eBay

Geschichte des Deutschen Animationsfilms

"Animations in der Nazizeit"

Hitlers persönliche Begeisterung für den Trickfilm ist nicht nur aus den Tagebucheintragungen von Joseph Goebbels bekannt. Beiden schwebte vor, ein deutsches Pendant zu Walt Disney zu chaffen. Die Förderung des deutschen Zeichenfilms erfolgte mit der Absicht, sein kommerzielles Potenzial auszuschöpfen und ihn darüber hinaus für die nationale Propaganda einzusetzen. Neben antisemitischen oder militaristischen Filmen entstanden jedoch hauptsächlich Komödien, die von den politischen Geschehnissen ablenken sollten. Außerhalb der staatlich subventionierten Animationsfilmproduktion, an der mit Hans Fischerkoesen oder Manfred Schmidt (Nick Knatterton) auch Filmemacher partizipierten, die im Nachkriegsdeutschland überaus erfolgreich waren, gab es wenige Beispiele abstrakter Avantgardefilme, in innerer Emigration entstanden, die bei den Nazis als "verfemte" Kunst galten.


Ein Ausschnitt aus der DVD

Der Fuchs ist los! Schon wird ein Hase gepackt und der Braten vorbereitet, da formieren sich die Tiere des Waldes, aufgefordert von einer kartenlegenden Eule, zum Gegenangriff. Gepanzerte Igel rollen an, waffenstarrende Wespen stürzen sich wie Stukas auf den Feind. Ein Huhn lockt ihn schließlich unter einen Felsbrocken, der im rechten Moment herunterfällt. Der Störenfried", so der Titel der zwölfminütigen Animation von 1940, ist nicht mehr.

Der Streifen stammt vom Maler, Grafiker und Filmemacher Hans Held (1914 - 1995) und findet sich auf der DVD 'Animation in der Nazizeit' der absolut MEDIEN GmbH. Dass die Nazis Zeichentrick mochten, weiß man spätestens seit der Tagebuchnotiz von Propagandaminister Joseph Goebbels vom 20. Dezember 1937: 'Ich schenke dem Führer 12 Micky-Maus-Filme zu Weihnachten! Er freut sich sehr darüber.' Man weiß auch, dass Goebbels & Co. dem Disney-Studio 1941 die Deutsche Zeichenfilm GmbH entgegensetzten, die aber schon 1944 wieder schloss. Einziges Produkt war 'Armer Hansi', fünfzehn Minuten lang und mit Elektronik-Klängen von Oskar Sala unterlegt. Ein Kanarienvogel rückt aus und kehrt nach Abenteuern mit monströsen Tierfiguren in den Käfig zurück. Erleichtert wird sein Schicksal durch eine dort wartende Kanariendame.

Private Studios schafften mehr. Der in Babelsberg und Holland arbeitende Hans Held zeichnete nach seinem Erstling vom Störenfried im realistischen Stil 'Die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen', sieben Minuten kurz, friedlicher und besser. Auch Werberoutinier Hans Fischerkoesen (1896 - 1973) schuf 1943/44 drei künstlerische Trickfilme. 'Das dumme Gänslein' liebt einen fiesen Fuchs und entrinnt nur knapp dem Tod, 'Der Schneemann' klettert in den Kühlschrank und im Sommer wieder hinaus und schmilzt auf der Wiese - vielleicht ein Kommentar zu Stalingrad. Einfach nur gut ist die 'Verwitterte Melodie': Eine Biene landet bei einem alten Plattenspieler mit Platte, setzt den Stachel in die Rille und saust los. Das Resultat: flotte Swing-Musik über Frühling und Liebe, weit weg von Krieg und Diktatur.


Anmerkung von der noch lebenden Witwe von Hans Held

"Während seiner Zeit bei der Bavaria ärgerte sich Hans immer wieder über die Einmischung Goebbels bei seinen Arbeiten. In dem Film "Einigkeit macht stark" liess er als kleine Rache den Hasen hinken als Parallele zu Goebbels Gehbehinderung. Ob die Öffentlichkeit diese Verbindung herstellte,  weiss ich nicht. Goebbels tat es, war wütend und bestellte Hans zu einem Gespräch. Mein Mann konnte Goebbels jedoch glaubhaft machen,  dass dies alles nur reiner Zufall war."

Gruß Erika Held