Sie bieten auf ein eigenhändiges, signiertes Schreiben (von 1816) des Architekten und Hochschullehrers Carl August Benjamin Siegel (1757-1832), Leiter der Abteilung für Baukunst an der Universität Leipzig und ab 1823 Leiter der Bauschule in Dresden.


Betrifft Friedrich Gotthard von Boddien (1769-1842), Geheimer Domainenrat und Preußischer Regierungsrat in Aurich, und die Leipziger Ökonomische Gesellschaft (früher: Leipziger Ökonomische Sozietät).


Transkription: "Die übergebenen Zwey kleinen Abhandlungen waren von von Boddien, in Ost-Friedland, er gab in seiner Zuschrift an die Leipziger Oekonomische Gesellschaft zu erkennen zum Mitglied oder Ehrenmitglied aufgenommen zu werden. Er wünschte wenigstens das Gutachten der Gesellschaft über die von ihm vorgelegten Gegenstände zu erfahren. C. A.B. Siegel."


Darunter Anmerkung des (anonymen) Empfängers: "D. 13. July 16. Diese zwey Abhandlungen des Hn. Friedrich Gotthard von Boddien sind leztes Frühjahr bey der Gesellschaft eingegangen u. in der lezten Osterversammlung d.J. in Vortrag gekommen. Ich habe Hn. v. Boddien dem Hn. Ltn. Gr. von Hohenthal zum Mitglied empfehlen, auf Michaelis wird Resolution erfolgen d. 14. July."


Mit dem Grafen von Hohenthal ist Peter von Hohenthal gemeint, von 1810 bis 1817 Direktor der Leipziger Ökonomischen Gesellschaft.


Umfang: 1 S. (12 x 19 cm).


Ohne Umschlag.


Zustand: Dokument gefaltet. Papier gebräunt, mit Einriss in der Falz und zwei Nadelstichen. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Eschweiler Autogramm Autograph



Über Carl August Benjamin Siegel und die Leipziger Ökonomische Sozietät (Quelle: wikipedia):

Carl August Benjamin Siegel (* 27. April 1757 in Dresden; † 15. Oktober 1832 ebenda) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer in Leipzig und Dresden.

Leben und Werk: Siegel erhielt seine Ausbildung in Dresden als Schüler von Friedrich August Krubsacius und Gottlob August Hölzer. Es folgte in Leipzig ab 1785 die Anstellung als Lehrer für architektonisches Zeichnen an der Kunstakademie (der heutigen Hochschule für Grafik und Buchkunst). Anschließend wurde er ordentlicher Professor und war bis 1823 Leiter der Abteilung für Baukunst. Außerdem wirkte er in Leipzig als Universitätsbaumeister. Nach 1823 wurde er Professor und Leiter der Bauschule an der Kunstakademie Dresden.

Siegel veröffentlichte 1792 unter dem Titel „Sechs mahlerische Ansichten vom Garten zu Machern bei Leipzig“ Entwürfe zu Gartenstaffagen zum Landschaftspark von Schloss Machern. Es folgten in Leipzig das 1793 eröffnete Gesellschaftshaus Place de repos an der Promenade (heute Dittrichring 15) und 1797–1805 der Umbau des Collegiums Paulinum (Vorderpaulinum, Universitätsstraße 3–5). 1817 baute er zusammen mit Friedrich Weinbrenner das Alte Theater in Leipzig in klassizistischem Stil um.

Schloss Lübbenau: Siegel baute zusammen mit Christian Friedrich Schuricht von 1796 bis 1802 in Liebstadt die dortige Burg zum Schloss Kuckuckstein im neogotischen Stil um. Von 1815 bis 1820 war er Architekt für das klassizistische Schloss Lübbenau, eine ungewöhnliche Zweiflügelanlage, deren Flügel in stumpfem Winkel zueinander stehen, so dass eine eindrucksvolle, sich öffnende Hofseite mit vorgelagerter Wiese entstand. Um 1820 wurde auch gegenüber dem Schloss die Orangerie nach seinen Plänen errichtet. In Dresden entstand 1825 nach seinen Entwürfen das Brücknersche Haus auf dem Eckgrundstück Bautzener Platz / Alaungasse.

Schriften

Sechs mahlerische Ansichten vom Garten zu Machern bei Leipzig. Entwürfe zu Gartenstaffagen von Carl August Benjamin Siegel. Verlag Voß & Co., o. O. 1792.


Die Leipziger Ökonomische Sozietät war eine Gesellschaft, deren Ziel in der Förderung von Landwirtschaft, Wirtschaft und Handel im Kurfürstentum bzw. Königreich Sachsen durch die Verbreitung und praktische Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse bestand.

Geschichte: Im Siebenjährigen Krieg stand Kursachsens Wirtschaft durch Kriegsschäden und Kontributionen vor dem Zusammenbruch. Noch während des Krieges wurden aber Pläne für den Wiederaufbau geschmiedet, initiiert und geleitet von Thomas Freiherr von Fritsch, einem einer Leipziger Buchhändlerfamilie entstammenden hohen Beamten am sächsischen Hofe. Bei der Realisierung dieser Pläne im sogenannten Rétablissement spielte die Anwendung neuer Technologien in Landwirtschaft und Industrie eine wesentliche Rolle.

Einige Leipziger Bürger erkannten, dass mit dem konservativen Wissenschaftsbetrieb an der Universität eine Überführung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis nicht möglich war. Mit Peter von Hohenthal, Johann Georg von Einsiedel und Christian Gottlob Frege als Initiatoren gründeten sie 1764 eine Gesellschaft, die sich dieser Aufgabe annehmen sollte, die „Leipziger Ökonomische Sozietät“. In der ersten Sitzung der Sozietät wurde die Einrichtung von Klassen oder Sektionen beschlossen, da man hierin ein weiteres Mittel erblickte, um durch Spezialisierung der Kräfte die Arbeiten nutzbringend zu gestalten. Es wurden drei Klassen errichtet, jede dieser drei Klassen wurde wieder in bestimmte Unterabteilungen, „Subdivisionen“ genannt, eingeteilt.

Die Gesellschaft dehnte ihre Tätigkeit bald über das ganze Kurfürstentum aus. Neben der Publikation von Aufklärungsschriften unterhielt sie mehrere Musterbetriebe. Mit dem Ausloben von Preisen und Prämien förderte sie direkt die Lösung praxisbezogener Aufgaben. Lehrer und Pfarrer wurden angehalten, neue Erkenntnisse an die Bauern weiterzuleiten.

Die Sozietät führte den Anbau von Kartoffeln, Klee und Luzerne in Sachsen ein, letztere beiden unter dem Aspekt der langfristigen Sicherung von Futtermitteln zur Aufrechterhaltung des Viehbestandes. Mit dem Anbau von Tabak und Flachs sollte der Import reduziert und die Handelsbilanz verbessert werden. Der Flachsanbau sollte die Textilmanufakturen stärken. Diesem Ziel diente auch die Einbürgerung des leistungsstarken Merinoschafs in Sachsen. Dazu wurden auch Hirten- und Schäferschulen eingerichtet. Auch die Einführung ertragreicher Obstbaumkulturen stand auf der Tagesordnung.

Die Wirren der Kriege zu Anfang des 19. Jahrhunderts ließen die Tätigkeit der Sozietät stagnieren. Die drohende Auflösung sollte durch die Umwandlung in eine „Ökonomische Gesellschaft im Königreiche Sachsen“ abgewendet werden. Diese wurde im Oktober 1816 mit Sitz in Dresden gegründet. Die Leipziger Mitglieder erklärten diese Entscheidung für statutenwidrig. Der Streit währte bis 1824. Von da an arbeiteten beide Gesellschaften parallel und unabhängig voneinander.

1837 wurden in der Leipziger Ökonomischen Gesellschaft im Zuge der stärkeren Konzentrierung auf die Landwirtschaft vier neue Sektionen gebildet: Ackerbau, Wiesenbau, Viehzucht und ökonomische Technologie. 1850 beschloss die Sozietät, das zwei Jahre vorher durch ihren Präsidenten Wilhelm Crusius für die Errichtung eines Musterbetriebes gepachtete Landgut Leipzig-Möckern für die Gründung einer Landwirtschaftlichen Versuchsstation zur Verfügung zu stellen, die 1852 erfolgte. Die Sozietät konzentrierte sich in den Folgejahren auf die Verwaltung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Möckern, die ab 1874 als Versuchsstation vom sächsischen Staat übernommen wurde. Die Sozietät veröffentlichte die Versuchsergebnisse. Im Jahre 2002 konnte die Versuchsanstalt Leipzig-Möckern in der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft ihr 150-jähriges Bestehen feiern. Im November 2012 wurde der letzte bestehende Teil der ehemaligen Versuchsanstalt (der Geschäftsbereich 6 - Labore Landwirtschaft - der Staatlichen Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft) durch Verlagerung nach Nossen in Möckern geschlossen.

Die Leipziger Ökonomische Societät unterstützte weiterhin die Entwicklung der Landwirtschaft in Sachsen. Das letzte Lebenszeichen gibt es aus dem Jahr 1942.

Direktoren der Gesellschaft

1764 Johann Georg Friedrich Graf von Einsiedel

1770 Konferenzminister Friedrich Ludwig von Wurmb

1774 Kabinettsminister und Staatssekretär Graf Carl von der Osten-Sacken

1777 Detlev von Einsiedel

1810 Peter von Hohenthal

1817 Detlev Graf von Einsiedel.

1817 Alexander von Einsiedel

1821 Siegfried August Mahlmann

1826 Christoph Heinrich Ploß

1831–58 Wilhelm Crusius

Mitglieder und Ehrenmitglieder (Auswahl)

-Hans Moritz von Brühl, auf Martinskirchen (1736–1809). kursächsischer Gesandter in London

-Friedrich Gottlieb Dietrich (1765/1768–1850), Botaniker, Gartengestalter

-Karl Gottfried Erdmann (1774–1835), hat die Pockenschutzimpfung in Sachsen eingeführt

-Christian Gottlob Frege (1715–1781), Leipziger Bankier und Handelsherr

-Arnold Woldemar von Frege-Weltzien (1841–1916), Rittergutsbesitzer und Politiker

-Friedrich Gottlob Gläser (1749–1804), Geologe

-Johann Samuel Traugott Gehler (1751–1795), „Physikalisches Wörterbuch“

-Joseph von Hazzi (1768–1845), Vorstand des landwirtschaftlichen Vereins in Bayern

-Carl Wilhelm Benno von Heynitz (1738–1801), kursächsischer Berghauptmann

-Johann Karl Sigmund Kiefhaber (1762–1837), Nürnberger Beamter und Historiker

-Karl Heinrich Klingert ( 1760–1828), kgl.-preuß. Regierungs-Mechanikus

-Friedrich August Krubsacius (1718–1789), kursächsischer Oberlandbaumeister

-Adam Friedrich Oeser (1717–1799), Goethes Zeichenlehrer in Leipzig

-Johann George Palitzsch (1723–1788), Bauerngelehrter

-Wilhelm Pfeil (1783–1859), Forstwissenschaftler

-Erdmann Traugott Reichel (1748–1832), Leipziger Kaufmann

-Johann Christian Schubart von dem Kleefelde (1734–1787), Agrarreformer, insb. Kleeanbau

-Christian Friedrich Schulze (1730–1775), Arzt und Naturforscher

-Gottfried Tauber ( 1766–1825), Instrumentenhändler und Optiker

-Johann Daniel Titius (1729–1796), Mitentdecker der Titius-Bode-Reihe

-Albrecht Daniel Thaer (1752–1828), Begründer der Agrarwissenschaften in Deutschland

-Traugott Karl August Vogt (1762–1807), Mediziner

-Johann Friedrich Wilhelm Widenmann (1764–1798), Bergrat

-Benjamin Gottfried Weinart (1751–1813), Historiker und Bibliograph

-Georg Franz Dietrich aus dem Winckell (1762–1839), Forst- und Jagdwissenschaftler.

Neugründung

Im Jahre 1990 wurde die Leipziger Ökonomische Societät als eingetragener Verein neu gegründet. Sie versteht sich als „Wissenschaftliche Gesellschaft zur Förderung von Lehre, Forschung und Publikation auf wirtschaftswissenschaftlichen, agrarwissenschaftlichen und angrenzenden Gebieten“. Ihre Aufgaben sieht sie neben den genannten Gebieten, im wissenschaftlichen Meinungs- und Informationsaustausch sowie der Weiterbildung, der Traditionspflege auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Agrarforschung sowie der Pflege der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Gesellschaften im In- und Ausland. Ihre Aktivitäten beziehen sich vor allem auf Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Die Societät schreibt jährlich einen Förderpreis für die beste Arbeit zu einem vorgegebenen Thema aus. Der Preis besteht unter anderem in einer Medaille, deren Rückseite jener der historischen Medaille entspricht. Die Vorderseite zeigt dem Charakter der Societät zugeordnete Symbole.