Sie bieten auf eigenhändige, signierte Postkarte von Willem Nicolaas du Rieu (1829-1896), Klassischer Philologe und Historiker sowie Leiter der Universitätsbibliothek Leiden; er war auch Leiter der Münzkabinetts (Het Koninklijk Penningkabinet). Er war ein Sohn des Leidener Bürgermeisters Paul du Rieu (1791-1857).


Sprache: deutsch.


Datiert Leiden, den 15. Januar 1894.


Gerichtet an Professor K. Zacher an der Universität Breslau, d.i. der deutsche klassische Philologe Konrad Zacher (1851-1907).


Bezogen auf Zachers im entstehen begriffenen Aufsatz "Die Scholien zu Aristophanes' Lysistrate im codex Leidensis"; erschienen im Jg. 1894 der Berliner Philologischen Wochenschrift (Nr. 11, S. 347-351, und Nr. 12, S. 379-384).


Transkription: "Geehrter Herr Professor! In der Hoffnung, dass der verlängerte Aufenthalt unserer Lysistrata-Handschrift in Breslau für Ihre Ausgabe und die Wissenschaft sehr bedeutend (???) liefern wird, erlaube ich Ihnen den Codex noch für die Correcturen zu behalten. Zeigen Sie bitte diese Postkarte meinem Collegen Ständer mit freundlichem Grusse. Bei mir war es schon ausgemacht diesen Codex (???) ein Stück des Laurentionus(?).

Mit freundlichem Grusse und Dank für die niederschlagenden Recension der Heinschen Ausgabe Ihr Ergebenster Dr. W.N. du Rieu."


Anm.: Lysistrata ist eine Komödie von Aristophanes, über den Zacher mehrere Werke und Aufsätze veröffentlicht hat. -- Mit dem "Kollegen Ständer" ist Josef Staender (1842-1917) gemeint, Leiter der Universitätsbibliothek Breslau.


Format: 9 x 13,7 cm.


Auf recht dünnem Papier (5-Cent-Ganzsache).


Zustand: Papier etwas fleckig, mit Eckknick und leichten Randschäden und Stempeldurchdruck. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: FM 200913


Über Konrad Zacher sowie das Werk Lysistrata (Quelle: wikipedia):

Konrad Zacher (* 18. Januar 1851 in Halle; † 4. November 1907 in Breslau) war ein deutscher Klassischer Philologe, der als außerordentlicher Professor an der Universität Breslau wirkte (1881–1907).

Leben: Konrad Zacher, der Sohn des Germanisten Julius Zacher (1816–1887), wuchs in Halle und Königsberg auf, wo sein Vater zunächst als Bibliothekar, später als Professor für Deutsche Philologie wirkte.

Konrad Zacher besuchte das Gymnasium zu Königsberg und ab 1863 die Lateinschule der Franckeschen Stiftungen zu Halle. Nach der Reifeprüfung (1867) studierte er Klassische Philologie, Geschichte und Pädagogik an den Universitäten zu Halle und Berlin, unterbrochen von freiwilliger Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. In Halle wurde Zacher 1873 mit der Dissertation De prioris nominum compositorum Graecorum partis formatione promoviert und 1877 habilitiert.

Nach einer einjährigen Studienreise in Italien (1880/1881) wurde Zacher als besoldeter außerordentlicher Professor für Klassische Philologie an die Universität Breslau berufen. Seit dem 1. Oktober 1884 erteilte Zacher auch Unterricht an der Königlichen Kunst- und Gewerbeschule im Fach Kunstgeschichte. Trotz langjähriger vielseitiger Lehrtätigkeit blieb er bis zu seinem Tod am 4. November 1907 außerordentlicher Professor und erhielt keine Rufe an auswärtige Universitäten.

Zacher beschäftigte sich in seiner Forschungsarbeit besonders mit dem Komödiendichter Aristophanes, der griechischen Wortbildungslehre und Aussprache. In der wissenschaftlichen Welt wurden seine Arbeiten wenig anerkannt. Besonders seine kritische Ausgabe der Ritter des Aristophanes (Leipzig 1897) wurde von der Fachwelt abschlägig beurteilt (Georg Kaibel, Johannes Vahlen).

Der Philologe Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff versuchte Zachers akademisches Fortkommen zu behindern. In einem Brief an den Ministerialdirektor Friedrich Althoff vom 22. August 1889 ordnete er Zacher den „nullen und minusgrößen“ der Breslauer Philologie zu und fügte hinzu: „Kaibel und ich haben seiner zeit vergeblich vor Zacher gewarnt“. Als Zachers Ernennung zum Ordinarius im Gespräch war, führte Wilamowitz sein Urteil über Zacher weiter aus (Brief vom 8. Februar 1891):

seine wissenschaftlichen leistungen, die Aristophanes oder vielmehr seine erklärer angehn, kann ich übersehn; sie sind nicht verkehrt aber entsetzlich geringfügig. und seine lehrerfolge sind am besten durch die privatdocenten charakterisirt, die ihm einer nach dem andern den rang abgelaufen haben.“

Auch Jahre später, am 13. August 1907, riet Wilamowitz von einer Beförderung Zachers dringend ab: „Das erste ist, das Zacher nicht aufrückt: da die Philologie in Schlesien jetzt schon so tief [s]teht wie nirgend, so kann man sie doch nicht durch die Beförderung eines Mannes ruiniren, der als Lehrer womöglich noch mehr Fiasco gemacht hat als als Gelehrter.“


Lysistrata gehört zu den bekanntesten Komödien des griechischen Dichters Aristophanes. Sie wurde von ihm im Frühjahr 411 v. Chr. – im zwanzigsten Jahr des Peloponnesischen Krieges – bei den Lenäen zur Aufführung gebracht. Im selben Jahr entmachteten in Athen Aristokraten durch einen Putsch die radikaldemokratische Regierung. Lysistrata ist das dritte der pazifistischen Stücke des Aristophanes, die den Krieg zum Thema haben.

Inhalt: Das Stück thematisiert den Kampf einiger Frauen gegen die Männer als Verursacher von Krieg und den damit verbundenen Leiden. Getragen von dieser Erkenntnis verschwören sich die Frauen Athens und Spartas, um den Frieden zu erzwingen. Sie besetzen unter Führung der Titelheldin Lysistrata die Akropolis und verweigern sich fortan ihren Gatten sexuell. In Sparta veranlasst Lampito Gleiches. Nach einigen Verwicklungen und Rückfällen – mehrfach versuchen liebestolle Frauen, die Burg in Richtung der Männer zu verlassen, oder die erbosten Herren versuchen, die Burg zu erstürmen – führt der Liebesentzug tatsächlich zum Erfolg.

Nachwirkung: Lysistrata heißt auch eine Operette von Paul Lincke, aus der insbesondere das „Glühwürmchen-Idyll“ von bleibender Bekanntheit ist. Ein 1918 vom deutschen Astronomen Max Wolf entdeckter Asteroid wurde nach der Titelfigur Lysistrata getauft. Richard Mohaupt schuf 1941 ein gleichnamiges Ballett, 1946 eine Ballettsuite für den Konzertsaal und 1957 eine Bearbeitung des Balletts unter dem Titel Der Weiberstreik von Athen.[1] Alfred Stöger nahm sich des Themas 1947 in seiner Filmkomödie Triumph der Liebe an. Der Autor Hans Kasper griff Anfang der 1960er Jahre das Lysistrata-Motiv für sein preisgekröntes Hörspiel Geh David helfen (hr/BR 1962) auf. Lysistrata kann als Prototyp einer den Krieg anprangernden neueren Literatur verstanden werden, vgl. etwa auch das 1935 entstandene Theaterstück Der trojanische Krieg findet nicht statt von Jean Giraudoux.

Im Januar 1961 wurde die Ausstrahlung einer Bearbeitung der Komödie durch Fritz Kortner unter dem Titel Die Sendung der Lysistrata vom Bayerischen Rundfunk boykottiert mit der Begründung, die Komödie verletze das sittliche Empfinden der Bevölkerung. Auch die CDU-regierten Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Saarland hatten ursprünglich Bedenken geäußert, strahlten die Sendung aber aus. In Bayern wurde die Komödie stattdessen in Kinos gezeigt. Hintergrund war die damalige Bestrebung der Adenauer-Regierung, die Bundesrepublik atomar aufzurüsten, worauf der Regisseur Kortner in seiner Inszenierung angespielt hatte.

Im Slogan „Make love, not war“ der Hippie-Bewegung erhielt das Thema des Stücks 1967 eine griffige moderne Formulierung.

Im 1966 erschienenen Science-Fiction-Roman Revolte auf Luna von Robert A. Heinlein werden zur Verteidigung des Mondes Laserkanonen eingesetzt. Als die männlichen Bedienungsmannschaften Mängel an Bereitschaft und Zuverlässigkeit erkennen lassen, wird diese wichtige Aufgabe von Frauen im eigens hierfür gegründeten Lysistrata Corps übernommen.

Rolf Hochhuths Inselkomödie (ursprünglicher Titel: Lysistrate und die NATO) aus dem Jahr 1974 verlegt die Handlung in die 1970er Jahre auf eine ungenannte Insel in der Ägäis, auf der die USA einen Raketenstützpunkt errichten wollen. Die Frauen der Insel fürchten, dass dieser Plan ihre Heimat im Ernstfall zum Ziel russischer Raketen machen würde, und verweigern sich – angestachelt von der Parlamentsabgeordneten Dr. Lysistrate Soulidis – ihren Männern, weil diese ihr Land verkaufen wollen. Sie quartieren sich im einzigen Gasthof der Insel ein, schlagen einen „Eroberungszug“ ihrer Männer zurück und lassen sich mit einigen Offizieren der griechischen Marine ein, die zur Erkundung geeigneter Standorte für die Raketenbasis angereist sind. 1976 wurde das Werk filmisch von Ludo Mich umgesetzt, alle Darsteller traten dabei nackt auf.

1987 wurde Lysistrata durch den Comickünstler Ralf König in Form eines gleichnamigen Comics interpretiert. Hierbei diente die Vorlage als Basis für eine mit Anachronismen gespickte Persiflage auf Geschlechterrollen und Sexualität, Krieg und Pazifismus, auch auf das Theater und die griechische Komödie an sich. Das Hauptaugenmerk der Handlung liegt dabei auf dem Thema Homosexualität. Der Stoff wurde 2002 in Spanien verfilmt und kam 2004 auch in die deutschsprachigen Kinos.

Während frühere Übersetzungen sehr gemäßigt waren und sich an der Sprache Schillers und Goethes orientierten (vgl. die vierte Szene in der Übersetzung von Ludwig Seeger[5]), bedient sich die Übersetzung des Altphilologen Niklas Holzberg von 2009 der modernen Sprache und gibt unverblümt, aber wissenschaftlich korrekt, die oft recht derbe Ausdrucksweise des Originals wieder.

Eine moderne Filmadaption mit dem Titel Chi-Raq kam 2015 in die Kinos. Im gleichen Jahr entstand der auf dem Stück basierende Kurzfilm Prologue. 1896 schuf der englische Illustrator Aubrey Beardsley eine berühmt gewordene pornographische Illustrationssuite von acht Bildern zum Stück.