"Es zieht sich hier eine verhängnißvolle Fontanelle durch das ganze, verfassungsmäßige Deutschland."


Sie bieten auf einen signierten Brief des österreichischer Juristen, Historikers, Schriftstellers, Politikers und Freiheitskämpfers Joseph von Hormayr (1781 oder 1782 - 1848).

Datiert Hannover, den 30. Januar 1838 (Hormayr war zu dieser Zeit bayerischer Ministerresident in Hannover).

Gerichtet an den Geheimrat von Strombeck in Wolfenbüttel; evtl. gemeint der Jurist Friedrich Karl von Strombeck (* 16. September 1771 in Braunschweig; † 17. August 1848 in Wolfenbüttel)?

Mit interessantem Inhalt: über einen nicht angekommenen Brief Hormayrs an v. Strombeck über dessen Vetter, der in den bayerischen Kriegsdienst zu treten versuchte ("die bestialische Unart eines solchen Nichtantwortens würde ich mir gewiß nicht haben zu schulden kommen lassen"); dann kurz über Politik: "Es zieht sich hier eine verhängnißvolle Fontanelle durch das ganze, verfassungsmäßige Deutschland."

Am Ende erwähnt er seine Tochter Fanny Kreß, d.i. Franziska, Ehefrau von Friedrich Frhr. Kreß von Kressenstein (1776-1855).

Signiert "Euerer Hochwohlgeborn ganz eigenster v. Hormayr."

Adressseite mit Poststempel, handschriftlichem Portovermerk und schönem Wachssiegel.

Umfang: eine Textseite und eine Adressseite von vier Seiten beschrieben (26 x 21,7 cm).

Zustand: Papier leicht fleckig und knittrig; ins. gut. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: MM-Ordner 4-2


Über den Verfasser (Quelle: wikipedia & NDB):

Josef Freiherr von Hormayr (* 20. Januar 1781 oder 1782[1] in Innsbruck; † 5. November 1848 in München) war ein österreichischer Jurist, Historiker, Schriftsteller, Politiker und Freiheitskämpfer.

Leben: Hormayr entstammte einer altadeligen Tiroler Familie. Sein Großvater Joseph von Hormayr (1705–1779) war Tiroler Kanzler und Rechtsgelehrter, der schon 1724 als einer der ersten in Regensburg öffentlich für die Abschaffung der Folter, gegen den Hexenglauben und gegen die Güterkonfiskation eingetreten war. Nach dem Vorbild seines Großvaters studierte er die Rechte (in Innsbruck). Er galt als Wunderkind. 1796 vollendete er sein juristisches Studium im Alter von nur 15 Jahren und trat als „Konzeptspraktikant“ in den Gerichtsdienst beim Stadt- und Landgericht in Innsbruck ein.[2] Von 1799 bis 1801 leistete er den Militärdienst in der Tiroler Landwehr ab. 1801 lernte Hormayr den schon zu seiner Zeit berühmten Historiker Johannes von Müller kennen. Auf dessen Rat ging er im selben Jahr nach Wien und erhielt einen Posten im Außenministerium. Zuerst arbeitete er als „Hofconcipist“, ab 1802 als Hofsekretär in der Staatskanzlei, im April 1808 wurde er „wirklicher Director des geheimen Staats- Hof- und Hausarchivs“, 1809 „wirklicher Hofrath“ und im August 1816 „Historiograph des kaiserlichen Hauses“.[3] 1805 begleitete er den Fürsten Johann I. Josef von Liechtenstein auf den Friedenskongreß zu Preßburg.

In Wien gab er ab 1807 den „Österreichischen Plutarch“ heraus, worin er in 20 Bänden Leben und Bildnisse aller Regenten des österreichischen Kaiserstaats beschrieb.

Hormayr war Anreger und Führer des Alpenbundes, dem auch sein Gönner Erzherzog Johann angehörte und dessen Ziel ein Widerstandszentrum gegen Napoleon und die missliebige bayerische Herrschaft war. Im Einverständnis mit Erzherzog Johann, der exakt denselben Geburtstag hatte und dem er tief verbunden war, bereitete er 1809 den Tiroler Aufstand vor, dessen Leitung er als Hofkommissär neben Andreas Hofer übernahm. Er wurde in dieser Zeit von Joseph von Giovanelli in dessen Haus aufgenommen.

Nach Rückkehr in seinen alten Wirkungskreis in Wien wurde er 1813 auf Veranlassung Metternichs wegen Vorbereitung eines weiteren Aufstands in Tirol verhaftet und 13 Monate in Munkács in Haft gehalten. Er wurde nur teilweise rehabilitiert. Metternich sah Hormayr und den anderen Häftlingen „die gerichtliche Untersuchung gnadenweise nach und rechnet ihnen die Haft als Polizeistrafe an.“[4] Hormayrs einstiger Patriotismus verwandelte sich in Hass. Möglicherweise als Wiedergutmachung wurde er 1816 von Kaiser Franz I. zum Historiographen des Reiches ernannt.

1827 folgte er einem Rufe König Ludwigs I. von Bayern nach München, wobei ein tiefes Zerwürfnis mit Metternich diese Entscheidung mitbestimmt hat. Im November 1828 trat er in den bayerischen Dienst, wo er bald zahlreiche Ämter innehatte. Doch konnte er sich hier auch ausgiebig der geliebten Urkundenforschung widmen. Aus dem österreichischen Untertanenverband wurde er erst im Juli 1829 entlassen. 1832 wurde er bayerischer Ministerresident in Hannover, 1839 in Bremen. 1847 kehrte er nach München zurück als Vorstand des allgemeinen Reichsarchivs.

Bereits 1801 wurde Hormayr zum korrespondierenden Mitglied der Historischen Klasse der Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt, 1809 wegen seiner Beteiligung am Tiroler Aufstand gegen die napoleonischen Truppen ausgeschlossen, wurde aber 1817 wieder als auswärtiges Mitglied aufgenommen. Mit seinem Ruf nach Bayern 1828 wurde er zum ordentlichen Mitglied ernannt und blieb der Akademie ab 1832 bis zu seinem Tode als auswärtiges Mitglied verbunden. Außerdem wurde er 1816 als korrespondierendes Mitglied in die Göttinger Akademie der Wissenschaften[5] und 1829 als korrespondierendes Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Hormayrs Werk umfasst etwa 170 Bände. Anfangs verherrlichte er in vielen Schriften Österreich in einem romantisch-konservativen Tonfall, doch wandte er sich ab 1828 gegen Österreich und vor allem gegen Metternich und bereitete damit ein kleindeutsches Geschichtsbild vor. Hormayr schreckte auch vor gelehrten Fälschungen nicht zurück, um seine historischen Forschungen zu untermauern, so etwa 1832 im Zusammenhang mit Stift Wilten.[7] In seinen Werken „Anemonen“ (4 Bände, 1845–47) und „Kaiser Franz und Metternich“ (1848) griff er das österreichische Regime des Vormärz heftig an. Zahlreiche Pamphlete veröffentlichte er anonym.

1894 wurde die Hormayrgasse in Wien-Hernals nach ihm benannt.

Werke in Auswahl

Versuch einer pragmatischen Geschichte der Grafen von Andechs, nachherigen Herzoge von Meran. Innsbruck 1800 (recte: 1794).

Kritisch-diplomatische Beyträge zur Geschichte Tirols im Mittelalter. Erster Band, Abtheilung 1–2. Gassler, Wien 1803, Digitalisat Abtheilung 1; Digitalisat Abtheilung 2.

Geschichte der gefürsteten Graffschaft Tirol. Erster Theil, Abtheilung 1–2. Cotta, Tübingen 1806–1808, Digitalisat Abtheilung 1; Digitalisat Abtheilung 2.

Oesterreichischer Plutarch, oder Leben und Bildnisse aller Regenten und der berühmtesten Feldherren, Staatsmänner, Gelehrten und Künstler des österreichischen Kaiserstaates. 20 Bände. Doll, Wien 1807–1814.

Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. Bd. 1, 1810 – Bd. 13, 1822, ZDB-ID 544631-4; fortgesetzt als: Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst. Bd. 14, 1823 – Bd. 19, 1828, ZDB-ID 544632-6; fortgesetzt als: Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst. Bd. 1 = Bd. 20, 1829 – Bd. 2 = Bd. 21, 1830, ZDB-ID 544633-8.

Taschenbuch für die vaterländische Geschichte. 42 Bände. 1811–1856/1857, ZDB-ID 547791-8.

Das Heer von Inneröstreich unter den Befehlen des Erzherzogs Johann im Kriege von 1809 in Italien, Tyrol und Ungarn. Brockhaus, Leipzig u. a. 1817, Digitalisat.

Geschichte Andreas Hofer's, Sandwirths aus Passeyr, Oberanführers der Tyroler im Kriege von 1809. Brockhaus, Leipzig u. a. 1817, Digitalisat, (2. Auflage als: Das Land Tyrol und der Tyrolerkrieg von 1809. Theil 1–2. ebenda 1845, Digitalisat Theil 1; Digitalisat Theil 2).

Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit, vom Tode Friedrich des Großen bis zum zweyten Pariser Frieden. 3 Bände. Härter, Wien 1817–1819, Digitalisat Band 1, Digitalisat Band 2, Digitalisat Band 3.

Sämtliche Werke. 3 Bde., Stuttgart/Tübingen 1820–1822.

Wien, seine Geschicke und Denkwürdigkeiten. = Wiens Geschichte und seine Denkwürdigkeiten. Jg. 1, Bd. 1–5, 1823; Jg. 2, Bd. 1–4, ZDB-ID 517249-4.

Kleine historische Schriften und Gedächtnißreden. Franz, München 1832, Digitalisat.

Lebensbilder aus dem Befreiungskriege. Abtheilung 1–3. Friedrich Frommann, Jena 1841–1844.

Die goldene Chronik von Hohenschwangau, der Burg der Welfen, der Hohenstauffen und der Scheyren. Franz, München 1842, Digitalisat.

Anemonen aus dem Tagebuch eines alten Pilgermannes. 4 Bände. Frommann, Jena, 1845–1847, Digitalisat Band 1, Digitalisat Band 2, Digitalisat Band 3, Digitalisat Band 4.


Hormayr, Josef Freiherr von, Historiker, politischer Publizist, * 20.1.1781 Innsbruck, † 5.11.1848 München.

Genealogie: V Josef (1732–1803), oberösterr. Landrat, S d. →Josef (s. 1);

M Maria Josefa (1746–1801), T d. Gen.einnehmers Georg Philipp v. Mayerhofen u. d. Franziska v. Wolfsthurn;

1) 1803 Theresia Anderler v. Hohenwald (1782–1831), 2) 1837 Maria (1813–81), T d. →Max Frhr. Speck v. Sternburg († 1856), auf Lützschena, Großkaufm., Schafzüchter u. Brauereibes. (s. ADB 35), u. d. Charlotte Hänel;

1 T aus 1) Franziska (⚭ →Friedrich Frhr. Kreß v. Kressenstein, 1776–1855, auf Dürrenmungenau, k.k. GR u. Gesandter in Hannover), 1 T aus 2).

Leben: H. war ein mit phänomenalem Gedächtnis ausgezeichnetes Wunderkind, das schon mit 11 Jahren die Traditionsbücher von Brixen als wissenschaftliche Quelle benützte und mit 15 Jahren den „Versuch einer pragmatischen Geschichte der Grafen von Andechs“ (1796) schrieb. Im gleichen Alter trat er nach Vollendung der juridischen Studien als Konzeptspraktikant in den Gerichtsdienst. 1802 wurde er Hofkonzipist an der Wiener Staatskanzlei und 1808, als 26jähriger, Direktor des geheimen Hausarchivs, 1809 Hofrat. Diesen für damalige Begriffe meteorhaften Aufstieg hat er durch ehrgeizige politische Pläne selbst unterbrochen. Nachdem er schon 1809 als Intendant des Generals Chasteler an der Tiroler Erhebung bestimmenden Anteil hatte, den er freilich später selbst auf Kosten anderer maßlos überschätzte, gehörte H. zu|den Anregern und Führern des sogenannten „Alpenbundes“, der aus Innerösterreich und Tirol ein befestigtes Widerstandszentrum gegen →Napoleon machen wollte. Im März 1813 wurden diese Pläne, an denen auch Erzherzog Johann beteiligt war, verraten. H. mußte in dem damals mit Frankreich offiziell verbündeten Österreich bestraft werden. Er verlor seine Stellung und wurde zuerst nach Munkács und dann auf den Spielberg bei Brünn gebracht. Später wurde er in Brünn interniert. Dieses rücksichtslose Vorgehen gegen den um Österreich verdienten Historiker und Publizisten, der mit der Sammlung des „Österreich. Plutarch“ (20 T., 1807–12) und der Herausgabe von Zeitschriften (Archiv für Geschichte, Politik, Literatur und Kunst, seit 1809; Taschenbuch für Vaterländ. Geschichte, seit 1811) viel zur Erweckung eines Reichspatriotismus in der Zeit der Kämpfe gegen →Napoleon beigetragen hatte, gründet sich unter anderem auf den allgemeinen Neid gegen den Karrieremacher, der sich durch sein schroffes und eitles Wesen keine Freunde zu schaffen verstand. Nach dem endgültigen Sturz →Napoleons wurde H. zwar rehabilitiert und im August 1816 sogar zum österreichischen Reichshistoriographen ernannt, er durfte aber erst 1817 aus dem Exil zurückkehren. Von einer neuerlichen Übernahme der Leitung des Archivs, in der sich H. in der kurzen Zeit seiner Tätigkeit sehr bewährt hatte, war keine Rede. Der „Reichshistoriograph“ durfte sogar seine ehemalige Wirkungsstätte nicht mehr betreten und konnte nur Abschriften von Dokumenten erhalten, die er aus den damals noch sehr unzureichenden Hilfsmitteln vorher selbst benennen mußte. Dazu kam die unerbittliche Zensur, die eine Veröffentlichung auch der nicht vom Archivmaterial abhängigen Schriften sehr erschwerte. H. versuchte in dieser Situation mit allen Mitteln, dem österreichisch Staat, der ihn so schlecht behandelt hatte und den er doch offiziell verherrlichen sollte, den Rücken zu kehren. Als er 1827 vorschlug, die freigewordene Stelle eines Archivdirektors ehrenamtlich zu führen, und abgewiesen wurde, nahm er eine Berufung nach Bayern an, nachdem er schon längere Zeit mit König Ludwig verhandelt, aber ein akademisches Lehramt abgelehnt hatte. 1828 übersiedelte er als wirklicher Geheimrat nach München und sollte dort literarisch im bayerischen Staatsinteresse arbeiten. Aber auch in München gab es Reibungen, so daß H. 1832 als Ministerresident nach Hannover und 1837 als Geschäftsträger bei den Hansestädten nach Bremen übersiedelte. 1847 wurde er zum Vorstand des Münchener allgemeinen Reichsarchivs ernannt und erhielt so, knapp vor seinem Tod, eine Stellung, wie er sie in Wien 40 Jahre früher innegehabt hatte. In der Zeit des Exils hat H. vor allem Kampfschriften gegen Österreich verfaßt. Ebenso maßlos in seinem Haß wie früher in seinem Lob, zeigt er auch hier einen bedenklichen Mangel an Objektivität. Schon früher ist er zu Ehren des Klosters Stams, in das er in der Jugend eintreten wollte, zum Fälscher geworden. Bei aller gebotenen Reserve gegen den Geschichtsschreiber H. müssen doch seine rastlose Tätigkeit, sein Geschick als Publizist und seine Bedeutung als Anreger und Förderer der Forschung hervorgehoben werden. H. war zum Beispiel einer der ersten, die Archive als wissenschaftliche Anstalten ansahen und die Forschungsarbeit der Archivbeamten förderten.