Sie bieten auf zwei interessante Briefe von 1938 aus Weimar.


Geschrieben von der Malerin und Kinderbuch-Illustratorin Irma von Pfannenberg (*1876 in Heinrichau, Kreis Osterode in Ostpreußen; gest. um 1950 in Weimar); im Weimarer Adressbuch verzeichnet als Malerin, wohnhaft Cranachstraße 4.


Irma von Pfannenberg schuf zwei illustrierte Kinderbücher (kein Bestandteil dieses Angebots):

-Vom Christkind und seinen Trabanten, Esslingen und München, J.F. Schreiber um 1910 (4. Aufl. 1930)

-Spielzeug-Schachtel. Bilder und Verse, Esslingen und München, J.F. Schreiber 1929.


Ihre Werke wurden 1904 und 1907 im Kunstverein Jena ausgestellt; sie porträtierte 1923 Karl Schlechta und 1927 die norwegische Schriftstellerin Barbara Ring.


Gerichtet an eine Frau Schmelzer, deren 16-jährige Tochter Gudrun sie bei sich aufgenommen hat.


Datiert Weimar, 27. März und 1. April 1938.


Umfang: 6 beschriebene A4-Seiten (3 S. pro Brief).


Mit interessantem Inhalt:

Im ersten Brief beklagt Irma sich über Gudrun, die sich aber so verhält, als würde sie in einem Hotel wohnen; sie bleibt abends ohne Entschuldigung bis 2 Uhr nachts fort etc. Trotz einer ernsten Ermahnung ging sie auch in den nächsten zehn Tagen neunmal abends lange aus.


Irma von Pfannenberg nahm in der Vergangenheit viele junge Frauen in ihrem Hause auf: "Es sind so viele junge Mädchen im Laufe der 10 Jahre, in denen in Gäste nehme, durch meine Hand gegangen, die jg. Erbprinzessin von Schweden, geb. Pz. Coburg war 6 Mon. b. mir u. so glücklich [...]. Es ist das 1. Mal daß ich Eltern bitten muß, ihre Tochter in einem anderen Haus unterzubringen."

Irma von Pfannenberg ist bereit, Gudrun noch bis zum 14. April bei sich zu lassen, lehnt aber jede Verantwortung für sie ab.


Im zweiten Brief geht es weiterhin um Gudrun: Irma von Pfannenberg werde diese weiterhin freundlich behandeln. Sie geht auf einen Antwortbrief auf Frau Schmelzer ein: Gudrun wurde von ihren Kolleginnen aufgehetzt; sie langweilt sich, weil angeblich sonst nur alte Leute im Haus sind (hier wiederspricht Irma und berichtet von einem jungen Gelehrten, einem 17-jährigen Mädchen, einem Medizinstudenten...).

"Gudrun ist seit dem sie weiß, daß sie frei wird, auch viel netter, also hat die Ungewißheit oder die Gebundenheit wohl auf ihr gelastet."

Im größten Teil des ersten Briefes (und auf einigen Zeilen des zweiten Briefes) wurde über die Zeilen später eine Abschrift / Transkription geschrieben.


Zustand: Briefe ohne Umschlag; gefaltet und mit einer Büroklammer geheftet. Papier leicht gebräunt und etwas knittrig. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: EVS 2108-5


Über Irma von Pfannenberg: "Über die 1876 im ostpreußischen Heimischau (!) geborene Irma von Pfannenberg ist allerdings nicht allzu viel bekannt. Die Künstlerin, die auf Landschaftsmalerei spezialisiert war und Aktmalerei unterrichtete, hatte ihre Wirkungsstätte in Weimar. Dort wurde sie unter anderem an der Großherzoglichen-Sächsischen Kunstschule vom berühmten deutschen Symbolisten Sascha Schneider unterrichtet, der als Illustrator der Einbände der Karl-May-Bücher bekannt wurde." (Quelle: Dagmar Weinberg: Weihnachtsbuch aus dem Schreiber Verlag spiegelt den Zeitgeist um 1910 wider. Stadtmuseum präsentiert das Buch 'Vom Christkind und seinen Trabanten', in: Eßlinger Zeitung vom 3. Dezember 2018.)