Hugo Höppener <Fidus>.

Von Dr. Egbert Delpy.

Zu seinem fünfzigsten Geburtstag am 8. Oktober.

 

Zweiseitiger, großformatiger Journalausschnitt im Originaldruck von 1918.

Mit mit einer Fotoabbildungen und acht Illustrationen nach der Werken von Fidus:

 

Anbetung der Hirten.

 

Giordano Bruno.

 

Beethoven.

 

Aufschwung.

 

Germania 1914.

 

Die Tochter des Künstlers.

 

Traum.

 

In Allvaters Schoß.

 

Größe 280 x 390 mm.

 

Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sehr guter Zustand.

 

Hervorragende Bild-Qualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!

 

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Besichtigung jederzeit möglich.

 

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Historische Informationen zum Artikel:

 

Fidus (bürgerlich Hugo Reinhold Karl Johann Höppener, deutscher Maler und Illustrator. Geboren am 08. Oktober 1868 in Lübeck, gestorben am 23. Februar 1948 in Woltersdorf.

Leben

Hugo Höppener wurde als Sohn eines Konditors in Lübeck geboren. Ostern 1887 wurde er von seinen Eltern auf die Vorschule der Münchner Akademie geschickt (Eintritt am 30.04.1887). Nach nur drei Monaten verließ er die Akademie und wurde Schüler des Malers und Naturapostels Karl Wilhelm Diefenbach (1851–1913) in Höllriegelskreuth, von dem er seine stilistische Prägung und den Künstlernamen „Fidus“ (Der Getreue) erhielt. Er verschrieb sich den lebensreformerischen Ideen des Vegetarismus, der Lichtgläubigkeit, der Freikörperkultur und einer naturgemäßen Lebensweise. Anarcho-sozialistische Vorstellungen von Bodenreform und vegetarischer Pazifismus beherrschten die Geisteswelt des jungen Fidus. So war Fidus unter anderen Mitglied der lebensreformerischen Verbände Deutsche Gartenstadtgesellschaft, des Bundes Deutscher Bodenreformer sowie Mitglied im Bund für allseitige Lebensreform des gesamten Deutschtums, im Verein für Körperkultur und im Deutschen Verein für vernünftige Leibeszucht.

1889 setzte Fidus sein Studium an der Münchner Akademie fort. Die Bekanntschaft mit dem Theosophen Wilhelm Hübbe-Schleiden führte zur Mitarbeit als Illustrator der Zeitschrift Sphinx.[1] Fidus vertrat fortan eine mystische Naturreligion und setzte sich für Ideen einer Sexualreform ein. Der spezifische Jugendstil seiner Bilder wurde fortan mit esoterischen Symbolen - Lotosblüten, Eiformen, Kreuzen und Sonnenzeichen - angereichert. Die zyklische Kreisstruktur des Lebens, die Rückkehr des Mannes in den göttlichen Mutterschoß, die Verschmelzung der Geschlechter und die Erlösung durch das Licht waren immer wiederkehrende Bildmotive. Zudem entwarf er Pläne zu gigantischen Tempelanlagen für eine neue Natur- und Lichtreligion, in denen sich das Volk zur Andacht versammeln sollte. Sein berühmtestes Bild wurde das in mehrfacher Ausfertigung, erstmals 1908, entstandene „Lichtgebet“. Es zeigt einen jungen, schlanken, fast androgynen Mann auf einem Berggipfel, die Arme in Form einer Lebensrune spreizend und die Sonne anbetend. Dieses Bild wurde zur Ikone der Jugendbewegung.

Anfang der 1890er-Jahre unternahm Fidus Reisen nach Norwegen, in die Schweiz, Istrien und Italien. 1892 ließ er sich in Berlin nieder und fand dort Kontakt zur literarischen Bohème, etablierte sich als Illustrator und wurde Mitarbeiter der neu entstandenen literarisch-künstlerischen Zeitschriften Pan, Simplicissimus und Jugend. In Berlin trat Fidus auch der Theosophischen Gesellschaft bei und war Mitbegründer einer theosophischen Loge (vermutlich Esoterischer Kreis oder D.T.G.).

Fidus' erste Ausstellung fand 1883 statt. Neben seinen grafischen Arbeiten, die den nackten Menschen ohne die üblichen allegorischen oder mythologischen "Verkleidungen" präsentierten, malte Fidus Landschaftsbilder, in denen er Eindrücke seiner erstmals 1894 unternommenen Nordlandfahrten verarbeitete; seit 1903 veranstaltete er zur Präsentation seiner Bilder Lichtbildvorträge. Um 1900 war Fidus einer der bekanntesten Maler Deutschlands.

Beachtliche Kontakte bestanden zum intellektuellen Umfeld dieser Zeit, beispielsweise zu Willy Pastor oder Arthur Moeller van den Bruck, ebenso zum Friedrichshagener Dichterkreis, zu dem Heinrich und Julius Hart sowie Gustav Landauer gehörten. Er hielt zudem engen Kontakt zur Gartenstadt-Bewegung, zur Bodenreform-Bewegung und zum Wandervogel. 1912 gründete er den Sankt-Georgs-Bund, der sich gegen den „Drachen des Materialismus“ wenden sollte.

Fidus illustrierte zahlreiche Bücher. 1905 erschien die Maifestsondernummer der sozialdemokratischen Zeitschrift „Vorwärts“ mit einem von Fidus entworfenen Titelblatt. 1906 erhielt Fidus die finanziellen Mittel zur Errichtung eines selbst entworfenen Ateliers, das in der Woltersdorfer Villenkolonie Schönblick östlich von Berlin erbaut und ab 1908/1909 um einen Wohntrakt erweitert wurde; dort wohnte er mit seiner Frau Elsa, seinen beiden Kindern, der mit Elsa befreundeten Dichterin Gertrud Prellwitz sowie Franz Bernoully. Das Haus "wurde zu einer Art Wallfahrtsort der Reformbewegung."

Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, hatte sich Fidus durch den Einfluss von Wilhelm Schwaner völkischen Vorstellungen zugewandt. Allerdings sprach er sich gegen den allgemeinen Hurra-Patriotismus aus, forderte statt dessen, dass Deutschland sich von kulturellen Fremdeinflüssen freimachen sollte, um eine moralische Mission für die Welt zu erfüllen. Nach 1918 verlor Fidus an künstlerischem Einfluss, auch materiell ging es ihm schlechter. Er machte für diese Misere den künstlerischen Internationalismus (Expressionismus, Dadaismus und „Neue Sachlichkeit“) und die kapitalistischen Vermarktungstendenzen verantwortlich.

1932–1945

1932 trat Fidus in die N. ein. Doch bereits 1925 hatte er sich in der Schrift „Den Rasse-Raßlern“ gegen die Utopie einer „Reinrassigkeit“ gewandt. Die Deutschen seien demnach historisch ein Mischvolk, und es komme nur auf die seelische Durchsonntheit des Menschen an, nicht auf Rassemerkmale. Trotz Hoffnungen in die neue Staatsführung, trotz Bittbriefen an H. und G., seine Tempelkunst finanziell zu unterstützen, wurde er von den neuen Machthabern weitgehend abgelehnt. Die Zeitung „DSK“ erwähnte ihn 1936 als Verkitscher nordischer Kunst. Sein Antrag auf Einführung der von ihm entwickelten „Neugermanischen Schrift“ wurde 1936 brüsk abgelehnt. Eine geplante Nürnberger Kunstausstellung zum R. 1936 platzte, weil sich H. beim Anblick bereits angetroffener Monumentalportraits so „angewidert“ gezeigt hatte, dass er befahl, sämtliche Werke zurückzuschicken.

1937 wurden Fidus-Mappen beschlagnahmt und der Verkauf von Fidusdrucken verboten. H. ließ zudem die Verbreitung seines von Fidus gemalten Porträts auf Postkarten verbieten. Zermürbt kritisierte Fidus die n. Kulturfunktionäre als „Kulturbonzen“ und „Barbaren“. Stilistisch blieb er seinem unkonventionellen, in der Zeit sehr untypischen „weichen Jugendstil“ treu.

Nach 1945

Auch nach dem Krieg vertrat er seine „lichtdeutschen“ Gedanken weiterhin. Um einen besseren Zugang zu Lebensmitteln zu gewinnen, malte Fidus im Auftrag der Sowjetunion Bilder von Stalin und Lenin sowie im Auftrag der SED Rudolf Breitscheid. 1946 trat er der freireligiösen Gemeinde in Berlin bei und bekannte sich als Wähler der CDU. 1948 starb Fidus in Woltersdorf an einem Schlaganfall.

Nachlass

Ein Teil des Nachlasses von Fidus befindet sich im Archiv der deutschen Jugendbewegung, das zum Hessischen Staatsarchiv Marburg gehört. Er wurde 2005/2006 erschlossen und die darin enthaltenen Werke zum größten Teil digitalisiert. Ein anderer Teil des Nachlasses wird im Fidus-Archiv der Berlinischen Galerie aufbewahrt. Ein weiterer bereits erschlossener Teilnachlaß befindet sich in der Akademie der Künste in Berlin. Ein weiterer noch nicht erschlossener Teilnachlass befindet sich im Hallerschen Familienarchiv, Reichenberg. Für Fidusforschung interessant sind außerdem die Nachlässe der Fidus-Verleger Fritz Heyder (1882-1941), der sich ebenfalls in der Akademie der Künste befindet, und Max Bruns (1876-1945) im Kommunalarchiv Minden.

(Aus wikipedia).

 

Lebensreform ist der Oberbegriff für verschiedene seit Mitte des 19. Jahrhunderts insbesondere von Deutschland und der Schweiz ausgehende Reformbewegungen, deren gemeinsame Merkmale die Kritik an Industrialisierung beziehungsweise Materialismus und Urbanisierung, verbunden mit einem Streben nach dem Naturzustand, waren. Eine übergreifende Organisation besaßen die verschiedenen Bewegungen nicht, dagegen bestanden zahlreiche Vereine. Ob die Reformbewegungen der Lebensreform eher als modern oder als anti-modern und reaktionär einzuordnen sind, ist in der Literatur umstritten; beide Thesen werden vertreten.

Allgemeines

Die einzelnen Bewegungen entstanden als Reaktion auf Entwicklungen der Moderne, die sie nicht als Fortschritt, sondern als Verfallserscheinungen ansahen. Wesentlich für ihre Entstehung war die Befürchtung, dass die moderne Gesellschaft beim Einzelnen zu „Zivilisationsschäden“ und Zivilisationskrankheiten führe, die durch eine Rückkehr zu „naturgemäßer Lebensweise“ vermieden und geheilt werden könnten. „Der Mensch in seiner zivilisationsbedingten Not sollte allerdings nicht im banalen Sinne geheilt werden. Die Lebensreform wollte sein Heil, seine Erlösung. (...) Die Weltanschauung der Lebensreform beinhaltet im Kern eine säkularisierte gnostisch-eschatologische Erlösungslehre.“

Vertreter der Lebensreform propagierten eine naturnahe Lebensweise, ökologische Landwirtschaft, Vegetarismus, Reformkleidung, Naturheilkunde etc. und reagierten damit auf die aus ihrer Sicht negativen Folgen der gesellschaftlichen Veränderungen im 19. Jahrhundert. In geistiger Hinsicht wandte sich die Lebensreform neuen religiösen und spirituellen Anschauungen zu, unter anderem Theosophie, Mazdaznan und Yoga.

Ihre bauliche Ausprägung erhielt die Lebensreform zunächst in Siedlungsexperimenten wie dem Monte Verità und später in der Gartenstadtbewegung, wie der Siedlung Hellerau und vieler anderer, deren bekanntester Vertreter der Architekt Heinrich Tessenow (1876–1950) war. Die erste Gründung in Deutschland war im Jahre 1893 die Obstbau-Genossenschaft Eden bei Oranienburg.

Die Lebensreform war eine hauptsächlich bürgerlich dominierte Bewegung, an der auch viele Frauen teilnahmen. In der Körperkultur ging es darum, unter dem Eindruck von Industrialisierung und Verstädterung den Menschen zum Ausgleich viel frische Luft und Sonne zu verschaffen.

Einige Bereiche der Lebensreformbewegung, wie z. B. die Naturheilkunde oder der Vegetarismus, waren in Vereinen organisiert und erfuhren regen Zulauf, was sich in den Mitgliederzahlen widerspiegelt. Zur Verbreitung ihrer Inhalte und Prinzipien gaben sie Zeitschriften wie Der Naturarzt oder Die vegetarische Warte heraus.

Teil der Lebensreform waren darüber hinaus die Freikörperkultur (FKK, auch Naturismus) und die Turnbewegung. Es bestehen auch enge Kontakte zur Bodenreformbewegung (Adolf Damaschke u. a.), zur Freiwirtschaftsbewegung Silvio Gesells, zur frühen Jugendbewegung sowie zu anderen sozialreformerischen Bewegungen.

Einzelne Reformbewegungen

Naturheilkunde

Die Grundgedanken der Naturheilkundebewegung des 19. Jahrhunderts stammen von Jean-Jacques Rousseau, der seinen Erziehungsroman Émile oder über die Erziehung 1762 mit dem Satz einleitete: „Alles, was aus den Händen des Schöpfers kommt, ist gut; alles entartet unter den Händen des Menschen“. Er forderte eine Rückkehr zu naturgemäßer Lebensweise, postulierte eine körpereigene „Naturkraft“, die durch Abhärtung zu fördern sei, und lehnte Medikamente ab.

Als erste Vertreter der Naturheilbewegung gelten Vinzenz Prießnitz und Johann Schroth, beide Landwirte und medizinische Laien. Sie setzten bei den nach ihnen benannten Kuren nur auf natürliche Heilmittel wie Wasser, Wärme und Luft und wurden bald als „Wunderdoktoren“ bezeichnet, wobei sie dieselben Krankheiten teilweise völlig gegensätzlich behandelten. Wesentliches Merkmal der entstehenden Naturheilkunde war die Überzeugung, dass der Körper über Selbstheilungskräfte verfüge, die lediglich angeregt und unterstützt werden müssten. Diese Ansicht ging auf Paracelsus zurück. Der bekannteste Naturheiler des 19. Jahrhunderts war Sebastian Kneipp. Im deutschen Sprachraum wurden so genannte Naturheilanstalten gegründet. 1891 waren 131 davon im Dachverband der Naturheilvereine organisiert.

Zentrale Ansichten der Naturheilkunde nannte Meyers Konversationslexikon Ende des 19. Jahrhunderts: „Die Krankheitsvorgänge betrachtet sie als Heilsvorgänge, durch welche die den Lebensakt störenden Stoffe unter den Zeichen des Fiebers, der Entzündung, der Gärung und Fäulnis, d. h. durch Zersetzungsprozesse, unschädlich gemacht werden. Auf diesem Weg ist die Naturheilkunde so weit gekommen, beispielsweise Masern, Pocken, Scharlach für von der Natur für ein bestimmtes Lebensalter eingesetzte Reinigungsprozesse zu erklären, deren Lebensgefährlichkeit erst durch das hinfällige Menschengeschlecht sowie durch die Arzneiheilkunde selbst geschaffen worden sei.“

1883 wurde der Deutsche Verein für Naturheilkunde und für volksverständliche Gesundheitspflege gegründet. Im Jahr 1900 benannte er sich um in Deutscher Bund der Vereine für naturgemäße Lebens- und Heilweise. 1889 waren in diesem Dachverband 142 Ortsvereine mit etwa 19.000 Mitgliedern organisiert, 1913 waren es bereits 885 Vereine mit 148.000 Mitgliedern. Der Verband besaß einen Verlag, der die Zeitschrift Der Naturarzt herausgab.

Auch die ältere alternativmedizinische Methode der Homöopathie erfuhr ab 1870 einen verstärkten Zulauf, der zur Gründung zahlreicher homöopathischer Laienvereine in Deutschland führte.

In den 1920er Jahren verlor die Naturheilkunde insgesamt an Popularität, der Zenit dieser Bewegung war überschritten. Eine Ausnahme bildete nur der 1897 gegründete Kneipp-Bund, der in den 1960er Jahren etwa 65.000 Mitglieder hatte.

Nach 1933 wurde die „Deutsche Lebensreform-Bewegung“ gleichgeschaltet und ging in der Reichsarbeitsgemeinschaft der Verbände für naturgemäße Lebens- und Heilweise der N. auf. „Die N. erhofften sich durch die Instrumentalisierung von Lebensreform und naturgemäßer Heilkunde die Leistungsfähigkeit des deutschen Volkes, seine ‚rassische‘ Gesundheit und physische Robustheit zu steigern.“ Die N. propagierte die Einbeziehung von Naturheilverfahren in die allgemeine Medizin unter dem Begriff Neue Deutsche Heilkunde (NDH). Die entsprechenden Pläne scheiterten aber letztlich am Widerstand der Ärzteschaft.

Kleidungsreform

Im Umfeld der Lebensreform-Bewegungen gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland mehrere Ansätze zu einer Reform der Kleidung, wobei sich die ersten Überlegungen auf die Männerkleidung bezogen. Heftige Kontroversen gab es zur Frage, welches Material der Gesundheit besonders zuträglich sei. Gustav Jäger hielt ausschließlich Wolle für geeignet, während Heinrich Lahmann Baumwolle befürwortete und Sebastian Kneipp vor allem Leinen. Jäger gründete ein eigenes Bekleidungsunternehmen für die von ihm entworfene sogenannte Normalkleidung für Männer, die einige Jahrzehnte lang recht erfolgreich auf dem Markt war, nicht nur im deutschen Sprachraum, sondern auch in England. Er gründete einen eigenen Verein und gab eine monatliche Zeitschrift heraus.

Bei den Reformansätzen der Frauenkleidung ging es vor allem um die Abschaffung des Korsetts, die nicht nur von Frauenrechtlerinnen, sondern auch von einigen Medizinern nachdrücklich gefordert wurde. Der Arzt Samuel Thomas Sömmering hatte schon 1788 einen Aufsatz mit dem Titel „Über die Schädlichkeit der Schnürbrüste“ geschrieben. In der Folgezeit häuften sich öffentliche Vermutungen, die starke Einschnürung führe zur Deformierung innerer Organe und vor allem zur Schädigung der Gebärmutter, begünstige Verstopfung und könne zu einer Schnürleber führen. Tatsächlich nachweisbar waren Atemnot und eine Neigung zu Ohnmachten sowie eine stark eingeschränkte Beweglichkeit.

In den USA forderte Amelia Bloomer als eine der ersten Frauen um 1850 ein Reformkleid und trug es auch einige Zeit. Die amerikanische Reformbewegung scheiterte jedoch. 1881 wurde in England die Rational Dress Society gegründet, 1896 folgte in Deutschland der Allgemeine Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung mit zunächst 180 Mitgliedern. Im Jahr 1900 entwarfen bekannte Künstler sogenannte Künstlerkleider ohne Korsett, unter anderem Henry van de Velde. Diese Modelle waren aber nicht für die Massenproduktion gedacht. 1903 entstand die Freie Vereinigung für Verbesserung der Frauenkleidung, die 1912 in Deutscher Verbund für Frauenkleidung und Frauenkultur umbenannt wurde. Nach 1910 verzichtete die Haute Couture auf das Korsett, ohne dass die Damenmode dadurch bequem wurde. Erst der Stoffmangel und ein verändertes Frauenbild zur Zeit des Ersten Weltkrieges sorgten für eine starke Veränderung der Frauenkleidung im Sinne der Reformer.

Freikörperkultur

Auch die FKK-Bewegung entstand als Teil der Lebensreform-Bewegungen. Der Schweizer Arnold Rikli gründete bereits 1853 eine „Sonnenheilanstalt“ und verordnete seinen Patienten „Lichtbäder“ ohne jede Bekleidung. 1906 gab es in Deutschland 105 so genannte Luftbäder.

Als eigentlicher Pionier der Freikörperkultur, nämlich außerhalb hygienisch-medizinischer Kuren, gilt jedoch der Maler und Kulturreformer Karl Wilhelm Diefenbach (1851–1913), der sie mit seinen Schülern in der Einsiedelei Höllriegelskreuth bei München und später auf dem Himmelhof bei Wien praktizierte. Durch ihn und gegen ihn kam es im Jahre 1888 zum ersten Nudistenprozess der Geschichte. Diefenbach wirkte auf Nachfolger wie Heinrich Pudor, Guntram Erich Pohl, Richard Ungewitter und Hugo Höppener-Fidus.

1891 veröffentlichte Heinrich Pudor eine Schrift mit dem Titel Nackende Menschen. Jauchzen der Zukunft, in der er Nacktheit als Gegenmittel gegen die angebliche Degeneration der Menschen als Folge der Zivilisation preist. „Pudors Kombination aus Gesundheitsratschlägen, Kleiderreform, Vegetarismus, Antimodernismus und Antisemitismus fand in den folgenden Jahren zahlreiche Nachahmer.“ Auch der FKK-Aktivist Richard Ungewitter vertrat völkisch-antisemitisches Gedankengut. Er gründete 1910 die Loge für aufsteigendes Leben und warb für „strenge Leibeszucht“ und „nackte Gattenwahl“ mit dem Ziel, gesunde und „rassereine“ Nachkommen zu zeugen. Zitat: „Würde jedes deutsche Weib öfter einen nackten germanischen Mann sehen, so würden nicht so viele exotischen fremden Rassen nachlaufen. Aus Gründen der gesunden Zuchtwahl fordere ich deshalb die Nacktkultur, damit Starke und Gesunde sich paaren, Schwächlinge aber nicht zur Vermehrung kommen.“

Von Pornografie und freier Sexualität distanzierten sich die führenden Vertreter der Freikörperkultur entschieden. „Bis in die 20er Jahre hinein gab es eine breite Bewegung in der FKK-Kultur, die sehr viel stärker auf Disziplinierung, Körperkontrolle, Selbstkontrolle abzielte, (...) Werte, die durchaus kompatibel waren mit der NS-Ideologie", so der Historiker Hans Bergemann. Die bürgerlichen FKK-Vertreter kritisierten zwar heftig die allgemeine Prüderie, vertraten jedoch selbst keine liberalen Ansichten, sondern definierten den Begriff der „Unmoral“ um. Für sie war der bekleidete Mensch unmoralisch. Hans Bergemann: „Sie haben einfach gesagt: es ist die Kleidung, die den Körper sexualisiert und erst das schwüle Begehren schafft, und dem gegenüber müsste man sich nackt ausziehen, das würde dann das sexuelle Begehren mindern bzw. man könnte es besser kontrollieren.“ So heißt es in einer FKK-Publikation: „Und endlich muss an dieser Stelle auch die moderne Badehose erwähnt werden, dieses unanständigste Kleidungsstück, das sich denken lässt, weil sie den Blick mit Gewalt auf diese gewisse Stelle lenkt und mit Fingern auf sie zeigt (...)“.

Die Anhänger der FKK-Bewegung gehörten jedoch verschiedenen ideologischen Richtungen an, auch wenn die bekanntesten Publizisten völkisch-national waren. Gefördert wurde die Nacktkultur durch die Wandervogel-Bewegung, die damit sportliche Aktivitäten verband.

Der Gymnastiklehrer Adolf Koch gehörte politisch dem Lager des Sozialismus an und verfolgte sozialreformerische Ziele innerhalb der Arbeiterschaft. Er bemühte sich auch um Sexualaufklärung, körperliche Kräftigung und medizinische Beratung. Koch gründete so genannte „Körperschulen“, die in den 1920er Jahren deutlich mehr Anhänger hatten als die bürgerlichen FKK-Gruppen. 1932 gab es im Deutschen Reich rund 100.000 organisierte FKK-Anhänger, davon etwa 70.000 in den Körperschulen.

Die konservativen FKK-Gruppen gründeten 1923 die Arbeitsgemeinschaft der Bünde deutscher Lichtkämpfer, die sich ab 1926 Reichsverband für Freikörperkultur (RFH) nannte. Die sozialistischen Gruppen bildeten den Bund für sozialistische Lebensgestaltung und Freikörperkultur. Im März 1933 wurde ein Erlass zur Bekämpfung der „Nacktkulturbewegung“ herausgegeben. Nachdem sich der RFH zum NS-Staat bekannt hatte, folgte die Gleichschaltung und die Umbenennung in Kampfring für völkische Freikörperkultur.

Ernährungsreform

Ein weiterer Teilbereich der Lebensreform war die Ernährungsreform, die in engem Zusammenhang mit Ideen der Naturheilkunde entstand. Der moderne Vegetarismus in Deutschland kann als spezielle Variante dieser Bewegung angesehen werden. Die Reformer lehnten die Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten im 19. Jahrhundert ab, die in Zusammenhang standen mit der Modernisierung der Lebensmittelindustrie, sinkenden Preise für einige Produkte wie Zucker und Weißmehl sowie der Einführung von Konserven und ersten Fertigprodukten wie Fleischextrakt und Brühwürfeln. Die führenden Vertreter von Ernährungsreformen waren Mediziner, die die moderne „Zivilisationskost“ als Hauptursache für viele Krankheiten ansahen. Nur möglichst naturbelassene Lebensmittel seien wirklich gesund, so ihre These. Es gab keine einheitliche Theorie zur Ernährung, gemeinsam war den Ernährungskonzepten der Reformer aber der weitgehende Verzicht auf Fleisch, die Bevorzugung von Rohkost und Vollkornprodukten und die Ablehnung von Genussmitteln wie Tabak, Kaffee, Alkohol, aber auch von Zucker und starken Gewürzen.

Die Ansichten der Ernährungsreformer standen im Widerspruch zu den Theorien der Ernährungswissenschaft des späten 19. Jahrhunderts, die tierisches Protein als wichtigsten Energielieferanten der menschlichen Ernährung ansahen. Die Bedeutung der Vitamine war noch unbekannt.

Theodor Hahn schrieb 1857/58 sein Buch Die naturgemäße Diät und etwas später das Praktische Handbuch der naturgemäßen Heilweise, in dem er Vollkornprodukte, Milch, rohes Gemüse und rohes Obst als optimale Lebensmittel bezeichnete. Gustav Schlickeysen bezeichnete den Menschen als Fruchtfresser und lehnte sowohl gekochte als auch tierische Kost völlig ab. Dieser Theorie folgen heute die Frutarier. Bekannter ist Maximilian Oskar Bircher-Benner, der nicht nur das Müsli erfand, sondern eine eigene Ernährungslehre entwickelte, die Sonnenlichtnahrung. Die Gedanken der Ernährungsreform wurden vor allem in Kurkliniken aufgegriffen und verbreitet. Eine Reihe heute bekannter Ernährungslehren, die als „Alternative Ernährung“ bezeichnet werden, hat ihren Ursprung in dieser Bewegung.

Auf die Arbeiten der Ernährungsreformer griff auch Werner Kollath zurück, der 1942 sein Hauptwerk Die Ordnung unserer Nahrung veröffentlichte. Darin bezeichnete er die „Zivilisationskost“ als minderwertige „Halbnahrung“, während unverarbeitete Produkte „vollwertig“ seien. Sein Ernährungskonzept nannte er Vollwertkost.

Der Vegetarismus entwickelte sich zu einer eigenständigen Bewegung, die sich auch vereinsmäßig organisierte. Ein wichtiger Vertreter war Gustav Struve, dessen Buch Pflanzenkost. Die Grundlage einer neuen Weltanschauung 1869 erschien. Der Pfarrer Eduard Baltzer hatte 1867 in Nordhausen den ersten Verein für naturgemäße Lebensweise gegründet, der sich in der Folgezeit vor allem der Ernährung widmete. 1892 entstand der Deutscher Vegetarierbund mit Sitz in Leipzig. 1912 gab es 25 deutsche Vegetariervereine mit rund 5000 Mitgliedern.

Die in Deutschland und Österreich heute noch im Lebensmittelhandel aktiven Reformhäuser gehen auf die Lebensreformbewegung zurück.

Landkommunen

Als Folge von Industrialisierung und Urbanisierung kam es vor allem innerhalb des Bildungsbürgertums zu einer „agrarromantischen Großstadtfeindlichkeit“ und zu einer regelrechten Flucht aufs Land unter dem Motto „Zurück zur Natur“. Einige begnügten sich mit der Anlage von Schrebergärten oder zogen in neu entstehende Gartenstädte, andere gründeten mit Gleichgesinnten Kommunen auf dem Land mit dem Anspruch, benötigte Lebensmittel weitgehend selbst zu erzeugen. Der marxistische Autor Ulrich Linse schreibt: „Es war eine anti-urbanistische Revolte der städtischen, progressiv ausgerichteten Intelligenz, es war Landkult und Agrarutopismus der Großstadtliteraten“. Linse bezeichnet diese Strömung als Form des Eskapismus. Innerhalb der entstehenden Kommunen waren um 1900 die Ideen der Lebensreform zu gesunder Lebensweise und Ernährung dominierend, daneben spielten auch der Gedanke der Genossenschaften und Ideen zur Bodenreform eine Rolle.

Er unterteilt die Landkommunen nach der jeweils vorherrschenden Weltanschauung in sozialreformerische, völkische, anarcho-religiöse und evangelikale. Als völkisch ist z. B. die Siedlung Heimland in Nordbrandenburg anzusehen, die aber bald wieder einging. Als sozialreformerisch und anarcho-religiös die Siedlung Monte Verità bei Ascona. Ein Beispiel für eine reine Frauensiedlung war das Projekt Schwarzerden bei Darmstadt, das eher der Frauenbewegung zuzurechnen ist als der Lebensreform. Die zeitweilige Popularität der Siedlungsidee führt Linse vor allem auf politische und wirtschaftliche Krisen des Deutschen Reiches um 1900 und dann erneut nach dem Ersten Weltkrieg zurück.

Vorbild vieler Landkommunen wurde die Vegetarische Obstbausiedlung Eden, die 1893 von 18 Anhängern der Lebensreform in der Nähe von Oranienburg gegründet wurde. Das Siedlungsgelände wurde in so genannte Heimstätten aufgeteilt und in Erbpacht zunächst ausschließlich an Vegetarier vergeben. Aus finanziellen Gründen wurden ab 1901 jedoch auch Nicht-Vegetarier aufgenommen und der Name in Gemeinnützige Obstbausiedlung geändert. Die Tierschlachtung und der Verkauf von Fleisch blieb innerhalb von Eden jedoch verboten. Jede Heimstätte wirtschaftete für sich, darüber hinaus gab es den genossenschaftlichen Obstbau als Erwerbsquelle. 1894 hatte Eden 92 Mitglieder, 22 Heimstätten waren verpachtet, 1895 waren es 45. Nach einem starken Mitgliederschwund um 1900 stieg die Zahl wieder an. 1930 gab es 230 Siedlungshäuser und rund 850 Bewohner. Die Produkte wurden an Reformhäuser und Naturheilanstalten verkauft. 1933 wurde das schon länger völkisch orientierte  Eden von den N. gleichgeschaltet, bestand aber weiterhin. Auch in der DDR wurde unter der Marke Eden weiterhin produziert. Die Genossenschaft besteht auch heute noch und ist in verschiedenen Geschäftsbereichen aktiv.

Eine Sonderform der Landkommunen waren die Künstlerkolonien, zum Beispiel die Künstlerkolonie Worpswede um Paula Modersohn-Becker oder in Höllriegelskreuth und Wien um Karl Wilhelm Diefenbach. Besonders bekannt wurde der Monte Verità bei Ascona in der Schweiz, der im Jahr 1900 als lebensreformerisches Sanatorium gegründet wurde, weil sich hier zahlreiche Künstler für einige Zeit aufhielten.

Reformpädagogik

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Reformpädagogik, die sich gegen Lebensfremdheit und unterwerfenden Autoritarismus der vorherrschenden „Pauk- und Drillschule“ wandte. Reformpädagogen wollten über eine veränderte Bildungstheorie und Lerntheorie zu einer veränderten Didaktik gelangen, die in einem handlungsorientierten Unterricht vor allem die Selbsttätigkeit der Schüler in den Mittelpunkt stellt.

Bekannte Lebensreformer

Friedrich Eduard Bilz

Maximilian Bircher-Benner

Wilhelm Bölsche

Otto Buchinger

Karl Buschhüter

Carl Buttenstedt

Adolf Damaschke

Karl Wilhelm Diefenbach

Fidus (Hugo Höppener)

Anna Fischer-Dückelmann, Autorin von Die Frau als Hausärztin

Gustav Gräser

Gustav Jäger

Sebastian Kneipp

Heinrich Lahmann

Robert Laurer

Gustav Lilienthal

Arnold Rikli

Paul Schirrmeister

Karl Schmidt-Hellerau

Moritz Schreber

Johannes Ude

Bruno Wille

Hans Paasche

(Aus wikipedia).

 

Die Freikörperkultur (FKK) (auch: Nacktkultur, Naturismus, Nudismus) bezeichnet die gemeinschaftliche Nacktheit, meistens in der Natur. Anliegen dabei ist die Freude am Erlebnis der Natur oder auch am Nacktsein selbst, ohne direkten Bezug zur Sexualität. Die Anhänger dieser Kultur heißen traditionell Naturisten, FKKler oder Nudisten (lat. nudus „nackt“). Seit der weitgehenden Enttabuisierung der öffentlichen Nacktheit – in der Bundesrepublik Deutschland ungefähr seit den 1980er Jahren – wird auf einen besonderen Begriff für nackte Menschen zunehmend verzichtet. Trotzdem bestehen etliche Anhänger der 'Freikörperkultur'-Bewegung auf einer deutlichen Trennung vom Begriff 'Nudisten' (sie akzeptieren nur die genannten Begriffe 'FKK'ler' oder Naturisten), weil sie der Meinung sind, 'Nudisten' legten den Schwerpunkt der Bedeutung des Nackt-Seins auf eine 'Zur-Schau-Stellung' des nackten Körpers, etwas, das die Anhänger der FKK-Bewegung definitiv nicht tun - für sie ist es vornehmlich eine gesunde Lebensform.

Geschichte

Anfänge im 18. Jahrhundert

In weiten Teilen Mitteleuropas badeten die Menschen bis ins 18. Jahrhundert hinein in Flüssen und Seen nackt, wenn auch oft nach Geschlechtern getrennt. Erst im späten 18. Jahrhundert begann hier die wirksame Tabuisierung der öffentlichen Nacktheit, die im dünner besiedelten Skandinavien nie durchgesetzt wurde. Parallel dazu propagierte und praktizierte Lord Monboddo (1714–1779) bereits im 18. Jahrhundert das Nacktbaden als Wiedererwachen der altgriechischen Nacktkultur. Es fand literarische Erwähnung in Georg Christoph Lichtenbergs (1742–1799) Buch Das Luftbad.

„Nacktkultur“ und Lebensreform-Bewegung bis zum Ersten Weltkrieg

Im Jahre 1898 entstand in Essen der erste FKK-Verein. Um 1900 kam das schwedisch baden im Raum Berlin und an Nord- und Ostsee immer mehr auf. Wenige Jahre zuvor war vielerorts ein gemeinsames Baden in der Öffentlichkeit – selbst in zeitgemäß umfänglicher Badebekleidung – offiziell verboten oder galt als unmoralisch. Ebenfalls um 1900 begann die naturistische Bewegung in Frankreich.

Hinter der Freikörperkulturbewegung stand – jedenfalls in Deutschland – eine Lebenseinstellung, nach welcher der nackte Körper kein Grund für Schamgefühle ist. Die Nacktheit der FKK sollte nicht das Bedürfnis nach Sexualität ansprechen. In diesem Sinne gehört die Nacktheit unter der Dusche oder in der Sauna auch nicht zur Freikörperkultur, da sie hier praktisch notwendig ist. Sie setzte hier auch früher schon keinen besonderen Gruppenkonsens voraus und erforderte deswegen keine reservierten Zonen, wie etwa abgetrennte Strände oder Vereinsgelände.

Noch lange Zeit nach der politischen Liberalisierung versuchten konservative Kreise das besonders unter urbanen Intellektuellen zunehmend populäre Nacktbaden als Sittenverfall zu bekämpfen. Als Gegenbewegung dazu formierten sich vor allem in Preußen, das traditionell toleranter war als andere Länder des Deutschen Reiches, lebensreformerische und naturistische Nacktkultur(FKK)-Vereinigungen, von denen es bereits 1913 über 50 gab. Der hohe ideologische Anspruch dieser Vereine zeigt sich in Namen wie „Die neue Zeit“ u. Ä..

Die meisten der frühen Protagonisten der FKK standen politisch eher links, einige auch rechts. Man wollte – pointiert formuliert – mit der Nacktheit entweder die Gleichheit aller Menschen erreichen oder aber die Rückkehr zu den abgehärteten, nackten Germanen, von denen der römische Schriftsteller Tacitus in seiner Germania berichtet. Wirklich ideologiefreie FKK-Vereine, die das Nacktsein einfach als die angenehmere und intensivere Art des Naturerlebnisses betrachtet hätten, gab es zu dieser Zeit kaum.

Der Naturismus in der Weimarer Republik und dem DR

Nachdem im Jahre 1920 in Deutschland der erste offizielle Nacktbade-Strand auf Sylt entstand, wurde das Nacktbaden außerhalb geschlossener Vereinsgelände ab 1931 wieder generell verboten und die FKK-Vereine nach der M. H.s 1933 entweder aufgelöst oder als Sportverbände in n. Organisationen, wie dem Bund für Leibeszucht, integriert. Am Ende der Weimarer Republik haben die FKK-Vereine ca. 100.000 Mitglieder.

Generell machte der Naturismus in den 1930er Jahren jedoch Fortschritte: Es entstand das "Lichtschulheim Lüneburger Land" (LLL) in Glüsingen (Lüneburger Heide). Die erste Doktorarbeit über die FKK-Bewegung wurde geschrieben (von Amalie Lichtenberger). Am 5. Mai 1931 wurde in Leipzig das erste öffentliche FKK-Schwimmfest durchgeführt, Anfang August 1939 fanden in Thielle (Schweiz) die 1. Naturistischen „Olympischen Spiele“ statt, und in Elysian Fields (Kalifornien) wurde die erste beurkundete Naturisten-Hochzeit gefeiert. – In Deutschland wurde das Verbot des Nacktbadens per Reichsverordnung vom 10. Juli 1942 gelockert, indem das Nacktbaden abseits von Unbeteiligten gestattet wurde. Es gab im DR jedoch auch eine “r. Nacktkultur”, deren bekanntester Vertreter Hans S. war und die die n. Körperideale verherrlichte.

Der Naturismus in der DDR

In der DDR war das Nacktbaden an offenen Badeseen und Gewässern (beispielsweise der Ostsee) seit den 1970er Jahren altersunabhängig weit verbreitet. An Gewässern, an denen das Baden offiziell gar nicht erlaubt war (Kiesgruben u. Ä.), wurde vielfach nackt gebadet, an offiziellen Badeseen gab es häufig FKK-Bereiche. An der Ostsee gab es in weiten Teilen keine strikte Trennung in FKK- und Textilstrand, so dass Nacktbader und bekleidete Badegäste oftmals zusammen am Strand waren. In der DDR herschte, zumindest ab den 1970er Jahren, eine weitaus größere Tolleranz gegenüber öffentlicher Nacktheit vor als in der Bundesrepublik. Nacktbaden war in vielen Gegenden Normalität, Badebekleidung eher die Ausnahme.

Der Beginn des Naturismus in der DDR lag in den frühen 1950er Jahren in Ahrenshoop. In dem Badeort an der Ostsee entstanden Bereiche, in denen Künstler und Intellektuelle erstmals das Nacktbaden einführten. Die Region war ein Badeort der gesellschaftlichen Avantgarde der DDR, ein Urlaubsort für zahlreiche Schriftsteller, Schauspieler und Politiker. Es kam in den folgenden Jahren zu Konflikten zwischen bekleideten und unbekleideten Badegästen, bis die Stadtverwaltung Ahrenshoop im Mai 1954 das Nacktbaden verbot. Aus dieser Zeit stammt auch die später bekanntgewordene Begebenheit, wonach der damalige Kultusminister und Präsident des Kulturbundes der DDR, Johannes R. Becher eine nacktbadende Frau mit den Worten: „Schämen Sie sich nicht, Sie alte Sau?“ anschrie. Es handelte sich dabei um die berühmte Schriftstellerin Anna Seghers, die er jedoch nicht erkannte. Die Begebenheit wurde öffentlich, als Segers die Laudatio Bechers bei der späteren Verleihung des Nationalpreises unterbrach und zu diesem meinte: „Für Dich, Hans, immer noch alte Sau“.

Mit dem Verbot des Nacktbadens regte sich bald Unmut innerhalb der FKK-Anhängerschaft, die auf eine erneute Legalisierung des Nacktbadens dängten. Unter anderem setzten sich Rudolf Bernstein, Chef des Progress Film-Verleih sowie Werner Otto, Dramaturg an der Komischen Oper Berlin für das Nacktbaden ein. Das Nacktbaden wurde daraufhin in Ahrenshoop wieder erlaubt, blieb jedoch auf diese Region beschränkt. In anderen Teilen des Landes ging die Staatsführung weiterhin gegen Nacktbader vor. Zum Teil kam es zu eskalierenden Konflikten, wobei (vermeintlich) feindselige, bekleidete Badegäste zwangsentkleidet oder an Bäume gefesselt und beschimpft wurden. Auch kam es zu wilden und ausschreitenden Strandfesten, die sich zunehmend verbreiteten. Als Der Spiegel im September 1954 über die ostdeutsche Nudistenszene berichtete, sah die Staatsführung ihren internationalen Ruf gefährdet und verhängte ein vollständiges Nacktbadeverbot an der gesamten Ostseeküste. Auf diesen Entscheid regte sich nunmehr noch größerer Widerstand, zahlreiche Einschreiben, Protestbriefe und öffentliche Aufrufe folgten, bis die DDR-Führung das Verbot 1956 wieder zurücknahm. Es folgte die „Anordnung zur Regelung des Freibadwesens“, wonach „(...)ein Baden ohne Schwimmbekleidung an Orten, zu denen jedermann Zutritt hat, dann gestattet sei, wenn diese Orte als ausdrücklich dafür von den zuständigen örtlichen Räten freigegeben und entsprechend gekennzeichnet sind.“ Das öffentliche Nackbaden hatte nun in dafür ausgewiesenen Zonen volle Legalität und entwickelte sich spätestens mit der zunehmenden Liberalisierung der Gesellschaft ab den 1970er Jahren zur Massenbewegung.

Nachkriegszeit bis 1980

Im Jahr 1953 wurde unter dem Einfluss der Jugendbewegung die fkk-jugend gegründet. Ihr ursprünglicher, vollständiger Name „fkk-jugend – Bund der Lichtscharen“ zeigt die fortdauernde ideologische Orientierung der deutschen FKK-Bewegung in den 1950er Jahren. Allerdings nahm die Tabuisierung des Nacktseins ab, nachdem um 1950 die ersten FKK-Urlaubsanlagen entstanden (1949/50 Centre-Hélio-Marin in Montalivet-les-Bains, Südfrankreich).

Ab Mitte der 1960er Jahre kam es zu einem starken Aufschwung des Naturismus, die Mitgliederzahlen der Vereine nahmen sprunghaft zu. Besondere Popularität erlangte durch ausgiebige Berichterstattung in den Medien der Nacktbadestrand bei Kampen auf Sylt; die FKK-Strände und -Anlagen in Jugoslawien (heute Kroatien), Frankreich und an der Ostseeküste wurden zu beliebten Urlaubszielen. Der Aufschwung der FKK-Bewegung ging zeitlich mit der gesellschaftlichen Liberalisierung der 68er-Bewegung einher. Seit Ende der 1960er Jahre ist die Nacktheit ein selbstverständliches Ausdrucksmittel etwa des Theaters und der Aktionskunst. Diese kulturelle Entwicklung kann als Teil der FKK-Bewegung bezeichnet werden.

Entwicklung seit etwa 1980

Ab dem Jahr 1979/80 sorgten die „Nackerten“ vom Englischen Garten in München für Aufsehen. Immer öfter nutzten in den Sommermonaten Münchner aller Altersgruppen den zentral gelegenen Ort, um nackt zu sonnen oder im Eisbach zu schwimmen. Nach kurzen und eher halbherzigen Versuchen der Münchner Stadtverwaltung und Polizei, den spontanen Naturismus zu unterbinden, wurde das Nacktbaden in zwei recht großen Bereichen des Englischen Gartens offiziell erlaubt. Der Englische Garten wurde damit zum weltweit ersten frei zugänglichen (und auch nicht durch Sichtschutz abgegrenzten) innerstädtischen Nacktbadegebiet. Es folgten ähnliche Bereiche an Berliner Seen (Badewiese Halensee) und eine starke Zunahme inoffizieller, aber geduldeter Nacktbademöglichkeiten an Seen, Stränden und Flüssen. Auch die spontane Nacktheit etwa auf Rockkonzerten und Festivals (Roskilde, Burning Man, Nambassa u. a.) nahm zu. Zur gleichen Zeit nahm auch in der DDR das Nacktbaden weiter zu und fand teilweise allgemeine Verbreitung. Mehrere Reiseanbieter gingen dazu über, ihre FKK-Angebote nicht mehr separat zu präsentieren, sondern sie in ihre allgemeinen Kataloge zu integrieren; ähnlich verfuhren die Verleger von Campingführern.

Parallel mit dieser weitgehenden Enttabuisierung wurde es für FKK-Vereine immer schwieriger, Mitglieder zu werben. Die Möglichkeit zur gemeinschaftlichen Nacktheit reichte als einziger oder auch nur primärer Vereinszweck immer weniger aus. Die Zahl der FKK-Vereinsmitglieder sank von etwa 150.000 Anfang der siebziger Jahre auf etwa 60.000 Ende der neunziger.

Gegenwart

Die organisierte FKK-Kultur im Verein hat ist in den letzten Jahren zurückgegangen, wobei auch der Nachwuchs ausbleibt. Ein Grund mag darin liegen, dass insgesamt die Anzahl der nackt Badenden stark zugenommen hat und inzwischen normal ist. Die generelle Akzeptanz von Nacktheit in der Öffentlichkeit ist mittlerweile hoch, so dass es keine klare Gegnerschaft mehr gibt. Die Zahl von FKK-Urlaubern in der Bundesrepublik Deutschland wird auf etwa 800.000 geschätzt.

In neuester Zeit gibt es seitens kleiner Gruppen von „Gymnophilen“ Bestrebungen, die Zulässigkeit des Nacktseins auf den gesamten öffentlichen Raum auszudehnen. Die Reaktion von Öffentlichkeit und Justiz ist uneinheitlich. Während durch Gerichtsurteile die Nacktheit an Stränden faktisch legalisiert ist, und Aktivitäten wie Nacktwandern oder Nacktreiten in gemischten Gruppen und ländlicher Umgebung kaum auf Widerstände stoßen, wurden nackte Radtouren in letzter Zeit (bis 2006) wiederholt gerichtlich untersagt. Je nach sozialer Situation sind auch Nacktjoggen, Nacktbalgen (ein Ringsport) oder Nacktgärtnern (außerhalb des privaten Gartens) nicht generell erlaubt. Im Jahr 2008 wurde in Wernigerode im Harz vom Harzer Verkehrsverband (HVV) ein spezieller Nacktwanderweg in Planung gegeben. Auf diesem soll nacktes Wandern ausdrücklich erlaubt sein.

Teilweise wird Nacktsein in der Öffentlichkeit auch als Protesthaltung bei Demonstrationen eingesetzt (etwa gegen Studiengebühren, gegen die Globalisierung oder für mehr Tierschutz). Jedoch ist hier ein ähnlicher Effekt wie im Theater erkennbar: Das Ausdrucksmittel verliert durch Alltäglichkeit an Kraft. Also muss wieder das Argument oder die schauspielerische Leistung überzeugen. Die Nacktheit ist nicht mehr dominantes, sondern nur noch beiläufiges oder ergänzendes Ausdrucksmittel, womit aber die naturistische Bewegung eines ihrer Ziele erreicht hätte. Siehe hierzu: Nacktheit als politisches Signal.

Begriff

Die Bezeichnung Freikörperkultur ist erweitert aus Körperkultur, worunter Anfang des 20. Jahrhunderts die Hinwendung zum Körperlichen durch Sport, Wandern und andere Freizeitgestaltung in der Natur verstanden wurde. Dies galt als Gegenbewegung zu einem als „muffig“ empfundenen Bürgertum und einer beengten, städtischen Lebens- und Wohnsituation mit wenig Luft und Licht. Diese Bewegung mit bequemer und gesunder Kleidung vollzog dann zum Teil den Schritt zur Nacktheit und wählte den Zusatz frei- zum Hauptbegriff Körperkultur. Der Begriff Freikörperkultur trat dann zunehmend an die Stelle des zunächst bevorzugten Begriffs „Nacktkultur“, der auf starke Tabuschranken stieß. Als Reflex des früheren Tabus sind noch heute Formulierungen verbreitet wie, „wir haben FKK gemacht“, statt „wir haben nackt gebadet“. Der Ausdruck FKK hat als Synonym für nackt auch sonst in viele Wortschöpfungen Eingang gefunden, zum Beispiel in FKK-Baden für Nacktbaden, FKK machen (oder … treiben) für Nacktsein generell.

Der Begriff Freikörperkultur umfasst im deutschsprachigen Raum heute zwei Ausprägungen. Neben dem Nudismus, der unabhängig von weiteren positiven Zielen die Lebensgestaltung ohne Kleidung bevorzugt, steht der Naturismus. Der Begriff Nudisten wird zuweilen abwertend gebraucht und ihr Nacktsein in die Nähe von Exhibitionismus gerückt. Im Unterschied dazu ist der Naturismus ein Lebensstil, der weitere Ziele miteinschließt, etwa eine Kultur der gegenseitigen Rücksichtnahme und Solidarität und ökologisches Engagement. In diesem Sinne steht der Naturismus durchaus in der Tradition der Lebensreform, auch wenn ihm dessen asketische Tendenz (Verzicht auf Alkohol und Nikotin, Vegetarismus usw.) meist abgeht. Der teilweise Missbrauch des Begriffs „FKK“ zu pornografischen Zwecken – nicht zuletzt im Internet – hat dazu geführt, dass der Begriff des Naturismus auch in Deutschland den Begriff „FKK“ zunehmend ersetzt.

Außerhalb des deutschen Sprachraums gibt es den Begriff Freikörperkultur nicht, dort werden in der jeweiligen Übersetzung meistens die Begriffe Naturismus oder (weniger häufig) Nudismus verwendet. In vielen Ländern Europas ist auch das deutsche Fremdwort „FKK“ gebräuchlich.

Naturismus und Recht

In Deutschland wird öffentliche Nacktheit gelegentlich als Ordnungswidrigkeit mit Bußgeld belegt, während sie in skandinavischen Ländern und neuerdings auch Spanien an allen öffentlichen Orten implizit (durch ein fehlendes Verbot) oder sogar explizit erlaubt ist. Die in Freiburg im Breisgau ansässige Bürgerinitiative Wald-FKK und ähnliche Initiativen in Großbritannien treten für die Anerkennung der öffentlichen Nacktheit als Bürgerrecht ein.

Regionale Unterschiede

Neue Bundesländer

Nach der Wiedervereinigung wurde das Nacktbaden in den neuen Bundesländern nach vereinzelten Protesten von West-Touristen zurückgedrängt. Besonders an den Ostseestränden kam es in den 1990er Jahren zu Konflikten um das Nacktbaden, in deren Folge einige Kommunen die FKK-Strände wieder verkleinerten.

An einigen Binnenseen in Mecklenburg und anderen Regionen im Osten hat sich die ungezwungene Nacktheit trotzdem weitgehend erhalten. Auch an der Ostsee wurden die Gepflogenheiten zuletzt wieder etwas lockerer. Inzwischen ist es an vielen ehemals textilfreien Orten weitgehend akzeptiert, sowohl bekleidet als auch nackt zu sein. Ausnahme bilden ausgesprochene Textilstrände und von FKK-Vereinen betriebene Strandabschnitte und Seen.

Ausland

In vielen Kulturen der Welt wird Nacktheit in der Öffentlichkeit als anstößig betrachtet und ist - außer in bestimmten Zusammenhängen - verboten. Unter dieses Verbot kann auch schon die Entblößung des Oberkörpers bei Frauen fallen.

Naturismus als Wirtschaftsfaktor

In Deutschland wird der Markt für FKK-Ferien auf etwa 10 Millionen Urlauber jährlich geschätzt. Führende Reiseziele in diesem Segment sind derzeit Frankreich und Kroatien. Allein in Frankreich gibt es über 100 naturistische Feriendörfer und Campingplätze, der jährliche Umsatz erreicht einen dreistelligen Millionenbetrag.

Bekannte FKK-Pioniere

Karl Wilhelm Diefenbach (1851–1913) – Maler und FKK-Vorkämpfer

A. Koch (1896–1970) – Arzt und Sozialist

Heinrich Pudor (1865–1943) – Früher Propagandist der Nacktkultur, völkisch-nationaler Publizist

Herbert Rittlinger (1909–1978) – Weltreisender und Schriftsteller, der u. a. in seinen Büchern die Verbindung von FKK und Kanusport schildert

Hans Surén (1885–1972) – Autor von FKK-Schriften, wegen seiner Nähe zur NS-Ideologie umstritten

Richard Ungewitter (1869–1958) – Buchautor und erster Organisator der FKK-Bewegung

geistiger Gesundheit im Sinne der Lebensreform, heute spielt diese Ideologie meist nur noch eine untergeordnete Rolle.

Selbstverständnis

Das Selbstverständnis des organisierten Naturismus ist:

„Sie [diese Lebensweise] kommt zum Ausdruck in der gemeinschaftlichen Nacktheit, verbunden mit Selbstachtung, sowie Respektierung der Andersdenkenden und der Umwelt. Gemeinschaftliche Nacktheit ist ein essentielles Kennzeichen des Naturismus, der die Naturelemente Sonne, Luft und Wasser völlig auswertet. Der Naturismus stellt das physische und psychische Gleichgewicht wieder her, indem er Erholung in einer natürlichen Umgebung bringt, durch Bewegung und Respekt für die Grundprinzipien von Gesundheits- und Ernährungslehre. Der Naturismus fördert viele Aktivitäten, die die Kreativität entwickeln. Völlige Nacktheit ist der geeignetste ‚Anzug‘, um eine Rückkehr zur Natur zu verwirklichen und ist mit Sicherheit der sichtbarste Aspekt des Naturismus, auch wenn sie nicht der einzige ist. Sie hat eine ausgleichende Wirkung auf Menschen, indem sie sie von Spannungen befreit, die durch Tabus und Provokationen der heutigen Gesellschaft verursacht sind, und den Weg zu einer einfacheren, gesunderen und menschlicheren Lebensweise zeigt.“ (Definition der Internationale Naturisten Föderation (INF-FNI) vom Weltkongress Cap d’Agde, 1974)

Der Blickwinkel ist also weiter gefasst als beim Nudismus, wo es im Wesentlichen nur um das Leben ohne Kleidung geht. Naturismus und Nudismus kann man als zwei verschiedene Ausprägungen der Freikörperkultur verstehen, denen die Freude am Nacktsein gemeinsam ist.

Viele Naturisten meinen, man sollte mit allen fünf Sinnen das Leben spüren. Dabei spielen die Empfindungen der Haut (Tasten, Druck, Vibration, Schmerz, Haarberührung, Wärme, Kälte) eine besondere Rolle.

Weitere Komponenten der naturistischen Lebensweise sind:

Nacktsport an der freien Luft,

Nacktwandern, wann immer das möglich ist, ohne andere Menschen zu stören,

Barfußlaufen in der Natur,

Toleranz und Rücksichtnahme auf die Eigenheiten und Überzeugungen anderer,

musische und kreative Freizeitgestaltung,

naturnahe Ernährung,

Umweltschutz und Rücksichtnahme auf die Natur.

Die Achtung vor dem anderen Geschlecht wird groß geschrieben, ebenso die Familienbezogenheit. Auch unter Naturisten gilt die Konvention, dass öffentliche sexuelle Aktivität unerwünscht ist.

(Aus wikipedia).