Bereits in der Antike wurden in der Hadriansvilla Schweine gehalten. So war es für den Alleineigentümer der "Zeitreise" selbstverständlich, auch in seinem Nachbau des gewaltigen Komplexes im Norden Deutschlands Schweine zu halten. Jahre kamen, Jahre gingen - und nach und nach hielten die Steckenpferde der Melkerin und Pferdefachwirtin (KPA) Einzug. Dann waren alle Schweine verschwunden. Alle, bis auf Eines: Das Irre.

Ein Eber von eigentlich von recht gutem Wuchs - gedrungenem Körperbau mit kurzen Beinen und hervortretendem Bauch, kräftigem Nacken und kurzem Rüssel - war er vollkommen wahnsinnig. Der wissenschaftliche Beirat der "Zeitreise" sowie der medizinische Bereitschaftsdienst nahmen an, dass dem Irren als Jungtier durch eine Lobotomie weite Teile des Gehirns entnommen worden waren. Niemand wusste Genaues...

Das Tier war extrem schmutzig, stank bestialisch, verbreitete Angst und Schrecken und machte dabei Geräusche, die zwischen dem Brunftschrei des kaukasischen Riesennazols und dem Gelächter der Lachmöwen oszillierten. Nachts, so der Mond hoch genug stand, lief es einem kalt den Rücken herunter, wenn weitab des Marstalles das wahnsinnige Toben des Irren erschallte.

Der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung der "Zeitreise" hatte bereits vor Jahren die Notschlachtung (Freibank) angeordnet und hält immer ein Bolzenschussgerät bereit. Doch das alte, kalte Herz des Alleineigentümers muss an irgendeinem Punkt berührt worden sein. Als er in einen Kothaufen des Irren getreten war? Als er sich durch Berührung der schwarzen Borsten schwer mit Bilitis infiziert hatte? Niemand weiss es. Nur, dass die schützende Hand des Alten stets über dem Irren schwebte; dem letzten Schwein der Hadriansvilla.

Um die Kosten für die fortlaufende Reinigung des gigantischen eingefriedeten Areals sowie die medizinische Versorgung des Irren refinanzieren zu können, müssen wieder kostbarste Artefakte veräussert werden:

Color Foto August 1990 Modelmacher Gio Bartu