke zurücklegen und zudem die Brücke über
den an dieser Stelle extrem breiten Bach nutzen. Bei Errichtung der
Grenze wurde dieser Umstand für eine klare Trennung genutzt und so fiel
der Ostteil der Stadt Sonnental an die damalige DDR. Die Brücke wurde
gesprengt, der Zaun hochgezogen. Nur wenige der damaligen Bewohner
wollten ihr Hab und Gut im Stich lassen und blieben in ihren Häusern und
Gehöften. Zudem öffnet sich auf der östlichen Seite der Stadt ebenfalls
das Tal zu einer breiten Ebene, in der sich über mehrere Hektar
Ackerboden erstreckt. Die beste Voraussetzung für eine Stadt im
»Arbeiter- und Bauernstaat«.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich trotz oder sogar gerade wegen dieser
Abgeschiedenheit eine starke Konzentration auf Landwirtschaft. Die
Bauernhöfe wurden ausgebaut und größer und weitere Bauern siedelten sich
an. Im Jahr 1955 (nach Beschluss der SED vom 9. – 12. Juli 1952 /
Maßnahme zur Bildung von Genossenschaften) entstand das erste große
LPG-Gebäude (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) am Stadtrand
von Sonnental. Zunächst Lagerhallen und Silos, danach weitere Gebäude
für landwirtschaftliche Gerätschaften wie Mähdrescher, Traktoren und
Anhänger. Das erste Gebäude trug noch den Namen LPG Sonnental, wurde
jedoch wenig später in »Goldene Ähre« umbenannt. Die Namensgebung sollte
ursprünglich »Goldene Aera« (goldenes Zeitalter) lauten, was aber
kurzerhand von den Mitgliedern der Genossenschaft der Einfachheit halber
auf »Goldene Ähre« abgeändert wurde. Man wollte mit der Namensgebung
mehr auf das großflächig angebaute Getreide eingehen und ohne weitere
Abschweifungen eine stärkere Verbundenheit zu Mensch und Arbeit in
dieser Genossenschaft herstellen.
Das versinnbildlichende Logo entstand in nur wenigen Minuten nach ganz
simplen Gesichtspunkten. Ein Zahnrad als Sinnbild für
»Ineinanderverzahnen«, also das Hand-in-Hand, das Teil eines Ganzen-Sein
und die beiden Ähren für das Getreide, das Urwüchsige für das naturnahe
Leben auf dem Land. Viel Auswahl an Farben gab es in der DDR nicht, so
begnügte man sich mit dem, was gerade zu bekommen war. Das übliche
Sienagrün wurde mit weißer Farbe »gestreckt«, so hielt es länger und
unterschied sich dazu noch vom Standardgrün. Das namensgebende Gold
jedoch war nicht zu bekommen, dafür aber dunkelbraune Farbe, und so
brachte man das Logo in Braun auf die Fahrzeuge und Gebäude auf. Diese
Art der Gestaltung brachte die Menschen in dieser abgeschiedenen Welt an
der Grenze ein Stückchen näher und förderte den Zusammenhalt. Im Laufe
der Jahre wurden so viele Einsatzgeräte und –Fahrzeuge in dieser
Farbgebung gestaltet und sind selbst heute noch im Einsatz.
Die staatliche Genossenschaft selbst löste sich zwar recht schnell nach
dem Mauerfall auf, wurde aber dennoch sehr rasch durch einen
Zusammenschluss der Bauern neu gegründet. Der problemlose Übergang zum
westlichen Ablauf und Geschehen liegt wahrscheinlich an der direkten
Nähe zum Westteil der Stadt, der nun wieder problemlos über die neue
Brücke zu erreichen ist.
Zudem bestanden und bestehen auch weiterhin verwandtschaftliche
Beziehungen zwischen Ost- und West-Bewohnern der idyllischen Stadt
Sonnental, die auch nach so vielen Jahren nicht gebrochen wurden. Durch
Umzug, Heirat oder sonstige Veränderungen fahren nun auch verschiedene
Fahrzeuge mit dem »Goldene Ähre«-Logo auch auf westlichem Gebiet. Ein
Teil des Fuhrparks der ehemaligen Genossenschaft ist im Museum im
Ostteil der Stadt in einem einstigen LPG-Gebäude untergebracht. Die
Ausstellung kann von Montag bis Freitag von 9:00 bis 17:00 Uhr besucht
werden. Unter anderem ist im Museum Sonnental auch eine Ausstellung über
die dort angebauten Getreidesorten zu bestaunen, in der auch längst
vergessene Arten wie Einkorn und Emmer etc. noch immer auf kleiner
Fläche angebaut werden.
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Empfohlen für Modellbauer und Sammler ab 14 Jahren.
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