Deutsche Handschrift auf Papier, 23 S. auf 15 Bl., c. 29,7 x 21 cm, Falt- u. Knickspuren.
Bericht an eine Prinzessin, vermutlich die Kaisertochter Viktoria Luise, die ihn um ausführliche Informationen über die Organisation des Lebens des Kaisers bei Hofe gebeten hatte, um sie ihrer Enkelin (wohl die damals 13jährige spätere spanische Königin Sophia von Griechenland) zu erzählen. Das Manuskript wurde je etwa hälftig von Platen-Hallermund und vom Kammerdiener Richard Bless verfasst, der auf Bitten des Hofmarschalls verschiedene Teile beisteuert, die er "nur aus dem Gedächtnis" habe niederschreiben können und besteht aus verschiedenen Kapiteln:
1) "Überblick über die Organisation der Kaiserlichen Hofhaltung" (Gesamtleitung, Dienstpersonal, Ökonomiedienst, Verwaltungsdienst, Hofbauamt, Kunstsachen), 2) "Ein Tag am Hofe im Berliner Schloss" (Tagesablauf des Kaiserspaares: Frühstück, Spaziergang durch den Tiergarten, Besprechung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts, mit dem Hofmarschall, Referate der Kabinettschefs, gemeinsames Mittagessen beider Majestäten, Spaziergang im Grunewald, Arbeit im Arbeitszimmer bis zur Abendtafel, Tischgesellschaft in der Bibliothek bis zum Gutenachtsagen, gelegentlich Besuch von Oper oder Theater), 3) "Jahres-Einteilung" (Aufenthalte im Berliner Stadtschloss, in Potsdam, Homburg, Saalburg, Korfu ("Der Kaiser hatte ein großes Bedürfnis nach Sonne"), Reise über Wien nach Venedig zur Yacht Hohenzollern, Festspielwoche Wiesbaden, Frühjahrsbesichtigungen und Paraden, Tierpark von Hagenbeck, Elbregatta Cuxhaven, Kieler Woche, Regatten für Yachten und Kriegsschiffe ("Seine Majestät ... war ein passionierter Segler"), Nordlandreisen, Wilhelmshöhe Kassel, Herbstmanöver, Hochwildjagden, Rominten, Hubertusstock, Jagdgast in Schlesien bei Henckel von Donnersmarck o.a. Fürsten, Weihnachtsfest im Neuen Palais, Besuche u. Einladungen: Erzherzog Franz Ferdinand, Großherzog von Weimar, Krupp u.a., Marinefeste), 4) "Feststehende festliche Winterveranstaltungen im Schloss Berlin", 5) "Reisen des Kaiserpaares" (1901 England zum Tod von Königin Victoria, 1902 Besuch des Zaren, 1903 Besuch des Papstes in Rom, 1905 Mittelmeerreise, ...), 6) "Fürstenbesuch am Hofe", 7) "Der Kastellandienst im Schloss Berlin", 8) "Der Kaiser auf Jagd" ("Als passionierter Jäger und guter Schütze hatte S.M. viele Gelegenheit zur Betätigung", Staatsjagden unter Leitung des Oberjägermeisters, Pirschgänge in Rominten u. Schorfheide, Erlegung eines 44-Enders, 1000. Hirsch in Rominden, Verblasung der erlegten Hirsche, Parforce-Reitjagden im Grunewald u. Döberitz, der Kaiser als Jagdgast (Wartburg, Donaueschingen, Schleitz, Pless, Niederwild-Jagd bei schlesischen Magnaten, Eckartsau bei Erzherzog Franz Ferdinand, beim englischen Landadel), Jagdschmuck für die Kaiserin), 9) "Kurze Niederschrift über die Erlegung des 28 Enders bei Rominden". - In einem beiliegenden masch. Brief vom Juli 1953 bittet Platen-Hallermund um eine Rücksendung des Manuskripts und kommentiert die Krönung von Queen Elisabeth II. ("Die Königin erfreut sich ja nicht nur in England grösster Sympathien u. der Prinz scheint ja ein prächtiger Herr zu sein, die ganze Organisation war ja mustergültig u. klappte hervorragend")
Faszinierendes, in dieser Form einzigartiges, wohl unveröffentlichtes Dokument zum Leben des letzten Deutschen Kaisers, aus der Feder zweier seiner engsten Begleiter.
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