Zinkätzung nach der Collage

von

Max Ernst

"Die 100-köpfige Frau"

Erschienen bei Editions de L´Oeil 1956

Hinter einem Passepartout montiert im Format: 240x300mm.

Abbildung ca.: 100x155mm.

 

MAX ERNST

 

(* 2. April 1891 in Brühl (Rheinland); † 1. April 1976 in Paris), eigentlich Maximilian Maria Ernst, war ein bedeutender Maler, Grafiker und Bildhauer deutscher Herkunft. Nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg gründete er 1919 zusammen mit Johannes Baargeld und Hans Arp die Kölner Dada-Gruppe. 1922 ließ er seine Familie zurück und zog nach Paris, wo er sich dem Kreis der Surrealisten um André Breton anschloss und zu einem der wichtigsten Mitglieder im künstlerischen Bereich der surrealistischen Bewegung wurde. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er ab 1939 mehrfach in Frankreich interniert, konnte zusammen mit der Kunstmäzenin Peggy Guggenheim, seiner späteren dritten Ehefrau, fliehen und wählte, wie viele andere europäische Künstler, 1941 als Exil die USA. 1953 kehrte er mit seiner vierten Ehefrau, der Malerin Dorothea Tanning, nach Frankreich zurück.

Mit seinen Gemälden, Collagen und Skulpturen schuf der Künstler rätselhafte Bildkombinationen, bizarre Wesen, die häufig Vögel darstellen, und phantastische Landschaften. Neben seinem künstlerischen Werk verfasste Max Ernst Gedichte und autobiografische sowie kunsttheoretische Schriften. Künstlerbücher nehmen einen breiten Raum in seinem Schaffen ein. Die Techniken Frottage, Grattage und Drip Painting, als Oszillation entwickelt, gehen auf ihn zurück. Angewendet durch Jackson Pollock wurde Drip Painting zu einem Bestandteil des amerikanischen abstrakten Expressionismus.

Max Ernst wurde als drittes von insgesamt neun Kindern des Taubstummenlehrers und Laienmalers Philipp Ernst (1862–1942) und seiner Frau Luise, geb. Kopp (1865–1949) geboren. Ersten Kontakt mit Malerei bekam er durch seinen Vater. Dieser malte seinen fünf Jahre alten Sohn 1896 als Jesuskind.

Max Ernst veröffentlichte 1942 im amerikanischen Exil im Kunstmagazin View einen autobiografischen Text, in dem er seine magische Beziehung zu Vögeln beschreibt: Seine Geburt aus einem Vogelei, das seine Mutter in ein Adlernest gelegt hatte[4] und die Verbindung zwischen dem Tod seines Lieblingsvogels, dem rosa Kakadu Hornebom und der als gleichzeitig erlebten Geburt seiner jüngsten Schwester Apollonia (genannt Loni) im Jahr 1906. Max Ernsts Schilderung des Zusammentreffens beider Ereignisse ist fiktiv, der Kakadu lebte nach der Geburt der Schwester einige Zeit weiter. Max Ernst entwickelte, von diesen Vorstellungen geprägt[5], in seinem Werk als Alter Ego den „Vogelobren Hornebom“ und „Loplop“. Im Spätwerk taucht der Künstler als „Schnabelmax“ auf. Vogelähnliche Geschöpfe erscheinen in vielen seiner Bilder, besonders in der Werkreihe Loplop präsentiert aus den 1930er Jahren.

Nach dem Abitur in Brühl studierte er von 1910 bis 1914 an der Universität Bonn zunächst Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte. Philosophen, die der Student Ernst schätzte, waren Novalis, Hegel und die „großen Kritiker des eindimensional gewordenen Denkens des 19. Jahrhunderts, Max Stirner und Friedrich Nietzsche“. Durch das Studium der Psychologie kam er mit den Schriften Sigmund Freuds in Berührung und beschäftigte sich mit der Kunst der Geisteskranken.

Max Ernst besuchte oft das Museum in Köln und interessierte sich für die flämischen Meister Hieronymus Bosch und Pieter Bruegel sowie für die deutsche Romantik, besonders für Caspar David Friedrich. Aus dem Jahr 1909 sind zwei Landschaften erhalten, die seine Bewunderung für Vincent van Gogh zeigen. 1911 befreundete er sich mit August Macke und beschloss im folgenden Jahr, ermutigt durch die Anerkennung und Förderung durch Mackes Freundeskreis, als Autodidakt Maler zu werden.

Seine erste Ausstellung hatte Max Ernst 1912 in der Galerie Feldmann in Köln. Auf der Internationalen Kunstausstellung des Sonderbundes Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler zu Cöln im selben Jahr sah er Werke bedeutender Künstler wie die von Paul Cézanne, Pablo Picasso, Henri Matisse und Edvard Munch.

1912/1913 schrieb Max Ernst Kunst- und Theaterkritiken für den Bonner Volksmund und beteiligte sich 1913 an der Ausstellung Rheinische Expressionisten in Bonn. Während einer Reise nach Paris im selben Jahr lernte er Guillaume Apollinaire und Robert Delaunay kennen, sowie 1914 Hans Arp, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Ebenfalls 1913 war Max Ernst mit zwei Werken am Ersten Deutschen Herbstsalon in der Berliner Galerie „Der Sturm“ von Herwarth Walden vertreten, in dessen Galerie im März 1916 eine zweite Ausstellung seiner Werke folgte, und 1917 in der Zürcher „Galerie Dada“ eine weitere von Walden organisierten Ausstellung .

Von August 1914 bis November 1918 war Ernst im Ersten Weltkrieg in Frankreich und Polen im Einsatz. 1918 wurde er gegen seinen Willen zum Leutnant befördert. Am 7. Oktober 1918, kurz vor dem Ende des Kriegs, heiratete er in einer Kriegstrauung seine Studienfreundin, die promovierte Kunsthistorikerin Luise Straus, die Tochter des jüdischen Hutfabrikanten Jacob Straus, in Köln. Der gemeinsame Sohn Hans-Ulrich, der später unter dem Namen Jimmy Ernst in den USA als surrealistischer Maler bekannt wurde, kam 1920 zur Welt. Die Rückkehr aus dem Krieg empfand er als Wiedergeburt:
„Max Ernst starb am 1. August 1914. Er kehrte zum Leben zurück am 11. November 1918 als junger Mann, der hoffte ein Magier zu werden, um die Mythen seiner Zeit zu finden“.

Angeekelt von der „großen Schweinerei dieses blödsinnigen Krieges“, gründete Max Ernst 1919 mit dem selbst erfundenen Beinamen „minimax dadamax“ gemeinsam mit Johannes Theodor Baargeld, dem „Zentrodada“, und Hans Arp die Kölner Dada-Gruppe, an der seine Ehefrau Luise Straus-Ernst beteiligt war. Bereits im Februar und März des Jahres waren nach einer Doppelnummer fünf weitere Ausgaben der Wochenschrift Der Ventilator, herausgegeben von Baargeld unter Mitarbeit von Max Ernst, erschienen. Weitere Ausgaben wurden verboten.

Im Sommer 1919 fuhr Ernst zusammen mit Baargeld nach München und besuchte dort Paul Klee. In der Münchner Buch- und Kunsthandlung von Hans Goltz entdeckte er in der Zeitschrift Valori Plastici Werke von Giorgio de Chirico, die ihn so sehr beeindruckten, dass er die Grafik-Mappe Fiat modes – pereat ars mit den Mitteln einer finanziellen Unterstützung für arbeitslose Künstler in Heinrich Hoerles Schloemilch-Verlag herausbrachte. Ebenfalls 1919 wurde in Düsseldorf die Künstlervereinigung Das Junge Rheinland gegründet, zu deren Mitgliedern er zählte. Ihr Mittelpunkt war die Galerie von Johanna Ey, die das Werk von Ernst durch Ausstellungen unterstützte. Im November des Jahres fand eine Ausstellung der Dadaisten in den Räumen des Kölnischen Kunstvereins statt, die von der britischen Militärregierung, unter der das Rheinland nach dem Ersten Weltkrieg stand, geschlossen wurde.


1920 wurde die „Zentrale W/3“ gegründet, die „Weststupidien 3“ waren Arp, Baargeld und Ernst, die im Februar die Zeitschrift die schammade.(dilettanten erhebt euch!) veröffentlichten. Zu den französischen Mitarbeitern gehörten André Breton, Paul Éluard und Louis Aragon. Die zweite Kölner Dada-Ausstellung wurde im April 1920 unter dem Titel „Dada-Vorfrühling“ im Brauhaus Winter gezeigt. Gemeinsam mit Hans Arp schuf er hierfür die Collages collectifs, scherzhaft Fatagaga (Fabrication de tableaux garantis gazometriques) genannt. Die Ausstellung erregte Unmut in der Öffentlichkeit, wurde zeitweise von der Polizei geschlossen und führte zum Bruch mit Ernsts Vater. Ab Ende Juni 1920 war der Künstler wie auch Baargeld mit Werken an der Ersten Internationalen Dada-Messe in Berlin vertreten. Ein Jahr später traf er sich während eines Urlaubs in Tarrenz, Tirol, unter anderem mit Tristan Tzara, Hans Arp, Sophie Taeuber und André Breton. Auf Einladung Bretons hatte er im Mai/Juni 1921 eine erste Ausstellung in der Pariser Galerie Au Sans Pareil, auf der er jedoch nicht anwesend war. Der Katalog verzeichnete unter anderem die Collage Der Hut macht den Mann. Im Herbst 1921 waren der Schriftsteller Paul Éluard und seine Frau Gala für eine Woche bei Max Ernst in Köln zu Gast. Éluard erwarb von ihm spontan die frühsurrealistischen Gemälde Celebes und Oedipus Rex.

Im August 1922 zog der Künstler nach einem zweiten Aufenthalt in Tarrenz endgültig nach Paris und verließ seine Familie. Éluard hatte ihm seinen eigenen Pass geschickt, da Ernst kein Visum bekommen hatte und Max Ernst wohnte beim Ehepaar Éluard. Fast zwei Jahre lang musste er Gelegenheitsarbeiten verrichten, da er von seiner Malerei nicht leben konnte. Sein Werk Das Rendezvous der Freunde aus dem Jahr 1922 wurde im folgenden Jahr im „Salon des Indépendants“ präsentiert. 1923 zog das Ehepaar Éluard in ein Haus in Eaubonne nahe Paris, wo Ernst einen Zyklus von 15 Bildern mit grotesken Fabelwesen und paradiesischen Gärten an die Türen malte. Sie wurden von den Nachbewohnern überklebt, 1969 wiederentdeckt, vom Künstler selbst restauriert und auf Leinwand übertragen. Darunter befand sich das Wandbild Beim ersten klaren Wort, das heute zur Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen gehört. Ernst hatte sich in Gala verliebt, und Éluard, der die Liaison zunächst geduldet hatte, entfloh der ménage à trois 1924 nach Saigon. Gala und Max Ernst folgten ihm. Das Geld für die Reise stellte er durch Verkäufe seiner Pariser Bilder an Johanna Ey sicher. Während die Éluards nach Paris zurückkehrten, trat Ernst erst drei Monate später die Rückreise an. Gala heiratete später Salvador Dalí.

Ab 1924 war Ernst bereits einer der wichtigsten Mitglieder der surrealistischen Gruppe um André Breton. In diesem Jahr verfasste Breton das Manifeste du Surréalisme, in dem er Surrealismus als einen „reinen psychischen Automatismus“ definierte. Organ der Gruppe war die Zeitschrift La Révolution surréaliste, in die Werke von Ernst aufgenommen wurden.

1925 bezog Ernst sein erstes Atelier in Les Fusains in der 22, rue Tourlaque, Paris. Ein in diesem Jahr abgeschlossener Vertrag mit dem Sammler Jacques Viot sicherte ihm ein regelmäßiges Einkommen, Ausstellungen in Pariser Galerien folgten. Ab 1925 fertigte er seine ersten Werke in der von ihm erfundenen Frottagetechnik an, die in seinem Buch Histoire naturelle 1926 veröffentlicht wurden, und entwickelte die Maltechnik der Grattage. Diese Techniken bestimmten nun den für ihn typischen Stil. Er arbeitete zusammen mit Joan Miró am Bühnenbild und an den Kostümen für Djagilews Ballett Romeo and Juliet, Musik von Constant Lambert, das von den Ballets Russes aufgeführt wurde. Diese Mitarbeit rief den Protest der Surrealistengruppe hervor. Auf starken Widerstand, dieses Mal bei klerikalen Kreisen, stieß sein 1926 entstandenes Gemälde Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen, das im Salon des Indépendants und darauf im Kölnischen Kunstverein ausgestellt wurde, wo es entfernt werden sollte.

Nach der Scheidung im Jahr 1926 von Luise Straus-Ernst heiratete Ernst im folgenden Jahr die wesentlich jüngere Marie-Berthe Aurenche, die Schwester des Drehbuchautors Jean Aurenche. Ab den frühen 1930er Jahren bezog das Paar eine Wohnung im Quartier Montparnasse in der 26 rue des Plantes, wo sie Nachbarn von Alberto Giacometti waren, der gelegentlich Skulpturen auf der Terrasse der Ernsts lagern durfte. 1930 übernahm Max Ernst die Rolle eines Räuberhauptmanns in dem umstrittenen surrealistischen Film Das goldene Zeitalter (L’Âge d'Or), von Luis Buñuel und Salvador Dalí. Im Herbst 1933 lernte er die zwanzigjährige Künstlerin Meret Oppenheim kennen, mit der er eine bis ins nächste Jahr andauernde Liebesbeziehung hatte.

Den Sommer 1934 verbrachte Max Ernst bei Alberto Giacometti in dessen Sommeratelier in Maloja; beide Künstler transportierten in einem Flussbett vorgefundene, vom Wasser rundgewaschene Granitblöcke vor Giacomettis Haus. Ernst bearbeitete diese Blöcke als erste bildhauerische Versuche, schuf auf ihnen flache Reliefs, die Darstellungen von Blumen, Vögeln und Figuren boten, deren Form er später jedoch nicht fortsetzte. 1936 erfolgte die Scheidung von Marie-Berthe Aurenche.

Unter dem NS-Regime in Deutschland wurden Max Ernsts Werke diffamiert, er selbst wurde geächtet und seine Kunst 1933 als „entartet“ eingestuft. 1937 wurden zwei seiner Bilder in der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Das Gemälde Die Schöne Gärtnerin (1923), in einem Raum unter dem Motto „Verhöhnung der deutschen Frau“ ausgestellt, gilt seitdem als verschollen. In diesem Jahr entstand unter dem Eindruck des Spanischen Bürgerkriegs das Gemälde L’Ange du foyer (Der Hausengel) in drei Variationen, auf dem ein Ungeheuer mit gefletschten Zähnen und ausgefahrenen Krallen die Erde bedroht. Ebenfalls in diesem Jahr entstanden Bühnenbilder zu Alfred Jarrys Drama Ubu enchainé, das 30 Jahre nach dem Tod des Autors in der Comédie des Champs-Elysées am 22. September 1937 erstmals aufgeführt wurde.

1938 war er Teilnehmer an der richtungweisenden Exposition Internationale du Surréalisme in der Galerie Beaux-Arts in Paris; zusammen mit Salvador Dalí war er als technischer Beirat tätig und stellte 14 Gemälde aus, dazu eine Puppe als Kunstobjekt. Die Ausstellung erwies sich jedoch als Abschlussmanifestation der surrealistischen Bewegung. Die politischen Umstände sowie die persönlichen, politisch motivierten Differenzen – zwischen André Breton und Paul Éluard, der sich dem Stalinismus angenähert hatte – veranlassten Éluard, im selben Jahr aus der Surrealistengruppe auszutreten. Max Ernst und Man Ray schlossen sich ihm solidarisch an.

Der Zweite Weltkrieg beeinflusste das Leben des Künstlers nachhaltig: Ernst wurde 1939 als „verfeindeter Deutscher“ in Frankreich zunächst im ehemaligen Gefängnis von Largentière, anschließend im Lager Les Milles interniert, wo er auf Hans Bellmer traf. Dort entstand das gemeinsame Wandbild Schöpfungen, die Geschöpfe der Einbildungskraft, und Bellmer schuf ein Porträt Max Ernsts, das aus gemalten Ziegelsteinen zusammengesetzt war als Hinweis auf die Mauern des Lagers. Durch Vermittlung Éluards wurde er zu Weihnachten wieder freigelassen. Im darauffolgenden Jahr wurde er erneut inhaftiert, dieses Mal von der Gestapo, doch ihm gelang die Flucht. In seinem Haus konnte er nicht bleiben, denn seine Geliebte Leonora Carrington, mit der er seit 1938 in Saint-Martin-d’Ardèche zusammengelebt hatte, war geflüchtet und hatte es für eine Flasche Cognac an einen Nachbarn „verkauft“, um es vor der Beschlagnahme zu retten.

Ernst floh mit der Kunstsammlerin Peggy Guggenheim, die ihn finanziell unterstützte, 1941 über Spanien und Portugal in die USA. Fluchthelfer war Varian Fry, der Leiter des Emergency Rescue Committee. Sie erreichten am 14. Juli 1941 den New Yorker Flughafen La Guardia, wo sie von Jimmy Ernst und alten Bekannten begrüßt wurden. Max Ernst wurde zunächst als „feindlicher Ausländer“ von Beamten der Einwanderungsbehörde in der Festung auf Ellis Island interniert, aber nach drei Tagen entlassen. Im Dezember des Jahres – nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg – heirateten Max Ernst und Peggy Guggenheim in New York.

Im März des Jahres 1942 nahm Ernst an der Gemeinschaftsausstellung Artists in Exile in der Gallery Pierre Matisse teil. Ein Foto zeigt ihn neben 13 weiteren Künstlern wie Marc Chagall, Fernand Léger, Roberto Matta, Piet Mondrian, Kurt Seligmann, Yves Tanguy und dem Schriftsteller André Breton. Im Mai erschien der Katalog mit einem Umschlagbild von Ernst für Peggy Guggenheims Galerie Art of This Century, die im Oktober 1942 eröffnet wurde. Im selben Jahr wurde er mit David Hare, Marcel Duchamp und André Breton Herausgeber der Zeitschrift VVV, die eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Surrealismus in den Vereinigten Staaten spielte. Ebenfalls im Jahr 1942 nahm Ernst an der Ausstellung First Papers of Surrealism in New York teil und begann verstärkt als Bildhauer zu arbeiten.

In der New Yorker Buchhandlung Wakefield zeigte Betty Parsons in einer Gruppenausstellung ein in neuer Technik gemaltes Bild Ernsts, damals nannte er es abstrakte Kunst, konkrete Kunst, später Junger Mann, neugierig den Flug einer nicht-euklidischen Fliege beobachtend. Die Technik – Drip Painting oder Oszillation genannt – erregte die Aufmerksamkeit einiger junger amerikanischer Maler wie Jackson Pollock.

Ernst lernte Ende 1942 die junge amerikanische Malerin Dorothea Tanning kennen, die in Guggenheims Galerie Art of This Century in der Ausstellung „Exhibition by 31 Women“ vertreten war, und trennte sich daraufhin von Peggy Guggenheim. 1945/46 fand die Ausschreibung zum Bel-Ami-Wettbewerb statt, den Ernst mit seinem Gemälde Die Versuchung des heiligen Antonius gewann.

1946 wurde Doppelhochzeit gefeiert: Max Ernst und Dorothea Tanning sowie Man Ray und Juliet Browner ließen sich in Beverly Hills trauen. Anschließend brach das Ehepaar nach Sedona in der Wüste von Arizona auf und erbaute dort ein kleines, einsam gelegenes Haus, das Capricorn Hill genannt wurde. Dort entstand 1948 die Zementplastik Capricorn. Im selben Jahr erlangte Max Ernst die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er kam in Kontakt mit den Ureinwohnern, den Hopi, und befasste sich mit ihrer Kunst. Sein Interesse galt besonders den Kachinapuppen und den Zeremonienmasken. Die geometrisch stilisierten Formen und die Bemalung der Kachinas spiegeln sich in seinem Werk wider.

Anlässlich des 60. Geburtstags von Ernst veranstaltete seine Heimatstadt Brühl 1951 eine erste große deutsche Retrospektive im Brühler Schloss Augustusburg, die gut besucht war, jedoch mit einem finanziellen Defizit endete. Die Kölner Galerie Der Spiegel beteiligte sich an der Ausstellung, woraus sich ab 1953 eine lebenslange Geschäfts- und Freundschaftbeziehung zwischen der Galerie und Max Ernst sowie Dorothea Tanning entwickelte. So bat Ernst seinen Kölner Galeristen Hein Stünke, den Inhaber der Galerie Der Spiegel, um Mithilfe bei der Auffindung seiner während der Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren gegangenen Scheidungspapiere seiner zweiten Ehe mit Marie-Berthe Aurenche, die den Künstler durch ihre Pariser Anwälte aufgefordert hatte, den ehelichen Verkehr und Unterhalt wieder aufzunehmen. Hein Stünke beauftragte den Kunstsammler und Juristen Josef Haubrich mit der Recherche, der darin erfolgreich war. 1952 wurde Ernst Mitglied des Collège de ’Pataphysique, das nach dem Zweiten Weltkrieg zu Ehren von Alfred Jarry und Jarrys ’Pataphysik, der Wissenschaft von den imaginären Lösungen, gegründet worden war. Im Sommer des Jahres hielt er 30 Gastvorlesungen zum Thema „Fünfzig Jahre moderne Kunst“ an der Universität von Hawaii in Honolulu.

1953 kehrten Max Ernst und Dorothea Tanning nach Paris zurück, wo sie ihre zwei Mansardenzimmer am Quai St. Michel wieder bezogen. Er arbeitete als Nachbar von Constantin Brâncuși in einem Atelier auf der Impasse Ronsin Nr. 11, das ihm der US-amerikanische Maler William Copley zur Verfügung gestellt hatte. Das Collège de ’Pataphysique in Paris verlieh ihm im selben Jahr den Titel Satrap.

Auf der 27. Biennale von Venedig 1954 wurde Max Ernst mit dem großen Preis für Malerei geehrt, was zum endgültigen Ausschluss aus der Surrealistengruppe führte. Den großen Preis für Grafik in diesem Jahr erhielt Joan Miró, den für Plastik Hans Arp. Die Preisverleihung führte zu internationaler Bekanntheit und weiteren Ehrungen.

1955 zog das Ehepaar nach Huismes und wohnte im Haus „Le pin perdu“, das seit 2009 als „Maison Max Ernst“ zu besichtigen ist. Er behielt diesen Landsitz sowie die Wohnung in Paris, hielt sich jedoch seit 1964 aus gesundheitlichen Gründen mit seiner Frau oft im Süden Frankreichs in Seillans im Département Var in der Provence auf. 1958 wurde er französischer Staatsbürger.

Die Ehrenbürgerschaft, die Ernsts Geburtsstadt Brühl ihm im Jahr 1966 zum 75. Lebensjahr anbot, lehnte er nachtragend ab, da die Stadt sein geschenktes Bild Die Geburt der Komödie (1947) im Jahr 1951 für 800 Dollar verkauft hatte. Zudem spielte die schlechte Behandlung von Karl Seibt, dem städtischen Mitveranstalter der finanziell defizitären Max-Ernst-Ausstellung von 1951, durch die Stadt eine Rolle. Im Zusammenhang mit seiner Ablehnung machten ihm der Kölner Stadt-Anzeiger sowie private Bekannte den Vorwurf, er habe seine erste Frau, Luise Straus-Ernst, die Jüdin war und 1944 in Auschwitz ermordet wurde, retten können; Ernst habe es aber abgelehnt, sie ins amerikanische Exil mitzunehmen. Der Künstler bezog daraufhin im Stadtanzeiger mit einem Brief Stellung und stellte klar, dass seine erste Frau die ihr angebotene Wiederheirat abgelehnt habe, obwohl sie die Möglichkeit eröffnet hätte, sie mitzunehmen.

1967 schuf er einen Brunnen für die Stadt Amboise, der 1968 als Fontaine Max Ernst eingeweiht wurde. Der Streit zwischen dem Künstler und seiner Heimatstadt Brühl wurde 1971 beendet. Die Stadt vergibt seit diesem Jahr den Kunstpreis „Max-Ernst-Stipendium“ für junge, sich noch in der Ausbildung befindliche Künstler, und Ernst stiftete die Figuren für den Brunnen, der vor dem Brühler Rathaus steht.

Im Jahr 1975 hielt Max Ernst sich nach einem Schlaganfall wieder in Paris auf. Er starb einen Tag vor seinem 85. Geburtstag, am 1. April 1976 in Paris und wurde nach seiner Einäscherung im Kolumbarium des Friedhofs Père Lachaise begraben. Seine Frau Dorothea Tanning überlebte ihn um mehr als drei Jahrzehnte. Sie starb im Januar 2012 im Alter von 101 Jahren in New York. Der Sohn aus erster Ehe, Jimmy Ernst, starb am 6. Februar 1984 in New York. Seine Memoiren, A Not-So-Still Life (dt.: Nicht gerade ein Stilleben. Erinnerungen an meinen Vater Max Ernst), wurden kurz vor seinem Tod veröffentlicht.