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Generalmajor von Deimling.

(Berthold Deimling, seit 1905 Berthold von Deimling, preußischer General. Geboren am 21. März 1853 in Karlsruhe; gestorben am 3. Februar 1944 in Baden-Baden.)

 

Echte Fotografie in Neuanfertigung nach einer Originalaufnahme von 1905 (während seiner Zeit als Kommandeur der Schutztruppe in Südwestafrika).

 

Größe: 160 x 300 mm.

 

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Zusätzliche Informationen zum Artikel selbst:

 

Berthold Deimling, seit 1905 Berthold von Deimling (* 21. März 1853 in Karlsruhe; † 3. Februar 1944 in Baden-Baden) war ein preußischer General und späterer Pazifist.

Deimling war zeit seines Lebens eine umstrittene Persönlichkeit und erreichte durch spektakuläres Verhalten und Eigenmächtigkeiten eine höchst kontroverse Beurteilung. Er galt bis zum Ende des Weltkrieges als einer der Exponenten des „Säbelrasselns“. Die unmittelbar danach erfolgte Wende zum Pazifisten erschien den meisten seiner Zeitgenossen als nicht nachvollziehbar.

Werdegang

1871 Einjährig-Freiwilliger im Infanterie Regiment Nr.113 (5.Badisches) in Freiburg

1873 Sekondeleutnant

1875 Infanterie Regiment Nr.85 in Rendsburg

1879 Hochzeit mit Elisabeth von Otto

1880 Premierleutnant

1879-1882 Kriegsakademie in Berlin

1882 Infanterie Regiment Nr.85 in Rendsburg

1886 Großer Generalstab (Eisenbahn-Abteilung)

1888 Hauptmann

1891 Generalstabsoffizier der 1. Division (Königsberg)

1893 Major

1895 Generalstab des XVI. Armeekorps

1898 Bataillonskommandeur / Infanterieregiment 112 in Mühlhausen (Sundgau)

1900 Oberstleutnant und Versetzung in den Großen Generalstab (Chef Operationsabteilung II)

1903 Oberst und Kommandeur Infanterieregiment 112 in Mühlhausen

1904 Kommandeur des neu aufgestellten 2.Feldregiments für den Einsatz in Südwestafrika

1905 Stellvertreter des Oberbefehlshabers für die Südregion (Nama-Aufstand); Heimreise wegen angeblicher „Felddienstunfähigkeit“; Empfang beim Kaiser, Erhebung in den erblichen Adelsstand

1906 Kommandeur der Schutztruppe in Südwestafrika

1907 Abgabe des Kommandos nach Ende der Feindseligkeiten und Heimkehr der Interventionstruppen / Generalmajor / Kommandeur der. Infanterie-Brigade 58 in Mühlhausen

1910 Generalleutnant und Kommandeur 29. Infanterie-Division in Freiburg

1913 General der Infanterie und Kommandierender General des XV.Armeekorps in Straßburg

1914 Kriegseinsatz mit seinem Korps im südlichen Elsass, an der Aisne, vor Ypern in Flandern, vor Verdun,

1916 (03.09.) Pour le Merite für die Einnahme des Fort Vaux

1916 (Okt.) Einsatz an der Somme

1916 (19.11.) Versetzung als “Abschnittskommandeur der Armee-Abteilung B“ in die mittleren Vogesen,

1917 (22.05.) zur Disposition-Stellung (Verabschiedung) unter gleichzeitiger Ernennung zum Chef des Infanterieregiments 132 (1.Unterelsässisches)

Höhepunkte

Herero- und Nama-Aufstand

Oberst Deimling zeichnete sich ganz im Sinne des Kaisers und des Oberkommandierenden Generalleutnant v.Trotha durch unnachgiebige Härte sowohl gegen den indigenen Gegner als auch gegenüber den eigenen Soldaten aus, was ihn schnell die Ablehnung der „Alten Afrikaner“, der langjährigen Schutztruppenoffiziere einbrachte aber auch die Anerkennung „von Höchster Stelle“. Er verstand, selbst Misserfolge und Fehlleistungen in Erfolge umzudeuten. Nach Beendigung des Herero-Feldzuges wurde er als Stellvertreter des Oberkommandierenden mit der Niederschlagung des Nama-Aufstandes beauftragt. Trotz häufiger Siegesmeldungen musste er die Aussichtslosigkeit des Unternehmens erkennen und ließ sich wegen einer „verletzten Schulter“ nach Deutschland entlassen. Wegen seiner Verdienste wurde er vom Kaiser in den Adelsstand erhoben. Nach seiner Genesung löste er den in Ungnade gefallenen v. Trotha als Kommandeur der Schutztruppe in Südwestafrika ab mit der Weisung des Kaisers, den unpopulär gewordenen Krieg auf dem schnellsten Wege durch Verhandlungen und Zugeständnisse zu beenden.

Kolonialvorlage

Unmittelbar vor seiner Abreise als Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Südwest erregte er einen Eklat im Reichstag, als er als „Fachmann“ der Reichsregierung in der Haushaltsdebatte über die Kolonien auftrat und ausrief: „Solange ich die Ehre habe, das Kommando draußen zu führen, wird der Süden nicht aufgegeben […] es sei denn, dass Seine Majestät der Kaiser es befiehlt, der allein darüber zu bestimmen hat und sonst niemand.“ Die Parlamentarier quer durch alle Parteien reagierten daraufhin mit Empörung und die entsprechende Regierungsvorlage verfiel der allgemeinen Ablehnung.

Die Satirezeitschrift Kladderadatsch ergänzte seinen Redebeitrag mit den Versen:

Ich bin der Herr von Deimling
und Oberst noch zur Zeit.
Ich bin kein Haferschleimling,
Ich bin von Mark und Schneid.
Ich fuchtle mit dem Säbel
Am Bundesratestisch
Und hack’ aus Spahn und Bebel
Mir ein Ragoutgemisch

Zabernaffäre

Deimlings Ernennung 1913 zum Kommandierenden General in Straßburg, dessen Wirkungsbereich fast das gesamte Elsass umfasste, wurde aufgrund seines bisherigen öffentlichen Auftretens als Verantwortlicher in Mühlhausen und Freiburg sowie der Drohung des Kaisers gegenüber dem Straßburger Oberbürgermeister, die erst zwei Jahre alte Verfassung in „Scherben zu schlagen“ und zur Diktatur zurückzukehren, durchaus nicht als Befriedung des gespannten Verhältnisses zwischen Militär und Zivilbevölkerung in Elsass-Lothringen aufgenommen. Im Gegenteil nutzte Deimling jede Gelegenheit, um das beanspruchte Primat des Militärs auch gegenüber dem Statthalter (Oberpräsident) für Elsass-Lothringen Karl Graf von Wedel zu betonen. Nur in diesem politischen Klima konnte die Hybris eines zwanzigjährigen Leutnants zu einer ernsten Staatskrise, der Zabernaffäre wachsen, zumal der Kommandierende General nicht nur nichts tat, um die Wogen zu glätten sondern im Gegenteil allen nachgeordneten Beteiligten den “Schutz des Kaisers“ angedeihen ließ und den schon um seine Beurlaubung bittenden Regimentskommandeur diese verweigerte und zu unnachsichtigem Durchgreifen aufforderte. Das Telegramm des Kronprinzen an Deimling und Reuter, den Regimentskommandeur, in dem er schrieb “Bravo!“ und “Immer feste druff“, es müsse “ein Exempel statuiert werden, um den Herren Eingeborenen die Lust an derartigen Vorfällen zu versalzen“, das durch einen elsässischen Telegrafenbeamten öffentlich wurde, zeigt die eigentliche Verantwortung an der Affäre.

Der Schlächter von Ypern

Mit der Verlegung 1916 seines XV. Armeekorps ins heftig umkämpfte Flandern versuchte Deimling mehrfach eigenmächtig entgegen anders lautenden Befehlen militärische Erfolge an seinen Namen zu heften, die jedoch zu weitreichenden Katastrophen sich auswirkten und auch politische Folgen nach sich zogen. Die mehrfachen Versuche Ypern zu erobern blieben im “Schlamm und Blut“ stecken. So ließ er am 4. November 1914 ohne militärischen Grund und gegen die ausdrückliche Weisung seines Oberbefehlshabers Kronprinz Rupprecht von Bayern die berühmten mittelalterlichen Tuchhallen von Ypern in Schutt und Asche legen. Am 15. November ließ er vier Regimenter mit insgesamt 12.000 Mann mit Regimentsmusik und Spielen des “Deutschlandliedes“ angreifen; knapp die Hälfte überlebte. Dort wurde sein Ruf als „Schlächter von Ypern“ geboren. Entgegen dem Rat aller seiner Regimentskommandeure ließ er am 22. April 1915 Giftgas in großem Stil einsetzen, das erste Mal auf deutscher Seite.

Dienstende – Kriegsende

Auf Betreiben Hindenburgs und Ludendorffs, seinem ehemaligen untergebenen Brigadekommandeur, wurde Deimling Mitte November 1916 von seinem Kommando abgelöst, offenbar wegen Erfolglosigkeit und Eigenmächtigkeiten, und trat nach einem kurzen Intermezzo in der Etappe im September 1917 endgültig in den Ruhestand. Der Kaiser ernannte ihn in alter Verbundenheit zum Chef des „Infanterieregiments Nr. 132 (1. Unterelsässisches)“, eine im Kriege seltene Auszeichnung. Trotz bis zuletzt heftigen Bemühens wurde er nicht wieder eingesetzt. Mit Kriegsende stellte er sich dem Badener Soldatenrat zur Verfügung und war für den Baden-Badener Bezirk zuständig für die Durchschleusung der zurückflutenden Truppen und für die Entmilitarisierung eines 30km breiten Streifens entlang des Rheins.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er überzeugter Pazifist und war im Vorstand der Deutschen Friedensgesellschaft. Er war Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und Mitbegründer des Republikschutzbundes „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold". Deimling wurde als einer von 13 DDP-Mitgliedern in den Reichsausschuss des Reichsbanners gewählt, ein Gremium, das den Bundesvorstand beraten und kontrollieren sollte.

(Aus wikipedia).

 

Deutsch-Südwestafrika war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonie auf dem Gebiet des heutigen Staates Namibia. Mit einer Fläche von 835.100 km² war Deutsch-Südwestafrika ungefähr 1,5 mal so groß wie das damalige Deutsche Reich. Deutsch-Südwestafrika war die einzige der deutschen Kolonien, in der sich eine nennenswerte Anzahl deutscher Siedler niederließ. 1915 wurde das Gebiet von Truppen der Südafrikanischen Union erobert, unter deren Militärverwaltung gestellt und 1919 als Völkerbundsmandat Südwestafrika der Verwaltung Südafrikas übertragen.

Inbesitznahme

Im Auftrag des Bremer Kaufmanns Adolf Lüderitz erwarb der 21-jährige Heinrich Vogelsang am 1. Mai 1883 von dem Nama-Häuptling Josef Frederick für 200 alte Gewehre und 100 englische Pfund die Bucht von Angra Pequena, der heutigen Lüderitzbucht, mit fünf Meilen Hinterland. Dieses Gebiet wurde am 24. April 1884 unter den Schutz des Deutschen Reiches gestellt, um die Landerwerbungen des Bremer Kaufmanns gegen britische Gebietsansprüche zu sichern. Die erste offizielle Flaggenhissung fand am 7. August 1884 unter Beteiligung von Besatzungen deutscher Kriegsschiffe, Vertretern der Firma Lüderitz und des Namahäuptlings Josef Frederick nebst seinen Ratsleuten im feierlichen Rahmen statt. Im gleichen Monat schloss Vogelsang einen zweiten Vertrag ab, in dem Lüderitz der Küstenstreifen zwischen dem Oranje-Fluss und dem 26. Breitengrad und ein Gebiet von 20 Meilen landeinwärts von jedem Punkt der Küste aus für weitere 500 Pfund und 60 Gewehre verkauft wurde. 1885 wurde in Otjimbingwe der erste Verwaltungssitz eingerichtet. 1890 vergrößerte sich Deutsch-Südwest um den Caprivizipfel im Nordosten, von dem man sich neue Handelsrouten versprach, und der den Anschluss zum Sambesi-Fluss herstellte. Dieser Gebietsgewinn beruhte auf dem mit Großbritannien abgeschlossenen Helgoland-Sansibar-Vertrag. Am 18. Oktober des gleichen Jahres wurde auf Betreiben des Hauptmanns Curt von François der Grundstein für die Feste „Groß Windhuk“ gelegt. Die Schutzgebietsverwaltung wurde bald darauf in diese Festung verlegt. Um sie herum entstand im Laufe der kommenden Jahre die spätere Landeshauptstadt Windhuk.

Bevölkerung

Vor der deutschen Besiedlung lebten in Südwestafrika etwa 80.000 Herero, 60.000 Owambo, 35.000 Damara und 10.000 Nama. Deutsch-Südwestafrika war die einzige Kolonie Deutschlands, in der eine gezielte Ansiedlung Deutscher in größerem Stil erfolgte. Neben dem Abbau von Diamanten und Kupfer war es insbesondere die Viehzucht, die deutsche Siedler ins Land lockte. 1902 hatte die Kolonie etwa 200.000 Einwohner, darunter 2.595 Deutsche, 1.354 Buren und 452 Briten. Bis 1914 kamen weitere 9.000 deutsche Siedler hinzu.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die ersten deutschen Siedler beschäftigten sich hauptsächlich mit der Viehwirtschaft. Nachdem im Norden Kupfer und später im Süden Diamanten gefunden wurden, entwickelte sich auch eine industrielle Infrastruktur.

Der Bau einer ersten schmalspurigen Bahnstrecke von Swakopmund nach Windhuk wurde 1897 in Angriff genommen und am 19. Juli 1902 eröffnet. Sie wurde später von einer Normalspurstrecke abgelöst, und bis zum Ende der deutschen Herrschaft 1915 folgten weitere Bahnverbindungen in den Süden und Norden des Landes; so von Lüderitz nach Aus und Keetmanshop, von Keetmanshop nach Windhuk, sowie eine Bahnlinie in das Kupferabbaugebiet bei Tsumeb. Damit hatte Deutsch-Südwestafrika das umfangreichste Streckennetz aller deutschen Kolonien, das bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine Länge von 2.100 Kilometern hatte. Mit dem Aufbau dieses Bahnnetzes wurde ein entscheidender Anteil am Aufstieg des Landes erreicht. Der frühe, staatlich unterstützte Versuch, mit LKW das Land zu erschließen, brachte mit zwei importierten Modellen keinen Erfolg, da diese im Wüstensand stecken blieben. So beließ man es bis zum Ende der deutschen Kolonialherrschaft bei den ochsenbespannten Karren, die auch das Militär einsetzte.

Eine regelmäßige Schiffsverbindung mit Deutschland erfolgte ab 1898 am 25. jeden Monats durch die Woermann-Linie. Eine Schiffsverbindung zwischen Kapstadt und Walfischbai wurde durch den Küstendampfer „Leutwein“ bedient.

Kolonialverwaltung bis 1903

Nachdem Lüderitz die deutsche Regierung von der wirtschaftlichen Bedeutung seiner Niederlassung in Südwestafrika überzeugt und dringend um deren hoheitlichen Schutz gebeten hatte, wurde Dr. Gustav Nachtigal 1884 als kaiserlicher Generalkonsul und Kommissar für Westafrika ernannt. In die Ära seiner kurzen Amtszeit fiel der Abschluss des Schutzvertrages mit den Namas. Nach Nachtigals Tod ernannte Reichskanzler Bismarck 1885 Dr. Heinrich Göring, den Vater des späteren Reichsmarschalls Hermann Göring, zum neuen Reichskommissar. Dieser schloss weitere Schutzverträge mit den einheimischen Stämmen ab. Ihm zur Seite standen ein Dr. Büttner als weiterer Unterhändler, sowie der als „Kanzler“ fungierende ehemalige Gerichtsreferendar Nels und der Feldwebel Goldammer, der die Polizeigewalt ausüben sollte.

1887 wurde das Gerücht verbreitet, dass bei der Walfischbucht Gold gefunden worden wäre. Göring wurde daraufhin aufgefordert, vom Reich eine Schutztruppe anzufordern, die die Ordnung auf den vermeintlichen Goldfeldern aufrechterhalten sollte. Die Reichsregierung lehnte mit dem Hinweis, dass das betroffene Gebiet Privatbesitz der Deutschen Kolonialgesellschaft sei, das Ansinnen ab. Die Kolonialgesellschaft stellte daraufhin mit Unterstützung Görings eine eigene Söldnertruppe, bestehend aus zwei Offizieren, fünf Unteroffizieren und 20 schwarzen Soldaten, auf. Der Goldfund stellte sich später als Schwindel heraus, und die Schutztruppe löste sich wieder auf, nachdem sie zuvor lediglich durch ihre Disziplinlosigkeit aufgefallen war.

1888 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen dem Stamm der Witboois und den Hereros, die vergeblich auf Unterstützung der Deutschen hofften. Die Hereros kündigten daraufhin die Schürfrechte der Deutschen und den Schutzvertrag auf. Göring gelang es weder, die Vertragskündigungen rückgängig zu machen noch die kämpfenden Stämme zu befrieden. Als die Witboois zudem begannen, das ganze Land mit Plünderungen zu terrorisieren, zogen sich Göring und die gesamte deutsche Verwaltung dem Chaos entfliehend in das britische Walfischbai zurück.

Auf Drängen der Kolonialgesellschaft entsandte die Reichsregierung im Mai 1889 unter der Leitung des Leutnants Hugo von François eine 21-köpfige Truppe, die später auf 50 Mann erweitert wurde, um die deutsche Verwaltung wieder einzusetzen und das Land zu befrieden. François schnitt den Hereros die Waffenzufuhr ab und baute Windhuk zu einer Festung aus. Durch das energische Auftreten beeindruckt, nahmen die Hereros 1890 die Kündigung des Schutzvertrages zurück. Im gleichen Jahr kehrte Göring nach Deutschland zurück und François wurde am 12. Mai 1891 zum vorläufigen Reichskommissar und Landeshauptmann ernannt. Damit lagen die zivile und die militärische Macht in einer Hand. François sah es als seine wichtigste Aufgabe an, die Witboois unter ihrem Häuptling Hendrik Witbooi zurückzudrängen, denn sie überfielen nun zunehmend die deutschen Siedler. Nachdem die Schutztruppe noch einmal auf nun 212 Soldaten und zwei Offiziere vergrößert wurde, nahm François im April 1893 den Kampf gegen die Witboois auf.

Als François nach einem halben Jahr die Witboois noch immer nicht besiegt hatte und seine Aufgaben als Landeshauptmann kaum noch wahrnahm, kam sowohl in Südwestafrika als auch in Deutschland Unmut auf. Die Reichsregierung entsandte den Major Theodor Leutwein im Dezember 1893 nach Afrika, zunächst mit der Order, François in seinen Verwaltungsaufgaben zu unterstützen. Schnell arbeiteten beide aber auch militärisch zusammen. Nachdem es ihnen gelungen war, eine Reihe von Militärstationen im Witbooi-Gebiet zu errichten, quittierte François seine Ämter und kehrte nach Deutschland zurück. Leutwein stand nun noch vor der Aufgabe, den Kampf gegen die Witboois unter ihrem Häuptling Hendrik Witbooi zu beenden, die sich inzwischen in der Naukluft, einer unzugänglichen Felsenlandschaft, verschanzt hatten. Nachdem die deutschen Truppen noch einmal durch Nachschub aus Deutschland verstärkt worden waren, griff Leutwein die Witboois am 27. August 1894 mit drei Kompanien an und zwang sie nach für beide Seiten strapaziösen Gefechten am 11. September zur Aufgabe. Mit dem Häuptling Hendrik Witbooi wurde ein Schutzvertrag abgeschlossen, der seinem Stamm ein eigenes Siedlungsgebiet zusicherte, das allerdings unter der Aufsicht einer deutschen Garnison stehen sollte. Die Witboois hielten sich bis zum Ausbruch des Hereroaufstandes an diesen Vertrag. Nachdem es Leutwein anschließend auch gelang, die Hererostämme zu befrieden, zog abgesehen von kleineren Geplänkeln für knapp zehn Jahre Ruhe in Deutsch-Südwestafrika ein. 1898 wurde Leutwein zum Gouverneur der Kolonie ernannt.

(Aus wikipedia).

 

Als Aufstand der Herero und Nama bezeichnet man die Erhebung der Völker der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika (dem heutigen Namibia) während der Jahre 1904 bis 1908 gegen die dortige deutsche Kolonialherrschaft.

Beide Völker sahen durch die Anwesenheit der Deutschen auf ihrem Gebiet seit 1884 ihre Lebensgrundlagen bedroht. Im Januar 1904 schlugen die Hereros unter Kapitän Samuel Maharero gegen deutsche Einrichtungen und Farmen los. Die personalschwache Schutztruppe der Kolonie war anfänglich den Aufständischen nicht gewachsen und völlig überrumpelt. Die deutsche Reichsregierung entsandte daraufhin umgehend ein Marineexpeditionskorps in Stärke von 4 Kompanien und später Verstärkungen der Schutztruppe - Insgesamt etwa 15.000 Mann unter Generalleutnant Lothar von Trotha, dem es bis zum August gelang, den Hereroaufstand niederzuwerfen.

Die Kriegführung Trothas war den Bedingungen in Südwestafrika nicht angepasst und zudem durch große Rücksichtslosigkeit gekennzeichnet. Angesichts dessen erhoben sich im Oktober 1904 die bis dahin auf deutscher Seite kämpfenden Nama unter Hendrik Witbooi und Jakob Morenga. Sie mussten sich überwiegend Anfang 1906 geschlagen geben, vereinzelte Kämpfe gab es noch bis ins Jahr 1908 hinein.

Die Vorgänge kosteten durch Krankheiten, Kampfhandlungen, Überfälle, Flucht und vielfach menschenunwürdige Missstände in den Sammellagern nach Schätzung zwischen 24.000 und 64.000 Herero, etwa 10.000 Nama sowie etwa 1.440 weißen Einwohnern und deutschen Soldaten das Leben.

Vielfach wird das Vorgehen der deutschen Seite unmittelbar nach der Schlacht am Waterberg, als Völkermord an den Hereros betrachtet, diese Deutung ist jedoch umstritten. Umfassende Vergehen gegen die Humanität nach heutigen wie auch nach damaligen europäischen Maßstäben können jedoch nicht geleugnet werden.

Gründe des Aufstands

Schon während der Legislaturperiode 1893/1894 hatte sich der Reichstag mit der Grund- und Bodenfrage der Herero und Nama im deutschen Schutzgebiet befasst. In den jahrelangen Beratungen und zahlreichen Vorstößen galt es, die Interessen der deutschen Regierung, der Siedler, der Missionen und der Einheimischen zu berücksichtigen. 1897 wurde unter Mitwirkung der Rheinischen Mission das erste für die Nama zu reservierende Territorium in einer Größe von 120.000 Hektar vertraglich geregelt. Bei den Herero gestaltete sich die Verhandlungen schwieriger, eine echte Lösung wurde bis zum Beginn des Aufstandes nicht gefunden. 1897 kam es außerdem zu einer Rinderpest, die das Sozialgefüge und das Selbstbewusstsein dieses Hirtenvolks schwer erschütterten. Das Massensterben der Rinder führte zu einem starken Preisanstieg für Fleisch, der die Rinderzucht in den bislang den Herero vorbehaltenen Gebieten für deutsche Siedler attraktiv machte. Hatten einige Hererokapitäne, darunter auch Samuel Maharero, schon vorher weite Flächen an Stammesland verkauft, nahm die Zahl der Verkäufe durch Kapitäne nach 1897 an die interessierten deutschen Siedler derart zu, dass dem Hererovolk selber am Ende immer weniger Weidegründen und Frischwasserbrunnen zur Verfügung standen.

Über die Köpfe etliche Hererostämme hinweg waren viele Verkäufe von den Kapitänen getätigt worden. Daher ließen etliche Herero, denen das Konzept des Landhandels bisher unbekannt gewesen war, ihre Viehbestände weiterhin auf den verkauften Weiden grasen, was den Zorn der Siedler auf sich zog, welche die Hirten gewaltsam vertreiben ließen.

Weiterhin erzeugte das der damaligen europäischen Weltsicht entsprechende Auftreten der Siedler wesentliche soziale Reibungen zwischen diesen und den Eingeborenen. Das soziale Stammesgefüge erzeugte keinen Untertanengeist, wie ihn die Siedler, von der eigenen Kultur geprägt, von den geringer erachteten Eingeborene erwarteten („Ein Umstand, der Hottentotten und Herero so hinderlich ist, sich europäischer Kultur einzuordnen, ist ihre ›Staatsverfassung‹. ... nicht allein die Männer, sondern häufig genug auch die Weiber, selbst die Diener geben ihren Rath mit ab. So fühlt sich eigentlich keiner so recht als Untertan, keiner hat so recht gelernt, sich zu fügen.“), so dass im Juli 1900 sich Windhuker Bürger in einer Eingabe an die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes gegen die Abschaffung der Prügelstrafe aussprachen : „Für Milde und Nachsicht hat der Eingeborene auf die Dauer kein Verständnis: er sieht nur Schwäche darin und wird infolgedessen anmaßend und frech gegen den Weißen, dem er doch nun einmal gehorchen lernen muss, denn er steht geistig und moralisch doch so tief unter ihm.“. Dass auch zu damaligen Zeiten rechtswidrige Übergriffe wie Vergewaltigung und Mord an Eingeborenen nicht oder nur milde bestraft wurden, verstärkte die Spannungen weiter.

Der deutschen Schutzmacht war es sehr daran gelegen, den unkontrollierten Zuwachs von Waffen im Land zu unterbinden und die Kampfkraft der Stämme zu vermindern. Dies stieß aber auf den entschlossenen Widerstand der Betroffenen, welche sich auf diese Art nicht in das deutsche Ordnungssystem einbinden lassen wollten. So entwickelte sich aus dem Zähl- und Registrierungsvorhaben der Kolonialverwaltung bei den Bondelswarts-Nama in Warmbad im Oktober 1903 eine wenig geplante, aber dennoch heftige militärische Auseinandersetzung, die sich bis über das Jahresende hinzog und erst nach dem Einsatz von Verstärkungstruppen aus dem Norden des Landes am 27. Januar 1904 mit einem Sieg der Deutschen beendet werden konnte. Dadurch war das Zentrum des Landes ohne ausreichende militärische Bedeckung, was es der Verwaltung in Windhuk unmöglich machte, auf die Anfänge des von Okahandja ausgehenden Hereroaufstandes vom Januar 1904 angemessen zu reagieren.

Militärische Schwierigkeiten auf Seiten der Deutschen

Das Deutsche Reich war auf einen Aufstand dieser Größenordnung in Deutsch-Südwestafrika völlig unvorbereitet. Zu Beginn des Kampfes gegen die Herero im Januar 1904 bestand die Schutztruppe aus vier Kompanien, einer Geschützbatterie und einer Reihe zumeist kleinerer Stationsbesatzungen mit insgesamt 769 deutschen und 132 eingeborenen Soldaten. Verstärkung aus der Kolonie selbst erhielt die Schutztruppe durch 1.141 Reservisten, Angehörige der Landwehr, Landsturmpflichtige und einige Freiwillige. Des Weiteren konnten noch die einheimischen Baster, Witboois und Bethanier zur Unterstützung bewogen werden. Trotz einer technisch ungleich besseren Bewaffnung (Maxim-Maschinengewehr) der Deutschen war es ohne zusätzliche Unterstützung aus dem Reich nicht möglich, den Aufstand niederzuwerfen.

Das, nach Schätzung des Missionars Jakob Irle, kurz vor dem Krieg knapp 80.000 Menschen zählende Volk der Herero, konnte etwa 5.000 bis 7.000 Krieger ins Feld führen. Die erfolgreiche Verteidigung aller größeren Stationen wie Okahandja und Omaruru und deren Entsetzung aus eigener Kraft war daher für die Deutschen von entscheidender Bedeutung.

Auch nach dem Eintreffen von Verstärkungen aus Deutschland reichten die zur Verfügung stehenden Kräfte für eine sofortige Beendigung des Aufstandes nicht aus, zumal auch die deutschen Stationen und Siedlungen sowie die Verkehrswege gesichert werden mussten. Es zeigte sich als Nachteil, dass Deutschland, anders als etwa England und Frankreich, nicht über eine ständige Eingreiftruppe verfügte, welche für einen Einsatz in den Kolonien ausgebildet und ausgerüstet war. So bestanden die aus der Heimat per Schiff eintreffenden Verstärkungen großenteils aus schnell aufgestellten Verbänden von Freiwilligen der verschiedensten Truppenteile, die völlig unvorbereitet nach Afrika in Marsch gesetzt werden mussten. Die Leistungsfähigkeit der neu eintreffenden Verbände war daher begrenzt. Fehlende Ausbildung (zum Beispiel bezüglich der besonderen Anforderungen an die Gesundheitsvorsorge auf einem afrikanischen Kriegsschauplatz) und mangelnde Erfahrung führten teilweise zu schweren Verlusten, sowohl im Gefecht als auch durch Krankheiten wie beispielsweise Typhus.

Der deutsche Gouverneur Theodor von Leutwein (1849 – 1921), der bis zu seiner Ablösung durch Generalleutnant von Trotha auch Befehlshaber der Schutztruppe war, war sich der begrenzten eigenen Möglichkeiten und der Schwierigkeiten für die deutschen Truppen in dem nahezu unerschlossenen Land bewusst. Leutwein plante eine möglichst politische Lösung des Konflikts. Dagegen forderte die deutsche Führung, in Verkennung der Situation vor Ort, eine rasche und kompromisslose Niederwerfung der Herero. Der dafür entsandte General Lothar von Trotha versuchte mittels konzentrischen Angriffs aller verfügbaren Kräfte die Herero zu einer Entscheidungsschlacht zu stellen und den Aufstand mit einem Schlag militärisch zu beenden. Doch von Trotha unterschätzte die örtlichen Schwierigkeiten, die Fähigkeiten der Herero aber auch die Bedeutung der auf deutscher Seite kämpfenden eingeborenen Hilfstruppen.

Die deutsche Führung

Das Hauptquartier in Okahandja bestand ab 3. Mai 1904 aus folgenden Personen:

Oberkommandierender: Generalleutnant v. Trotha

Generalstab: Oberstleutnant Charles de Beaulieu (Chef); Major Quade; Hauptmann Salzer; Hauptmann Maximilian Bayer (Zentralabteilung/Kriegstagebuchführer)

Adjutantur: Hauptmann Paul von Lettow-Vorbeck; Oberleutnant Bosse

Ordonnanzoffizier: Leutnant v. Goßler

Feldintendant: Intendanturrat Nachtigall

Chef des Sanitätswesens: Generaloberarzt Dr. Robert Schian

Feldgerichtsbarkeit: Oberkriegsgerichtsrat Dr. Volley

Führer der Signalabteilung: Leutnant Rückforth

Chef des Veterinärwesens: Stabsveterinär Moll

Kommandant des Hauptquartiers: Oberleutnant v. Trotha

beim Hauptquartier befanden sich ferner: Hauptmann a. D. Dannhauer als Berichterstatter des „Berliner Lokal Anzeiger“ sowie Colonel Trench als britischer Militär-Attaché

Der Aufstand der Herero

Ausbruch des Aufstandes

Unmittelbar vor dem Aufstand massierten sich die Herero in der Region Waterberg, offiziell wegen Erbschaftsstreitigkeiten um den Tod von Waterberg-Herero-Kapitän Kambazembi. Den Deutschen fiel auf, daß die Herero in den letzten Wochen vor dem Aufstand verstärkt Vorräte und anderes aufkauften.

„Ich kämpfe, tötet alle Deutschen“

Am 11. oder um den 20. Januar 1904 verabschiedete Samuel Maharero in Osona diesen Befehl, mit folgender Resolution als Zusatz:

[Okahandja, den 11. Januar] (Datum im Nachhinein durch Missionare eingefügt)

An alle Großleute meines Landes. Ich bin Samuel Maharero, Oberhäuptling der Herero. Ich habe einen Befehl für alle meine Leute angefertigt, daß sie nicht weiter ihre Hände legen an folgende: Engländer, Bastands, Bergdamara, Nama, Buren. Alle diese rühren wir nicht an. Tut dies nicht! Ich habe einen Eid geschworen, daß dieser Beschluß nicht bekannt werden darf, auch nicht den Missionaren. Genug.

Häuptling Daniel Kariko sagte eidesstattlich aus, dass die Hererogroßleute auch vereinbarten, alle deutschen Frauen und Kinder sowie Missionare und ihre Familien zu verschonen.

Die Verschonungsbefehle Mahareros und der Großleute wurden bis auf wenige Ausnahmen beachtet, und Frauen und Kinder, die aufgegriffen wurden, zu deutschen Siedlungen geleitet. Dort waren sie willkommene (weil einzig präzise) Informationsquellen für den deutschen Stab. Die deutschen Männer wurden allerdings unterschiedslos getötet, häufig im Angesicht ihrer Familie.

Jan Bart Gewald zweifelt in seinem Buch „Herero heroes“, S. 141ff. die Datierung des Maharerobriefes auf den 11. Januar an und hält den 20. Januar auf Grund des Gesamtzusammenhanges für wahrscheinlicher. Auch andere Historiker vertreten diese These. Dazu muss man ebenfalls wissen, dass das Datum im Nachhinein von deutschen Missionaren eingefügt worden ist.

Die Taktik der Herero

Die Herero gingen professionell und überlegt vor. Dem Aufstand waren durchdachte strategische Planungen vorausgegangen. Sie unterschätzten jedoch die Fähigkeit des Deutschen Reiches, große Truppenkontingente in nur kurzer Zeit nach Afrika zu befördern. Die Herero hatten nur die Möglichkeit, schnell, entschlossen und ohne Nachsicht die Deutschen zu besiegen, bevor deren Nachschub eintreffen konnte.

Schon Ende des Jahres 1903 hatten sich die Zeichen für einen baldigen Aufstand vermehrt. Augenzeugen berichteten, dass Herero immer öfter bewaffnet durch das Land zogen. Außerdem versuchten sie in großangelegtem Stil, Waffen und Munition ins Land zu schmuggeln. Ferner berichteten Händler, dass die Herero verschiedenste Waren kauften und horteten, die auf eine größere Aktion schließen ließen. Fragen nach der Absicht dieser Großkäufe beantworteten die Herero-Großleute ausweichend. Auch deutsche Farmer meldeten besorgt, dass sich etwas „zusammenbraue“.

Optimistische deutsche Meldungen sprachen anfangs noch von einer lokalen Erhebung der Hererobevölkerung. Doch dagegen sprach der von Samuel Maharero am 11. oder um den 20. Januar gegebene Befehl an allen Ovahereroführern, die Waffen gegen die Deutschen zu erheben. Bereits am 12. Januar 1904 hatten die Deutschen entsetzt erlebt, wie Herero unter dem Oberbefehl von Samuel Maharero Okahandja umzingelten, die Eisenbahnbrücke bei Osona zerstörten und die wichtige Telegraphenverbindung in die Landeshauptstadt Windhuk kappten. Auch ein von Swakopmund kommender Zug hatte die Hauptstadt nicht mehr erreichen können.

Im Laufe der kommenden Tage versuchte Samuel Maharero, die Baster unter Kapitän Hermanus van Wyk und die Nama unter Kapitän Hendrik Witbooi in den Kampf einzubeziehen. Er schrieb aus diesem Grund zwei Briefe an Witbooi, die diesen jedoch niemals erreichten. Van Wyk weigerte sich indes, Samuel Maharero zu unterstützen, und übergab die an Hendrik Witbooi adressierten Briefe den Deutschen.

Die Herero gingen von Anfang an gegen die deutschen Siedler vor. Sie brannten deren Höfe nieder und töteten zumeist die Männer. Damit trafen sie aber auch die unschuldigsten Neuankömmlinge in Südwestafrika – vielfach arme Menschen, die aus Not in das Land gekommen waren – und ernteten den Zorn der Deutschen in der Heimat. Den Hereros kam zugute, dass sich der Hauptteil der deutschen Schutztruppe und Gouverneur Leutwein im Süden befanden, um einen lokalen Aufstand der Bondelzwart niederzuschlagen. Dadurch befanden sich nur schwache deutsche Kräfte im Kampfraum.

Neben Angriffen gegen Farmen wurden die ersten Schläge der Herero gegen Depots, Eisenbahnlinien und Handelsstationen geführt. Dabei kamen rund 140 Deutsche und sieben Buren ums Leben, darunter wurden in Okahandja auch Frauen umgebracht, die durch einen Befehl Samuel Mahareros an seine Leute eigentlich geschützt waren. An anderen Orten wurde den deutschen Frauen und Kindern freies Geleit zur nächsten Schutzstation gewährt. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit der Deutschen – im Aufstandsgebiet lagen nur 2 Ersatzkompanien – gelang es ihnen mit zähem Überlebenswillen, die Städte und letztendlich auch die Telegraphenlinie zu halten.

Weiterer Verlauf des Aufstands bis zur Niederlage der Herero

Januar 1904

Strategisch wichtig für die Deutschen in dieser ersten Kriegsphase war ein schon am 12. Januar aus Swakopmund abgefahrener improvisierter Panzerzug unter dem Befehl von Leutnant Theodor Kurt Hartwig von Zülow, der die Trupps sichern konnte, welche die an mehreren Stellen von den Hereros unterbrochene Schmalspurbahnstrecke nach Okahandja reparierten. Letztendliches Ziel war, den Belagerungsring um Okahandja zu durchbrechen. Durch diesen Panzerzug war wieder eine rasche Truppenverschiebung gewährleistet. Am 13. Januar erreicht der Zug den Bahnhof Waldau, unterwegs sieht die Ersatzkompanie Zülow die ersten geplünderten Stationshäuser und erschlagenen Beamten. Gegen Abend erreicht der Zug Waldau, wo es in der Nacht zu ersten Kampfhandlungen kam. In Waldau lagerten auch 500 m Schienenbaumaterial, das zu ersten Ausbesserungsarbeiten herangezogen wurde. Dieser Panzerzug, der aus zwei als Doppellok gespannten Feldbahnlokomotiven 104 bestand, war der erste Panzerzug Deutschlands überhaupt. Die vom Chef des Generalstabes, Graf von Schlieffen, eingeleitete Beschaffung professioneller Panzerzüge, wurde von seinem Nachfolger (1906-1914), Helmuth v. Moltke, weiterverfolgt.

Am 12. Januar traf eine telegraphische Meldung auf S.M.S. Kleiner Kreuzer „Habicht“ ein, der seit dem 10. Januar aufgrund seiner jährlichen Instandsetzungsarbeiten in Kapstadt vor Anker lag:

„Okahandja belagert. Eisenbahn-Telegraphenunterbrechung. Erbitten, gemäß militärischen Auftrages, schleunigst Kriegsschiff Habicht“.

Der sogleich von Berlin erbetene Befehl zur Abfahrt nach Swakopmund traf am 14. vormittags gegen 11 Uhr ein, so dass das Schiff am Abend desselben Tages auslaufen konnte. Die englischen Hafenbehörden unterstützen die übereilte Abfahrt mit allen Kräften. Uniformen befanden sich jedoch nicht an Bord und so wurden die weißen Bord-Arbeitsanzüge dazu erklärt. Um wenigstens in den Genuss einer notdürftigen Tarnung zu kommen, wurden diese Arbeitsanzüge in einer Lauge aus Kaffee und Tabak gekocht und erhielten dadurch eine haltbare schmutzigbraune Färbung.

Unmittelbar nach der Landung in Swakopmund am 18. Januar, kam der zur Zeit am Platz kommandierende Bezirksamtmann, Dr. Fuchs, an Bord und erstattete Bericht. Laut diesem Bericht waren am 12. Januar alle Hererostämme – ausgenommen der der Otjimbinguer – aufgestanden und hatten Farmer getötet und sich deren Vieh bemächtigt. Windhuk, Okahandja, Omaruru hatten sie eingeschlossen, die Bahnlinie von Okahandja bedroht, Karibib und die Verbindung mit Swakopmund beunruhigt. Hieraufhin war Oberleutnant von Zülow mit sämtlichen dienstfähigen Mannschaften – Reserven und Landwehr, zusammen 60 Mann – von Swakopmund abgerückt, hatte seine Truppe in Karibib durch Einziehen aller Wehrfähigen auf 110 Mann gebracht und diesen Ort, unter Mitnahme von Proviant für drei Tage, zum Entsatz Okahandjas verlassen. Von Zülows letzte Nachricht war die Meldung von seinem Eintreffen in Okasise am 13. Januar. Seitdem fehlte jede Nachricht über seinen Verbleib. Zur Verstärkung Karibibs war noch ein rund 20-köpfiger Trupp unter Baumeister Laubschat hinaufgesandt worden. Die Verbindung mit Karibib war noch sichergestellt; doch wurde die Lage dort mit jedem Tage bedrohlicher. Die Herero hatten bereits mehrere Patrouillen abgeschossen und die schwache Besatzung war kaum imstande, den Ort für den Fall eines Angriffs zu halten. Auch aus dem Süden fehlte jede Nachricht, nur Gerüchte, die 2. Feldkompanie unter Victor Franke sei auf dem Rückmarsch nach Windhuk. Auch mit dem Norden, wo Hauptmann Kliefoth mit seiner Kompanie noch bei Outjo stehen sollte, fehlte jegliche Verbindung.

Den Oberbefehl über das Schutzgebiet übernahm jetzt, an Stelle des abwesenden Gouverneurs, Korvettenkapitän Gudewill. Sofort wurde die Ausschiffung des Landungskorps in Stärke von zwei Offizieren, ein Arzt, 52 Mann befohlen. Der Führer, Kapitänleutnant Hans Gygas, 1. Offizier der S.M.S. „Habicht“, erhielt Befehl, nach Karibib zu marschieren und diesen Ort zu sichern, die Verbindung mit Swakopmund unter allen Umständen aufrecht zu erhalten, weitere Unternehmungen jedoch, wenn nicht dringend geboten, in Anbetracht der geringen Stärke des Landungskorps zu unterlassen. Der Befehlshaber der in Karibib stationierten Truppen, Oberleutnant Kuhn, hatte den durch das Bahnhofsgebäude, die Gaststätte Rösemann, Wohnhäuser sowie das Rubiensche Hotel nebst Kegelbahn umschlossenen Stadtplatz eilig verbarrikadieren lassen. Mit dem Eintreffen des Marinekorps trat eine wesentliche Beruhigung der verängstigen weißen Bevölkerung ein.

Am 14. Januar wurden die Postämter von Waldau und Waterberg von den Eingeborenen zerstört. Gewalt bricht auch in Omarasa, nördlich vom Waterberg, aus. Der Militärposten Waterberg wird von den Ovaherero erobert. Auf den Panzerzug haben diese Gefechte keinen Einfluss; er rollt weiter Richtung Okahandja. Dieser Vormarsch auf Schienen war ein erster Schritt zur Stabilisierung der deutschen Lage, doch für entscheidende Vorstöße mussten neue Truppen herangezogen werden. Dazu wurde der am weitesten nördlich bei Gibeon stehenden 2. Feldkompanie unter Hauptmann Victor Franke Order erteilt, nach Norden abzurücken. Leutwein übergab Victor Franke, da er selbst erst den Aufstand der Bondelzwaart niederschlagen musste, für die Zeit seiner Abwesenheit das Kommando. Mit einer Gewaltanstrengung schaffte es Franke auch, die 380 Kilometer nach Windhuk, wo der nächsten Schlag der Hereros erwartet wurde, binnen fünf Tagen zurückzulegen.

Am 15. Januar wurde Kurt Streitwolf in ein Gefecht in Oparakane verwickelt und von Zülow erreichte, nachdem das teilweise zerstörte Bahngleis zwischen Waldau und Okahandja notdürftig geflickt worden war, mit seinem Panzerzug Okahandja.

Franke hielt sich nicht lange in Windhuk auf, sondern zog nach Okahandja, wo er, gemeinsam mit dem Panzerzug, die Herero in Schach hielt und sie in den Kaiser-Wilhelm-Bergen in einem Gefecht schlug. Damit war Okahandja am 27. Januar endgültig befreit. Weiter gen Norden marschierend, konnte Franke auch die Städte Karibib und das belagerte Omaruru am 4. Februar entsetzen. Durch Frankes militärisches Können hatte der Generalstab jetzt endgültig Freiheit gewonnen, weiteren Nachschub heranzuführen. Fast alle Geländegewinne der Hereros waren somit zunichte gemacht; die Bahnlinie war offen und die Hauptorte waren befreit.

Am 16. Januar begann die Belagerung von Gobabis und eine deutsche Kompagnie aus Outjo geriet in Okanjande, nahe dem heutigen Otjiwarongo, in einen Hinterhalt.

Die Nachricht vom Aufstand war zwischenzeitlich im Reich eingetroffen. Die Regierung befahl, Marineinfanterieeinheiten in Marsch zu setzen, die in einer Stärke von zwei Seebataillonen (500 Mann) am 21. Januar eingeschifft wurden. Des Weiteren wurde eine Freiwilligentruppe aus Angehörigen des Heeres aufgestellt, die ebenfalls Ende Januar/Anfang Februar ihren Marschbefehl erhielten. Die dafür benötigten Gelder wurden im Deutschen Reichstag nach eingehender und kontroverser Debatte, bei Stimmenthaltung der SPD, bewilligt.

Februar 1904

Am 12. Februar traf Leutwein, aus dem Süden kommend, ein und übernahm das Oberkommando. Samuel Maharero hatte in der Zwischenzeit um Waffenhilfe beim Namahäuptling Hendrik Witbooi vorgesprochen, was dieser, in Treue zu seinem 1894 mit Leutwein geschlossenen Vertrag, ablehnte. Die Nama kämpften so noch bis zum September 1904 auf deutscher Seite. Außerdem hatte Maharero Schwierigkeiten, die eigenen Truppen, bei denen auch die Frauen und Kinder waren, zu verpflegen und zu führen. Die Verhandlungen, die Leutwein im folgenden wie einst mit Witbooi nun auch mit Maharero führte, sah Berlin als Zeichen der Schwäche des Gouverneurs. Auch kamen sie zu keinem Ergebnis. Doch Leutwein wusste nun, wo sich der Hererohäuptling aufhielt.

Für das kommende Vorgehen wurden die Kampfverbände der Deutschen in drei Abteilungen gegliedert:

Westabteilung unter Major Ludwig von Estorff (1859 – 1943) (2. und 4. Feldkompanie, eine Kompanie des Seebataillons, einige Geschütze verschiedenen Kalibers).
Ihr Ziel: Befriedung des Distrikts Omaruru

Hauptabteilung unter Gouverneur Leutwein (eine Kompanie des Seebataillons, 2 Maschinenkanonen, 500 Mann Freiwilligentruppe, welche in die 5., 6., 7. Kompanie sowie eine Feldbatterie eingeteilt wurden).
Ihr Ziel:
Bis zu endgültigen Formierung, die frühestens nach einem Monat erwartet wurde: Halten von Okahandja, Verunsicherung des Gegners
Nach der Formierung: Auskundschaften der feindlichen Hauptstreitmacht und anschließender Angriff

Ostabteilung unter Major Franz Georg von Glasenapp (Kompanie von Winkler, Kompanie Eggers, zwei Kompanien des Seebataillons, einige Geschütze verschiedenen Kalibers).
Ihr Ziel: Befriedung des Distrikts Gobabis, Abschotten der Ostgrenze um eine Flucht der Hereros zu verhindern

Die Westabteilung marschierte von Omaruru aus dem Feind entgegen. Am 25. Februar erreichte die rund 100 Mann starke deutsche Truppe den Otjihanamaparero-Berg, an dem sich rund 1.000 Mann der Herero-Armee um ein Wasserloch verschanzt hatten. Die Stellung war sehr gut gewählt und konnte von den unterlegenen Deutschen nur sehr schlecht angegriffen werden. Da ein Frontalangriff für Major von Estorff ausschied, versuchte er die Flanken des Gegners „aufzurollen“. Dies gelang aber erst, nachdem Teile des rechten Flügels (2. Feldkompanie) dem linken (4. Feldkompanie) beistanden. Nach neun Stunden Kampf konnten die Deutschen das Wasserloch in Besitz nehmen und der geschlagene Hereroverband zog sich in Richtung Waterberg zurück. Nach dem Sieg marschierte die Westabteilung nach Okahandja, um sich mit der Hauptabteilung zu vereinigen. Am 24. März erreichte sie die Stadt und wurde in Leutweins Abteilung eingegliedert.

Die 412 Mann starke Ostabteilung, bestehend aus meist unerfahrenen Männern, hatte den Auftrag, ein Gebiet in der Größe Bayerns zu sichern. Am 14. Februar marschierten die Einheiten aus Windhuk in Richtung Kampfgebiet ab. Doch sie erreichten nur gerade verlassene Siedlungen. Der Gegner war ihnen strategisch immer einen Schritt voraus. Schließlich entschloss sich von Glasenapp gegen den erhaltenen Befehl, den Spuren der Tetjo-Herero, Richtung Westen zu folgen und nicht die Ostgrenze abzusperren. Da das Versorgungslager der Ostabteilung aber Gobabis war, wurden die Nachschubwege immer länger. Bei einem Versuch, die Rinderherden der Tetjo-Hereros für sich in Besitz zu nehmen, geriet ein Kundschaftertrupp unter von Glasenapp in einen Hinterhalt. 70 Prozent der Patrouille (18 Mann) wurden getötet. Dies war ein schwerer Schlag für die Moral der Truppe. Leutwein befahl die Abteilung am 11. März nach Okahandja, damit sie die Hauptabteilung beim Kampf gegen Samuel Maharero unterstützen könne. Später wurde der Befehl wieder geändert. Nun sollte die Ostabteilung Fühlung zu den Tetjos halten und dem ursprünglichen Befehl nachkommen, die Ostgrenze abzuriegeln.

April 1904

Eine größere Schlacht fand am 9. April statt, als Oberst Leutwein die rund 3.000 Mann starke Hauptmacht der Herero bei Onganjira angriff und ihre Stellungen nach achtstündigem Gefecht bei Einbruch der Dunkelheit durchbrach. Es fielen auf deutscher Seite zwei Offiziere und zwei Mann, daneben waren zahlreiche schwere Verwundungen zu verzeichnen. Auch Hauptmann Maximilian Bayer vom Oberkommando der Schutztruppe nahm an der Schlacht teil. Zwei weitere Gefechte mit günstigen Ausgängen für die Deutschen fanden am 9. April bei Onganjira und am 12. April bei Oviumbo statt. Die Herero zogen danach in Richtung Waterberg ab. Am 13. April mussten Leutweins Männer bei Okatumba ein schweres zehnstündiges Gefecht bestehen, wobei auf deutscher Seite zwei Offiziere und sieben Reiter fielen. Über die Opfer auf der Seite der Herero ist nichts bekannt. Ende April brachen bei der Kolonne Glasenapp Typhuserkrankungen aus, die fast mehr Opfer forderten als die Kugeln der Hereros.

Mai 1904

Am 3. Mai 1904 erfolgte nach der Abberufung Theodor von Leutweins die Ernennung Adrian Dietrich Lothar von Trotha gegen den Protest führender Schutztruppenoffiziere zum Oberbefehlshaber von Deutsch-Südwest-Afrika mit dem Auftrag, den Aufstand der Herero niederzuschlagen. So berichtet Generalmajor Nikolaus Ritter von Endres am 10. Mai 1904 an das Bayerische Kriegsministerium: „dass die Ernennung des Generalleutnants von Trotha zum Führer des Expeditionskorps gegen den Widerspruch des Reichskanzlers, des Chefs des Generalstabes und des Kolonialdirektors von seiner Majestät verfügt wurde.“ Und Major Ludwig von Estorff, der spätere Kommandeur der Schutztruppe schrieb „Wissmann (Offizier Hermann von Wissmann, Anm. des Verf.), der ihn von Ostafrika her kannte, hatte sich seiner Ernennung widersetzt, aber er ward nicht gehört. Wie soll das in großen Verhältnissen werden, wenn sich schon jetzt solcher Mangel an Menschenkenntnis daheim offenbart.“ Das Offizierskorps der Schutztruppe diskutiert ergebnislos, sich mit einer Eingabe direkt an Kaiser Wilhelm II. zu wenden, um die Berufung Trothas rückgängig zu machen.

August 1904

Ein konzentrischer Angriff der schwachen deutschen Verbände von rund 1.600 Mann und ihrer verbündeten Nama-Hilfstruppe unter Hendrik Witbooi mit rund 80 Gewehren auf die im Raum Waterberg lagernden Herero führte am 11. August 1904 zur Schlacht am Waterberg. Laut dem Missionar Friedrich Bernsmann hatten sich kurz vor dem deutschen Angriff 35.000 Herero einschließlich Frauen und Kinder am Waterberg eingefunden. Mit dem dazugehörigen Vieh, das mindestens nocheinmal soviele Kopfe zählte, war der an Quellen zwar relativ reiche, aber dennoch in seinen Ressourcen beschränkte Waterberg völlig überlaufen.

Den sechs deutschen Abteilungen gelang es zwar, Flügel und Front der Herero auf den engen Raum um die Wasserstellen von Hamakari zusammenzudrücken, doch konnte das vorgegebene Ziel der Operation „Vernichtung oder Übergabe der waffentragenden Herero“ nicht erreicht werden. Den Kapitänen der Hererokrieger gelang es, durch taktische Gegenoperationen mit einem Großteil ihres Volkes und der Herden den Umschließungsring nach Osten, wo laut Generalstabswerk besonders starke deutsche Truppenkonzentrationen lagen, zu durchbrechen. Auf der Pad Streitwolfscher Weg sowie auf dem Trockenflussbett Hamakaririvier konnten sie mit kleinen Teilen, deren genaue Größe unbekannt ist, nach Norden ins Amboland und mit dem Gos Richtung Südosten mit Ziel Britisch-Betschuanaland als wahrscheinlich geplanten Asylort entweichen. Die von der deutschen Führung geforderte militärische Vernichtung des Gegners konnte schon am nächsten Tag, dem 12. August 1904 wegen Erschöpfung der Truppe und fehlenden Nachschubs nicht befohlen werden. Auch die am darauffolgenden Tag einsetzende Verfolgung der Herero musste wegen Wasser- und Weidemangel für die stets im deutschen Tross mitgeführten Schlachtviehherden am 14. August 1904 wieder abgebrochen werden. In dieser Zeit konnten die Herero ihren bis dahin weitgehend geordneten Rückzug in Richtung der britischen Grenze, ihrem Fluchtziel, entlang der Trockenflussbette Eiseb und Epukiro durch das wasserarme Sandfeld (Omaheke-Steppe) nahekommen. Es ist zu vermuten, dass die landkundigen Hererokapitäne die Schwäche der Deutschen, sich in einem extremen Gebiet wie dem Sandfeld zu behaupten, einkalkuliert hatten, als sie gerade im Osten, an einer der am besten bewachtesten Stellen die Umschließung durchbrachen. Unter günstigen Umständen war es für die Herero durchaus möglich, das Sandfeld zu durchqueren. Hauptmann Kurd Schwabe hatte diese Möglichkeit einer Durchquerung 1904 ausführlich dargestellt. und auch Helmut Bley berichtet, dass bereits vor 1903 die Strecke durch das Sandfeld nach Britisch-Betschuanaland außerhalb der Regenzeit von Hererogruppen unbekannter Stärke genutzt worden war. Die moderneren Nachforschungen britischer und südafrikanischer Quellen von Walter Nuhn ergaben zudem noch weitere Wege der Herero auf britisches Gebiet.

Generalstabsoffizier Hauptmann Maximilian Bayer hatte während des mühsamen Hinterherziehens der Schutztruppe den Eindruck, dass „die Herero nach gemeinsamen Plan in engen Haufen dem Sandfeld zustrebten“ und „offenbar nach einheitlichem Plan zu ziehen schienen“ Die Herero verwendeten die bewährten Taktiken gut geführter Nachhuten. So ließen sie die mit schwachen Kräften nachstoßenden deutschen Patrouillen auflaufen und verwickelten sie in kurze Feuergefechte mit dem Ziel, ihren Leuten weiteren Vorsprung zu verschaffen. Das Verseuchen der spärlichen Wasserstellen mit totem Vieh und das Inbrandsetzen verdorrten Steppengrases zeigt ebenfalls das Bild eines typischen planmäßigen Rückzugs.

Die Verfolgung der Herero musste ergebnislos abgebrochen werden. Die von den Deutschen als „Sieg über die Herero“ bezeichnete Schlacht war somit hinsichtlich der angestrebten Vernichtung der Hererokrieger ein Fehlschlag, was von Trotha in der Kommunikation mit der Militärführung zu vertuschen suchte (es stand ihm während der Schlacht telegraphische Kommunikation mit seinen Abteilungen als auch mit Berlin zur Verfügung ). Hauptmann Victor Franke, einer der erfahrensten Männer der Schutztruppe, hat diese Einschätzung in seinem Tagebuch bestätigt.

September 1904

Nach der Schlacht am Waterberg zogen die geschlagenen Herero mit ihren Familien Richtung Britisch Betschuanaland ab. Dazu mussten sie das Sandfeld durchqueren. Von Trotha war der Meinung, mit einer Absprerrung des Sandfelds das Ende der Herero in Deutsch-Südwestafrika besiegeln zu können. Es bleibt an dieser Stelle festzuhalten, dass es nicht das gesamte Hererovolk war, das am Waterberg gelagert hatte und nach der Schlacht in die Wüste abzog.

Die Proklamation und der Befehl des Generals von Trotha

Am 2. Oktober 1904 erließ der am 3. Mai 1904 ernannte General von Trotha (s.o.) folgende Proklamation an das Volk der Herero:

„Ich, der große General der Deutschen Soldaten, sende diesen Brief an das Volk der Herero. Die Herero sind nicht mehr deutsche Untertanen. Sie haben gemordet und gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nasen und andere Körperteile abgeschnitten, und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen. Ich sage dem Volk: Jeder, der einen der Kapitäne an eine meiner Stationen als Gefangenen abliefert, erhält tausend Mark, wer Samuel Maharero bringt, erhält fünftausend Mark. Das Volk der Herero muss jedoch das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot Rohr dazu zwingen. Innerhalb der Deutschen Grenzen wird jeder Herero mit und ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber oder Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück, oder lasse auf sie schießen. Dies sind meine Worte an das Volk der Herero. Der große General des mächtigen Deutschen Kaisers.“

Ergänzt wurde die Proklamation durch den der eigenen Truppe zu verlesenden Zusatz:

Dieser Erlaß ist bei den Appells den Truppen mitzuteilen mit dem Hinzufügen, daß auch der Truppe, die einen der Kapitäne fängt, die entsprechende Belohnung zu teil wird und daß das Schießen auf Weiber und Kinder so zu verstehen ist, daß über sie hinweggeschossen wird, um sie zum Laufen zu zwingen. Ich nehme mit Bestimmtheit an, daß dieser Erlaß dazu führen wird, keine männlichen Gefangenen mehr zu machen, aber nicht zu Grausamkeiten gegen Weiber und Kinder ausartet. Diese werden schon fortlaufen, wenn zweimal über sie hinweggeschossen wird. Die Truppe wird sich des guten Rufes der deutschen Soldaten bewußt bleiben.

 Dieser nach der vorgegangenen Proklameration an die Schutztruppe ausgegebene Befehl wird heute verbreitet als „Vernichtungsbefehl“ bezeichnet. Der Befehl, welcher im Widerspruch zur Tradition deutscher Streitkräfte stand und sowohl von der Schutztruppe als auch in der deutschen Öffentlichkeit kritisiert wurde, konnte jedoch zu keiner Zeit wirklich umgesetzt werden. Der deutschen Schutztruppe fehlte es, infolge des Anfang Oktober 1904 begonnenen Namaaufstands, an den hierfür erforderlichen Truppen. Die im Raum Sandfeld stehenden deutschen Einheiten waren zu diesem Zeitpunkt weitgehend einsatzunfähig. Das amtliche Generalstabswerk berichtet beispielsweise:

„Der Zustand, in dem sich die Abteilung befand, gab zu ernster Besorgnis Anlaß. Sie war nur noch 10 km vorgerückt, hatte dann aber, vollkommen erschöpft, an den hohen felsigen Rändern des Flußbettes Schutz vor der Gluthitze gesucht, die Tiere weideten auf einem kleinen, nicht abgebrannten Grasstücke. Die Mannschaften deckten sich mit Woylachs zu, um sich besser gegen die Sonnenstrahlen zu schützen. Die Pferde standen kraftlos mit gesenkten Köpfen da, die Maultiere brüllten vor Durst, das Wasser war längst zu Ende.“ Auf dem Rückzug mußte diese Abteilung sogar ihre Geschütze und Munitionswagen stehen lassen. „Mehrere Leute waren unterwegs schwer erkrankt, andere holten sich den Keim zu schweren Typhusanfällen bei dem Ausharren an den verpesteten Wasserstellen. 25 Pferde und 21 Esel waren verendet. Hauptmann Klein starb wenige Wochen darauf in Epukiro an Typhus. Ein gleich trauriges Schicksal traf eine ganze Anzahl seiner Reiter.“

Folgerichtig meldete der Chef des deutschen Generalstabes v. Schlieffen am 23. November 1904 an Reichskanzler v. Bülow, dass die Maßnahmen des Generals v. Trotha kontraproduktiv wären und daher aufgehoben werden sollten: „Es wird daher kaum etwas anderes übrig bleiben, als zu versuchen, die Hereros zur Übergabe zu veranlassen.“

Durch die Überanspruchung der Männer, welche das Klima und Lebensumstände Afrikas zumeist nicht gewohnt waren sowie die niemals vollständig zu kontrollierende Weite des weitgehend unerschlossenen Landes, konnte v. Trotha seine Vorstellungen nicht umsetzen. Wider aller Erwartung, hatten sich die Herero nach der Schlacht am Waterberg auch am Rande des Sandfeld nicht zu einem letzten Kampf stellen lassen und waren stattdessen im Busch untergetaucht. Nach Einschätzung von Dr. Hans Jürgen Rust glaubte Trotha und sein Stab nun, dass sich die Herero dem deutschen Zugriff nun vollständig entzogen hatten  und Richtung Grenze flüchteten.

Reaktion der Öffentlichkeit

Binnen weniger Tage nachdem die Trothasche Proklamation vom 2. Oktober 1904 in Berlin eingetroffen war – der Postweg für amtliche Dokumente aus dem Sandfeld dauerte damals gute sechs Wochen –, hatte Trotha direkte Telegraphenverbindung nach Berlin, beschloss die Reichsregierung den „Weg der Gnade für die Hereros zu beschreiten“. Dennoch sollte es noch bis Dezember dauern, bis bei alle beteiligen Behörden und Dienststellen, die im Kaiserreich vielfach wenig kooperierten, die gefassten Beschlüsse endlich umsetzten. Während der damaligen Debatten im Reichstag wurde die Kriegführung des Generals unter anderem von dem SPD-Führer August Bebel angeprangert: „Einen derartigen Krieg wie Herr von Trotha kann jeder Metzgerknecht führen.“ Trotha, der zur Beendigung des Krieges „die Nation als solche vernichtet“ oder „aus dem Lande gewiesen“ sehen wollte (Brief an den Generalstab vom 4. Oktober 1904), wurde zur Umkehr gezwungen.

Der Gouverneur von Südwestafrika, Theodor Leutwein, mit dem von Trotha nach eigenem Bekunden in ständigem Widerspruch lag, schrieb bereits am 28. Oktober 1904 an das Auswärtige Amt (Kolonial-Abteilung): „Diese Proklamation hat mich schließlich zur Absendung des oben erwähnten Telegramms veranlaßt, da ich der Ansicht bin, daß mit ihr in die Rechte des Gouverneurs eingegriffen worden ist.“ Und weiter: „Nach alledem was ich vorstehend dargelegt habe, bitte ich die hohe Abteilung mir nicht zu verargen, wenn ich eines Tages die Nachricht von meiner erfolgten Abreise sende.“ Leutwein kam sich „durchaus überflüssig“ vor.

Die Proklamation wurde zur echten Zerreißprobe zwischen der Landesverwaltung und der Militärführung. Daher schrieb Leutwein am 12. November 1904 erneut an das Auswärtige Amt (Kolonial-Abteilung): „Aber eine Vernichtungspolitik braucht sie darum doch nicht zu werden, dies nicht aus Liebe zu den Eingeborenen, sondern aus Liebe zu unserer Sache. Denn ich halte eine Vernichtung der Eingeborenen zumal eines so lebenskräftigen Stammes wie die Herero wirtschaftlich für schädlich und militärisch für undurchführbar. [...]“

Der Druck der Öffentlichkeit, besonderes der evangelischen Missionskirchen, wuchs. Der Generalsstab in Berlin kam am 23. November im Sinne Leutweins zu der Überzeugung, dass der Plan Trothas nicht umzusetzen war. Der Chef des Generalstabes der Armee in Berlin, General Alfred von Schlieffen, stellte den Beschluss an diesem Tag in einem Schreiben an Reichskanzler Bernhard von Bülow folgendermaßen dar: „Es wird daher kaum etwas anderes übrig bleiben, als zu versuchen, die Hereros zur Übergabe zu veranlassen. Das wird erschwert durch die Proklamation des Generals v. Trotha, der jeden Herero erschießen lassen will. Wenn durch eine neue Proklamation den Hereros, welche sich unseren Truppen stellen, das Leben zugesagt wird, so werden sie der neuen Zusage kaum trauen wollen. Es muß indes versucht werden.“

Tags darauf erhielt dann der Kaiser vom Kanzler einen Brief, dass die von Trotha geforderten Maßnahmen im Widerspruch zu den christlichen und menschlichen Prinzipien ständen und die „vollständige und planmäßige Ausrottung der Herero alles durch die Forderungen der Gerechtigkeit und der Wiederherstellung der deutschen Autorität gebotene Maß überschreiten.“ Zudem würde die Proklameration dazu beitragen „dem deutschen Ansehen unter den zivilisierten Nationen Abbruch zu tun.“

Trotha musste die Proklamation und seinen Befehl am 9. Dezember 1904 auf ausdrücklichen telegraphischen Gegenbefehl des Generalstabes aus Berlin zurückzunehmen. Er wurde angewiesen, mit Ausnahme der Rädelsführer das Leben der Herero zu schonen und die von den evangelischen Missionaren angebotene Vermittlungstätigkeit nicht zurückzuweisen. Im Hinblick auf die öffentliche Meinung distanzierte sich später auch die Reichsführung von Trotha, denn der Kolonialpolitiker Paul Rohrbach hatte bereits am 7. Oktober 1904 mit Blick in die Zukunft festgestellt: „Die Trothasche Proklamation wird uns bei aller Welt schaden und hier nicht das Mindeste nützen. Die Idee, daß die ‚Schuldigen‘, die Häuptlinge der Hereros, die Mörder der Weißen, je zur Bestrafung in unsere Hände fallen werden, daß das ganze Volk mit seinen Kapitänen je sich uns auf Gnade und Ungnade ergeben könnte oder daß wir jeden Herero einzeln im Sandfeld fangen werden, ist absurd. Wir können anstellen, was wir wollen, so werden wir doch nie darum herumkommen, zu irgendeiner Zeit von uns aus ein Ende mit dem Hererokrieg zu machen und die Hereros wieder heranzuziehen.“

Das Generalstabswerk aus dem Jahre 1906 unterschlägt die Maßnahmen vom 9. Dezember 1904 ebenso, wie die Anordnung aus Berlin, die Kriegsanstrengungen im Osten, also in die Fluchtrichtung der Herero fortzusetzen. Dem unbedarften Leser des Werkes wird so eine Kontinuität der Trothaschen Handlungen suggeriert, die höchst manipulativ wirken und schlaglichtartig verdeutlichen könnte, dass Berlin auf der einen Seite „im öffentlichen Interesse“ Schönfärberei betrieb, auf der anderen Seite es durchaus in Kauf nahm, dass die Herero einer Vernichtung anheim fallen könnten. Tatsache ist, dass der Oberste Generalstab zusammen mit dem Reichskanzler am 11. bzw. 12. Dezember 1904 in separaten Telegrammen mitteilte, dass die „Veröffentlichung des allerhöchsten Erlasses in deutscher Presse zurzeit nicht beabsichtigt“ sei. Und auch das Generalstabswerk von 1906, hielt sich noch an diese eindeutigen Anordnungen, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Geschehnisse in Deutschland schon längst allgemein bekannt gewesen sind. Schon von Trotha drahtete auf die beiden Telegramme aus Berlin sogleich seine Antwort zurück, dass er in Südwest „die Publikation nicht mehr verhindern könne“. Es kann als Trostpflaster für die einschneidende Einmischung Berlins in die Führung Generals von Trotha gesehen werden, als er am 14. Dezember 1904 „in Anerkennung seiner Tätigkeit als Kommandeur der Schutztruppe für Süd-West-Afrika bei Bekämpfung des Hereroaufstandes den königlichen Kronenorden 1. Klasse mit Schwertern am statutenmäßigen Bande.“

Leutwein, der mit Thotha jedoch unter keinen Umständen mehr etwas zu tun haben wollte und sich von der deutschen Regierung übergangen und ausgebootet sah, trat 1905 von seinem Amt als Gouverneur zurück.

Als Dr. Friedrich von Lindequist zum neuen Gouverneur des Schutzgebietes ernannt wurde, legte er Wert darauf, festzustellen, dass er diesen Posten nur unter der Bedingung annehmen würde, dass von Trotha als Truppenbefehlshaber abgelöst würde. So geschah es, dass von Trotha die Kolonie am 18. November 1905 für immer verlassen musste.

Kaiser Wilhelm II. weigerte sich nach der Rückkehr von Trothas mehrfach, diesen zu empfangen, obwohl er die Rücknahme der Proklamation erst auf nachhaltiges Argumentieren von Reichskanzler von Bülow befohlen hatte.

Das Schicksal der geflohenen Herero

Als von Trotha am 2. Oktober 1904 seine Proklamation herausgab, befand sich die Hauptgruppe der vom Waterberg geflohenen Hereros bereits seit dem 11. August 1904 auf ihrem Marsch durch das Sandfeld Richtung britische Grenze, außerhalb des Zugriffsbereichs der Deutschen. Doch der Weg der Herero mit ihrem Tross durch die Omaheke während der Trockenzeit hatte inzwischen zu einer Tragödie geführt. Nahezu ihr gesamtes Vieh war verendet. Nach den Schätzungen des Missionars Jakob Irle, die von den meisten Historikern als realistisch bezeichnet werden, fielen etwa 14.000 Hereros Durst, Hunger und Krankheiten zum Opfer. Mit den Schätzungen des deutschen Missionar Friedrich Bernsmann (23.000 bis 25.000 Überlebende) demzufolge maximal rund 12.000 Hereros im Sandfeld umgekommen sind, erhält man ein ungefähr richtiges Verhältnis.

Einen Tag bevor von Trotha seinen Vernichtungsbefehl zurücknahm, hatte er telegraphisch am 11. Dezember 1904 vom Reichkanzler von Bülow (s.o.) die ausdrückliche Unterstützung, nach der Rücknahme des „Vernichtungsbefehls“ die Herero zur Arbeit einsetzen und hierfür geeignete Sammellager errichten zu dürfen. Der Plan wurde daraufhin umgesetzt, während der Krieg im Osten laut oben beschriebenem Geheimbefehl fortgesetzt wurde. Doch stellte tausende von Herero, die aus der Wüste zurückkehrten, die „Absperrung“ des Sandfeldes als bloßen Bühnenzauber in Frage. Es war den Deutschen mit ihren geringen Kräften, der nichtvorhandenen Infrastruktur, der mühsamen Transportwege und des bereits voll im Gange stehenden Nama-Aufstandes nicht möglich, ein engmaschiges Sperrnetz zu errichten. Verarmt, erschöpft und hungernd zogen die Herero nun im Land umher, versteckten sich und wurden nach Ergreifung in die dafür eingerichteten Arbeitslager gebracht. Dabei war der Zustand der aufgegriffenen Herero oft so schlecht, dass auch die Soldaten Hilfe und Unterstützung leisteten, wie verschiedene Berichte (u.a. von Maximilian Bayer) dies dokumentieren. So berichtet der Gefreite Paul Haberland:

„Hunger und abermals Hunger! Bedauert haben wir die Kinder, die für alles nichts können. Nur den stolzen ‚Großmännern‘ war keine Not anzusehen. Unter allen erregte ein junges, bis zum Skelett abgemagertes Weib das Mitleid aller Kameraden. Mit kindlicher Liebe führte sie ihre alte, erblindete Mutter an einem Ochsenriemen nach. Hier zeigte sich wieder der durchweg gutmütige Zug der deutschen Soldaten, die den armen Teufeln alles Entbehrliche gaben und mit ihnen teilten.“

Und Oberst Berthold von Deimling, der spätere Pazifist und Vorstand der Deutschen Friedensgesellschaft schreibt:

„Tausende (Anm. Wikipedia: Herero) […] haben sich ergeben und wurden in den Etappenorten zu Arbeiten verwendet […] Unsere Leute haben sich den Herero gegenüber immer unendlich geduldig gezeigt, obwohl sie durch ihre bestialische Roheit gegen Gefangene und Verwundete erbittert waren.“

Im Angesicht des Elends der Herero brachen die von Anfang an vorhandenen Aversionen innerhalb der Schutztruppe gegen ihren Befehlshaber noch deutlicher auf. Von Trotha war verärgert über das Misslingen seines Sperrriegels und führte dies am 26. Dezember 1904 in der Presse auf die Rücknahme seiner Prokamation zurück. Und weiter schreibt er: „Daß die Vernichtung nicht bis zum letzten Säugling durchzuführen sein würde, darüber konnte ein logisch denkender Mensch nicht im Unklaren sein.“

Die Situation der Herero besserte sich erst, als Ende 1905 Dr. Friedrich von Lindequist Gouverneur des Schutzgebietes Deutsch-Südwestafrika wurde. Er hatte den Posten nur unter der Bedingung angenommen, dass der von ihm aufgrund seiner Unmenschlichkeit abgelehnte von Trotha als Truppenbefehlshaber abgelöst würde. Von Trotha verließ daraufhin am 18. November 1905 für immer Deutsch-Südwestafrika.

Der Aufstand der Nama

Der Aufstand der Nama (Hottentotten), ein Stamm der Khoi Khoi, ist nicht so genau dokumentiert wie der Aufstand der Herero. Es fehlt noch ein Übersichtswerk mit genaueren Angaben. Die Erhebung dieses Volkes steht in direktem Zusammenhang mit den Folgen der umstrittenen Ernennung Lothar von Trothas zum Kommandeur der Schutztruppe. Die mit Deutschland verbündeten Kapitäne fürchteten, das selbe Schicksal erleiden zu müssen, wie ihre bisherigen Feinde, die Herero.

Ende 1904

Am 3. Oktober 1904, kurz vor Niederschlagung der Revolte der Herero, wechselten die bisher mit den Deutschen verbündeten Nama, unter ihren Kapitänen Hendrik Witbooi und Jakob Morenga, offiziell die Seite und griffen ihre bisherigen deutschen Partner an. Hendrik Witbooi hatte den Deutschen an jenem Tag den bestehenden Schutz- und Beistandpaktes aufgekündigt und stattdessen eine offizielle Kriegserklärung ausgesprochen. Unmittelbar nach dieser Erklärung wurde die rund 80 Mann starke Hilfstruppe der Witbooi, welche die Deutschen bei der Schlacht am Waterberg unterstützt hatte, entwaffnet und gefangengenommen. Noch vollkommen überrascht meldete Leutwein am 8. Oktober, die Witboois, auf deren Treue vor allem der Gouverneur selbst gebaut hatte, wären in feindlicher Absicht aus Gibeon abmarschiert und hätten benachbarte Stationen angegriffen. Zusätzlich liefen Meldungen ein, dass Morenga weiterhin starken Zulauf erhielt. Der Nama-Kapitän Hendrik Witbooi verschonte in Gibeon weder den ihm allzeit überaus freundlich gesinnten Bezirksamtmann von Burgsdorff, noch Missionare, noch Farmer. Auch Frauen wurden umgebracht. Mit den Witboois, welche die Schutztruppe bei der Bekämpfung der Herero aktiv unterstützt hatten, war ein wichtiger Bündnispartner verloren gegangen. Die Kriegführung von Herero und Nama unterschied sich grundlegend. Während die Herero die offene Feldschlacht suchten, operierten die Nama in Form einer Guerillataktik aus dem Hinterhalt heraus.

Im Dezember 1904 gab es deutsche Kriegsgefangenenlager in Windhuk, Okahanddja und Swakopmund.

Anfang 1905

Die Schlacht von Stamprietfontein am 1. Januar 1905 zwischen Hendrik Witbooi und den Deutschen unter Major Meister endete unentschieden.

Am 4. Januar gelingt es deutschen Truppen nach 50-stündigem Gefecht bei Groß-Nabas, diese wichtigste Festung der Hottentotten zu erstürmen.

Eine friedliche Gruppe von Ovambo-Arbeitern in Etaneno, südlich von Outjo, wurde von den Deutschen angegriffen. Dies führte zum fast völligen Stillstand der Zuwanderung von Ovambo-Arbeitern. Der finnische Missionar Martti Rautanen schaffte es trotz des deutschen Missgeschicks, den Ovambo-König vom Ondongagebiet zu überreden, nicht den König Nehale zu unterstützen, der unter Ovaherero-Einfluss bereit war, wie 1904 die Deutschen wieder anzugreifen.

Februar 1905: Gefecht und Überfall bei Kalkfontein N. Neuformierung des Feldlazaretts Nr. 13 und Stationierung in Kalkfontein am Auob.

Mitte 1905

Im Gefecht von Leukop nahe der britischen Grenze wird Jakob Morenga am 19. Mai von den Deutschen unter dem Befehl von Hauptmann Franz Siebert geschlagen. Viele Nama flüchten daraufhin auf britisches Gebiet, kehren jedoch einzeln wieder zurück.

Die Schlacht von Narus am Karebfluss tobte vom 15. bis 17. Juni. Der Kampf zwischen den vereinten Verbänden von Jakob Morenga und Jan Hendrik gegen die deutschen Truppe endete mit Verlusten für die Deutschen. Erneute Friedensverhandlungen zwischen der Schutztruppe und Marengo sowie Cornelius Frederiks scheiterten erneut, da die Deutschen, verursacht durch Fehlkoordination, die Nama während des Waffenstillstandes angriffen.

Jakob Morenga verwickelte die Deutschen am 3. Juli in ein Gefecht bei Wasserfall. Der Witbooi-Kapitän Sebulon wird verfolgt.

Am 1. August besetzte der Nama-Kapitän Hendrik Witbooi mit seinen Truppen das Felsengebirge westlich von Gibeon. Am 5. August griff Abraham Morris die Schutztruppen in Wortel (Nomaos) an.

Ende 1905

Cornelius Frederiks wurde am 3. September in der Schlacht von Ai-Ais geschlagen. Er zog daraufhin den Fischfluss hinab zum Oranje und von dort in die Großen Karasberge, wo er sich mit Marengos Truppen vereinigte.

In der Schlacht von Nubib, am 13. September in den Zarisbergen kämpften die vereinigten Ovaherero- und Namatruppen unter dem Oberbefehl des Ovahereroführers Andreas gegen die Schutztruppe unter Georg Maercker. Am gleichen Tag kam es in Guigatsis zu einem Gefecht zwischen Abraham Morris und den Deutschen.

In Nochas fand am 15. September eine Schlacht zwischen Jakob Marengo und Johannes Christian gegen die Deutschen unter Friedrich von Erckert statt. Nach dieser Schlacht zogen Marengo und Christian weiter gen Süden. Auf ihrem Weg zum Oranje griffen sie eine deutsche Nachschubkolonne in Naruchas, südwestlich von Kalkfontein-Süd (Karasburg), an.

Morenga und Christian zerstörten am 6. Oktober den deutschen Beobachtungsposten auf Jerusalem, südlich von Heirachabis. Von dort zogen sie zum Oranje, wo sie am 10. Oktober den Grenzposten Schuitdrift überfielen.

In der Schlacht von Hartebeestmund nahe Pelladrift am Oranje gegen Jakob Morenga und Johannes Christian erleiden die Deutschen am 24. und 25. Oktober Verluste. Je drei Offiziere starben und waren verwundet, bei den Mannschaftsdienstgraden lagen die Verluste bei 14 Toten und 35 Verwundeten.

Am 29. Oktober starb Hendrik Witbooi im Kampf in Vaalgras (Koichas) als er und seine Männer versuchten, eine deutsche Transportkolonne zu überfallen. 15 Minuten, nachdem er auf einem Pferd reitend angeschossen worden war, starb er. Mit ihm fiel auch ein Mitglied seiner Familie, Petrus Jod.

Die Witboois waren durch den Tod ihres Kapitäns so geschockt, dass sie sich Anfang 1906 geschlossen ergaben. Damit war die größte Gruppe der rebellierenden Namas aus dem Kampf geschieden.

Im November wurde das 13. Feldlazarett nach Kub in Bereitschaft verlegt und am 7. Dezember aufgelöst.

1906

Am 1. Januar übernimmt in Berlin General Helmuth von Moltke die Nachfolge Alfred von Schlieffens als Generalstabschef des deutschen Heeres.

Im März wurde Cornelius mit 200 Mann nach einer monatelangen Verfolgungsjagd durch eine Abteilung unter Hauptmann Richard D. Volkmann gestellt und aufgerieben. In der zweiten Jahreshälfte konnten auch die Bondelzwarts zum Aufgeben gebracht werden. Damit war bis auf den Franzmann-Kapitän Simon Kopper, der noch bis Anfang 1908 von englischem Gebiet aus weiterkämpfte, der Süden unterworfen.

Von Anfang an waren ein breite deutsche Öffentlichkeit sowie viele Abgeordnete aus verschiedenen Gründen gegen den Krieg. Am 13. Dezember kommt es zum Eklat im Berliner Reichstag. Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow löst diesen auf Verordnung des Kaisers auf, nachdem die Abgeordneten die Bewilligung zusätzlicher Mittel für den Krieg in Deutsch-Südwestafrika mehrheitlich abgelehnt hatten.

Im Dezember wird mit Unterstützung von Missionaren, die bereits während des Hereroaufstands helfend und vermittelnd tätig waren, ein Friedensschluss mit den letzten auf Südwester Gebiet aufständischen Bondelzwarts vereinbart.

1907

Die Probleme der Schutztruppe bei der Bekämpfung des Aufstands führte zu einer Regierungskrise in Berlin und erzwungenen Neuwahlen des Reichstags (sog. Hottentottenwahlen am 25. Januar 1907).

Am 31. März 1907 wurde das offizielle Ende des Kriegszustandes bekanntgegeben.

Morenga führte den Guerillakrieg weiter, bevor er bei einem Gefecht mit Einheiten der britischen Kappolizei am 19. September 1907 bei Eenzamheid getötet wurde.

1903 hatte die deutsche Kolonialverwaltung in Windhuk Eheschließungen zwischen Deutschen und Eingeborenen nach Druck aus der fortschrittlicheren Kolonialabteilung in Berlin für rechtmäßig erklären müssen. Diese in Windhuk stets ungeliebte Vorgabe wurden jedoch 1907, unter dem Eindruck der Aufstände durch das Südwester Gouvernement - rückwirkend - wieder für nichtig erklärt. Grund für die Mischehen war auf deutscher Seite in erster Linie, dass sich nicht genügend deutsche Frauen bereit erklärten, in die Kolonien zu heiraten und ein hartes Farmerleben aufzunehmen, was für die dort lebenden schwarzen Frauen keinerlei Hürden bedeutete.

1908

Nach dem Gefecht zwischen der Schutztruppe unter Hauptmann Friedrich von Erckert und den letzten Aufständischen unter Simon Kopper vom 16. März in der Kalahari kapitulieren die Nama am 17. März 1908 endgültig.

Tote durch den Aufstand

Auf deutscher Seite sind die Verluste sehr genau dokumentiert. Es fielen 676 Menschen, 76 gelten als vermisst. Die meisten dürften beim Hereroaufstand umgekommen sein. Zusätzlich verstarben 689 Soldaten des Marine-Expeditionskorps, vor allem an Typhus. Der Erlass Mahareros und die Vereinbarung der Hererokapitäne, keine deutschen Frauen und Kinder zu töten wurden in den meisten Fällen eingehalten.

Die genaue Zahl der getöteten Herero ist unbekannt. Bereits die Angaben über die Gesamtgröße des Hererovolkes vor dem Krieg beruhten ausschließlich auf Schätzungen. Der deutsche Missionar Jakob Irle schätzte sie auf insgesamt 80.000 Menschen; 1975 schätzte Gerd Sudholt die Zahl auf 40.000. Walter Nuhn errechnete ca. 23.000-24.000 überlebende Herero, von denen 21.000 in deutscher Gefangenschaft waren. Unter Zugrundelegung der sehr niedrig angesetzten Schätzung Sudholts kommt Nuhn auf eine wahrscheinliche Zahl von 16.000-17.000 Toten durch den Krieg selbst, was sich mit der Schätzung Irles (14.000 im Sandfeld verdurstete) und der des Missionars Friedrich Bernsmann (maximal 12.000 Umgekommene), deckt. (Vor dem Krieg konnte nur vage geschätzt werden, da die Herero über ein großes Gebiet verteilt waren; die Schätzungen im und nach dem Krieg dürften genauer sein, da die Herero sich zum Orlog massierten.) Von den 21.000 Gefangenen waren 15.000 Kriegsgefangene (der Rest, alte und schwache Leute und Kinder, wurde in Hospitälern und unbewachten Lagern der Rheinischen Mission untergebracht, die besser geführt wurden). Von den Kriegsgefangenen kamen nach Aufstellung des Oberkommandos der Schutztruppen 45,2 Prozent um, was etwa 7.000 ausmacht. Damit ergibt sich nach Nuhn eine Gesamtzahl von 16.000-17.000 überlebenden Herero, 14.000 in deutscher Gefangenschaft. 1911 wurde die Zahl der Herero in Deutsch-Südwestafrika bei einer offiziellen Volkszählung mit 15.130 festgestellt. Damit starben nach Nuhn etwa 24.000 Herero durch Krieg, Vertreibung und die Bedingungen in den deutschen Konzentrationslagern. Legt man anstelle der niedrig angesetzten Sudholt-Schätzung Irles sehr hoch gegriffene Schätzung an, kommt man entsprechend auf 64.000 Herero; die wahre Zahl ist nicht mehr feststellbar, liegt aber entsprechend zwischen 24.000 und 64.000. Zahlen zwischen 37.000 und 40.000 gelten als realistisch.

Manchmal wird von einschlägigen Kreisen auch eine falsche Zahl von 4.000 angegeben. Die Aufstellung des Oberkommandos meldete von ca. 15.000 gefangenen Hereros und 2.000 Namas 7.682 Tote. Alleine die Toten in den Gefangenenlagern, selbst wenn alle 2.000 Nama überlebt hätten, ergeben schon mindestens 5.000 Tote ohne Berücksichtigung der Toten durch den Aufstand selbst und im Sandfeld.

Von den 20.000 Nama, die sich im Herbst 1904 unter ihren Anführern Hendrik Witbooi und Jakob Morenga gegen die Kolonialmacht erhoben, überlebten weniger als die Hälfte. 2.000 Nama kamen in deutsche Gefangenschaft.

Konzentrationslager in Deutsch-Südwestafrika

siehe auch Hauptartikel Konzentrationslager in Deutsch-Südwestafrika

Die Gefangenen der Herero und die der Nama wurden in eigens für sie errichtete „Konzentrationslager“ gebracht. Die ersten dieser Lager wurden in den Jahren 1904/1905 nach dem Vorbild der britischen Buren-Lager in Südafrika errichtet. Sie waren anfangs in Okahandja, Windhuk und Swakopmund; später wurden es mehr. Durch ständige Überbelegung, schlechte klimatische Bedingungen (Swakopmund), schlechtes Trinkwasser und einseitige Ernährung breiteten sich Krankheiten wie Skorbut, Typhus und Ruhr in den Lagern schnell aus und forderten trotz notdürftiger ärztlicher Versorgung tausende Todesopfer. Gesunde Gefangene wurden zur Zwangsarbeit im Straßen-, Wege- und Bahnbau eingesetzt. Die Arbeitsbedingungen waren dermaßen hart, dass nicht einmal die Hälfte der Arbeiter die Strapazen überlebten.

Völkerrechtliche Situation

1904 gab es noch kein internationales Gesetz oder eine Vereinbarung bezüglich kolonisierter Nationen. Ehemalige Kolonialregierungen, wie Großbritannien, Frankreich, Belgien und Portugal, setzten sich auch heute nicht für die Etablierung solcher Vereinbarungen ein, da sie vermeiden wollen, alte historische Schulden aufarbeiten zu müssen. Im Zusammenhang mit dem Aufstand der Herero und der Nama in der ehemals deutschen Kolonie in Südwestafrika sei auf ein ähnliches Kapitel in der englischen Kolonialgeschichte hingewiesen, das kurz zuvor die Menschen im damaligen Deutschland genauso erschütterte, wie die Taten eines von Trotha: den Burenkrieg (1899-1902), den einschlägige britische Medien bis heute heldenhaft verklären. Während des Burenkrieges ließ Lord Kitchener seine Truppen das Land durchkämmen, welche die Farmen der Buren niederbrannten, die Männer töteten und rund 120.000 burische Frauen und Kinder in Konzentrationslager verschleppten, wo mindestens 20.000 an Hunger und Krankheit starben.

(Aus wikipedia).

 

Schutztruppe war die offizielle Bezeichnung der militärischen Einheiten in den deutschen Kolonien in Afrika von 1891 bis 1918.

In den sogenannten Schutzgebieten Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika befanden sich Schutztruppen, die die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Inneren zur Aufgabe hatten. Sie wurden zum Beispiel zur Niederschlagung von Aufständen, Grenzsicherung oder zur Sicherung von Expeditionen eingesetzt. Für eine Landesverteidigung gegen äußere Angreifer waren sie nicht konzipiert.

Die Schutztruppen bildeten einen vom Reichsheer und der Kaiserlichen Marine unabhängigen Teil der Armee des Deutschen Reiches unter dem Befehl des deutschen Kaisers.

Ostafrika

Die Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika wurde durch das Reichsgesetz vom 22. März 1891, die Schutztruppen für Kamerun und Deutsch-Südwestafrika durch das Reichsgesetz vom 9. Juni 1895 errichtet. Der Stiftungstag der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika wurde der 8. Februar 1889, um das Andenken der Wissmann-Truppe zu ehren und zu verkünden, dass die Schutztruppe aus der Wissmann-Truppe hervorgegangen ist. Der Stiftungstag für die Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika wurde durch die Allgemeine Kabinettsorder vom 16. September 1911 auf den 16. April 1889 festgelegt.

Die zusammenfassende Regelung der Rechtsverhältnisse der Schutztruppen in den afrikanischen Kolonien erfolgte durch das Reichsgesetz vom 7./18. Juli 1896 (Schutztruppengesetz). 1907 wurde die Verwaltung der Schutztruppe in das neu geschaffene Reichskolonialamt eingegliedert. Das Oberkommando der Schutztruppe war in der Mauerstraße 45/46 (Berlin-Mitte) untergebracht, in unmittelbarer Nähe des Reichskolonialamtes.

Die Truppen setzten sich aus Offizieren, Sanitäts- und Veterinäroffizieren, Unteroffizieren, Mannschaften und Beamten sowie angeworbenen Einheimischen zusammen, die in der deutschen Armee als spezielle Truppe (Askari) Dienst taten. In Deutsch-Südwestafrika gab es keine Askari. Dafür warb man eingeborene Hilfstruppen an.

Südwestafrika

Die Mannschaften Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika bestanden aus Soldaten des Heeres und der Marine (und auch Österreichern), die sich freiwillig aus ihren Regimentern für die Truppe gemeldet hatten. Vor der Verschiffung nach Afrika wurden die Freiwilligen auf deutschen Ausbildungsstützpunkten für ihre speziellen Aufgaben vorbereitet. Solch ein Stützpunkt befand sich beispielsweise in Karlsruhe. Wegen der oft feucht-heißen Bedingungen am Oberrhein sorgte man hier für eine frühe Akklimatisierung.

Stärke

1913 bestanden die Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika aus 410 Deutschen und 2.682 Askari, in Deutsch-Südwestafrika aus 1.967 Deutschen und in Kamerun aus 185 Deutschen und 1.560 Einheimischen.

Strafrecht

Für die Schutztruppen galten die deutschen Militärgesetze und die deutsche Militärdisziplinarstrafordnung. Die Militärstrafgerichtsbarkeit über sie wurde nach der Verordnung vom 26. Juli 1896 durch das Gericht des Oberkommandos der Schutztruppen (Reichskanzler und ein vortragender Rat) und Abteilungsgerichte (Befehlshaber der Abteilung und ein untersuchungsführender Offizier) verwaltet. Das Verfahren war das der deutschen Militärstrafgerichtsordnung vom 1. Dezember 1908.

Aufstellung der Schutztruppen

Oberkommando der Schutztruppen (ab 1897): Berlin - Reichskolonialamt

Deutsch-Ostafrika Kommando Daressalam

1. Kompagnie: Aruscha

2. Kompagnie: Iringa und Unbena

3. Kompagnie: Lindi

4. Kompagnie: Kilimatinde und Ssingidda

5. Kompagnie: Massoko

6. Kompagnie: Udjidiji und Kassulo

7. Kompagnie: Bukoba, Ussuwi und Kifumbiro

8. Kompagnie: Tabora

9. Kompagnie: Usumbura

10. Kompagnie: Daressalam

11. Kompagnie: Kissenji und Mruhengeri

12. Kompagnie: Mahenge

13. Kompagnie: Kondoa-Irangi

14. Kompagnie: Muansa und Ikoma

Zusätzlich in Daressalam: ein Rekrutendepot, eine Signalabteilung und Intendatur.

Stärke: 68 Offiziere, 42 Ärzte, 150 weiße Beamte, Feuerwerker und Unteroffiziere, 2472 farbige Soldaten

Deutsch-Südwestafrika Kommando Windhuk

Gericht des Kommandos, Intendantur, Sanitätsamt u. Vermessungstrupp

Nordbezirk Kommando Windhuk

1. Kompagnie: Regenstein, Seeis

4. Kompagnie (MG): Okanjande

6. Kompagnie: Outjo und Otavi

2. Batterie: Johann-Albrechts-Höhe

Verkehrszug 1: Karibib

Proviantamt: Karibib

Pferdedepot: Okawayo

Artillerie- und Train Depot: Windhuk

Lazarett: Windhuk

Hauptsanitätsdepot: Windhuk

Bekleidungsdepot: Windhuk

Ortskommandantur: Windhuk

Ortskommandantur u. Proviantamt: Swakopmund

Südbezirk Kommando: Keetmanshoop

2. Kompagnie: Ukamas

3. Kompagnie: Kanus

5. Kompagnie (MG): Chamis und Churutabis

7. und 8 Kompagnie: Gochas und Arahoab (Kamelreiter und MG), Lazarett.

1. Batterie: Narubis

3. Batterie: Kranzplatz bei Gibeon

Verkehrszug 2: Keetmanshoop

Artillerie- und Train-Depot: Keetmanshoop

Lazarett - und Sanitätsdepot: Keetmanshoop

Bekleidungsdepot: Keetmanshoop

Proviantamt: Keetmanshoop

Garnisonverwaltung: Keetmanshoop

Pferdedepot: Aus

Kamelgestüt: Kalkfontain

Ortskommandantur u. Proviantamt: Lüderitzbucht

Stärke: 90 Offiziere, 22 Ärzte, 9 Veterinäre, 59 Beamte, Feuerwerker, 342 Unteroffiziere, 1444 weiße Soldaten

Kamerun (Stand: 1914) Kommando Soppo

1. Kompagnie (Stammkompanie) und Artilleriedetachement: Duala

2. Kompagnie: Bamenda, Wum und Kentu

3. Kompagnie: Mora und Kusseri

4. Kompagnie (Expeditionskompanie): Soppo

5. Kompagnie: Buar und Karnot (Carnot)

6. Kompagnie: Mbaiki, Nola und Nguku

7. Kompagnie: Garua, Nassarau (Nassarao), Mubi, Marua, Lere

8. Kompagnie: Ngaundere

9. Kompagnie: Dume und Baturi

10. Kompagnie: Ojem und Mimwoul

11. Kompagnie: Akoasim (Akoafim), Ngarabinsam und Minkebe

12. Kompagnie: Bumo, Fiange (Fianga), Gore und Schoa

Stärke: 61 Offiziere, 17 Ärzte, 23 Beamte, Feuerwerker, 98 weiße Unteroffiziere, 1550 afrikanische Soldaten

Polizeitruppen

In Afrika und in der Südsee waren diese den Zvilbehörden, in Kiautschou dem Gouvernement unterstellt. Sie waren jedoch in keinem Fall Teil einer militärischen Verwaltung (Bei den Zahlenangaben über Polizeitruppen handelt es sich häufig um Sollstärken.)

Deutsch-Ostafrika

4 Offiziere, 61 weiße Wachtmeister, 147 farbige Unteroffiziere, 1.863 Askari (ohne so genannte Knüppel-Askaris)

Kamerun

4 Offiziere, 37 Köpfe sonstiges weißes Personal, 1.255 Mann (ausschl. Zoll)

Deutsch-Südwestafrika

7 Offiziere, 9 Köpfe Verwaltung, 68 Polizeiwachtmeister, 432 Polizeiserganten, 50 Vertragspolizisten, außerdem farbige Polizeidiener

Togoland

2 Offiziere, ? Polizeimeister, 530 farbige Soldaten

Deutsch-Neuguinea

19 weiße Polizeimeister, 670 farbige Polizisten in Neuguinea und auf den Inseln

1 farbiger Polizeimeister, 30 Fita - Fita, 20-25 Landespolizisten auf Samoa. Die Fitafita bestand aus Häuptlingssöhnen und war hauptsächlich für den Ordonnanzdienst, den Dienst als Bootsmannschaft, Hilfspolizist, Ehrenwache und Postbote vorgesehen. Die Landespolizisten waren dagegen für den üblichen Polizeidienst vorgesehen.

Kiautschou

sog. chinesische Polizei (war Teil der Zivilverwaltung und bestand ausschließlich aus Chinesen)

Europäischer Stab und 60 Chinesen

Die berittene Landespolizei von Deutsch-Südwestafrika bestand im Gegensatz zu den berittenen Polizeien der anderen Kolonien ausschließlich aus Deutschen.

Moderne Schutztruppen

Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet der aus der Kolonialzeit stammende Begriff Schutztruppe (meist internationale) Truppen, die in anderen Ländern nach einem Krieg oder Ähnlichem die öffentliche Ordnung und Sicherheit bzw. den Herrschaftsanspruch der Großmächte gewährleisten sollen. Ein Beispiel für eine solche Schutztruppe ist ISAF in Afghanistan.

(Aus wikipedia).