Bereits in der Antike wurden in der Hadriansvilla Schweine gehalten. So war es für den Alleineigentümer der "Zeitreise" selbstverständlich, auch in seinem Nachbau des gewaltigen Komplexes im Norden Deutschlands Schweine zu halten. Jahre kamen, Jahre gingen - und nach und nach hielten die Steckenpferde der Melkerin und Pferdefachwirtin (KPA) Einzug. Dann waren alle Schweine verschwunden. Alle, bis auf Eines: Das Irre.

Der Eber von eigentlich von recht gutem Wuchs - gedrungenem Körperbau mit kurzen Beinen und hervortretendem Bauch, kräftigem Nacken und kurzem Rüssel - war vollkommen wahnsinnig. Wissenschaftlicher Beirat der "Zeitreise" sowie der medizinische Bereitschaftsdienst nahmen an, dass dem Irren als Jungtier durch eine Lobotomie weite Teile des Gehirns entnommen worden waren. Niemand wusste Genaues...

Das Tier ist extrem schmutzig, stinkt bestialisch-halluzigen, ist voller blutiger, eitriger Abszesse, verbreitet Ekel, namenloses Entsetzen und macht dabei Geräusche, die zwischen dem Brunftschrei der Mähnenhyäne und dem Gelächter der Lachmöwen oszillieren. Nachts, so der Mond hoch genug stand, lief es einem kalt den Rücken herunter, wenn weitab des Marstalles das wahnsinnige Schreien des kranken Tieres erschallte.

Der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung der "Zeitreise" hatte bereits vor Jahren die Notschlachtung (Freibank) angeordnet und hält in einem kostbaren nerzgefütterten Futteral aus Nilpferdhaut immer ein Bolzenschussgerät verwahrt. Doch das alte, weiche Herz des Alleineigentümers muss an irgendeinem Punkt berührt worden sein. Als er in einen der allgegenwärtigen Kothaufen des Irren getreten war? Als er sich durch arglose Berührung der schwarzen Borsten schwer mit Bilitis infiziert hatte? Niemand weiss es. Nur, dass die schützende Hand des Alten stets über dem Irren schwebte; dem letzten Schwein der Hadriansvilla.

Die Preisfindungs-Kommission verweist allerdings darauf, dass das kranke Schwein - einem trüffelsuchenden gleich - immer wieder einmal in Hortungen, Haufen und Halden des Alleineigentümers Verwertbares findet: Eine Handzeichnung Michelangelos, eine funktionierende Taschenlampe oder im Nassmüll ein Pfund Leberkäse. "Es ist so fleissig", lobt der Alleineigentümer dann das sich mit stierem Blick vor ihm entleerende hirntote Tier.

Um die Kosten für die fortlaufende Reinigung des gigantischen eingefriedeten Areals sowie die medizinische Versorgung des sehr, sehr kranken Schweins refinanzieren zu können, müssen wieder kostbarste Artefakte veräussert werden:
  
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