Zinkätzung nach der Collage
von
Max
Ernst
"Die
100-köpfige Frau"
Erschienen bei Editions de L´Oeil 1956
Hinter einem Passepartout montiert im
Format: 240x300mm.
Abbildung ca.: 100x155mm.
(* 2. April 1891 in Brühl (Rheinland); † 1.
April 1976 in Paris), eigentlich Maximilian Maria Ernst, war ein
bedeutender Maler, Grafiker und Bildhauer deutscher Herkunft.
Nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg gründete er 1919
zusammen mit Johannes Baargeld und Hans Arp die Kölner
Dada-Gruppe. 1922 ließ er seine Familie zurück und zog nach
Paris, wo er sich dem Kreis der Surrealisten um André Breton
anschloss und zu einem der wichtigsten Mitglieder im
künstlerischen Bereich der surrealistischen Bewegung wurde. Zu
Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er ab 1939 mehrfach in
Frankreich interniert, konnte zusammen mit der Kunstmäzenin
Peggy Guggenheim, seiner späteren dritten Ehefrau, fliehen und
wählte, wie viele andere europäische Künstler, 1941 als Exil die
USA. 1953 kehrte er mit seiner vierten Ehefrau, der Malerin
Dorothea Tanning, nach Frankreich zurück.
Mit seinen Gemälden, Collagen und Skulpturen schuf der Künstler
rätselhafte Bildkombinationen, bizarre Wesen, die häufig Vögel
darstellen, und phantastische Landschaften. Neben seinem
künstlerischen Werk verfasste Max Ernst Gedichte und
autobiografische sowie kunsttheoretische Schriften.
Künstlerbücher nehmen einen breiten Raum in seinem Schaffen ein.
Die Techniken Frottage, Grattage und Drip Painting, als
Oszillation entwickelt, gehen auf ihn zurück. Angewendet durch
Jackson Pollock wurde Drip Painting zu einem Bestandteil des
amerikanischen abstrakten Expressionismus.
Max Ernst wurde als drittes von insgesamt neun Kindern des
Taubstummenlehrers und Laienmalers Philipp Ernst (1862–1942) und
seiner Frau Luise, geb. Kopp (1865–1949) geboren. Ersten Kontakt
mit Malerei bekam er durch seinen Vater. Dieser malte seinen
fünf Jahre alten Sohn 1896 als Jesuskind.
Max Ernst veröffentlichte 1942 im amerikanischen Exil im
Kunstmagazin View einen autobiografischen Text, in dem er seine
magische Beziehung zu Vögeln beschreibt: Seine Geburt aus einem
Vogelei, das seine Mutter in ein Adlernest gelegt hatte[4] und
die Verbindung zwischen dem Tod seines Lieblingsvogels, dem rosa
Kakadu Hornebom und der als gleichzeitig erlebten Geburt seiner
jüngsten Schwester Apollonia (genannt Loni) im Jahr 1906. Max
Ernsts Schilderung des Zusammentreffens beider Ereignisse ist
fiktiv, der Kakadu lebte nach der Geburt der Schwester einige
Zeit weiter. Max Ernst entwickelte, von diesen Vorstellungen
geprägt[5], in seinem Werk als Alter Ego den „Vogelobren
Hornebom“ und „Loplop“. Im Spätwerk taucht der Künstler als „Schnabelmax“
auf. Vogelähnliche Geschöpfe erscheinen in vielen seiner Bilder,
besonders in der Werkreihe Loplop präsentiert aus den 1930er
Jahren.
Nach dem Abitur in Brühl studierte er von 1910 bis 1914 an der
Universität Bonn zunächst Philosophie, Psychologie und
Kunstgeschichte. Philosophen, die der Student Ernst schätzte,
waren Novalis, Hegel und die „großen Kritiker des eindimensional
gewordenen Denkens des 19. Jahrhunderts, Max Stirner und
Friedrich Nietzsche“. Durch das Studium der Psychologie kam er
mit den Schriften Sigmund Freuds in Berührung und beschäftigte
sich mit der Kunst der Geisteskranken.
Max Ernst besuchte oft das Museum in Köln und interessierte sich
für die flämischen Meister Hieronymus Bosch und Pieter Bruegel
sowie für die deutsche Romantik, besonders für Caspar David
Friedrich. Aus dem Jahr 1909 sind zwei Landschaften erhalten,
die seine Bewunderung für Vincent van Gogh zeigen. 1911
befreundete er sich mit August Macke und beschloss im folgenden
Jahr, ermutigt durch die Anerkennung und Förderung durch Mackes
Freundeskreis, als Autodidakt Maler zu werden.
Seine erste Ausstellung hatte Max Ernst 1912 in der Galerie
Feldmann in Köln. Auf der Internationalen Kunstausstellung des
Sonderbundes Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler zu Cöln im
selben Jahr sah er Werke bedeutender Künstler wie die von Paul
Cézanne, Pablo Picasso, Henri Matisse und Edvard Munch.
1912/1913 schrieb Max Ernst Kunst- und Theaterkritiken für den
Bonner Volksmund und beteiligte sich 1913 an der Ausstellung
Rheinische Expressionisten in Bonn. Während einer Reise nach
Paris im selben Jahr lernte er Guillaume Apollinaire und Robert
Delaunay kennen, sowie 1914 Hans Arp, mit dem ihn eine
lebenslange Freundschaft verband. Ebenfalls 1913 war Max Ernst
mit zwei Werken am Ersten Deutschen Herbstsalon in der Berliner
Galerie „Der Sturm“ von Herwarth Walden vertreten, in dessen
Galerie im März 1916 eine zweite Ausstellung seiner Werke
folgte, und 1917 in der Zürcher „Galerie Dada“ eine weitere von
Walden organisierten Ausstellung .
Von August 1914 bis November 1918 war Ernst im Ersten Weltkrieg
in Frankreich und Polen im Einsatz. 1918 wurde er gegen seinen
Willen zum Leutnant befördert. Am 7. Oktober 1918, kurz vor dem
Ende des Kriegs, heiratete er in einer Kriegstrauung seine
Studienfreundin, die promovierte Kunsthistorikerin Luise Straus,
die Tochter des jüdischen Hutfabrikanten Jacob Straus, in Köln.
Der gemeinsame Sohn Hans-Ulrich, der später unter dem Namen
Jimmy Ernst in den USA als surrealistischer Maler bekannt wurde,
kam 1920 zur Welt. Die Rückkehr aus dem Krieg empfand er als
Wiedergeburt:
„Max Ernst starb am 1. August 1914. Er kehrte zum Leben zurück
am 11. November 1918 als junger Mann, der hoffte ein Magier zu
werden, um die Mythen seiner Zeit zu finden“.
Angeekelt von der „großen Schweinerei dieses blödsinnigen
Krieges“, gründete Max Ernst 1919 mit dem selbst erfundenen
Beinamen „minimax dadamax“ gemeinsam mit Johannes Theodor
Baargeld, dem „Zentrodada“, und Hans Arp die Kölner Dada-Gruppe,
an der seine Ehefrau Luise Straus-Ernst beteiligt war. Bereits
im Februar und März des Jahres waren nach einer Doppelnummer
fünf weitere Ausgaben der Wochenschrift Der Ventilator,
herausgegeben von Baargeld unter Mitarbeit von Max Ernst,
erschienen. Weitere Ausgaben wurden verboten.
Im Sommer 1919 fuhr Ernst zusammen mit Baargeld nach München und
besuchte dort Paul Klee. In der Münchner Buch- und Kunsthandlung
von Hans Goltz entdeckte er in der Zeitschrift Valori Plastici
Werke von Giorgio de Chirico, die ihn so sehr beeindruckten,
dass er die Grafik-Mappe Fiat modes – pereat ars mit den Mitteln
einer finanziellen Unterstützung für arbeitslose Künstler in
Heinrich Hoerles Schloemilch-Verlag herausbrachte. Ebenfalls
1919 wurde in Düsseldorf die Künstlervereinigung Das Junge
Rheinland gegründet, zu deren Mitgliedern er zählte. Ihr
Mittelpunkt war die Galerie von Johanna Ey, die das Werk von
Ernst durch Ausstellungen unterstützte. Im November des Jahres
fand eine Ausstellung der Dadaisten in den Räumen des Kölnischen
Kunstvereins statt, die von der britischen Militärregierung,
unter der das Rheinland nach dem Ersten Weltkrieg stand,
geschlossen wurde.
1920 wurde die „Zentrale W/3“ gegründet, die „Weststupidien 3“
waren Arp, Baargeld und Ernst, die im Februar die Zeitschrift
die schammade.(dilettanten erhebt euch!) veröffentlichten. Zu
den französischen Mitarbeitern gehörten André Breton, Paul
Éluard und Louis Aragon. Die zweite Kölner Dada-Ausstellung
wurde im April 1920 unter dem Titel „Dada-Vorfrühling“ im
Brauhaus Winter gezeigt. Gemeinsam mit Hans Arp schuf er hierfür
die Collages collectifs, scherzhaft Fatagaga (Fabrication de
tableaux garantis gazometriques) genannt. Die Ausstellung
erregte Unmut in der Öffentlichkeit, wurde zeitweise von der
Polizei geschlossen und führte zum Bruch mit Ernsts Vater. Ab
Ende Juni 1920 war der Künstler wie auch Baargeld mit Werken an
der Ersten Internationalen Dada-Messe in Berlin vertreten. Ein
Jahr später traf er sich während eines Urlaubs in Tarrenz,
Tirol, unter anderem mit Tristan Tzara, Hans Arp, Sophie Taeuber
und André Breton. Auf Einladung Bretons hatte er im Mai/Juni
1921 eine erste Ausstellung in der Pariser Galerie Au Sans
Pareil, auf der er jedoch nicht anwesend war. Der Katalog
verzeichnete unter anderem die Collage Der Hut macht den Mann.
Im Herbst 1921 waren der Schriftsteller Paul Éluard und seine
Frau Gala für eine Woche bei Max Ernst in Köln zu Gast. Éluard
erwarb von ihm spontan die frühsurrealistischen Gemälde Celebes
und Oedipus Rex.
Im August 1922 zog der Künstler nach einem zweiten Aufenthalt in
Tarrenz endgültig nach Paris und verließ seine Familie. Éluard
hatte ihm seinen eigenen Pass geschickt, da Ernst kein Visum
bekommen hatte und Max Ernst wohnte beim Ehepaar Éluard. Fast
zwei Jahre lang musste er Gelegenheitsarbeiten verrichten, da er
von seiner Malerei nicht leben konnte. Sein Werk Das Rendezvous
der Freunde aus dem Jahr 1922 wurde im folgenden Jahr im „Salon
des Indépendants“ präsentiert. 1923 zog das Ehepaar Éluard in
ein Haus in Eaubonne nahe Paris, wo Ernst einen Zyklus von 15
Bildern mit grotesken Fabelwesen und paradiesischen Gärten an
die Türen malte. Sie wurden von den Nachbewohnern überklebt,
1969 wiederentdeckt, vom Künstler selbst restauriert und auf
Leinwand übertragen. Darunter befand sich das Wandbild Beim
ersten klaren Wort, das heute zur Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen gehört. Ernst hatte sich in Gala verliebt,
und Éluard, der die Liaison zunächst geduldet hatte, entfloh der
ménage à trois 1924 nach Saigon. Gala und Max Ernst folgten ihm.
Das Geld für die Reise stellte er durch Verkäufe seiner Pariser
Bilder an Johanna Ey sicher. Während die Éluards nach Paris
zurückkehrten, trat Ernst erst drei Monate später die Rückreise
an. Gala heiratete später Salvador Dalí.
Ab 1924 war Ernst bereits einer der wichtigsten Mitglieder der
surrealistischen Gruppe um André Breton. In diesem Jahr
verfasste Breton das Manifeste du Surréalisme, in dem er
Surrealismus als einen „reinen psychischen Automatismus“
definierte. Organ der Gruppe war die Zeitschrift La Révolution
surréaliste, in die Werke von Ernst aufgenommen wurden.
1925 bezog Ernst sein erstes Atelier in Les Fusains in der 22,
rue Tourlaque, Paris. Ein in diesem Jahr abgeschlossener Vertrag
mit dem Sammler Jacques Viot sicherte ihm ein regelmäßiges
Einkommen, Ausstellungen in Pariser Galerien folgten. Ab 1925
fertigte er seine ersten Werke in der von ihm erfundenen
Frottagetechnik an, die in seinem Buch Histoire naturelle 1926
veröffentlicht wurden, und entwickelte die Maltechnik der
Grattage. Diese Techniken bestimmten nun den für ihn typischen
Stil. Er arbeitete zusammen mit Joan Miró am Bühnenbild und an
den Kostümen für Djagilews Ballett Romeo and Juliet, Musik von
Constant Lambert, das von den Ballets Russes aufgeführt wurde.
Diese Mitarbeit rief den Protest der Surrealistengruppe hervor.
Auf starken Widerstand, dieses Mal bei klerikalen Kreisen, stieß
sein 1926 entstandenes Gemälde Die Jungfrau züchtigt das
Jesuskind vor drei Zeugen, das im Salon des Indépendants und
darauf im Kölnischen Kunstverein ausgestellt wurde, wo es
entfernt werden sollte.
Nach der Scheidung im Jahr 1926 von Luise Straus-Ernst heiratete
Ernst im folgenden Jahr die wesentlich jüngere Marie-Berthe
Aurenche, die Schwester des Drehbuchautors Jean Aurenche. Ab den
frühen 1930er Jahren bezog das Paar eine Wohnung im Quartier
Montparnasse in der 26 rue des Plantes, wo sie Nachbarn von
Alberto Giacometti waren, der gelegentlich Skulpturen auf der
Terrasse der Ernsts lagern durfte. 1930 übernahm Max Ernst die
Rolle eines Räuberhauptmanns in dem umstrittenen
surrealistischen Film Das goldene Zeitalter (L’Âge d'Or), von
Luis Buñuel und Salvador Dalí. Im Herbst 1933 lernte er die
zwanzigjährige Künstlerin Meret Oppenheim kennen, mit der er
eine bis ins nächste Jahr andauernde Liebesbeziehung hatte.
Den Sommer 1934 verbrachte Max Ernst bei Alberto Giacometti in
dessen Sommeratelier in Maloja; beide Künstler transportierten
in einem Flussbett vorgefundene, vom Wasser rundgewaschene
Granitblöcke vor Giacomettis Haus. Ernst bearbeitete diese
Blöcke als erste bildhauerische Versuche, schuf auf ihnen flache
Reliefs, die Darstellungen von Blumen, Vögeln und Figuren boten,
deren Form er später jedoch nicht fortsetzte. 1936 erfolgte die
Scheidung von Marie-Berthe Aurenche.
Unter dem NS-Regime in Deutschland wurden Max Ernsts Werke
diffamiert, er selbst wurde geächtet und seine Kunst 1933 als
„entartet“ eingestuft. 1937 wurden zwei seiner Bilder in der
Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Das Gemälde Die
Schöne Gärtnerin (1923), in einem Raum unter dem Motto
„Verhöhnung der deutschen Frau“ ausgestellt, gilt seitdem als
verschollen. In diesem Jahr entstand unter dem Eindruck des
Spanischen Bürgerkriegs das Gemälde L’Ange du foyer (Der
Hausengel) in drei Variationen, auf dem ein Ungeheuer mit
gefletschten Zähnen und ausgefahrenen Krallen die Erde bedroht.
Ebenfalls in diesem Jahr entstanden Bühnenbilder zu Alfred
Jarrys Drama Ubu enchainé, das 30 Jahre nach dem Tod des Autors
in der Comédie des Champs-Elysées am 22. September 1937 erstmals
aufgeführt wurde.
1938 war er Teilnehmer an der richtungweisenden Exposition
Internationale du Surréalisme in der Galerie Beaux-Arts in
Paris; zusammen mit Salvador Dalí war er als technischer Beirat
tätig und stellte 14 Gemälde aus, dazu eine Puppe als
Kunstobjekt. Die Ausstellung erwies sich jedoch als
Abschlussmanifestation der surrealistischen Bewegung. Die
politischen Umstände sowie die persönlichen, politisch
motivierten Differenzen – zwischen André Breton und Paul Éluard,
der sich dem Stalinismus angenähert hatte – veranlassten Éluard,
im selben Jahr aus der Surrealistengruppe auszutreten. Max Ernst
und Man Ray schlossen sich ihm solidarisch an.
Der Zweite Weltkrieg beeinflusste das Leben des Künstlers
nachhaltig: Ernst wurde 1939 als „verfeindeter Deutscher“ in
Frankreich zunächst im ehemaligen Gefängnis von Largentière,
anschließend im Lager Les Milles interniert, wo er auf Hans
Bellmer traf. Dort entstand das gemeinsame Wandbild Schöpfungen,
die Geschöpfe der Einbildungskraft, und Bellmer schuf ein
Porträt Max Ernsts, das aus gemalten Ziegelsteinen
zusammengesetzt war als Hinweis auf die Mauern des Lagers. Durch
Vermittlung Éluards wurde er zu Weihnachten wieder freigelassen.
Im darauffolgenden Jahr wurde er erneut inhaftiert, dieses Mal
von der Gestapo, doch ihm gelang die Flucht. In seinem Haus
konnte er nicht bleiben, denn seine Geliebte Leonora Carrington,
mit der er seit 1938 in Saint-Martin-d’Ardèche zusammengelebt
hatte, war geflüchtet und hatte es für eine Flasche Cognac an
einen Nachbarn „verkauft“, um es vor der Beschlagnahme zu
retten.
Ernst floh mit der Kunstsammlerin Peggy Guggenheim, die ihn
finanziell unterstützte, 1941 über Spanien und Portugal in die
USA. Fluchthelfer war Varian Fry, der Leiter des Emergency
Rescue Committee. Sie erreichten am 14. Juli 1941 den New Yorker
Flughafen La Guardia, wo sie von Jimmy Ernst und alten Bekannten
begrüßt wurden. Max Ernst wurde zunächst als „feindlicher
Ausländer“ von Beamten der Einwanderungsbehörde in der Festung
auf Ellis Island interniert, aber nach drei Tagen entlassen. Im
Dezember des Jahres – nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten
in den Krieg – heirateten Max Ernst und Peggy Guggenheim in New
York.
Im März des Jahres 1942 nahm Ernst an der
Gemeinschaftsausstellung Artists in Exile in der Gallery Pierre
Matisse teil. Ein Foto zeigt ihn neben 13 weiteren Künstlern wie
Marc Chagall, Fernand Léger, Roberto Matta, Piet Mondrian, Kurt
Seligmann, Yves Tanguy und dem Schriftsteller André Breton. Im
Mai erschien der Katalog mit einem Umschlagbild von Ernst für
Peggy Guggenheims Galerie Art of This Century, die im Oktober
1942 eröffnet wurde. Im selben Jahr wurde er mit David Hare,
Marcel Duchamp und André Breton Herausgeber der Zeitschrift VVV,
die eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Surrealismus in
den Vereinigten Staaten spielte. Ebenfalls im Jahr 1942 nahm
Ernst an der Ausstellung First Papers of Surrealism in New York
teil und begann verstärkt als Bildhauer zu arbeiten.
In der New Yorker Buchhandlung Wakefield zeigte Betty Parsons in
einer Gruppenausstellung ein in neuer Technik gemaltes Bild
Ernsts, damals nannte er es abstrakte Kunst, konkrete Kunst,
später Junger Mann, neugierig den Flug einer nicht-euklidischen
Fliege beobachtend. Die Technik – Drip Painting oder Oszillation
genannt – erregte die Aufmerksamkeit einiger junger
amerikanischer Maler wie Jackson Pollock.
Ernst lernte Ende 1942 die junge amerikanische Malerin Dorothea
Tanning kennen, die in Guggenheims Galerie Art of This Century
in der Ausstellung „Exhibition by 31 Women“ vertreten war, und
trennte sich daraufhin von Peggy Guggenheim. 1945/46 fand die
Ausschreibung zum Bel-Ami-Wettbewerb statt, den Ernst mit seinem
Gemälde Die Versuchung des heiligen Antonius gewann.
1946 wurde Doppelhochzeit gefeiert: Max Ernst und Dorothea
Tanning sowie Man Ray und Juliet Browner ließen sich in Beverly
Hills trauen. Anschließend brach das Ehepaar nach Sedona in der
Wüste von Arizona auf und erbaute dort ein kleines, einsam
gelegenes Haus, das Capricorn Hill genannt wurde. Dort entstand
1948 die Zementplastik Capricorn. Im selben Jahr erlangte Max
Ernst die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er kam in Kontakt
mit den Ureinwohnern, den Hopi, und befasste sich mit ihrer
Kunst. Sein Interesse galt besonders den Kachinapuppen und den
Zeremonienmasken. Die geometrisch stilisierten Formen und die
Bemalung der Kachinas spiegeln sich in seinem Werk wider.
Anlässlich des 60. Geburtstags von Ernst veranstaltete seine
Heimatstadt Brühl 1951 eine erste große deutsche Retrospektive
im Brühler Schloss Augustusburg, die gut besucht war, jedoch mit
einem finanziellen Defizit endete. Die Kölner Galerie Der
Spiegel beteiligte sich an der Ausstellung, woraus sich ab 1953
eine lebenslange Geschäfts- und Freundschaftbeziehung zwischen
der Galerie und Max Ernst sowie Dorothea Tanning entwickelte. So
bat Ernst seinen Kölner Galeristen Hein Stünke, den Inhaber der
Galerie Der Spiegel, um Mithilfe bei der Auffindung seiner
während der Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren gegangenen
Scheidungspapiere seiner zweiten Ehe mit Marie-Berthe Aurenche,
die den Künstler durch ihre Pariser Anwälte aufgefordert hatte,
den ehelichen Verkehr und Unterhalt wieder aufzunehmen. Hein
Stünke beauftragte den Kunstsammler und Juristen Josef Haubrich
mit der Recherche, der darin erfolgreich war. 1952 wurde Ernst
Mitglied des Collège de ’Pataphysique, das nach dem Zweiten
Weltkrieg zu Ehren von Alfred Jarry und Jarrys ’Pataphysik, der
Wissenschaft von den imaginären Lösungen, gegründet worden war.
Im Sommer des Jahres hielt er 30 Gastvorlesungen zum Thema
„Fünfzig Jahre moderne Kunst“ an der Universität von Hawaii in
Honolulu.
1953 kehrten Max Ernst und Dorothea Tanning nach Paris zurück,
wo sie ihre zwei Mansardenzimmer am Quai St. Michel wieder
bezogen. Er arbeitete als Nachbar von Constantin Brâncuși in
einem Atelier auf der Impasse Ronsin Nr. 11, das ihm der
US-amerikanische Maler William Copley zur Verfügung gestellt
hatte. Das Collège de ’Pataphysique in Paris verlieh ihm im
selben Jahr den Titel Satrap.
Auf der 27. Biennale von Venedig 1954 wurde Max Ernst mit dem
großen Preis für Malerei geehrt, was zum endgültigen Ausschluss
aus der Surrealistengruppe führte. Den großen Preis für Grafik
in diesem Jahr erhielt Joan Miró, den für Plastik Hans Arp. Die
Preisverleihung führte zu internationaler Bekanntheit und
weiteren Ehrungen.
1955 zog das Ehepaar nach Huismes und wohnte im Haus „Le pin
perdu“, das seit 2009 als „Maison Max Ernst“ zu besichtigen ist.
Er behielt diesen Landsitz sowie die Wohnung in Paris, hielt
sich jedoch seit 1964 aus gesundheitlichen Gründen mit seiner
Frau oft im Süden Frankreichs in Seillans im Département Var in
der Provence auf. 1958 wurde er französischer Staatsbürger.
Die Ehrenbürgerschaft, die Ernsts Geburtsstadt Brühl ihm im Jahr
1966 zum 75. Lebensjahr anbot, lehnte er nachtragend ab, da die
Stadt sein geschenktes Bild Die Geburt der Komödie (1947) im
Jahr 1951 für 800 Dollar verkauft hatte. Zudem spielte die
schlechte Behandlung von Karl Seibt, dem städtischen
Mitveranstalter der finanziell defizitären Max-Ernst-Ausstellung
von 1951, durch die Stadt eine Rolle. Im Zusammenhang mit seiner
Ablehnung machten ihm der Kölner Stadt-Anzeiger sowie private
Bekannte den Vorwurf, er habe seine erste Frau, Luise
Straus-Ernst, die Jüdin war und 1944 in Auschwitz ermordet
wurde, retten können; Ernst habe es aber abgelehnt, sie ins
amerikanische Exil mitzunehmen. Der Künstler bezog daraufhin im
Stadtanzeiger mit einem Brief Stellung und stellte klar, dass
seine erste Frau die ihr angebotene Wiederheirat abgelehnt habe,
obwohl sie die Möglichkeit eröffnet hätte, sie mitzunehmen.
1967 schuf er einen Brunnen für die Stadt Amboise, der 1968 als
Fontaine Max Ernst eingeweiht wurde. Der Streit zwischen dem
Künstler und seiner Heimatstadt Brühl wurde 1971 beendet. Die
Stadt vergibt seit diesem Jahr den Kunstpreis
„Max-Ernst-Stipendium“ für junge, sich noch in der Ausbildung
befindliche Künstler, und Ernst stiftete die Figuren für den
Brunnen, der vor dem Brühler Rathaus steht.
Im Jahr 1975 hielt Max Ernst sich nach einem Schlaganfall wieder
in Paris auf. Er starb einen Tag vor seinem 85. Geburtstag, am
1. April 1976 in Paris und wurde nach seiner Einäscherung im
Kolumbarium des Friedhofs Père Lachaise begraben. Seine Frau
Dorothea Tanning überlebte ihn um mehr als drei Jahrzehnte. Sie
starb im Januar 2012 im Alter von 101 Jahren in New York. Der
Sohn aus erster Ehe, Jimmy Ernst, starb am 6. Februar 1984 in
New York. Seine Memoiren, A Not-So-Still Life (dt.: Nicht gerade
ein Stilleben. Erinnerungen an meinen Vater Max Ernst), wurden
kurz vor seinem Tod veröffentlicht.