Sie bieten auf einen signierten Brief des Theologen Friedrich von Bodelschwingh d.Ä. (1831-1910), Leiter der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel bei Bielefeld.


Datiert Bielefeld, den 1. März 1876.


Von Schreiberhand geschrieben; die Signatur stammt von Friedrich von Bodelschwingh persönlich.


Gerichtet an einen anderen Theologen, den er um die Organisation einer vom Oberpräsidenten von Kurhessen und Nassau genehmigten einmaligen Hauskollekte für seine Anstalt bittet.


Er berichtet "über das schreiende Bedürfnis einer solchen Anstalt, als auch über die Hülfe, die wir epileptischen Kranken aus dem churhessischen in diesen 7 Jahren schon leisten durften."


Umfang: 4 S. (21,8 x 13,8 cm).


Signiert "Bodelschwingh."


Mit geprägtem Briefkopf "Anstalt Bethel bei Bielefeld."


Anbei ausgefüllter Spendenzettel (20,7 x 16,8 cm) einer "Haus-Collecte für die Anstalt 'Bethel' für Epileptische (Fallsüchtige) bei Bielefeld", genehmigt am 28. Mai 1877 vom Oberpräsidenten von Hessen-Nassau August von Ende; es handelt sich also um eine spätere Sammlung. Mit Angabe von 36 Spendern, davon mehrere aus Gershasen (Westerburg) und dem nahen Willmenrod. Viele anfangs ohne Ortsangabe, also aus einem der benachbarten Orte. Erwähnt sind z.B. Pfarrer R. Jung, Karl Wengenroth, Johann Friedrich Horn, August Horn (Wirt), Wilhelm Menges, Wilhelm Klees u.a. -- Ins. kamen 5,84 M zusammen, die abzüglich den Portokosten von 0,25 M am 20. März 1878 übersendet wurden.


Zustand: Papier leicht gebräunt und etwas fleckig, ins. gut. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: EVRS 2102-01


Über Friedrich von Bodelschwingh d.Ä. und die Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel (Quelle: wikipedia):

Friedrich Christian Carl von Bodelschwingh, später auch Friedrich von Bodelschwingh der Ältere, (* 6. März 1831 in Tecklenburg; † 2. April 1910 in Gadderbaum, heute Bielefeld) war evangelischer Pastor und Theologe in Deutschland. Er arbeitete in der Inneren Mission. Nach ihm sind die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld benannt.

Leben: Er entstammte der alten westfälischen Adelsfamilie Bodelschwingh. Seine Mutter Charlotte war eine geborene von Diest (* 27. November 1793 in Kleve; † 27. Mai 1869 in Dillenburg).[2] Sein Vater Ernst von Bodelschwingh war preußischer Finanzminister in Berlin. Durch dessen Kontakte zum Haus Hohenzollern wurde Friedrich als Kind zum Spielgefährten des späteren Kaisers Friedrich III. ausgewählt. Bei ihm vermittelte er später für den Bremerhavener Pastor Eberhard Cronemeyer eine Audienz. Kronprinz Friedrich Wilhelm wurde Namensgeber der Moorkolonie in Düring.

Friedrich von Bodelschwingh war von 1842 bis 1845 Schüler am Joachimsthalschen Gymnasium. Er wollte erst Bergmann werden, machte aber nach dem Abitur von 1849 bis 1851 eine Ausbildung zum Landwirt. Er wurde Verwalter eines modernen Gutshofes in Gramenz, Kreis Neustettin, in Hinterpommern, wo er zum ersten Mal mit der Not der landlosen Bevölkerung konfrontiert wurde. Als Gutsverwalter war er dort bis 1854 tätig.

Sein Wunsch, Menschen zu helfen, wuchs, und er wollte in die Mission gehen. Seine Eltern überredeten ihn jedoch, zunächst Evangelische Theologie zu studieren. Er studierte in Basel, Erlangen und Berlin und wurde 1863 Pastor. In Basel legte er sein erstes theologisches Examen ab, nicht aber das zweite.[3] Während seines Studiums gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Bonner Wingolf.

Seine erste Gemeinde war ab 1858 die Evangelische Mission unter den Deutschen in Paris. In der französischen Hauptstadt lebten damals rund 80.000 deutsche Auswanderer, die ihren Lebensunterhalt als Tagelöhner (z. B. als Gassenkehrer) verdienten. Von Bodelschwingh sammelte in Deutschland Spenden zum Bau einer Kirche und einer Schule auf dem Montmartre. In dieser Zeit wurde dem eher biblizistisch-pietistisch geprägten Theologen die hohe Bedeutung des lutherischen Bekenntnisses für ihn persönlich als auch für die Gemeindearbeit bewusst.[5] Als seine Frau Ida nach der Geburt des ersten Kindes an Wochenbettdepression erkrankte, zog die Familie 1864 auf Anraten der Ärzte zurück nach Deutschland. Von Bodelschwingh nahm eine Pfarrstelle in Dellwig bei Unna an. 1869 starben innerhalb von zwei Wochen seine vier Kinder Ernst (geb. 7. Februar 1863), Friedrich, Elisabeth und Karl an Diphtherie. Bis 1877 bekam das Paar noch einmal vier Kinder.

1872 wurde er Leiter der 1867 gegründeten Evangelischen Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische bei Bielefeld. Die von ihm 1874 in Bethel (hebräisch: Haus Gottes) umbenannte Anstalt (inzwischen v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel) machte er zusammen mit dem Mutterhaus Sarepta und dem Bruderhaus Nazareth zu einer der bedeutendsten Einrichtungen der Inneren Mission. Bodelschwingh nahm sich nicht nur der psychisch Kranken, sondern auch der Brüder von der Landstraße an, für die er nach seinem Motto Arbeit statt Almosen Arbeiterkolonien gründete und als Abgeordneter des preußischen Landtags 1907 das Wanderarbeitsstättengesetz durchsetzte. Besonders bekannt wurde die von Pastor Friedrich von Bodelschwingh 1882 im ostwestfälischen Wilhelmsdorf gegründete Arbeiterkolonie.[6] Eine seiner letzten Gründungen im Jahr 1905 lag direkt vor der Haustür Berlins – das 15 km nordöstlich gelegene „Hoffnungstal“ (inzwischen Hoffnungstaler Stiftung Lobetal) – Zufluchtsstätte und Herberge für die Obdachlosen der Metropole. Er war Gründungsmitglied des 1884 ins Leben gerufenen Evangelischen Kirchenbauvereins.

Bodelschwingh verbanden eine Freundschaft sowie gemeinsame kirchliche und politische Ansichten mit Adolf Stoecker, wie aus ihren Briefwechseln zu entnehmen ist. Bereits 1885 warb Bodelschwingh beim Kronprinzen Friedrich vergeblich um Verständnis für Stoeckers Antisemitismus, indem er schrieb, Stoecker kämpfe gegen das „das beste Mark unseres Volkes aussaugende Börsenjudentum“.

1885 wurde durch Pastor von Bodelschwingh in Bielefeld die erste deutsche Bausparkasse, die Bausparkasse für Jedermann, gegründet. In den 1890er Jahren gründete er in Norddorf auf der Nordseeinsel Amrum eine Reihe von Hospizen, in denen Menschen in christlich geprägter Umgebung Urlaub machen konnten. Der Geistliche gehörte in der 20. Legislaturperiode dem Preußischen Abgeordnetenhaus an, schloss sich dort aber keiner größeren politischen Gruppierung an und wurde als „bkF“ (bei keiner Fraktion) geführt.

Friedrich von Bodelschwingh erdachte mehrere für seine Zeit ungewöhnliche und kreative Konzepte, um a) an Spenden zu gelangen und b) den Bedürftigen Arbeit zu verschaffen. So gründete er die Brockensammlung, eine Altkleidersammlung, die noch heute existiert; die in der Schweiz noch heute verbreitete Einrichtung des Brockenhauses geht wohl darauf zurück. Die Idee dazu entnahm Bodelschwingh dem Jesus-Wort aus Johannes 6,12: „Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verloren geht.“ Bethel-Bewohner fanden und finden so Arbeit beim Sammeln, Sortieren und Ausbessern der Kleidung, die dann verkauft wird. Durch seine guten Beziehungen zu Kirchenleitungen und staatlichen Behörden hatte von Bodelschwingh auch keine Mühe, an Genehmigungen für Kirchenkollekten und Haussammlungen zu kommen. Zu den bekanntesten Einrichtungen gehört die 1906 ins Leben gerufene Briefmarkensammelstelle.

Von Bodelschwingh hatte freundschaftlichen Kontakt mit dem Theologen Ernst von Dobschütz und dessen Mutter.

Als er am 2. April 1910 starb, übernahm sein Sohn Friedrich von Bodelschwingh (Pastor Fritz) die Leitung der nunmehr Bodelschwinghschen Anstalten (seit Januar 2010 von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel).

Ehrungen

Zu Lebzeiten erfuhr Friedrich von Bodelschwingh folgende Ehrungen:

Roter Adlerorden IV. Klasse (20. September 1866)

Eisernes Kreuz am weißen Bande (19. Januar 1873)

Ehrenritter des Johanniterordens (15. Februar 1882), durch Carl von Preußen

Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz (19. November 1883)

Dr. theol. h. c. der Universität Halle, „Doctoris S. S. Theologiae Honores et Privilegia“ (28. November 1884)

Wilhelm-Orden, „mit hervorragenden Verdiensten um die Wohlfahrt ... insonderheit auf sozialpolitischem Gebiete verliehen ...“ (18. Januar 1896)

Zentenarmedaille (31. Januar 1898)

Roter Adlerorden II. Klasse mit Stern (21. September 1905)

Komturkreuz des Hohenzollerschen Hausordens (29. August 1907)

Ehrendoktor der Staatswissenschaften (Dr. rer. polit. h. c.) der Universität Münster, „Summos in studio rerum politicarum honores doctorisque gradum iura ac privilegia“ (25. Dezember 1908)

Rezeption: Aus heutiger Sicht betrieb von Bodelschwingh professionelles Fundraising, indem er sich nicht nur um einige große, sondern um viele kleine Spenden bemühte und indem er versuchte, durch Dankesbriefe eine Beziehung zu den Spendern aufzubauen, um Einmalspender zu dauerhaften Förderern zu machen. Auch betrieb von Bodelschwingh Lobbyismus, um staatliche Förderungen für seine Einrichtungen zu begünstigen. Theodor Heuss nannte von Bodelschwingh daher „den genialsten Bettler, den Deutschland je gesehen hat“.

Die Deutsche Bundespost ehrte Friedrich von Bodelschwingh den Älteren 1951 mit einer Wohlfahrtsmarke aus der Serie Helfer der Menschheit.

Im August 2007 gewann Friedrich von Bodelschwingh die von der ostwestfälischen Tageszeitung Neue Westfälische ausgeschriebene Abstimmung „Wahl zum bedeutendsten Bielefelder“ mit 36,1 % der abgegebenen Stimmen und einem deutlichen Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Bielefelder Industriellen August Oetker, der auf 25,3 % der abgegebenen Stimmen kam.

Gedenktag: 2. April im Evangelischen Namenkalender.



Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel (kurz: Bethel, bis 2009: v. Bodelschwinghsche Anstalten Bethel) sind mit mehr als 19.000 Mitarbeitern das größte Sozialunternehmen in Europa und der größte Arbeitgeber in der Stadt Bielefeld. Der Hauptsitz befindet sich im gleichnamigen Ortsteil Bethel im Bielefelder Stadtbezirk Gadderbaum. Bethel ist eine diakonische Einrichtung, in der Menschen mit Behinderung, psychischen Beeinträchtigungen, Epilepsie, alte und pflegebedürftige Menschen, kranke Menschen, Jugendliche mit sozialen Problemen und wohnungslose Menschen betreut werden.

1867 wurde Bethel gegründet, der Arbeitsschwerpunkt befand sich lange Zeit in und um Bielefeld in Westfalen. Durch Umstrukturierungen in den vergangenen Jahrzehnten und eine Dezentralisierung der Arbeit gibt es heute in acht deutschen Bundesländern Einrichtungen. In Bielefeld arbeiten derzeit rund 9.000 der insgesamt über 19.000 Beschäftigten.[2] Die Arbeit Bethels mit 200.000 benachteiligten Menschen pro Jahr wird durch die Zahlungen der Sozialleistungsträger finanziert. Mit einem jährlichen Spendenbetrag von 35 bis 65 Millionen Euro (2019: 54,5 Millionen Euro) werden viele über diese Regelfinanzierung hinausgehende Maßnahmen für die betreuten Menschen ermöglicht.[1] Bethel gehört damit zu den 20 größten spendensammelnden Organisationen in Deutschland. Namensgeber und prägender Gestalter ist Friedrich von Bodelschwingh der Ältere.

Name und Stiftungsideal: Der Name Bethel stammt von dem hebräischen Wort בית אלHaus Gottes“ und bezeichnete den biblischen Ort Bet-El (Gen 28,16–19 LUT).

Die große und überdauernde Herausforderung für Bethel ist, dass es viele Menschen gibt, die auf Behandlung, Förderung und Unterstützung angewiesen sind, um ein menschenwürdiges und möglichst selbstbestimmtes Leben in der Gesellschaft führen zu können. Es ist der satzungsgemäße Zweck der v. Bodelschwinghschen Stiftungen, für diese Menschen Einrichtungen und Dienste zu unterhalten und zeitgemäß weiterzuentwickeln. Wir verstehen dies als Auftrag Gottes, der Leben eröffnet (Lk 10,27–28 LUT). Wir nehmen diesen Auftrag bewusst als evangelische Stiftungen wahr.“

Bethel. Gemeinschaft verwirklichen. Unsere Vision und unsere Strategischen Entwicklungsschwerpunkte 2011–2016

Das christliche Gebot der Nächstenliebe bestimmte viele Mitarbeitenden in ihrem Dienst, der sie oft Tag und Nacht in Anspruch nahm. So setzten Frauen und Männer ihr Leben bewusst ein, um als Diakon oder Diakonisse Mitarbeiter im „Haus Gottes“ zu sein. Im Mittelpunkt der Arbeit Bethels standen als Ideal die Vergessenen und Ausgegrenzten der Gesellschaft, in den Worten Friedrich von Bodelschwinghs die „Menschen, die niemand haben will“. Zu Bodelschwinghs Zeiten waren das vor allem behinderte Menschen und die „Trunkenbolde, Landstreicher und Taugenichtse“. Für Friedrich von Bodelschwingh war jeder Mensch ein Geschöpf Gottes.

Geschichte: 1867 gründete die Innere Mission eine Anstalt für Menschen mit epileptischen Erkrankungen. Am 12. Juli 1867 wurde Pastor Friedrich Simon als Anstaltsvorsteher eingeführt. Das erste Anstaltsgebäude wurde „Ebenezer“ genannt. 1871 wurde ein neues Gebäude errichtet und erhielt den Namen „Bethel“.[4]

Diakonissenmutterhaus Sarepta

Deutsche Briefmarke von 1967 zum 100-jährigen Bestehen der Krankenanstalten Bethel mit dem Bild Friedrich von Bodelschwinghs des Jüngeren (1877–1946)

Friedrich von Bodelschwingh der Ältere kam erst einige Jahre später dazu und leitete die schnell wachsende Anstalt von 1872 bis zu seinem Tod 1910. Sein Einfluss prägte die Anstalt so stark, dass sie später nach ihm benannt wurde. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere die Leitung.

Als Anstaltsleiter folgen aufeinander:

Friedrich Simon (1867–1872)

Friedrich von Bodelschwingh der Ältere (1872–1910)

Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere (1910–1946)

Rudolf Hardt (1946–1959)

Friedrich v. Bodelschwingh (Enkel von Friedrich von Bodelschwingh d. Ä.) (1959–1968)

Alex Funke (1968–1979)

Johannes Busch (1979–1994)

Friedrich Schophaus (1994–2008)

Ulrich Pohl (seit 2008)

Zu den ältesten Gebäuden der Anstalt in Gadderbaum gehören die Häuser Alt-Ebenezer (1867), Sarepta (1872–1875 im neogotischen Stil) und Groß-Bethel (1873). In Bielefeld-Gadderbaum entwickelte sich die Anstalt zu einem Versorgungszentrum mit Postamt, Handwerks- und Freizeiteinrichtungen sowie dem Kaufhaus „Ophir“. Die 1899 gegründete Diakonie Freistatt bei Diepholz prägte nachhaltig die dortige Ansiedlung.