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Adjutant Friedrich von WITZLEBEN (1802-1873) Brief Berlin 1834


Beschreibung


– Weitere Bilder siehe unten! –


Sie bieten auf einen eigenhändigen, signierten Brief von Friedrich von Witzleben (1802-1873), Adjutant des Herzogs General Karl zu Mecklenburg-Strelitz (1785-1837), später Kammerherr der Prinzessin Augusta von Preußen (der späteren Kaiserin Augusta) und ab 1861 Schlosshauptmann von Rheinsberg. Er erlangte auch als Porträtmaler des Hochadels Bedeutung.


Gerichtet an seine Schwester Luise von Beulwitz, geb. von Witzleben (geb. 19. Juli 1801 in Rudolstadt, gest. 17. Mai 1852 in Weimar) in Rudolstadt, seit 16. Februar 1826 Gattin des fürstlich schwarzburg-rudolstädtischen Geheimen Legationsrats August Ludwig Karl von Beulwitz auf Löhma und Eichicht (geb. 15. Februar 1796 in Rudolstadt, gest. 27. Oktober 1835 in Löhma), Sohn des Juristen und Kanzlers Friedrich Wilhelm Ludwig von Beulwitz (1755-1829).


Ihr Vater war der preußische Oberst und Oberforstmeister Heinrich von Witzleben (* 8. November 1761 in Angelroda; † 6. Januar 1818).


Friedrich von Witzleben heiratete 1836 Dorothea von Mecklenburg (1810-1861). Mit ihr bekam er fünf Kinder, u.a.:

-Auguste Friederike Wilhelmine von Witzleben (*1837), die 1874 den preußischen Oberst und Rechtsritter des Johanniter-Ordens Karl Erwin Heinrich Erdmann von Witzleben (1842-1892) heiratete

-Luise Karoline Mathilde von Witzleben (* 1840), die 1878 den verwitweten preußischen Generalleutnant Gerd von Below (1838-1892) heiratete. Kinder waren Richard Friedrich von Below (* 1879), Mitbesitzer von Lugowien, sowie Paul Friedrich von Below (* 1881), preußischer Offizier und Mitbesitzer von Lugowien.

-Hedwig (Hedda) Adelaide Hermine von Witzleben (1843-1928), die 1864 den bedeutenden preußischen General der Infanterie und Minister des königlichen Hauses August zu Eulenburg (1838-1921) heiratete. Söhne waren Botho zu Eulenburg (1866-1880) und Victor zu Eulenburg (1870-1908).


Datiert Berlin, den 9. Juni 1834.


Sehr umfangreicher Brief (6 beschriebene Seiten im Format 22,8 x 18,3 cm); auch der Rand wurde noch beschrieben.


Auszüge: "Meine geliebte, gute Schwester. [...] Wenn Du Dich jedoch augenscheinlich davon überzeugt hättest, wie bewegt gerade die letzte Zeit für uns Militairs war, u. namentlich für uns Adjutanten, so würdest Du mir Deine Nachsicht und Verzeihnung nicht vorenthalten. Wir Adjutanten nehmlich haben außer der Manöver-Zeit genugsam Muße, unsere persönlichen Angelegenheiten des Nachmittags zu besorgen, da wir in der Regel in den Vormittagsstunden die Dienstgeschäfte abgemacht haben; in der Manöverzeit sind wir aber geplagter, als die Officiere in den Regimentern; denn wenn wir von des Morgens 6-11 auch 12 Uhr exerzirt haben, beginnen erst unsere Büreaugeschäfte, die uns nicht selten bis 3 auch 4 Uhr dort fesseln und außerdem uns noch zwingen, Actenstöße mit zu Hause zu nehmen. So ging es mir denn oft während der letzten Manöver, da gerade Gegenstände zur Sprache gekommen waren, die ein Zusammenstellen vieler Verfügungen nöthig machten, bei denen das Heraussuchen den phlegmatischsten Menschen ungeduldig machen kann, wie viel mehr Deinen Bruder, der über diese Eigenschaft nicht eben klagen kann."

Erwähnt ist sehr ausführlich ein Helmuth, ein ehemaliger Kandidat der Theologie, der nun als Bass-Sänger Karriere machen möchte und durch Friedrich von Witzleben mit einflussreichen Personen bekannt gemacht machen möchte; in diesem Zusammenhang sind erwähnt ein Herr von Kettelhodt, Madame Derrient ("die selbst in London und Paris gefeierte Künstlerin") und Graf Redern.

Friedrich von Witzleben glaubt nicht an diese Karriere Helmuths: "Was nun Deinen Protegé anlangt, so muß ich Dir gestehen liebes Louischen, daß ich mir doch nach Deiner Beschreibung etwas mehr erwartete, wenn man nehmlich die Perspective, den Künstler vor Augen hat. - Diese Laufbahn hätte ich ihm als Freund gleich ausgeredet, weil er gewiß nie, auch wenn seine Stimme noch einmal so schön wäre, als sie wirklich ist, Glück auf der Bühne machen wird. Es mangelt ihm hiezu gar zu viel, erstlich sein Aeußeres ist nichts weniger als für die Bühne geschaffen, und außerdem kommt dazu noch eine Ungelenkigkeit des Körpers. die ihm unübersteigliche Hindernisse in den Weg gelegt hätten."

Dann ausführlich über einen Liederabend, auf dem Helmuth gesungen hat und die Gewissenszwänge, dass er ihm nicht deutlich genug von der Sängerlaufbahn abraten kann. Letzendlich konnte ihn Graf Redern jedoch überzeugen, "wieder nach seinem lieben Rudolstadt zurückzukehren" (und wohl die Sängerlaufbahn aufzugeben?).

Dann über die schlechte Gesundheit von Luise von Beulwitz und die Sorge, dass er selbst noch ledig ist: "Daß Du bei Gelegenheit die Verlobung Heinrichs, meines Alters, erwähnst, ist grausam. Doch Du hast recht, meine gute Schwester, es ist nach gerade hohe Zeit, daß ich mich nach einer Frau umsehe. Ich fürchte nur, sie wird schwer für mich zu finden sein, da ich es leider eingestehen muß, daß ich durch die Frauen selbst verwöhnt bin; auch habe ich die eben nicht angenehme Bemerkung an mir selbst gemacht, daß, wenn wer mich im Allgemeinen auch gerne sieht, ich doch nicht im Stande bin in dem Herzen eines Mädchens ein reges Interesse zu erwecken; - am besten ist es glaube ich auf die (???) zu reisen, u. irgendein unbefangenes, ländliches Herz mit Sturm zu nehmen, als eine reiche Engländerin durch Zeichnen, Singen, Jodern u. Brummen zu berücken. - Diese Pläne werde ich wahrscheinlich spätestens im künftigen Jahre in Ausführung bringen, und wenn ich dann nicht mit einer Frau heimkehre auf ewig ein Junggeselle bleiben."

Anmerkung: 1836 heiratete er Dorothea von Mecklenburg (1810-1861).

Dann über das gesellschaftliche Leben im letzen Winter (Bälle, Komödien etc.) und dass er sich beim Tanzen wohler fühlt oder früher; über einen Regen- und Sonnenschirm, den er ihr besorgen soll...

"Heute Mittag hat sich's entschieden, daß ich einige Wochen dieses Sommers, mit dem Herzog nach Mecklenburg Strelitz gehe, wozu mich so wohl der regierende Großherzog als auch seine Gemahlin bei ihrem letzten Hiersein sehr freundlich u. huldreich eingeladen haben."

Am Ende werden noch erwähnt der Cousin Heinrich, der nach Stockholm reisen möchte, Fräulein Barhoff(?) und Frl. Arnim (Hofdame der Prinzess Wilhelm).

Signiert "Dein treuer Bruder Fritz."


Gelaufen als Vorphila-Brief; als Hülle wurde eine handschriftliche "Namentliche Liste derjenigen Officiere des Garde Corps (Infanterie) welche seit 10 Jahren ihre Entlassung mit dem gesetzlichen Vorbehalt erhalten haben", verwendet (von Below auf Lugowen bei Insterburg; von Below auf Salchow bei Anklam; von Treskow).


Adressiert an "Frau von Beulwitz geborne von Witzleben Hochwohlgeboren in Rudolstadt", mit Poststempel und handschriftlichem Taxvermerk; außerdem mit dem von Witzleben-Siegel.


Anmerkung zum Theologen / Sänger Helmuth: am 1. Juli 1836 war die Einführung des Stadtkantors Helmuth in Rudolstadt; um diesen dürfte es sich handeln?


Zustand: Briefhülle mit massivem Einruss (mit Tesafilm repariert, Papier leicht fleckig, ins. sehr guter Zustand. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: KRST 210512


Bilder

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Über Friedrich von Witzleben (Quelle: wikipedia):

Friedrich Hartmann von Witzleben (* 3. Mai 1802 in Johannisburg; † 18. August 1873 in Collm) war preußischer Kammerherr und Schlosshauptmann von Rheinsberg sowie Besitzer des Rittergutes Collm.

Er stammte aus dem Thüringer Uradelsgeschlecht von Witzleben und war das siebente Kind des Oberst Heinrich von Witzleben (1761–1818), der sich längere Zeit in Ostpreußen aufhielt. Von 1831 bis 1834 war Friedrich von Witzleben Adjutant des Herzogs Karl zu Mecklenburg-Strelitz, 1834–1850 Kammerherr der Prinzessin Augusta von Preußen, der späterein Kaiserin Augusta, 1861 Schlosshauptmann von Rheinsberg.

1836 heiratete er Dorothea von Mecklenburg (1810–1861). Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor.

In seiner Freizeit fertigte eine große Anzahl von Porträts von Personen der preußischen Herrschenhauses.