Sie bieten auf einen maschinenschriftlichen, signierten Brief des österreichischen Arztes, Schriftstellers und Musikwissenschaftlers Fritz Felzmann (1895-1980).


Mit drei Gedichten von ihm.


Datiert Wien, den 27. Mai 1947. -- Mit Stempel der Österreichischen Zensurstelle.


Gerichtet an den Pianisten, Komponisten, Schriftsteller und Musikkritiker Erwin Kroll (1886-1976) in Berlin.


Beide forschten viel über E.T.A. Hoffmann als Musiker; dieser wird auch im Brief erwähnt.


Persönlicher Brief über sein Ergehen: "Zeitweise verdunkeln bedrohliche Wolken meinen Weg. So muss ich z.B. wieder einmal auf Wohnungssuche gehen... Sie können sich vorstellen, was das bedeutet. Dabei bin ich noch immer unbezahlter Arzt der Universitätsklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Wenn die Arbeit nicht mehr befriedigend wäre, hätte ich sie längst stehengelassen! - Ausserdem schreibe ich verschiedene Sachen für Zeitungen, da ich ja doch von etwas leben muss. Ich erlaube mir, Ihnen einige erschienene Kleinigkeiten beizulegen. [...] Ein von mir verfasstes Opernbuch wurde jetzt von dem bekannten Wiener Komponisten Walter Andress vertont. Die Verhandlungen mit der Volksoper haben leider zu nichts geführt, dagegen hat sich Radio Wien stark interessiert und wir hoffen, dass von dort aus das Werk zur Uraufführung kommt. [...] Ein zweites Opernbuch liegt fertig vor, aber ich will es nicht jedem Beliebigen geben, da es – nach der Meinung Max Mells sehr gut sein soll. [...] Wissen Sie keinen geeigneten Komponisten, der vielleicht etwas sucht? [...] Leider habe ich auch kein Radio und kann so die von Ihnen erwähnten Sendungen Hoffmannscher Musik nicht anhören, was mir unendlich leid tut."


Dann sehr interessant und polemisch über das Wiener Opernleben: "Hier werden die Opernspielpläne ganz neu aufgebaut, da ja alles Vorhandene an Dekorationen, Noten etc. zum Grossen Teil nicht mehr ist. Jetzt wäre Gelegenheit gewesen von so manchem alten Ladenhüter Abschied zu nehmen – auf Nimmerwiedersehen! Aber weit gefehlt! Man tieflandet und bajazzot und bohemt ruhig weiter im gemütlichen Amtsschimmeltempo! [...] In Konzerten gibt es viel Ausländisches zu hören, das aber nicht immer das von uns gewünschte Niveau zeigt.


Haben Sie schon einen Beschluss gefasst über eine eventuelle Übersiedlung nach Süddeutschland? Oder bleiben Sie? Was aus uns wird, ist ja auch noch unbestimmt. Jetzt heisst es wieder, dass Schweden uns aufnehmen will. Aber ich fürchte die Kälte!"


Signiert "Felzmann." -- Auf der ersten Seite mit Absenderstempel.


Zwischen den beiden Briefblättern sind per Büroklammer drei Blätter mit Gedichten einheftet (alle einseitig beschriftet):

1.) "Anna Bahr-Mildenburg" (Leiterin der Opern-Meiserklasse am Konservatorium Wien)

2.) "Praterwiese am Sonntag" (datiert 27. August 1946)

3.) "Violinkonzert" (datiert 30. August 1942).


Umfang: fünf einseitig beschriebene A4-Blätter (davon drei mit Gedichten); ohne Umschlag.


Zustand: Blätter seitlich gelocht (ohne Textverlust); Papier gebräunt und etwas knittrig, mit leichten Randschäden. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Kroll 2021-12-5 Autogramm Autograph


Über Fritz Felzmann und Erwin Kroll (Quelle: wikipedia):

Fritz Felzmann (* 16. Juni 1895 in Boskowitz; † 10. Mai 1980 in Korneuburg) war ein österreichischer Arzt, Schriftsteller und Musikwissenschaftler.

Leben: Als Kind zog Felzmann mit seiner Familie nach Mährisch Trübau und besuchte dort die Volksschule und das Gymnasium. Ab 1914 studierte er an der Universität Wien Musikwissenschaft und Jura und erhielt bei Hermann Graedener Unterricht in Harmonielehre und Kontrapunkt. 1915 wechselte er zur Medizin und wurde 1922 zum Dr. med. promoviert. Während des Ersten Weltkriegs musste er sein Studium unterbrechen, wurde zum Militär einberufen und kämpfte in Russland und Italien.

Seine Karriere als Arzt begann er in einem Spital und war anschließend von 1924 bis 1945 Facharzt in Auspitz. Parallel dazu profilierte er sich mit Novellen und Gedichten als Schriftsteller. Daneben publizierte er wissenschaftliche Aufsätze über Musik und Literatur.

Nach der 1945 einsetzenden Vertreibung aus Südmähren ging er nach Österreich, arbeitete kurze Zeit als Gemeindearzt in Wilfersdorf und ließ sich dann in Wien nieder. Ab 1951 praktizierte er in Stockerau als Facharzt für Hautkrankheiten und ging 1964 in den Ruhestand.

Für seine Verdienste wurde er 1975 mit der Adalbert-Stifter-Medaille ausgezeichnet.

Familie: Felzmann war mit Marianne Zemanek, der Tochter eines Weinbauern aus Auspitz, verheiratet. Er ist der Vater der Schriftstellerin Ilse Tielsch.

Belletristik

Der Weinberg. Gedichte, Wien: Typographische Anstalt, 1962

Zwischen March und Donau. Erzählungen, München: Bogen-Verlag, 1971

Wissenschaftliche Werke

(mit Otto Seidel), Die Gründung der „ehrsamen Weinhauer-Bruderschaft“ zu Auspitz nach einem Tagebuche des Adam Wagner, Brünn 1936; Sonderdruck aus der Zeitschrift des Deutschen Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens, Jg. 38 (1936), Heft 4

E. T. A. Hoffmann – der Herold Beethovens, in: Mitteilungen der E. T. A.-Hoffmann-Gesellschaft, Heft 5 (1958), S. 25–29

Der Doppeltgänger. Beziehungen E. T. A. Hoffmanns zu Böhmen und Mähren, in: Sudetenland. Vierteljahresschrift für Kunst, Literatur, Wissenschaft und Volkstum, Band 7 (1965) S. 179–184

Der Dichter Karl Michael Freiherr von Levetzow. Leben und Werk. Vortrag, gehalten im Wiener Goethe-Verein am 14. Mai 1965, in: Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins, Jg. 70 (1966), S. 146ff.

(mit Josef Grafenauer), E. T. A. Hoffmanns Krankheiten und Tod, in: Mitteilungen der E. T. A. Hoffmann-Gesellschaft, Heft 13 (1967) S. 20–29

Über die Entdeckung eines Gemäldes des Ozeanseglers „Baron van der Capellen“, in: Stockerauer Beiträge zur Fünzigjahrfeier der Internationalen Lenau-Gesellschaft, Stockerau 1969, S. 21ff.

(mit Josef Grafenauer), Nikolaus Lenaus Leben und Sterben aus ärztlicher Sicht, in: Lenau-Forum 2 (1970), F. 1–2, S. 19–39

Geschichte der Gesang- und Musikvereine im Schönhengstgau, Göppingen: Verlag Schönhengster Heimat, 1971

E. T. A. Hoffmanns Reise nach Prag, in: Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins, Jg. 76 (1972), S. 117–136

E. T. A. Hoffmann als Rezensent Beethovens, in: Mitteilungen der E. T. A.-Hoffmann-Gesellschaft, Heft 20 (1974), S. 48–64

Die Sängerin Elisabeth Röckel. „Donna Anna“ in Hoffmanns „Don Juan“, in: Mitteilungen der E. T. A.-Hoffmann-Gesellschaft, Heft 21 (1975), S. 27–37

Beethovens Fahrt nach Retz, in: Kulturberichte. Monatsschrift für Wissenschaft und Kultur, hrsg. vom Land Niederösterreich, 1975, Juli, S. 3f.

Bemerkungen zu E. T. A. Hoffmanns Italienischer Lokalkoloristik, in: Mitteilungen der E. T. A.-Hoffmann-Gesellschaft, Heft 22 (1976) S. 13f.

Der Wein in E. T. A. Hoffmanns dichterischem Werk, in: Mitteilungen der E. T. A.-Hoffmann-Gesellschaft, Heft 24 (1978), S. 1ff.

Die Buchdruckerei Wilhelm Seidel in Auspitz. Ein kulturgeschichtlicher Beitrag, 1978

Über die Hintergründe von Nikolaus Lenaus Amerikafahrt, in: Lenau-Forum 11 (1979), S. 40–48

Nikolaus Lenau in Gmunden, in: Lenau-Almanch 1979, S. 43–62

Stockerauer Gaststätten einst und jetzt. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Stadt, Stockerau: Kulturamt der Stadtgemeinde Stockerau, 1980


Erwin Kroll (* 3. Februar 1886 in Deutsch Eylau, Ostpreußen; † 7. März 1976 in West-Berlin) war ein deutscher Pianist, Komponist, Schriftsteller und Musikkritiker. Wie sein Freund Otto Besch war Kroll ein Tondichter Ostpreußens.

Leben: Um 1900 kam Kroll nach Königsberg i. Pr. und besuchte mit Otto Besch das Königliche Hufengymnasium. An der Albertus-Universität studierte er Philologie und Musik. Mit einer Doktorarbeit über den in Königsberg von jeher verehrten E.T.A. Hoffmann zum Dr. phil. promoviert, ging er in den Schuldienst. Er wandte sich 1919 ganz der Musik zu und setzte seine bei Otto Fiebach und Paul Scheinpflug begonnenen Studien in München fort. Dort fand er vor allem in Hans Pfitzner einen wichtigen Lehrer. Ihm widmete er später ein vielbeachtetes Buch. Neben seinem Studium war Kroll Korrepetitor an der Münchner Staatsoper und Schriftführer des Hans-Pfitzner-Vereins für Deutsche Tonkunst, zu dessen Gründung Thomas Mann aufgerufen hatte. 1925 kehrte Kroll nach Ostpreußen zurück und wurde Musikkritiker der Hartungschen Zeitung, ab 1930 ihr Feuilletonchef. Seit 1934 wirkte er in Berlin als Kritiker und Musikschriftsteller. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er bis 1953 die Musikabteilung des Nordwestdeutschen Rundfunks in Berlin. Der (vergessenen) Bedeutung Königsbergs als Musikstadt hat Kroll mit seinem Buch ein Denkmal gesetzt.

Werke

Ostpreußische Heimat – Orchesterwerk

Violinsonate in B-Dur

Sonatine in F-Dur

Ostpreußische Tänze

Der Adebar – Fantasie über ostpreußische Volksweisen für großes Orchester

Gesangswerke und Liedbearbeitungen

Lieder für Solostimmen und Chorlieder

Schriften

Musikstadt Koenigsberg

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1923.

Hans Pfitzner. Drei Masken Verlag, München 1924 .

Das Theater. Festschrift zum 25 jährigen Bestehen der Städtischen Bühnen zu Dortmund. Das Theater, Berlin 1930.

Carl Maria Weber. Athenaion, Potsdam 1934 .

Musikstadt Königsberg. Atlantis, Freiburg i. Br. 1966.

Ehrungen

Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, Verdienstkreuz am Bande (27. Januar 1956)

Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen (1960)