Ein Betörender Glanz

Sein betörend weißer Glanz, der beinahe den Atem verschlägt, macht den vorliegenden Platinring der Jahre um 1928 zu einer besonderen Augenweide. Die Zwanziger- und beginnenden Dreißigerjahre waren die Hochzeit des Platinschmucks. Zwar war das Metall bereits seit der Antike bekannte, doch wurde es lange Zeit nur wenig beachtet; nicht zuletzt, da seine hohe Schmelztemperatur (1.768 °C) lange seine Verarbeitung erschwerte. Auf Spanisch wurde es sogar etwas abfällig als „platina“ („Kleines Silber“ / „Silberchen“) bezeichnet, wovon sich auch unser heutiger Name ableitet. Erst an der Wende zum 20. Jahrhundert ermöglichten verbesserte Techniken den Siegeszug des Platins, das weit feinere und detailreichere Arbeiten erlaubt als Gold oder gar Silber. Dass damals kostbarste Metall wurde vor allem für seine helle Farbe geschätzt, welche weiße Diamanten hervorragend in ihrer Wirkung steigert. Gerade in dieser Kombination entstehen Schmuckstücke von jener strahlend-kühlen Eleganz, welche das Art Déco so favorisierte. All diese Qualitäten sehen wir lehrbuchhaft in diesem Schiffchen-Ring der Jahre um 1928: Besetzt mit 19 weißen Diamanten mit einem Gesamtgewicht von etwa 1,60 Karat, erscheint sein länglich ovaler und filigran durchbrochener Ringkopf wie zarte Spitze aus weißem Licht. Der leicht gewölbte Ringkopf bedeckt ein ganzes Fingerglied und ändert bei jeder Bewegung sein Lichtspiel. Vor allem die wundervollen Mittelsteine der Komposition begeistern. Die Altschliff-Brillanten haben ein Gewicht von ca. 0,80 Karat und zeigen feurige Lichtreflexe, wie sie nur Diamanten zu eigen ist. Handwerklich perfekt ausgeführte Schattenfugen und winzigen Millegriffes-Kügelchen geben dem Ring die bis heute modern gebliebene Eleganz des Art Déco. Der Ring ist erstklassig erhalten und begeistert durch seinen qualitätvollen Besatz sofort.

Der erste Weltkrieg hatte in Europa nicht nur die alte politische Ordnung hinweggefegt. Nach der Ausrufung der Weimarer Republik änderten sich auch die Rollenbilder der Geschlechter. Die Frau emanzipierte sich Schritt für Schritt und erlangte ein völlig neues Selbstverständnis, das dem des Mannes gleichrangig wurde. Die Damenfrisuren wurden kurz - und mit den langen Haaren fiel manch andere gesellschaftliche Fessel gleich mit. Schmuckstücke dieser Zeit spiegelt die Entwicklung wieder. Die Formen emanzipieren sich vom überlieferten, oft historistischen Zierrat der Geschichte, und Abstraktion, Geometrie und Modernität halten Einzug die die Gestaltung.