Luther Ein deutscher Rebell Der größte Rebell, den die deutsche Geschichte
aufzuweisen hat
Willi Winkler
Gebundene
Ausgabe mit Schutzumschlag: 640 Seiten - Verlag: Rowohlt Berlin; Auflage: 2 (26.
August 2016) - Sprache: Deutsch - Größe und/oder Gewicht: 22 x 14,8 x 4,9 cm
Er war der größte Rebell, den die deutsche Geschichte aufzuweisen hat –
und wollte doch nichts weniger sein. Martin Luther hat mit den sagenhaften
Hammerschlägen, mit denen er seine 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche zu
Wittenberg nagelte, das Mittelalter beendet und ein neues Zeitalter begründet:
das, in dem wir heute leben. Die von ihm angestoßene Reformation wirkte wie ein
ungeheurer Modernisierungsschub, auf Kunst und Alltagsleben, Literatur,
Wissenschaft und Publizistik; Luthers Bibelübersetzung ist der Grundtext für
das heutige Deutsch. Vor allem aber gab der entlaufene Augustinermönch den
Deutschen zum ersten Mal einen Begriff von der Individualität des Menschen: Du
allein verfügst über dich, nicht der Kaiser, nicht der Papst, niemand außer
Gott. Luther ist eine einzigartige Figur in der europäischen Geschichte. Ohne
ihn wäre die Welt ärmer – auf jeden Fall eine andere.
Willi Winkler geht es darum, den ganzen Luther in den Blick zu nehmen,
ihn als den Mann zu zeigen, der seine Welt vom Kopf auf die Füße gestellt hat,
vor dem Hintergrund des aufregenden 16. Jahrhunderts, in dem die Neuzeit
beginnt. Rechtzeitig zum Reformationsjahr erscheint diese große Biographie, die
alle Anlagen zum Klassiker hat.
Über den
Autor und weitere Mitwirkende
Willi Winkler, geboren 1957, war Redakteur der «Zeit», Kulturchef beim
«Spiegel» und schreibt heute für die «Süddeutsche Zeitung». Er ist Autor
zahlreicher Bücher. 1998 erhielt Willi Winkler den Ben-Witter-Preis, 2010 den
Otto-Brenner-Preis für kritischen Journalismus, 2013 den Michael-Althen-Preis.
Pressestimmen
In lockerer, lebendiger Sprache lässt Willi
Winkler die Lebenswelt Luthers auferstehen, die ihn prägte und zu dem Rebellen werden
ließ, der das Mittelalter beendete. (Badische Zeitung)
Willi Winkler leuchtet Luthers widersprüchliche
Persönlichkeit aus und entwickelt zugleich ein Panorama der politischen,
wirtschaftlichen und kirchlichen Verflechtungen zu Beginn des 16. Jahrhunderts.
(Der Tagesspiegel)
Eine bemerkenswerte und
streitbare Luther-Biografie von Willi Winkler
Das Reformationsjubiläum rückt näher und die
Publikationen dazu steigen sprunghaft an. Im Mittelpunkt Martin Luther und sein
angeblicher Thesenanschlag vom 31. Oktober 1517 an der Wittenberger
Schlosskirche. Luther … der Mönch, der Lehrer, der Reformer, der Rebell, der
Ketzer. Der Blick auf Luther war immer unterschiedlich, je nach Zeitgeist und
Autor – und er ist es heute noch trotz intensiver Forschung und wissenschaftlichem
Quellenstudium.
Der Journalist Willi Winkler (Jahrgang 1957) hat
nun mit „Luther. Ein deutscher Rebell“ eine bemerkenswerte Biografie vorgelegt,
die in der absurd klingenden Forderung gipfelt: „Die katholische Kirche sollte
Martin Luther heiligsprechen“, denn ohne ihn hätte die katholische Kirche
wahrscheinlich die damalige Zeit der Korruption nicht überlebt. Erst der
Reformator hat sie mit seiner kirchlichen Erneuerungsbewegung dazu gezwungen,
sich letztendlich zu erneuern. Dabei war Luther, nach Ansicht des Autors, ein
„Rebell wider Willen“, der von dem, was er in Gang gesetzt hatte, überrollt
wurde. Dennoch hat er sehr schnell begriffen, wie sich die allgemeine Empörung
im Kampf gegen Rom und für den „rechten Glauben“ nutzen ließ.
Winkler zeichnet Leben und Wirken des Reformators
in einer hochbrisanten politischen Weltlage zu Beginn des 16. Jahrhunderts
nach. Kaiser Maximilian träumte von einer Universalmonarchie, auf der Gottes
Segen ruhen sollte. Neben der Kaiserkrone wollte er noch Papst werden. Es war
eine Welt, die vom Geld regiert wurde. Alles hatte seinen Preis, jeder war
käuflich. Auch die Erlösung hatte ihren Preis, und „nach gutem Kaufmannsbrauch
war er genau festgelegt“. Es gab keine andere Zeit, die so von Furcht besessen
war und die man gleichzeitig mit barer Münze lindern konnte. Dabei war die
gottesfürchtige Korruption der Kirche keine Erfindung des beginnenden 16.
Jahrhunderts, sondern hatte schon eine jahrhundertlange Tradition. Ablass
konnte Seligkeit erwirken, besser als jedes Gebet. Doch dieser Ablass gab
Luther hinreichend Gründe zum Protest und zur Veränderung.
Die zwanzig umfangreichen Kapitel porträtieren
zwar den „Rebellen“ Luther, doch sie sind nicht chronologisch aufgebaut und
somit keine durchgängige Biografie. Immer wieder hat der Autor historische
Betrachtungen (Reichstag in Worms, Bauernkrieg, Schmalkaldischer Bund usw.)
eingestreut, um Luthers Wirken in den Kontext der Geschichte einzubinden. So
werden neben den theologischen Themen auch soziale und ökonomische Fragestellungen
behandelt, die die Reformation unter verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.
Natürlich wird auch der Wahrheitsgehalt des Wittenberger Thesenanschlags
abgeklopft. Als Reformator hat Luther die Geschichte Europas entscheidend
geprägt, aber auch er selbst wurde von den Umbrüchen seiner Zeit geprägt. Dabei
geht es Winkler nicht um eine allumfassende Darstellung der Reformation,
sondern um einen Mann, namens Martin Luther, „der, ohne dass er es wusste und
gar wollte, das Mittelalter beendete, indem er eine modifizierte Version der
katholischen Kirche gründete.“
Auf den 600 Seiten entsteht ein facettenreiches
Bild des Reformators und „Rebells“ Luther, wobei die Person und das Handeln
Luthers anschaulich und nachvollziehbar dargestellt werden. Seine tiefe
Religiosität, sein Bemühen, den Geist der Schrift zu verstehen und diesem Geist
zu folgen, sowie sein Anteil bei der Entwicklung der deutschen Sprache – auch
das alles erzählt Winkler sehr lebendig. Trotz der vielen historischen und
wirtschaftlichen Hintergrundinformationen geht der rote Faden niemals verloren.
Kritisch wäre allerdings anzumerken, dass Luthers Bauernfeindlichkeit und
Antisemitismus nur als Randthemen angeschnitten werden. Winklers große und
flott geschriebene Luther-Biografie, die durch eine mehrseitige Zeittafel
komplettiert wird, führt selbst den theologischen Laien verständlich in das
komplexe Geschehen der Reformation ein. Wer ergründen möchte, warum Luther so
gehandelt hat, wie er gehandelt hat, der findet hier viele Ansätze und Antworten.
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