Im September 1838 annoncierten die Brüder Paul Joseph (1779-1853) und Everhard Joseph (gestorben 1865) Mehlem im “Bonner Wochenblatt” ihre Absicht, südlich der Zweiten Fährgasse zwischen Rheinufer und Koblenzer Straße (heute: Adenauerallee) eine Fayence-, Steingut- und Porzellanfabrik errichten zu wollen. Zusammen mit ihrem Schwager Gustav von Recklinghausen (Lebensdaten unbekannt) hatten sie zwei Jahre zuvor als Hauptgläubiger die heruntergewirtschaftete Rosenkranz’sche Fayencerie im benachbarten Poppelsdorf (heute Stadt Bonn) übernommen, sich jedoch wegen der schlechten Verkehrsanbindung und fehlender Reserveflächen bald für eine Verlagerung an einen günstigeren Standort entschieden. Das neue aus dem Besitz der Familie Weber erworbene Grundstück erschien zu diesem Zeitpunkt ideal: am äußeren Rand der damaligen Bonner Bebauung gelegen, auf dem Landweg durch die breite Chaussee Köln-Koblenz, auf dem Wasserweg durch den Rhein erschlossen. Doch bereits 30 Jahre später produzierte die Ausdehnung des flussnahen Villenviertels nach Süden die ersten Konflikte mit der vermögenden Nachbarschaft. Zudem machte sich der fehlende Eisenbahnanschluss hemmend bemerkbar, während sich die Straßenanbindung immer stärker zu einer viel befahrenen städtischen Hauptachse entwickelte, auf der die zahlreichen Fuhrwerke der Firma den Verkehrsfluss störten.
Am Neujahrstag 1840 zog die Produktion von Poppelsdorf in die neuen Fabrikationsanlagen am Rhein. Die nicht mehr benötigten Grundstücke und Gebäude wurden an die Porzellan- und Steingutfabrik Ludwig Wessel verkauft. Trotz der bescheidenen Anfänge - man begann mit zwei Öfen und besaß noch keine Antriebsmaschine - gab es in Bonn vor der Jahrhundertmitte keine vergleichbare industrielle Gründung von Bedeutung. Für vier Jahrzehnte sollte daher die nach dem Vater der Gründer benannte Steingutfabrik Franz Anton Mehlem (1754-1821) der einzige nennenswerte Industriebetrieb in der Universitäts-, Rentner- und Garnisonsstadt bleiben.
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