Ruppe Koselleck wurde 1967 in Heidelberg geboren, studierte Philosophie in Köln und wechselte nach Aufenthalten in Istanbul, Osaka und Eckernförde an die Kunstakademie in Münster zu Lutz Mommartz.
Cola Kreuze:
Ein Cola Kreuz ist die Addition der beiden weltweit erfolgreichsten Marken -
eben das Christentum und die Coca Cola Company. Für jedes Land, welches über
einen eigenen Coca Cola Abfüller verfügt, produziert Koselleck jeweils nur ein
Kreuz aus den landesüblichen Dosen, Holz und Nägeln. Länder ohne einen
nationalen Coca Cola Abfüller erhalten auch kein Kreuz. Für Cuba und Nord
Korea gibt es kein Cola Kreuz.
Das südafrikanische Coca Cola Kreuz stammt aus dem Jahr 2007 und verfügt über
eine illustre Ausstellungsbiographie. Neben den klassischen Orten wie London
und Basel wurde das südafrikanische Cola Kreuz auch in Dubai im Bur Juman
Zentrum gezeigt. Obwohl die Unesco als Schirmherrin der Ausstellung ReART
fungierte, wurde das Kreuz von der Wand gerissen und von Putzkräften in die
Ecke gestellt. (siehe Ruhrnachrichten vom 29.08.2008)
Das Cola Kreuz hing zwischen mittelalterlichen Kruzifixen in der Kreuzsammlung
in der Abtei Liesborn Wadersloh und spaltete wie die anderen dort gezeigten 24
Cola Kreuze die Meinung der Besucher.
Der Kunstwissenschaftler Dr. Stephan Trescher interpretiert die Cola Kreuze als einen sich
manifestierenden Culture Crash, der je nach dem Ort, wo sie sich zeigen eine
radikale Bedeutungswandlung erfährt. In Südamerika als Kritik am US
Imperialismus, wo die Addition von Cola=US-Kapitalimus eine "segensreiche"
Verbindung aus Christentum und Kapitalismus sichtbar werden läßt. In
christlich europäischen Kreisen als Frage des viralen Marketings - wer wirbt
hier für wen? Cola für den Gekreuzigten, der Messias für ein
Erfrischungsgetränk? Zwischen Blasphemie und tiefen Glauben scheint das Cola
Kreuz ein Einladung zum jeweils gefälligen Mißbrauch zu sein.
Für Ruppe Koselleck bleibt die Zusammenstellung ein sachlich richtiger
additiver Vorgang, der systematisch die Höhe einer künstlerischen Auflage an
die Verbreitung eines global operierenden
Erfrischungsgetränkemittelherstellers koppelt.
Wikipedia über die Coca Cola Kreuze:
"Mit den Blechstreifen benagelte er schlichte Holzkreuze, was einen skulptural
sich manifestierenden Culture Crash ergab. Hier das religiöse Symbol des
Christentums, dort das inzwischen wohl weltweit genauso verbreitete rot-weiße
Signet des Coca-Cola-Konzerns. Zusätzlich bringt Koselleck eine globale
politische Komponente ins Spiel, indem er die Serie international variiert.
Der Künstler sammelt (und lässt sammeln) Cola-Büchsen aus allen Ländern, hat
japanische, mexikanische, russische oder palästinensische Dosen zu Kreuzen
verarbeitet, was an den unterschiedlichen Beschriftungen stets gut zu erkennen
ist. Konstant bleiben nur das Markensignet und die Kreuzesform.
"
Pierre Roh (Jukis Portal) über Kosellecks Kreuze: "Der immense Aufwand nationale Cola-Dosen aus den unterschiedlichen Erdteilen
für die Produktion weiterer Kreuze heranzuschaffen, steht in dem Widerspruch
zu dem kaum noch erkennbaren Unterschied des Sichtbaren. Das Populäre
befördert eine selbstgewählte Gleichschaltung, für die der Kommunismus noch
den Gulag brauchte und der Kapitlalismus bloss die Jeans, die Beatles oder ein
Glas eisgekühltes koffeinhaltiges ...
Und doch weicht Koselleck von den Mustern der Pop-Art ab, in dem er dem
kleinen Unterschied, sowie dem geringfügig abweichenden und der notwendigen
Handarbeit einen seltsam romantischen Werkbegriff unterschiebt. Die Cola Dosen
für
seine Kreuze sind sensibel ausgewählte, hochachtungsvoll behandelte
Massenprodukthüllen, denen der Blechschnitt und das genagelte Arrangement eine
Resteinzigartigkeit im Ewiggleichen verleihen, die einen Kunstbegriff
beschreiben, den
Koselleck propagiert. Aus dem Nebensächlichen wird das Nebenwesentliche
– das Nebenwesen selbst. Das Cola Kreuz lässt sich weder auf eine moraline Kapitalismuskritik noch auf
eine Kirchenanklage einschränken. Dass überall das Gleiche gleich, nur eben
verschieden sei, findet in Koselleck's Cola Kreuz ein neues Symbol, welches in
Zeiten der Globalisierung herzlich dazu einlädt missverstanden zu werden. Der
Betrachtende sieht zwischen Blasphemie und Antiamerikanismus, zwischen
Pro-Pop-Art-Absolutismus und Prä-post-non-profit (...) so ziemlich alles, was
den
Betrachter eben selbst auszeichnet. Der potentiell beleidigte Christ findet
stets einen religiösen Eiferer, der das Cola Kreuz verteidigt.
"
|