Sie bieten auf einen interessanten Brief aus Mainz von 1838.


Der Mainzer Gymnasialprofessor Franz Baur (1793-1849) wendet sich an den Legationsrat Dr. Johann Friedrich Hennicke (1764-1848) in Gotha (nachweisbar als Redakteur, Gymnasiallehrer, Freimaurer und Dr. phil.). Hennicke war bis 1839 leitender Redakteur des "Allgemeinen Anzeigers".


Bezogen auf Baurs 160-seitiges Werk (kein Bestandteil dieses Angebots): "Ist die Klage über zunehmende Verarmung und Nahrungslosigkeit in Deutschland gegründet, welche Ursachen hat das Uebel und welche Mittel bieten sich zur Abhülfe dar?" Preisfrage der Königl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Gekrönte Preisschrift von Franz Baur, ordentl. öffentl. Lehrer der allg. Geschichte am Großherzogl. Gymnasium zu Mainz, und Mitgliede der Königl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Erfurt, Friedrich Wilhelm Otto 1838. (Vorwort datiert 25. Juni 1837.)


Über dieses Werk: "Einige Autoren allerdings relativieren die naheliegende und häufig angesprochene These von der zunehmenden 'Massenarmuth'. Sie stellen dem seit dem 18. Jahrhundert unverkennbaren Zuwachs an Fabriken, Infrastrukturen, den gestiegenen 'Nationalwohlstand' in den Vordergrund. Diese paradoxe Situation wird u.a. mit dem Hinweis umschrieben, daß 'Wohlstand' und Armut gleichzeitig gewachsen seien. Zu diesen relativierenden Schriften gehört die von der Königlichen Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt preisgekrönte, höchst umstrittene Schrift des Gymnasiallehrers und Akademiemitglieds Franz Baur." (Quelle: Eckhard Reidegeld: Staatliche Sozialpolitik in Deutschland. Band 1: Von den Ursprüngen bis zum Untergang des Kaiserreichs 1918, Kapitel "Vom sozialpolitischen Gehalt der Pauperismusliteratur", 2. Auflage, Wiesbaden 2006, S. 81.)


Datiert Mainz, den 14. August 1838.


Beginn des Briefes: "Höchstverehrter Herr Legationsrath. Ihre wenigen Zeilen vom 8. d.M., begleitet von der durch ihre Veranstaltung [[i.S.v. "Veranlassung"]] abgedruckten Stelle meiner Erfurt. Preisschrift, haben mir eine große und reine Freude bereitet, zwischen uns ein Seelenverhältbniß gestiftet, das, meinem Wunsche nach, immer dauern soll, und, als Weihe der neuen Freundschaft, so fort manchen unangenehmen, widrigen Eindruck getilgt oder doch gemildert, welchen hämische, grob selbstsüchtige, weder mich noch das Lesepublicum belehrende Kritiken in mir erzeugt hatten."


Im Folgenden sehr interessante Passagen über die Motivition, diese Schrift zu verfassen; er vergleicht seine Stimmung dabei mit der von Haydn beim Verfassen der "Schöpfung"... Er erwähnt Schmähkritiken in der Leipziger Allgemeinen Zeitung und in der Preußischen Staatszeitung (beide vom 9. Dezember 1837) und bedauert, dass er dem Gotha'schen Fürstenhause kein Exemplar senden konnte, da er dort niemanden kenne und er nicht ausdringlich sein möchte. Er lobt die Weimarische Literatur, v.a. den Schriftsteller und "Armenfreund" Johann Daniel Falk (1768-1826), auf dessen Tod er im Mainzer Verein für Kunst und Literatur eine Rede gehalten hatte. Auch Gotha lobt er in überschwänglichen Worten, auch wenn er nie dort gewesen war.


"Als Zeichen meines warmen Dankes für Ihre Liebe wollen Sie ein Exemplar meiner so eben in Utrecht auf Kosten der dort. 'Provinz-Utrechtschen Societät für Kunst u. Wiss.' gedruckt erschienenen Abhandlung annehmen, welche vor 2 Jahren den goldenen Ehrenpreis erhalten hat, über die Frage derselben Soc.: 'Ueber den Einfluß des Gefühls des Schönen auf die sittl. Vervollkommn. des Menschen.' Diese Arbeit hat mir in Utrecht u. in Holland köstlicheren Preis als bloße Siegerehre u. Gold erworben: die herzlichsten Huldigungen dortiger Edlen, in Zuschriften wie ich sie mir nie geträumt hätte [...]. Ueberdieß die Ehre der Mitgliedsch. der berühmt. Societaet. [...] Für die Zusendung meiner Erfurt. Schrift hat mir der König v. Preußen durch Kabinetsschreib. mit höchsteig. Unterschrift gedankt u. Seine gold. Medaille verliehen. Aehnlichen Dank haben mir der Großherzog u. die Großherzogin von Baden (meine angestammten Fürsten), und der Kronprinz u. Prinz Wilhelm v. Preußen (unser Gouverneur), der herrliche Herzog von Cambridge, unser Großherzog von Hessen etc. etc. ausgesprochen.

Nicht wahr, für's erste Mal plaudert Ihr neuer Freund doch zu viel? Ermpfangen Sie nochmals meinen verbindlichst. Dank u. nehmen Sie mich für immer unter die Ihrigen auf. Ihr ergebener: Baur."


Das übersandte Werk lautet: Franz Baur: Abhandlung zur Beantwortung der Frage: Welchen Einfluss hat das Gefühl des Schönen auf die sittliche Vervollkommnung des Menschen?, Utrecht, Altheer 1837.


Über den Verfasser: Franz Baur, geb. am 2. Oktober 1793 in Löffingen (Baden) als Sohn des Färbers Johann Baur und der Therese, geb. Kefer, gest. am 1. März 1849 in Mainz. Am 15. Oktober 1825 heiratete er Maria Josephina Legrand (geb. am 25. April 1799 in Nanzig, gest. am 13. Juni 1891 in Darmstadt). Zusammen mit Joseph Kehrein war er Herausgaber der Gymnasialblätter).


Umfang: 3 Textseiten und eine Adressseite (26,8 x 22,2 cm).


Postalisch gelaufen (mit Poststempeln und handschriftlichem Portovermerk).


Zustand: Papier gebräunt und etwas knittrig, mit Einrissen in der Falz. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: EVRS 2103-01


Über die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt (Quelle: wikipedia) sowie über den Empfänger (Quelle: ADB):

Die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt ist eine seit 1754 bestehende wissenschaftliche Einrichtung in Erfurt.

Geschichte

Gründung und erste Blütezeit: Schon unter dem Schüler von Leibniz und kurmainzischem Statthalter Erfurts (1702 bis 1717), dem Reichsgrafen Philipp Wilhelm von Boineburg, sollte in Erfurt eine Akademie der Wissenschaften nach Pariser Vorbild ins Leben gerufen werden. Dies konnte jedoch zu Boineburgs Lebzeiten nicht mehr verwirklicht werden.

Dem Erfurter Universitätsprofessor Andreas Elias Büchner gelang es von 1736 bis 1745, den Sitz der 1652 in Schweinfurt gegründeten, heute in Halle ansässigen Deutschen Akademie der Wissenschaften, nach Erfurt zu holen. Ihre Bibliothek und ihre Sammlungen verblieben noch bis 1805 in Erfurt. Erst mit dem 19. Juli 1754, als der kurfürstliche Landesherr, der Mainzer Erzbischof Johann Friedrich von Ostein (1743–1763), den Stiftungsbrief für die Churfürstlich-Mayntzische Gesellschaft oder Academie nützlicher Wissenschaften zu Erfurt aushändigte, war das die Geburtsstunde der heutigen Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Ihr erster Spezialprotektor wurde der Mainzer Domdekan Johann Franz Jakob Anton von Hoheneck (1686–1758), der sich im Auftrag des Landesherren um den Aufbau kümmerte.

Somit ist die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt die drittälteste ihrer Art in Deutschland nach der 1700 gegründeten Kurfürstlich-Brandenburgischen Societät der Wissenschaften zu Berlin und der 1751 gegründeten Göttinger Akademie.

Erster Sekretär der neu gegründeten Akademie war der Erfurter Universitätsprofessor Johann Wilhelm Baumer. Nachdem Baumer im Jahr 1765 Erfurt verließ, ebbte die wissenschaftliche Tätigkeit ab. Erst auf Initiative des aufgeklärten kurmainzischen Statthalter Erfurts, dem Freiherrn Karl Theodor von Dalberg, erlebte die Akademie mit seiner Ernennung zum Spezialprotektor im Jahre 1775 eine zweite Blütezeit.

Nach 1918: Mit der Weimarer Republik 1919 war eine grundlegende Neuorientierung fällig. Die bisherige regionale Bezogenheit wurde durch die Gründung einer Abteilung zur Erforschung der Erfurter Heimat (1926) sowie einer weiteren Abteilung für Wirtschaft und Verwaltung Mitteldeutschlands mit beigeordneter Wirtschaftswissenschaftlicher Gesellschaft (1929) intensiviert. Daneben gelang es einer speziellen Abteilung für Erziehungswissenschaft und Jugendkunde (1926) erstmals wieder ein Eigenprofil zu gewinnen. Gleichzeitig verstärkte und differenzierte sie ihre Publikationstätigkeit und ihre auf Breitenwirkung angelegte Öffentlichkeitsarbeit. Hinzu kamen ihre kommunalpolitischen Aktivitäten, die 1919 mit zur Gründung der Erfurter Volkshochschule und 1929 zur Errichtung einer Pädagogischen Akademie in Erfurt führten.

Aber die Machtübernahme des Nationalsozialismus im Jahre 1933 bereitete dem ein Ende. Mit der sozialistischen Neuordnung im mitteldeutschen Raum musste die Akademie der Wissenschaften in Erfurt schließlich ihre Arbeit 1947/49 einstellen und in eine längere Ruhephase eintreten, in der nur die nun in Westdeutschland/BRD lebenden Senatsmitglieder gelegentlich Aktivitäten verzeichnen konnten. Bald arbeitete aber auch in Erfurt selbst wieder ein kleiner Kreis zur Geschichte der Akademie.

Auf Bitte der noch lebenden Akademie-Mitglieder und mit Initiative einiger Angehöriger der 1954 errichteten Medizinischen Akademie Erfurt sowie der Forschungsinstitute Jena-Beutenberg und der Universität Jena kamen am 9. Februar 1990 Wissenschaftler aus Erfurt und Jena zusammen, um die Wiederaufnahme der »Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt« zu beschließen. Mit der Wiedereröffnung der Akademie konnten auch die Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse (MNK) und die Geisteswissenschaftliche Klasse (GK) ihre Arbeit fortführen. Gleichberechtigt bilden sie die Gesamtakademie, die je einen Vizepräsidenten stellen. Am 26. September 1990 trafen sich die Mitglieder der MNK und am 31. Oktober 1990 die der GK in dem mit der Geschichte der Akademie so eng verbundenen »Dacherödenschen Haus« in Erfurt zu ihren ersten Sitzungen und begründeten damit die seit 1991 wieder regelmäßig öffentlich stattfindenden Klassensitzungen der Akademie. Anders als früher und im Gegensatz zu den seit 1819 üblichen Adjunktenkreisen (das preußische Erfurt sowie die beiden wettinischen Residenzstädte Gotha und Weimar) erwählt die Erfurter Sozietät nun ihre Ordentlichen Mitglieder aus ganz Thüringen und ihre Auswärtigen Mitglieder aus den anderen deutschen Bundesländern und dem Ausland. Darüber hinaus hat die Sozietät die Gelehrten und Altmitglieder Günther Franz, Stuttgart; Paul Hartig, Berlin; Albert Reble, Würzburg, und Ehrensenator Hans Tümmler, Essen, für ihre besonderen Verdienste um die Erfurter Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu den ersten Ehrenmitgliedern ernannt.

Seit 2004 verleiht die Akademie den Paul-J.-Scheuer-Preis für Marine Molekulare und Chemische Biotechnologie, benannt nach dem Chemiker Paul J. Scheuer (1915–2003).

Namen der Akademie

1754: Churfürstlich Mayntzische Academie nützlicher Wissenschaften (auch Academia Electoralis Moguntina Scientiarum genannt)

1802 bis 1806: Academie nützlicher Wissenschaften (auch Akademie der Wissenschaften bzw. Académie des sciences genannt)

1814: Königlich Preußische Academie nützlicher Wissenschaften zu Erfurt

1819: Königliche Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt

1918: Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt

Präsidenten der Akademie

(mit ihrer Amtszeit)

1754–1763 Johann Daniel Christoph von Lincker und Lützenwick (1708–1771), Kammerdirektor

1763–1783 Hieronymus Friedrich Schorch (1692–1783), Jurist

um 1785/1792–1809 Karl Friedrich von Dacheröden (1732–1809), Kammerpräsident

1816–1817 Christoph von Keller (1757–1827), Regierungspräsident, preußischer Staatsminister

1829–1848 Karl Albert von Kamptz (1769–1849), preußischer Staatsminister

1850–1873 Adalbert von Preußen (1811–1873), preußischer Marineoffizier

1874–1902 Georg Prinz von Preußen (1826–1902), preußischer General und Schriftsteller

1903–1906 Albrecht Prinz von Preußen (1837–1906), Regent des Herzogtums Braunschweig

1907–1908 Friedrich Heinrich Prinz von Preußen (1874–1940), preußischer Offizier

1909–1925 Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen (1880–1925), preußischer Prinz

1930–1949 Johannes Biereye (1860–1949), Gymnasialprofessor

1991–2010 Werner Köhler (* 1929), Universitätsprofessor, Mediziner, anschließend Ehrenpräsident[2]

seit 2010 Klaus Manger (* 1944), Universitätsprofessor für Germanistische Literaturwissenschaft

Ehrenmitglieder (aktuell)

Jan Assmann, deutscher Ägyptologe

Herbert Kroemer, deutscher Physiker und Nobelpreisträger

Bedeutende Mitglieder

Siehe auch Kategorie:Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt.

Gustav Aubin (1881–1938)

Friedrich Albrecht Augusti (1691–1782)

Jöns Jakob Berzelius (1779–1848)

Otto von Bismarck (1815–1898)

Gebhard Leberecht von Blücher (1742–1819)

Wilhelm Heinrich Sebastian Bucholz (1734–1798)

Ernst Florens Friedrich Chladni (1756–1827)

Wilhelm Dörpfeld (1853–1940)

Johann Georg Eck (1745–1808)

Hans Ellenberg (1877–1949)

Rudolf Eucken (1846–1926)

Paul Johann Anselm von Feuerbach (1775–1833)

Joseph Louis Gay-Lussac (1778–1850)

August Wilhelm Antonius Neithart von Gneisenau (1760–1831)

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)

Johann Christian Gotthard (um 1760–1813)

Johann Christoph Gottsched (1700–1766)

Jacob Grimm (1785–1863)

Philipp Matthäus Hahn (1739–1790)

Karl August von Hardenberg (1750–1822)

Sir Friedrich Wilhelm Herschel (1738–1822)

Heinrich Heß (1844–1927)

Christian Gottlob Heyne (1729–1812)

Christoph Wilhelm Hufeland (1762–1836)

Walter Hoffmann (1891–1972)

Alexander von Humboldt (1769–1859)

Wilhelm von Humboldt (1767–1835)

Werner Jaeger (1888–1961)

Christian Heinrich Gottlieb Köchy (1769–1828)

Julius Köstlin (1826–1902)

David Ferdinand Koreff (1783–1851)

Kaspar Friedrich Lossius (1753–1817)

Johann Friedrich Mieg (1744–1819)

Johann Peter Joseph Monheim (1786–1855)

Heinrich Wilhelm Olbers (1758–1840)

Lambert Adolphe Jacques Quételet (1796–1874)

Carl Christian Rafn (1795–1864)

Carl Robert (1850–1922)

Johann Richard von Roth (1749–1813)

Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811)

Friedrich Schiller (1759–1805)

Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom Stein (1757–1831)

Louis Jacques Thénard (1777–1857)

Georg Freiherr von Vega (1754–1802)

Arthur Wellesley, 1. Herzog von Wellington (1769–1852)

Christoph Martin Wieland (1733–1813)

Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff (1848–1931)

Stephan Alexander Würdtwein (1719–1796)



Hennicke: Johann Friedrich H., geb. am 19. Novbr. 1764, gest. am 18. März 1848. Zu Göttingen geboren und erzogen, studirte er seit 1784 Philologie und Geschichte. Heyne nahm ihn in das philologische Seminar auf und übertrug ihm den Unterricht seiner beiden Töchter. 1788 gewann er durch seine „Commentatio de geographia Africae Herodotea“ den von der philosophischen Facultät zu Göttingen ausgesetzten Preis. Eine Stelle am Johanneum zu Hamburg schlug er auf Heyne's Rath aus, nahm dagegen eine Hauslehrerstelle in Göttingen selbst an und wurde zugleich Gehülfe an der dortigen Bibliothek. Im J. 1791 promovirte er als Doctor der Philosophie, wozu er seine Disputation „Geographicorum Strabonis fides“ (Goett. 1791) ausfertigte. Bald darauf wurde er auf Heyne's Empfehlung Collaborator am Gymnasium zu Gotha. Hier fand er seine vormaligen Universitätsfreunde Kries, Schlichtegroll, Jacobs und Lenz wieder, und obgleich seine Besoldung sehr kärglich war, gestaltete sich doch sein Leben sehr freundlich. Durch Schlichtegroll ward er bei Rudolph Zacharias Becker eingeführt, der ihm erst (1792) interimistisch, dann für immer, und seit 1797 gegen einen festen Jahrgehalt und eine bestimmte Tantieme die Redaction des „Allgemeinen Anzeigers" übertrug. Als er durch Weishaupt mit dem Director der Sternwarte, Freiherrn von Zach bekannt geworden war, übertrug ihm dieser (1798) die Redaktion der „Allgemeinen geographischen Ephemeriden“, dann seit dem J. 1800 die „Monatliche Correspondenz für Erd- und Himmelskunde“. Seine Stellung als Lehrer am Gymnasium gab er auf (November 1798), um ungebundener seinen vielen Redactionsgeschäften sich widmen zu können. Mit Becker's Schwester, Christiane vermählte er sich (7. Mai 1797), verlor sie aber schon am 18. Mai 1811. Zum zweiten Male vermählte er sich im J. 1814 mit der verwittweten Therese Sparr geb. Gerlach, aus welcher letztern Ehe 2 Söhne und 5 Töchter ihn überlebten. Kurz nach dem Tode seiner ersten Gemahlin (30. November 1811) wurde er auf das Tiefste erschüttert, als sein Schwager ganz unvermuthet auf Befehl des Marschalls Davoust durch französisches Militär aus dem Schooße seiner Familie mit Gewalt weggerissen wurde. Mit unermüdeter Thätigkeit wirkte er für die Befreiung Becker's (vgl. Becker's Leiden und Freuden in 17 monatlicher Gefangenschaft, Gotha 1814). Um so größer war seine Freude, als Becker wieder frei wurde. Von jetzt an verfloß sein Leben ruhig. Die Redaction des „Allgemeinen Anzeiger“ blieb seine Hauptthätigkeit. Von 1830—1839 führte er die Redaction in Gemeinschaft mit Hofrath Friedrich Gottlieb Becker. Die Abnahme seiner Sehkraft nöthigte ihn, seine Stellung als Redacteur aufzugeben (1839). Nach und nach erblindete er ganz, und 1843 wurde er an der linken Seite durch einen Schlagfluß gelähmt. Er ertrug sein Leiden mit christlicher Geduld, bis er im 84. Lebensjahre starb. — H. vertrat stets die Wahrheit und das Recht; ein heiliger Eifer für alles Menschenwohl beseelte ihn. Durch ihn und sein Wirken ist mancher Noth abgeholfen, mancher Irrthum verscheucht, mancher Betrug entdeckt und viel Gutes und Nützliches gefördert worden. Besonders war er für Homöopathie begeistert und hat ihr Ansehen und Verbreitung verschafft.