Hintergrund zum Werk
Das Perikopenbuch Heinrichs II. wurde vermutlich 1012, im Jahr der Vollendung des Bamberger Doms, dem Bistum übereignet. Schon das äußere Erscheinungsbild des Clm 4452 belegt den imperialen, auf beeindruckende Pracht orientierten Charakter dieser gewaltigen Handschrift: Ein für die Zeit ungewöhnlich großes Format von durchschnittlich 320 x 425 mm, das makellose, schönfarbig-helle Pergament, die breiten Ränder, vor allem aber der Buchschmuck zeigen, dass hier Außerordentliches angestrebt und erreicht wurde. Geschrieben und gemalt wurde das Perikopenbuch Heinrichs II. in der Benediktinerabtei auf der Insel Reichenau. Es zählt zu den Prachthandschriften der Reichenauer Liuthar-Gruppe mit einem jener umfangreichen, neutestamentlichen Bilderzyklen, die eine der großen Schöpfungen der ottonischen Kunst darstellen. Das Perikopenbuch ist die letzte Steigerung der Kunst der Reichenau. Die Tendenz zur Monumentalität spricht schon aus der Tatsache, dass Miniaturen zu einzelnen Hauptfesten nun eine Doppelseite füllen. Die Spiritualität, die Zeitlosigkeit christlicher Verkündung hat hier eine adäquate Bildsprache gefunden, in der alles auf das Wesentliche der Aussage konzentriert ist. Hinzu kommt die Bedeutung, die der Inhalt der Handschrift hat, bei dem es sich um ein Beispiel jener neuen Form des liturgischen Buches handelt, die als Ausgabe der Messperikopen mehr und mehr an die Stelle des Evangeliars trat. Besonderes Ansehen aber hat die Handschrift durch ihre Beziehung zu Heinrich II. gewonnen, der sie in Auftrag gab. Von besonderer Bedeutung war die von Heinrich II. betriebene Kirchenpolitik, in der er seine zielstrebige, nüchterne, diplomatisch berechnende, aber oft auch rücksichtslose Wesensart besonders deutlich wird. Einerseits stattete er die Kirche mit hohen Einkünften und unermesslichen Sach- und Grundwerten aus, brachte aber andererseits dieses Kirchengut völlig in seine Abhängigkeit. Er selbst galt als "Mönch auf dem Herrscherthron" und hegte zeitlebens Misstrauen gegen die Machtentfaltung der Herzöge des Reichs. Von größter Bedeutung für Heinrich war die Gründung des Bistums Bamberg, die er gegen den erbitterten Widerstand des Bischofs von Würzburg durchsetzen konnte. Heinrich bedachte seine Lieblingsstiftung mit gewaltigen Reichtümern: Juwelen von märchenhafter Pracht, Altargeräte von erlesenem Geschmack und nicht zuletzt großartige Handschriften wie das Perikopenbuch. Der Codex ist damit über seinen künstlerischen Wert hinaus ein sprechendes Zeugnis für die Persönlichkeit des Herrschers und sein besonderes Verhältnis zu Bamberg. Sein lebenslanges Engagement für Bamberg war mitbestimmend für seine spätere Heiligsprechung.
Die hier angebotene Faksimile-Edition
ist ein genaues und detailgetreues Abbild des Originals. Eine außerordentliche Dichte von bis zu 40.000 Farbpunkten pro Quadratzentimeter ist vom menschlichen Auge nur noch als geschlossene Fläche wahrzunehmen, so dass der Eindruck eines Originals entsteht. Neben den in allen Nuancen getreuen Farbwerten, die vom Verleger und von fachkundigen Mitarbeitern der Bayerischen Staatsbibliothek mit dem Original verglichen wurden, beruft die besondere Qualität dieser Faksimile-Edition auf der Technik der Vergoldung. Das Verfahren für die Faksimilierung des Perikopenbuchs folgt den Prinzipien der Handvergoldung, wie sie in den mittelalterlichen Mönchswerkstätten ausgeübt wurde: Die Goldschicht liegt wie im Original fühlbar erhaben der Fläche auf. Nur so und durch Verwendung von Gold der höchsten Reinheitsstufe (23 1/2 Karat) kann ein wirklich originalgetreues Ergebnis im Widerspiel von Farbe und Edelmetall erzielt werden. Der Einband aus grüner Seide - sie ist dem mittelalterlichen Material in Farbe und Struktur nachtgestaltet - trägt eine Kopie des großartigen Rückdeckels des Originaleinbandes (versilbert, vergoldet) und ist mit den dem Original entsprechenden Schließen ausgestattet.
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