Volker Zelinsky:
Die Kunstkeramik des Carstens-Konzerns.
Beispiele für die Durchsetzung der abstrakten Moderne in der Alltagskultur,
1919 – 1939.
449 S., 402
Abb. mit >1000 Fotos, edition kakenhan Hamburg. ISBN 978-3-00-061224-4.
ist die erste Werksmonografie des Steingutzweiges des bisher kaum
bekannten Carstens-Konzerns aus Hamburg, der zwischen den zwei Weltkriegen, nach
Villeroy & Boch, zweitgrößten
deutschen Keramikfirma mit zehn Steingutwerken (Elmshorn, Rheinsberg,
Rathenow, Velten, Magdeburg, Neuhaldensleben: J. Uffrecht & Co, „Altes“
Werk, Georgenthal, Gräfenroda, Hirschau) und zwei Porzellanfabriken (Zeven und
Lübeck) in ganz Deutschland.
Sie weist erstmals nach, dass die „Weimarer
Keramik“ nicht allein durch Objekte mit abstraktem Spritzdekor geprägt ist,
-wie es die Sammlung Buddensieg 1985 einseitig vermittelte-, sondern in
gleichem Umfang und in gleicher Qualität durch Objekte mit abstrakten Maldekoren und abstrakten
Laufglasuren bestimmt war.
Carstens ist damit ein herausragendes Beispiel zum Aufzeigen der ästhetischen
Überlegenheit des modernen avantgardistischen Steinguts in der
Zwischenkriegszeit gegenüber dem seit Jahrhunderten überlegenen Premiumprodukt
Porzellan mit seinen damals überlebten Formen.
Nach Ausführungen zur historischen Entwicklung der Abstraktion im Kunstgewerbe beschreibt die Arbeit am Beispiel des
Produktionsprogrammes der Niederlassungen von Carstens die Umsetzung des damals
neuen Stilmittels der Bildenden Kunst, der Abstraktion, in der Industriekeramik
der 20er und 30er Jahre. Ausgehend von der Popularisierung
des Stils der Wiener Werkstätte und des Art Déco wird der bei Carstens
ungewöhnlich hohe Anteil abstrakter
Formen und Dekore im Einsatz abstrakter
Handmalerei, abstrakten Spritzdekors und abstrakter Laufglasuren
ausgeführt. Durch umfangreiche Recherchen konnten für Carstens Entwürfe von 20 Künstlern und Künstlerinnen
nachgewiesen werden. In Einzelfällen wird der direkte Einfluss der Bildenden
Kunst auf die Keramikproduktion demonstriert. Die über 1000 Fotos werden meist zum ersten Mal veröffentlicht.
Darüber hinaus beschreibt die Arbeit am Beispiel von Carstens erstmals die Anpassung der Keramikindustrie an den
seit 1933 verordneten völkischen Geschmack der NS-Zeit mit ihrem Verfall der
modernen Formen und Dekore in den Alltagsobjekten, die einen bisher nicht
beachteten populären Gegenpol zum Porzellandesign der faschistischen Moderne bilden.
Carstens war nach dem I. Weltkrieg in der Industriekeramik Deutschlands
durch seine risikovolle Geschäftspolitik und den künstlerisch experimentellen Einsatz
einer Vielzahl junger Künstlerinnen und Künstler u.a. federführend für
* die Popularisierung des Stils der „Wiener Werkstätte“ und des Art Déco,
* die ungewöhnlich breite Einführung abstrakter Formen und Dekore,
* die Durchsetzung der Dominanz der Farbe durch abstrakte Laufglasuren und
* die Entwicklung einer hohen, der Studiokeramik vergleichbaren, künstlerischen
Qualität in der Industriekeramik.
Der umfangreiche Anhang enthält 22 Kurzbiografien
der bei Carstens eingesetzten Künstlerinnen
und Künstler, die Kurzbeschreibung der Familienzweige
Carstens, der Steingutwerke des
Carstens-Konzerns und des deutschen Steingutmarktes
nach dem
I. Weltkrieg.
Vertrieb über den Buchhandel, Ebay (Artikel-Nr. 113732209493) und den Autor (Volker.Zelinsky2@t-online.de).