Sie bieten auf fünf signierte Schreiben des Musikwissenschaftlers, Komponisten, Sängers und Schriftstellers Hans Joachim Moser (1889-1967).

Datiert Berlin-Charlottenburg, 27. Juni bis 24. Oktober 1928.

Hans Joachim Moser schreibt an den Konzertsänger Martin Wilhelm (Berlin-Halensee), der "als außerordentlicher Lehrer für Stimmbildung und Sologesang an die Staatliche Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Charlottenburg" berufen wird, deren Direktor Moser ist.

Die ersten vier Schreiben maschinenschriftlich (A4-Format), mit Briefkopf der Akademie; der letzte Brief komplett handschriftlich (28,5 x 22,4 cm), mit Briefkopf "Prof. Dr. H. J. Moser."

1.) "Vertragliche Vereinbarung" / Anstellungsvertrag vom 27. Juni 1928 (ab 1. Oktober 1928 für ein Jahr). Der Vertrag wurde von Moser signiert, nicht jedoch von Wilhelm (evtl. wurde wegen der handschriftlichen Korrekturen ein neuer Vertrag aufgesetzt?); der Platz für Wilhelms Unterschrift ist datiert Mieders i. Tirol, den 4. Juli 1928.

2.) Begleitschreiben zum Vertrag, ebenfalls vom 27. Juni 1928. Mit handschriftlicher Anmerkung von Wilhelm "beantw. 4 Juli v. Mieders aus".

3.) Brief vom 12. September 1928; Übermittlung der Namen der Studierenden.

4.) Brief vom 15. September 1928; Übermittlung der Namen weiterer Studierender sowie Ansetzung der Unterrichtsstunden. Mit handschriftlichem Zusatz von Moser: "Für sämtliche Schüler stehen z.Zt. leider aus Mangel an Mitteln nur je 30 Minuten wöchentlich zur Verfügung, doch sind weitere Mittel beantragt."

5.) Handschriftlicher Brief, Berlin, 24. Oktober 1928. Dank und Lob für das von Wilhelm gehaltene Konzert. "Das Programm war interessant, und die klangliche Ausgestaltung wird allen anwesenden Schülern und Kollegen den Gewinn gezeigt haben, den die Akademie von Ihrem Eintritt haben wird."

Umfang: jeweils eine beschriebene Seite.

Zustand: Etwas knittrig, leicht gebräunt und fleckig, ins. gut. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Ordner 7a/7


Über Hans Joachim Moser (Quelle: wikipedia & NDB):

Hans Joachim Moser (* 25. Mai 1889 in Berlin[1]; † 14. August 1967 ebenda) war ein deutscher Musikwissenschaftler, Komponist, Sänger und Schriftsteller zu musikalischen Themen, auch als Belletristik.

Leben: Moser war der Sohn des Musikprofessors Andreas Moser (1859–1925). Er studierte Musikgeschichte (u. a. bei Gustav Jenner und Robert Kahn), Germanistik und Philosophie in Marburg, Berlin und Leipzig und bei seinem Vater Violine. Mit der Arbeit Die Musikergenossenschaften im deutschen Mittelalter wurde er 1910 in Rostock promoviert.

Er nahm als Leutnant am Ersten Weltkrieg teil, habilitierte sich 1919 an der Universität Halle und wurde 1922 außerordentlicher Professor. 1925 folgte er einem Ruf nach Heidelberg. 1927 bis 1933 war er als Nachfolger von Carl Thiel Direktor der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin. Gleichzeitig erhielt er eine Honorarprofessur an der Universität Berlin.

1933 verlor Moser seine Honorarprofessur an der Berliner Universität. Das hatte dem NS-Forscher Michael Grüttner zufolge keine politischen Gründe. Moser wurde vorgeworfen, als Direktor der Staatlichen Akademie Studentinnen, zu denen er intime Beziehung hielt, Vorteile verschafft zu haben, „Mitwisser ließ er aus der Akademie entfernen“.

Moser erhielt 1947 eine Professur an der Universität Jena, wurde jedoch nach zwei Monaten wegen seiner Tätigkeit im Propagandaministerium entlassen. 1950 bis 1960 wirkte Moser als Direktor am Städtischen Konservatorium in Berlin-West. 1963 wurde ihm die Mozartmedaille der Mozartgemeinde Wien verliehen.

Moser verfasste Studien über zahlreiche Komponisten, wie Paul Hofhaimer, Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach sowie Studien über Das deutsche Lied seit Mozart. In den 1920er Jahren veröffentlichte er eine mehrfach aufgelegte dreibändige Geschichte der deutschen Musik. Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb Moser eine Geschichte der evangelischen Kirchenmusik in Deutschland und zahlreiche biographische Abhandlungen, wie z. B. die Musikgeschichte in 100 Lebensbildern. Sein Musik-Lexikon erlebte bis 1955 vier Auflagen. Dessen 2. Auflage von 1943[7] ist stark von nationalsozialistischem Gedankengut durchdrungen (Personen werden entsprechend den Nürnberger Rassegesetzen als (j.) oder (hj.) gekennzeichnet; von Offenbach heisst es, er habe mit dem Instinkt seiner Rasse für Wirkungen gesorgt; Mahlers 10 Sinfonien seien projüdisch maßlos überschätzt worden und wiesen banale Erfindungen und leerlaufende Längen auf). In der 3. Aufl. des Musik-Lexikons (1951) sind derartige Zuschreibungen wieder entfernt. Des Weiteren erschien das in der Tradition des Germanisten Josef Nadler stehende Buch Die Musik der deutschen Stämme (1957). Moser war der Neubearbeiter der Denkmäler Deutscher Tonkunst (DDT).

Mosers kompositorisches Œuvre umfasst Klavierstücke, Lieder, Schauspielmusiken und Chorwerke.

Familie

Moser war zweimal verheiratet. Nach zwei Kindern aus erster Ehe hatte er mit seiner zweiten Ehefrau Dorothea geb. Duffing vier Kinder, darunter die Sängerin Edda Moser (* 1938) und den Cellisten Kai Moser (* 1944). Die Söhne Dietz-Rüdiger Moser (1939–2010), Volkskundler und Literaturwissenschaftler, und Wolf-Hildebrand Moser (* 1943), Opernsänger (Tenor), stammen aus der Verbindung Hanna Walch (1910–2004), mit der Hans Joachim Moser nicht verheiratet war. Hanna Walch war die Urenkelin von Clara Schumann.

Leben: Das geistig und musikalisch rege Elternhaus sowie eine gute humanistische Schulbildung haben die vielseitigen Neigungen M.s in besonderem Maße gefördert. Seit dem 15. Lebensjahr erhielt er Kompositionsunterricht bei →Heinrich van Eyken, später bei Karl Rosner, Carl Krebs und Robert Kahn. Nach dem Abitur 1907 studierte er in Marburg, Berlin und Leipzig Musikwissenschaft bei →Gustav Jenner, →Ludwig Schiedermair, →Hugo Riemann, →Arnold Schering, →Hermann Kretzschmar und →Johannes Wolf, daneben Philosophie, Germanistik und Geschichte, wie auch Gesang bei Oskar Noë und Felix Schmidt. 1910 promovierte M. an der Univ. Rostock zum Dr. phil. mit einer Dissertation über „Die Musikergenossenschaften im deutschen Mittelalter“ (Nachdr. 1972). Seit 1913 wirkte er als Sänger (Baß). 1914-18 war er im Kriegsdienst. 1919 habilitierte er sich bei Hermann Abert in Halle mit einer Arbeit über das Streichinstrumentenspiel im Mittelalter. Er wurde dort Privatdozent und erhielt 1922 eine ao. Professur. Seit 1925 lehrte er an der Univ. Heidelberg. 1927 folgte er dem Ruf als Direktor der Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin, wurde Mitglied des Senats der Akademie der Künste und war gleichzeitig als Universitätslehrer tätig. 1933 wurde er in den Ruhestand versetzt und mußte 1934 auch seine Lehrtätigkeit aufgeben sowie seine vielfältigen Ämter in musikwissenschaftlich und -pädagogisch orientierten Vereinigungen niederlegen. Fortan arbeitete er als freier wissenschaftlicher Schriftsteller und Sänger. Finanzielle Not, dazu die Verpflichtung, für den Unterhalt einer wachsenden Familie zu sorgen, zwangen ihn schließlich, der NDSAP beizutreten. 1940 wurde ihm daraufhin als Dramaturg die Leitung der Reichsstelle für Musikbearbeitungen im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda übertragen, die er bis 1945 innehatte. Nach Kriegsende lebte er als Freischaffender in Berlin. 1947 lehrte er für acht Wochen an der Univ. Jena, gleichzeitig an der Musikhochschule in Weimar, wo er bis 1949, wiederum freischaffend, tätig blieb. 1950 kehrte er nach Berlin zurück und übernahm die Leitung des Städtischen (vormals Stern'-schen) Konservatoriums. Zwei Jahre später wurde er von Friedrich Blume und Hans Albrecht wieder in die Musikgeschichtliche Kommission berufen und somit als Musikwissenschaftler rehabilitiert. 1961 trat er in den Ruhestand. Seine letzten Lebensjahre wurden durch die Auswirkungen eines Schlaganfalls überschattet, dennoch blieb er bis zum Tode unermüdlich tätig.

M. war Musiker und Wissenschaftler zugleich. Außergewöhnliche Merkfähigkeit, archivalischer Spürsinn und großes Organisationstalent verbanden sich bei ihm mit unglaublicher Produktivität. M. hat mehr als 1500 Veröffentlichungen unterschiedlichster Art vorgelegt, darunter zusammenfassende Darstellungen – im besonderen zur deutschen Musikgeschichte, der ev. Kirchenmusik und des deutschen Liedes. Hier hat M. ebenso Grundlegendes geleistet wie auf dem Gebiet der musikalischen Biographie mit seinen Arbeiten über Paul Hofhaimer und Heinrich Schütz. Als Kenner des deutschen Liedes besorgte M. viele Neuausgaben. Daneben entstanden Belletristik, Hör- und Schauspiele, Libretti und zahlreiche Kompositionen. Nicht alles, was oft erstaunlich rasch aus seiner Feder flöß, ist den Standardwerken zuzurechnen. Dennoch gehört M. zu den herausragenden Persönlichkeiten der Musikwissenschaft im 20. Jh.|

Auszeichnungen: D. theol. (Königsberg, 1931); Mozartmedaille d. Stadt Wien (1963).