Goldener Glaube

Im Süddeutschen Raum beobachten wir bis heute eine ungebrochene Tradition christlicher Schmuckkunst. Wo andernorts schon lange keine Aufträge mehr an die Goldschmiede ergehen, um Kirchengerät und Schmuck mit Kreuzen, Reliquiare oder Rosenkränze herzustellen, so finden wir in den Städten und Gemeinden südlich des Mains noch zahlreiche Schmuckkünstler, welche die alten Traditionen bewahren. Der hier vorliegende, große Kreuzanhänger ist ein schönes Zeugnis dieser jahrhundertealten Tradition. Aus Goldblech getrieben und mit tiefrot leuchtenden Granaten aus Böhmen besetzt, ist es in den Jahren um 1845 entstanden. Sein Entwurf lässt im Detail noch die Erinnerung an die Formwelt des Rokoko erahnen; seine Verarbeitung und der Gesamteindruck indes zeichnen es als ein Werk eines Künstlers des späten Biedermeiers aus. Schmuckstücke wie dieses Kreuz sind bis heute gern Bestandteil einer ländlichen Tracht. Von Generation zu Generation vererbt, vermitteln sie dabei zwischen lokaler Tradition und der großen, internationalen Gemeinschaft der Kirche. Und so sind auch heute viele Gelegenheiten und Anlässe denkbar, zu denen dieses sehr gut erhaltene Stück ein wunderbarer Blickfang sein wird.

Das Biedermeier, die Epoche nach dem Wiener Kongress, mit der starken Konzentration auf das Familiäre, das Häusliche, hat eine große Vielfalt an Schmuckentwürfen hervorgebracht. Gerade Schmuckstücke aus sog. Schaumgold waren dabei beliebte Geschenke und Unterpfand der menschlichen Zuneigung. In einer Zeit, in der Gold sehr teuer war, sind in dieser heute vergessenen Technik gefertigte Schmuckstücke aus einem Goldblech getrieben und mit einem Harz gefüllt worden, um das recht dünnen Gold stabil zu halten und so große und eindrucksvolle Schmuckstücke aus möglichst wenig Gold herstellen zu können.