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Dokumentation:
Franz Xaver Josef Conrad von Hötzendorf, ab 1910 Freiherr Conrad von Hötzendorf, ab 1918 Graf Conrad
von Hötzendorf, ab 1919 Franz Conrad[1][2] (* 11. November 1852 in Penzing bei Wien; † 25. August 1925
in Mergentheim, Württemberg) war bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 Chef des Generalstabes für die
gesamte bewaffnete Macht Österreich-Ungarns, ab 1916 Feldmarschall. Conrad, der zuvor mehrmals
vergeblich Präventivkriege der Monarchie gegen Italien und Serbien vorgeschlagen hatte, spielte eine
wichtige Rolle in der Julikrise, die zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte. Conrad stammte aus
einer österreichischen Offiziers- und Beamtenfamilie. Sein Urgroßvater wurde 1815 in den erblichen
Adelsstand erhoben. Der Name von Hötzendorf geht auf großmütterliche Vorfahren aus Bayern zurück. Sein
Vater Franz Xaver Conrad von Hötzendorf (1793–1878), auch Hetzendorf geschrieben, war Leutnant des
Chevaulegers Regiments „Freiherr von Vincent“ Nr. 4 und nahm schon an der Völkerschlacht bei Leipzig
teil. In der Revolution von 1848 bekämpfte er die Wiener Revolutionäre. Dabei wurde er schwer
verwundet, was eine Verbitterung gegen 1848er-Revolutionäre und ihre Ideen nach sich zog, die auch
seinen Sohn Franz später beeinflusste. Dieser wurde erst 1852 von einer um 32 Jahre jüngeren Frau,
einer Tochter des Malers Josef Kügler, geboren, als sein Vater schon im Rang eines Obersten der Husaren
pensioniert worden war. Franz entwickelte als Schüler reges Interesse für Naturwissenschaften.
Naturgesetze waren ihm wichtiger als religiöse Überzeugungen.[5] Später entwickelte sich Conrad zu
einem vehementen Verfechter des Sozialdarwinismus.[6]
Conrad besuchte ab Herbst 1863 die Hainburger Kadettenschule, ab Herbst 1867 die Theresianische
Militärakademie in Wiener Neustadt, wo er Ende August 1871 als Leutnant zum Feldjäger-Bataillon 11
ausgemustert wurde. Im Herbst 1874 bestand Conrad die Aufnahmsprüfung für die Kriegsschule und beendete
seine Generalstabsausbildung im Herbst 1876. Am 1. Mai 1877 wurde er Oberleutnant und diente als
Stabsoffizier bei der 6. Kavalleriebrigade in Kaschau.
Am 16. August 1878 wurde er dem Generalstab der 4. Infanterietruppendivision zugeteilt und nahm im
Verband des 3. Korps am Okkupationsfeldzug in Bosnien und Herzegowina und im September 1879 beim
Einmarsch in Sandschak Novi Pazar teil.[7] Am 1. Mai 1879 wurde er zum Hauptmann im Generalstabskorps
befördert. In den Wintermonaten 1882 war Conrad an der Bekämpfung des montenegrinischen Aufstands in
der Krivošije in Süddalmatien beteiligt.[8] Conrad hatte dabei den Auftrag bekommen, die
Mobilisierungspläne den einzelnen Divisions-Kommandanten mitzuteilen, sowie mit der Mittelkolonne in
den Orjen, dem Zentrum der Aufständischen, selbst mit aufzusteigen. Diese Befehle wurden am 8. Februar
1882 aus Herzeg Novi durch Conrad an die beteiligten Truppen übermittelt.[9]
Am 10. April 1886 heiratete Conrad in Lemberg seine Verlobte Vilma (1860–1905), Tochter des
Geniedirektors August von Le Beau, wobei er nur mit Mühe die für Offiziere vorgeschriebene
Heiratskaution aufbringen konnte. Er bekam mit Vilma vier Söhne, Konrad (Rufname Kurt 1887–1918), Erwin
(1888–1965), Herbert (1891–1914, gefallen bei Rawa-Ruska) und Egon (1896–1965) – alle ergriffen später
den Offiziersberuf.[10]
Am 29. Oktober 1883 wurde er Stabschef der 11. Infanterietruppendivision in Lemberg und begründete
seinen Ruf als großer Innovator, indem er beispielsweise Manöver im Gelände statt Übungen nur am
Paradeplatz durchsetzte. 1887 kehrte er mit Familie nach Wien zurück, vorerst ins Büro für operative
und besondere Generalstabsarbeiten.[11] Am 1. November 1887 wurde er zum Major befördert und übernahm
bis zum September des folgenden Jahres ein Büro für operative Generalstabsarbeiten in Wien. Vom 10.
September 1888 bis zum Herbst 1892 war Conrad als Major Taktiklehrer an der k.u.k. Kriegsschule in Wien
und wurde dabei am 1. Mai 1890 zum Oberstleutnant befördert. Conrad war ein beliebter Lehrer und viele
seiner damaligen Schüler waren ein Vierteljahrhundert später im Weltkrieg hohe, ihm oft ergebene
Offiziere. Im Oktober 1892 ließ er sich als Bataillonskommandant des 93. Infanterieregiments nach
Olmütz versetzen[12] und wurde am 1. Mai 1893 zum Oberst befördert. Danach gehörte er der Kommission
zur Beurteilung der Stabsoffiziers-Aspiranten an.[13] Vom 16. Oktober 1895 bis zum 8. April 1899 war
Am 9. April 1899 wurde Conrad zum Kommandanten der 55. Infanteriebrigade in Triest ernannt und am 1.
Mai des gleichen Jahres zum Generalmajor befördert. Dort schlug er einen Aufstand italienischer
Hafenarbeiter mit Waffengewalt nieder und gewann dabei die Überzeugung, dass die italienischen
Ansprüche auf das Trentino und Triest eine Austragung der Gegensätze unausweichlich machten.[14]
Conrad als Feldmarschalleutnant 1906
Am 8. September 1903 übernahm Conrad die Führung der 8. Infanterietruppendivision in Innsbruck und
wurde am 1. November zum Feldmarschallleutnant befördert. In der Armee als operativer Denker und auch
wegen seiner modernen, kriegsnahen Ausbildungsmethoden bekannt, wurde er am 18. November 1906 auf
Vorschlag von Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand von Kaiser Franz Joseph I. durch Allerhöchstes
Handschreiben zum Chef des Generalstabs für die gesamte bewaffnete Macht ernannt;[15] er wurde dadurch
Nachfolger des auf Betreiben des Thronfolgers aus Altersgründen verabschiedeten Feldzeugmeisters
Friedrich Freiherr von Beck-Rzikowsky. Der sich auf Grund des Alters des Kaisers der Macht nähernde
Thronfolger wollte eigene Vertrauensleute an Schlüsselpositionen platzieren.[16]
Conrad war nun der operativ Verantwortliche für den allfälligen Kriegseinsatz des gemeinsamen Heeres,
der Kriegsmarine sowie der Landwehren der beiden Staaten der Monarchie (der k.k. Landwehr und des k.u.
Honved). Er war ausschließlich dem Kaiser und König als Oberbefehlshaber und dem von ihm aus
Altersgründen bestellten Vertreter, bis 1914 Franz Ferdinand, danach dem Armeeoberkommandanten
Erzherzog Friedrich, unterstellt.
1910 wurde Conrad in den Freiherrenstand erhoben, doch führte seine Auseinandersetzung mit
Außenminister Graf Aehrenthal, der die von Conrad propagierten Präventivkriege ablehnte, am 3. Dezember
1911 zu seiner Entlassung durch den Kaiser. Noch bei einer Audienz am 15. November 1911 hatte der
Kaiser Conrad Vorhaltungen gemacht: „Diese fortwährenden Angriffe, besonders die Vorwürfe wegen Italien
und des Balkan, die sich immer wiederholen, die richten sich gegen mich, die Politik mache ich, das ist
meine Politik! Meine Politik ist eine Politik des Friedens. Dieser Meiner Politik müssen sich alle
anbequemen.“[17] Ein Skandal wegen seiner Affäre mit der verheirateten Gina Reininghaus, seiner
späteren zweiten Ehefrau, spielte dabei ebenfalls eine Rolle.[18]
Am 12. Dezember 1912 (inzwischen war Aehrenthal verstorben) erreichte der Thronfolger während der
Balkankriege seine erneute Betrauung. Im Mai 1913 versuchte Conrad vergeblich, die Affäre um den
Geheimnisverrat von Oberst d. G. Alfred Redl zu verheimlichen.[19]
Obwohl sich der Thronfolger für seine Wiederbestellung eingesetzt hatte, verschlechterte sich ihr
Verhältnis zusehends und führte im Sommer 1913 fast zur neuerlichen Absetzung Conrads.[20]
Conrad war im Sommer 1914 einer der Hauptunterstützer eines sofortigen Krieges gegen das Königreich
Serbien als Reaktion auf die Ermordung des Thronfolgers in Sarajewo. Er wollte auf die Nachricht vom
Attentat sofort mit dem Angriff beginnen, aber Berchtold und Kaiser Franz Joseph hielten eine
Untersuchung und diplomatische Vorbereitung für notwendig. Zu einem „Überraschungsschlag“ gegen
Serbien, wie ihn Deutschland nach dem „Blankoscheck“ vom 5./6. Juli erwartete, fehlten der Monarchie
die politischen und militärischen Voraussetzungen. Conrad wollte damit nur den Kriegszustand erreichen,
der von den Politikern gegen seinen Willen oft verhindert worden war, und jegliche Friedensmöglichkeit
ausschließen.[31]
Nach dem Ultimatum an Serbien drängte Conrad Kaiser und Außenminister: Die Rückkehr zum Friedenszustand
sei bei der Stimmung in der Armee nicht möglich.[32]
Nach der Entscheidung des Kaisers und Königs für die Kriegserklärung brachte er den Schwerpunkt der
österreichisch-ungarischen Armee gegen Serbien in Stellung, musste jedoch nach dem Eintritt Russlands
in den Krieg große Teile der Truppen nach Galizien verlegen, wo der russische Angriff erwartet wurde.
Die daraus resultierende Verspätung und die Unterschätzung insbesondere des russischen Gegners führte
beinahe zum frühzeitigen Ausscheiden Österreich-Ungarns aus dem Krieg. Conrad gelang es allerdings, mit
massiver deutscher Unterstützung die von Russland besetzten Teile Galiziens und der Bukowina
zurückzuerobern, Serbien und Montenegro sowie Rumänien zu erobern und eine stabile Front gegen Italien
zu organisieren. Nach der Rückeroberung Lembergs wurde Conrad am 23. Juni 1915 zum Generaloberst
befördert.
Die Zusammenarbeit mit der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) war schon bald getrübt. Conrad
beklagte, der Leiter der zweiten OHL Erich von Falkenhayn sähe im Verbündeten nur den „schwächeren
Bruder“, dem er die Anerkennung versagte, um „alle Erfolge auf seine Rechnung zu buchen“. Falkenhayn
strebte laut Conrad danach, „für die erhoffte Zukunft Deutschlands Hegemonie über Österreich
anzubahnen“.[33] Conrad rechnete sich selbst auf die Seite von Tirpitz, auf der anderen Seite sah er
Falkenhayn und Bethmann Hollweg.[34] Conrad redete immer der Offensive das Wort, Falkenhayn huldigte
der Ermattungsstrategie. Die persönliche Kommunikation zwischen den beiden Befehlshabern riss im
Frühjahr 1916 schließlich völlig ab.[35]
Conrad war ein entschiedener Verfechter weitreichender Kriegsziele der Monarchie. Bereits vor 1914
betonte er beständig die Notwendigkeit eines Präventivkrieges gegen den "tückischen Verbündeten"
Italien.[36] Seit November 1915 bestürmte Conrad Außenminister Burián mündlich, aber auch in endlosen
Denkschriften, die auf dem Balkan eroberten Gebiete zu annektieren. Schon vor Abschluss des
entscheidenden Feldzuges gegen Serbien und Montenegro Anfang November 1915 meinte er, „dass nur die
völlige Einverleibung Serbiens und Montenegros in die Monarchie (mindestens als untrennbarer
Bundesstaat) der Gefahr vorzubeugen vermag, welche mit einem selbständigen Serbien und Montenegro,
seien diese auch noch so klein, verbunden wäre. Sie blieben (unabhängig) nach wie vor die
Agitationsherde für unsere Gegner, vornehmlich Rußland und Italien, und würden bei jedem Krieg der
Monarchie deren militärische Lage empfindlichst erschweren.“[37] Doch insbesondere Ungarn wehrte sich
gegen eine annexionistische Politik, da ein Ungleichgewicht innerhalb der Monarchie und verschlechterte
Friedensbedingungen nach dem Krieg befürchtet wurden.[38]
Als Conrad im Februar 1916 beim Kaiser auch die Annexion Montenegros und Nordalbaniens durchsetzen
wollte, antwortete dieser: Was, das auch noch? Das ist zuviel! Conrad entgegnete: Ja, aber es ist
notwendig. (Ein) Selbständiges Albanien ist unmöglich.[39]
Der ungarische Ministerpräsident István Tisza erschien Conrad als großer Gegenspieler, als
Schreckensbild, obwohl die beiden eine gute Gesprächsbasis aufrechterhielten; den k.u.k. Außenminister
Burián sah er in dessen Schlepptau als das Horn Tiszas. Der politisch überwältigenden Durchschlagskraft
Ungarns und Tiszas stünde herüben (gemeint ist Österreich) ein Trottel, nämlich Stürgkh, gegenüber.
Daher versuchte Conrad, Anfang 1916 den Sturz von Ministerpräsident Stürgkh herbeizuführen, und trat
für den damaligen k.k. Innenminister Konrad zu Hohenlohe-Schillingsfürst als Nachfolger und
Gegengewicht zu Tiszas Ungarn ein.[40] Conrad hatte mit diesen Intrigen allerdings keinen Erfolg.
Mangels großer militärischer Erfolge hatten Conrad und die Leute vom k.u.k. Armeeoberkommando nicht das
politische Gewicht, das es ihnen, wie im Fall der dritten OHL in Deutschland, ermöglicht hätte, die
zivilen Instanzen zu dominieren.
Armeeoberkommandant war an Stelle des zu dieser Zeit 86-jährigen Kaisers bis 2. Dezember 1916 Erzherzog
Friedrich. Dieser ließ Conrad, dem ihm unterstellten Chef des Generalstabes, weitestgehend freie Hand.
Nach dem Tod Franz Joseph I. übernahm am 2. Dezember 1916 der junge Kaiser Karl I. persönlich den
Oberbefehl. Erzherzog Friedrich fungierte bis zu seiner Enthebung am 11. Februar 1917 als sein
Stellvertreter. Conrad war am 23. November 1916 noch zum k.u.k. Feldmarschall ernannt worden, doch sein
Einfluss nahm stark ab. Er wurde von Karl I. gegen seinen Willen am 1. März 1917 als Chef des
Generalstabes durch Arthur Arz von Straußenburg ersetzt, übernahm aber auf Druck des Kaisers später das
Kommando an der Südwestfront gegen Italien in Tirol, um die Italiener glauben zu machen, an dieser
Front werde der nächste Hauptangriff der k.u.k. Streitkräfte erfolgen.[41]
Nach der gescheiterten Junioffensive (von Asiago bis zum unteren Piave) und der gescheiterten Offensive
am Monte Grappa wurde Conrad am 14. Juli, mit Wirksamkeit vom 15. Juli 1918 von Karl auch seiner
Position als Befehlshaber der Heeresgruppe in Tirol enthoben. Um diese Entscheidung nicht zu harsch
wirken zu lassen, erhob ihn der Kaiser gleichzeitig in den Grafenstand und ernannte ihn ehrenhalber zum
Obersten aller kaiserlichen Garden in Wien.[42] Das Auseinanderbrechen der Monarchie wenige Monate
später hielt Conrad für die Folge des mangelnden Gehörs, das seine Warnungen und Vorhersagen gefunden
hätten.
Quelle: Wikipedia
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