Geboren: 01.11.1893 in
Arnstadt (Thüringen)
Gestorben: 09.11.1980 in Schretstaken
Am 1. November 1893 wurde
Andreas Paul Weber in Arnstadt (Thüringen) geboren. Sein
Großvater, der Fabrikant Christian Kortmann, und seine Mutter
förderten ihn auf literarischem und künstlerisch-handwerklichem
Gebiet. Weber besuchte die Realschule Arnstadt, danach kurz die
Kunstgewerbeschule in Erfurt.
1908 - 1914 war er Mitglied im Jungwandervogel, einer Bewegung,
die im Wandern und in naturgemäßer Lebensweise einen neuen
Lebensstil suchte. Bei Wanderungen durch ganz Deutschland wurden
seine Vaterlandsliebe und Naturverbundenheit geweckt. Aus diesen
Erlebnissen heraus ist auch die nationale und naturverbundene
Gesinnung des Künstlers zu verstehen, der in diesen Jahren seine
ersten autodidaktischen Versuche in der Technik der Lithographie
anstellte und als Gebrauchsgraphiker tätig war.
Im Ersten Weltkrieg leistete er Kriegsdienst als
Eisenbahnpionier an der Ostfront. Ab 1916 arbeitete er als
Zeichner und Karikaturist bei der Zeitschrift der 10. Armee, bis
er 1918 nach Spa versetzt wurde.
1920 heiratete er Toni Klander; aus der Ehe gingen fünf Kinder
hervor. In den darauf folgenden Jahren errang Weber erste
Erfolge als Buchillustrator: Es entstanden Illustrationen zu
Hans Sachs, Till Eulenspiegel, Reineke Fuchs und auch zu dem
zeitkritischen Werk "Der Zeitgenosse" von Hjalmar Kutzleb. 1925
gründete der Künstler seine eigene, nach Toni Klander benannte
"Clan-Presse". Unter der späteren Mitarbeit seines ältesten
Sohnes Christian wurden zahlreiche Signets, Exlibris und
Werbegraphiken hergestellt.
1928 schloß sich Weber dem 'Widerstandskreis' um Ernst Niekisch
an. Er folgte den Ideologien des intellektuellen Kreises oft nur
bedingt, teilte aber dessen wachsende Sorge um die Zukunft
Deutschlands im Hinblick auf den erstarkenden
Nationalsozialismus. In den Jahren 1931 - 1936 war Weber neben
Niekisch Mitherausgeber der Zeitschrift "Widerstand", für die er
das Signet entwarf. Für den Widerstands-Verlag fertigte er
zahlreiche Buchausstattungen, vor allem aber
politisch-satirische Illustrationen. Von 1932 bis 1945
gestaltete Weber auch den "Deutschen Volkskalender
Nordschleswig", den sein Freund Hans Schmidt-Gorsblock
herausgab.
Nach Wohnsitzen in Berlin-Spandau, Oberellen, Nikolausberg,
Reinhausen und auf dem Brümmerhof in der Lüneburger Heide zog
Weber 1936 nach Schretstaken (Kreis Herzogtum Lauenburg). Im
Widerstands-Verlag erschien zu dieser Zeit die erste
Weber-Monographie von Hugo Fischer, worin es heißt:
" ... der Künstler hält der Welt einen Spiegel vor, daß sie sich
selbst erkenne, daß sie vor sich selbst erschrecke ...".
Am 2. Juli 1937 wurde A. Paul Weber wegen seiner Kontakte zum
'Widerstandskreis' verhaftet und bis zum 15. Dezember in
Hamburg-Fuhlsbüttel, in Berlin und Nürnberg gefangen gehalten.
Im Gefängnis wurde ihm das Zeichnen unpolitischer Blätter
gestattet; es entstanden erste Arbeiten zu den Motiven
"Schachspieler" und "Wald". Nach einer Reise nach Florida im
Jahr 1938, die Weber seiner Familie wegen nicht zur Emigration
nutzte, begann er 1939 regelmäßig Blätter für die von Johannes
Böse geleitete "Griffelkunst-Vereinigung" in Hamburg zu liefern.
Ziel dieser Gesellschaft war es, gute Graphik preiswert allen
Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen. Bis 1980 lieferte
Weber hierfür 157 Lithographien.
1939 - 1941 arbeitete Weber an dem Bilderzyklus "Reichtum aus
Tränen" (Britische Bilder), die im Nibelungen-Verlag Berlin
veröffentlicht wurden. 1944/45 wurde er zum Kriegsdienst
herangezogen.
Nach Kriegsende schuf er erneut kritische Lithographien zu
aktuellen Problemen. Er traf satirisch menschliche Schwächen und
wies weitsichtig auf Mißstände in Politik, Kirche, Justiz,
Wirtschaft, Kunst, Medizin und Umwelt hin. 1954 - 1967 arbeitete
Weber auch an der Zeitschrift "Simplicissimus" mit. Diese Zeit
brachte dem Künstler zunehmende Anerkennung: Schon 1951 wurde in
der Griffelkunst-Vereinigung ein spezieller "A. Paul
Weber-Kreis" mit heute über 400 Mitgliedern gegründet, 1955
erhielt er den Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein, 1963
die Hans-Thoma-Medaille. 1971 wurde Weber zum Professor ernannt
und erhielt das Große Bundesverdienstkreuz.
Von 1959 bis zu seinem Tode gab er im Selbstverlag den
"Kritischen Kalender" heraus - ein Jahrbuch mit Graphiken, denen
Texte aus Literatur und Tagespresse zur Seite gestellt wurden.
Bis 1980 wurden so über 600 Arbeiten veröffentlicht.
In zahlreichen großen Ausstellungen, wie 1977 in Reykjavik
(Island) und 1978 in Bonn und Münster gewann das Schaffen Webers
zunehmend große Aufmerksamkeit.
Am 9. November 1980 verstarb der Künstler 87jährig in
Schretstaken.
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