Friedrich und Katte Der Kronprinzen-Prozess
Rainer Ahnert
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag: 248 Seiten - Verlag: Podzun-Pallas Verlag (1982) - Sprache:
Deutsch - Größe und/oder Gewicht: 22,5 x 3,0 x 14,5 cm
Der Höhepunkt des Vater-Sohn-Konflikts war das Todesurteil gegen Friedrichs Freund Katte, das mit aller Macht von Friedrichs Vater durchgedrückt wurde. Das Buch geht in die Details dieses Konflikts.
Hans Hermann von Katte (1704-1730)
Der preußische Leutnant Hans Hermann von
Katte gehörte zu den engsten Vertrauten von Kronprinz Friedrich II. Auf Befehl
von König Friedrich Wilhelm I. wurde er 1730 vor den Augen Friedrichs
hingerichtet.
Herkunft
Geboren wurde Hans Hermann von Katte am 21.
Februar 1704 in Berlin. Sein Vater war der Kürassieroberst und spätere
Generalfeldmarschall Hans Heinrich von Katte (1681-1741). Seine Mutter war
Dorothea Sophie von Katte (1684-1707), die schon früh verstarb. Bei ihrem Vater
handelte es sich um den Generalfeldmarschall Alexander Herrmann von
Wartensleben (1650-1734). Der junge Hans Hermann von Katte ging nach dem Tod
der Mutter zu Verwandten nach Doorth bei Deventer und wuchs bei diesen auf.
Weitere Stationen waren Berlin und sein Heimatort Wust.
In den Jahren 1717 bis 1721 absolvierte er das Hallesche
Pädagogium. Später nahm er Studien über Rechtswissenschaften in Königsberg und
dem niederländischen Utrecht auf. Dabei hielt er auch eine sogenannte längere
Kavaliersreise, eine Bildungsreise, ab, die bei adligen Sprösslingen seinerzeit
üblich war. Unter anderem suchte Katte Venedig, Frankreich und England auf. In
England stattete er seiner Tante und Gönnerin Melusine Gräfin von der
Schulenburg (1667-1743), der Herzogin von Kendal, einen Besuch ab.
Eintritt ins Militär
Der als intelligent geltende Katte sollte
eigentlich zunächst eine zivile Laufbahn einschlagen. Gegen seinen Willen trat
er im Jahr 1724 dem Kürassierregiment Gens d’armes bei. Dieser Schritt soll auf
Drängen des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. geschehen sein. Im gleichen
Regiment diente auch dessen Sohn und Kronprinz Friedrich II. 1728 erhielt Katte
ebenso wie sein Vater die Weihe zum Johanniterritter.
Freundschaft mit dem Kronprinzen
Es dauerte nicht lange, bis der junge
Friedrich Freundschaft mit Katte schloss, der sowohl gebildet und belesen als
auch musisch veranlagt war. Katte, der 1729 zum Leutnant befördert wurde, nahm
auch an Unterrichtsstunden des Kronprinzen wie Mechanik und Mathematik teil.
Schließlich stieg der Offizier zum engsten Vertrauten Friedrichs auf. So war
Friedrich vor allem von Kattes Weltgewandtheit angetan und teilte mit ihm das
Interesse für Gedichte und Flötenspiel.
Katte galt allerdings auch als unbesonnen
und eitel. So gab er überall mit seiner Freundschaft zum Kronprinzen an. Für
den Prinzen erledigte er diverse Aufträge. Auch eine engere Beziehung zu
Friedrichs Schwester Wilhelmine wurde ihm nachgesagt.
Geplante Flucht
Getrübt wurde die Freundschaft zwischen
Katte und Friedrich durch dessen schwieriges Verhältnis zum König. Dieses
eskalierte im Frühling 1730 bei einem Manöver im sächsischen Zeithain, das von
August dem Starken abgehalten wurde. Es gab einen derart heftigen Streit
zwischen Vater und Sohn, dass Friedrich den Entschluss fasste, aus Preußen zu
fliehen.
Auf Schloss Promnitz weihte der Kronprinz
Katte in seine Fluchtpläne ein und wollte über die Grenze nach Frankreich und
von dort aus weiter nach England gehen. Friedrich sah in seiner Flucht die
einzige Möglichkeit, dem strengen Regiment seines Vaters, der ihn zum Teil
sogar brutal behandelte, zu entkommen.Katte riet seinem Freund zunächst von
dessen kühnem Vorhaben ab. Dann entschloss er sich jedoch, ihn zu unterstützen.
Der Fluchtversuch scheitert
Am 5. August 1730 trat Friedrich II. mit
seinem Pagen Keith während einer Reise durch Süddeutschland die Flucht aus dem
Quartier in Steinsfurt an. Doch schnell wurde er gestellt und seinem vor Wut
rasenden Vater vorgeführt.
Nur wenige Tage später, am 16. August,
erfolgte die Verhaftung Kattes in Berlin. Katte, der in Potsdam Verbindung
halten sollte, war durch einen belastenden Brief als Mitwisser aufgeflogen.
Kriegsgericht
Der Soldatenkönig ließ sowohl Katte als
auch den Kronprinzen im Schloss Köpenick wegen Fahnenflucht vor ein
Kriegsgericht stellen. Das Gericht verurteilte Katte zu lebenslänglicher Haft
in der Festung Küstrin. Außerdem wies es seine Zuständigkeit für Friedrich II.
an den König zurück.
Friedrich Wilhelm I. war mit diesem Urteil
jedoch überhaupt nicht zufrieden. Er gab Katte die Schuld an dem Fluchtversuch
seines Sohnes und wollte seinen Tod, weil er ihn als Verführer Friedrichs ansah
und ihn für dessen widerspenstiges Verhalten verantwortlich machte.
Ebenso um ein Exempel gegen den ständig
widersprechenden Adel in der Altmark, in dem der Soldatenkönig „schlimme
ungehorsame Leute“ sah, zu statuieren, sprach er eigenmächtig das Todesurteil
für den Leutnant aus.
Auch die Fürbitte von Kattes Großvater, dem
verdienten Generalfeldmarschall von Wartensleben, um das Leben seines Enkels,
rührte den Soldatenkönig nicht. Immerhin verzichtete er aus Respekt vor Kattes
Familie darauf, diesen vor der Hinrichtung mit glühenden Zangen foltern zu
lassen.
Kattes Hinrichtung
Am 6. November 1730 wurde Hans Hermann
Katte in der Festung Küstrin durch Enthauptung mit dem Schwert hingerichtet.
Auf Befehl von König Friedrich Wilhelm I. musste Friedrich II. dabei zusehen.
Schon vor der Hinrichtung soll Friedrich in Ohnmacht gefallen sein.
Das harte Vorgehen des Soldatenkönigs wurde
damit erklärt, dass er unbedingt das Gleichheitsprinzip bewahren wollte. So
wurden alle Untertanen gleichermaßen für Hochverrat und Fahnenflucht bestraft.
Zunächst wollte Friedrich Wilhelm auch seinen
Sohn hinrichten lassen, besann sich jedoch eines Besseren und begnadigte ihn
später, zumal sich Kaiser Karl VI. und Prinz Eugen für ihn einsetzten.
Kattes Beisetzung fand in der Ostgruft in
der Kirche von Wust statt.
Auswirkungen auf Friedrich II.
Kattes Tod war für Friedrich II. ein
verstörendes, traumatisches Erlebnis. Zahlreiche Historiker sahen in der
Hinrichtung, der der Kronprinz beiwohnen musste, den Auslöser für die
verschiedenen menschlichen Schwächen des späteren preußischen Monarchen.
Selbst als aus Friedrich der „alte Fritz“ geworden war,
war es nicht erlaubt, Kattes Namen bei Hofe auszusprechen. So hatte dessen Tod
für den Rest seines Lebens eine tiefe Wunde in der Seele des erfolgreichen
Königs hinterlassen.
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