Es handelt sich hier um zwei frühe Werke in einem Buch:


[1] Jean Gerson [Thomas a Kempis]: De imitatione Christi. Paris: Johanne Paruo. Erschienen 1515. 96 Blatt (a-m8) - komplett. Titelblatt - 184 Seiten Text - 6 Seiten Register.

und

[2] Jacobus de Gruytrode: Lavacrum conscientie. Paris: Jehan Petit. Erschienen um 1511. 112 Blatt (a-o8) - komplett. Titelblatt - 217 Seiten Text - 5 Seiten Register.



[zu 1] Das Buch "De imitatione Christi" wird in dieser Ausgabe noch dem Theologen Jean Gerson (1363-1429) zugeordnet, was sich später aber als falsch herausstellte. Die Jahresangabe der Drucklegung im Kolophon.
Titelblatt beschnitten, untere Hälfte fehlt, diese ist aber unbedruckt gewesen. Rest des Titelblattes verschmutzt, mit handschriftlichem Zusatz. Rückseite mit Tinte verschmiert. Innen wenige Marginalien, wenig fleckig, Ränder kaum bestoßen.


[zu 2] Diese Druckausgabe ohne Jahresangabe, daher Datierung nach der Druckermarke. Im Buch von Philippe Renouard zu den Druckermarken der Pariser Drucker findet sich eine identische Marke mit der Datierung 1511 (siehe auch letztes Foto).
Innen wenig fleckig, Ränder kaum bestoßen.

Beide Werke eingebunden in einen Band. Ledereinband berieben und bestoßen, Buchrücken oben und unten beschädigt, vorderer Buchdeckel mit Loch, weitere Beschädigungen an den Ecken. Vorsatzblätter verschmutzt und beschädigt. Bindung fest. Maße ca. 10x15 cm.




[zu 1] Thomas von Kempen (um 1380 – 1471) war ein Augustiner-Chorherr und verbrachte nahezu sein ganzes Leben im Kloster Agnetenberg. Dort widmete er sich vor allem der Ausbildung der Novizen. Aus dieser Tätigkeit ging seine Schrift „De imitatione Christi“ hervor. Dabei handelt es sich um eine Zusammenstellung von Gedanken einer bestimmten christlichen Sichtweise, die in vier Bücher aufgeteilt ist. Die Bücher behandeln die Anleitung zum christlichen Leben (I), von Demut und Leidensfähigkeit (II), vom Trost, den man durch Christus empfängt (III) und von eucharistische Betrachtungen sowie Gebete (IV). Das Werk erschien erstmals 1418 und wurde für etliche Jahrhunderte als wichtigste Schrift zur christlichen Lebensweise angesehen. Es erschienen daher im Laufe der Jahrhunderte tausende Ausgaben und „De imitatione Christi“ wurde das am häufigsten gelesene Werk nach der Bibel. Die erste Druckausgabe in Latein erschien 1472 in Tübingen, die erste Pariser Ausgabe 1481.


[zu 2] Jacobus de Gruytrode (um 1410 – 1475) gehörte dem Kartäuserorden an und lebte vornehmlich in der Kartause in Lüttich. Dort verfasste etliche Schriften, die allesamt anonym veröffentlicht wurden. Daher ist die Autorenschaft des „Lavacrum conscientiae“ strittig. Andere Forschungen gehen davon aus, dass das Werk von einem anderen Kartäuser aus Güterstein, nämlich Johannes Meskirchius (gestorben 1511) stammt oder auch von Silvester von Rebdorf (gestorben 1465).
Das Werk zeigt in 21 kleinen Geschichten und Belehrungen, warum die weltlichen Freuden ohne Bedeutung sind.
Auch dieses Werk erfreute sich im 15. und 16. Jahrhundert großer Beliebtheit. Die erste Druckausgabe erschien 1489 in Augsburg, die erste Pariser Ausgabe im Jahr 1500.