Hintergrund zum Werk
Der Herzog von Berry - Ein Buchliebhaber ohne Beispiel
Der Herzog von Berry (1340-1416) galt schon im 14. Jahrhundert als Kunstmäzen und Bibliophile ohne Beispiel. Seiner Bibliothek, die mehr als 300 kostbare Handschriften zählte, war wertvoller als so mancher Fürstenstaat. Diese Sammlung erlangte der Duc de Berry einerseits durch Geschenke seiner Verwandtschaft - war er doch mit drei französischen Königen eng verwandt, nämlich Sohn, Bruder und Onkel. Damit gehörte er zweifelsohne zu dem Kreis der Reichen und Mächtigen. Er selbst verfügte aber auch über ein ungeheures Vermögen, war er doch Herzog eines der Kernländereien Frankreichs und wenig skrupellos, diese auch zu nutzen. Also war er auch auf dem damaligen Kunstmarkt tätig und kaufte die schönsten Stücke einfach auf. Berühmt wurde er jedoch durch seine fantastischen Aufträge, die er den besten und genialsten Buchmalern seiner Zeit auftrug, für ihn die atemberaubendsten Buchkunstwerke zu schaffen. Zu ihnen zählen etwa die Petites Heures, die Très Riches Heures und eben jene Belles Heures du Duc de Berry.
Die Brüder Limburg - Drei geniale Buchmaler
Für die Belles Heures konnte keine Maler mit besseren Ruf verpflichten als die Brüder Limburg. Paul, Herman und Jean Limburg waren mit Sicherheit die begabtesten Buchmaler ihrer Zeit. Im Handwerkerviertel von Nimwegen, der Hauptstadt des kleinen Herzogtums Geldern an der Maas wuchsen die drei Brüder in Mitten von Kunst und Begabung auf. Nach einer erfolgreichen Goldschmiedlehre kamen die Brüder an den Hof des Herzogs von Burgund. Diesen hatte sein Bruder, der Herzog von Berry mit seiner Leidenschaft für Bücher angesteckt. Als jener aber 1404 verstarb ernannte Jean Duc de Berry die berühmten Künstlerbrüder zu seine Hofmaler und verantwortete ihnen die Illuminierung der Belles Heures.
Sagenhafte 172 Miniaturen in einer Handschrift
Die Belles Heures sind in die Kunstgeschichte eingegangen als eines der schönsten, reichsten und faszinierendsten Stundenbücher der Geschichte. Sagenhafte 172 Miniaturen schmücken die Handschrift. Nicht nur die schiere Zahl verschlägt einem den Atem, auch die Qualität, die Farben, die Pracht suchen selbst in der unglaublichen Bibliothek des Herzogs seinesgleichen. Jede Miniaturenseite und jede Textseite ist mit goldenen Rankenwerk mit bis zu 500 goldglänzenden Efeublättern geziert. Somit glänzt und leuchtet das Stundenbuch, wo immer man es aufschlagen mag. Dazu kommen verspielte Ausschmückungen etwa vor dem Marienoffizium oder dem Totenoffizium, traditionell dem Kernstück der Stundenbücher. Und als ob diese Pracht noch nicht reichte, die Bücherliebe und den Reichtum seines Auftraggebers zu dokumentieren, finden sich in der gesamten Handschrift unzählige Zierinitialen in den herzoglichen Wappenfarben Rot, Blau und Gold. Dieses Gold ist einmal ruhiges Muschelgold, einmal strahlendes Blattgold - eine besondere Herausforderung der Künstler und der Faksimilierung. Nur wo künstlerisches Können und Kreativität auf ein solches Mäzenentum stießen, konnte ein solcher Schatz der Menschheit entstehen.
Die Belles Heures als Handschrift der Künstler - und des Auftraggebers
Die Arbeit war den Brüdern Limburg so gut gelungen, dass der Herzog nach fünf weiteren Bilderzyklen für die Belles Heures verlangte. Einen so großen Bibliophilen und Kunstkenner nicht nur zufriedenzustellen, sondern gar zu begeistern, gelang nicht vielen. Erreicht scheinen dies die Brüder zu haben, indem sie enorme künstlerische Freiheit bei der Gestaltung der Handschrift und der Miniaturen verlangten, die Ihnen der Duc de Berry auch zugestand. Aber natürlich äußerte auch der Geldgeber seine Wünsche: so wird der Herzog als Studiosus und Gelehrter dargestellt - die Wissenschaft schafft es auf die Bühne der Welt! In gleich vier Miniaturen ist Johannes der Täufer zu sehen - der Namensheilige des Jean Duc de Berry. Bei aller Meisterschaft, Klarheit und Farbenpracht ist jedoch die Symbolsprache gerade in diesem Zyklus von der modernen Welt noch nicht enträtselt worden. So gesellen sich zur Pracht und Kunst des Stundenbuches auch faszinierende Geheimnisse.
Die Faksimile-Ausgabe
Die Faksimile-Ausgabe der Belles Heures du Duc de Berry ist auf eine Auflage von nur 980 Exemplaren weltweit limitiert. Alle 448 Seiten der Handschrift im Format von 24 x 17 cm sind bis ins kleinste Detail dem Original nachempfunden. Dazu gehören die 172 leuchtenden Miniaturen der Brüder Limburg und das bezaubernde und filigrane Rankenwerk, sowie die unzähligen Zierinitialen. Gebunden ist dieser Buchschatz in exklusiven Saffianleder - eine Nachbildung des Einbandes aus dem 17. Jahrhunderts. Er ist aufwendig mit Gold- und Blindprägungen geschmückt. Auch der Rücken auf sieben echten Bünden und die Stehkanten sind reich mit Gold verziert. Zur Ausgabe gehört ein wissenschaftlicher Kommentar in zwei Bänden, der Sie mit modernen Erkenntnissen bekannt macht und Sie in das Frankreich zur Zeit des großen Buchliebhabers Jean Duc de Berry zurückversetzt.
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