Sie bieten auf einen Brief von 1774 aus Proseken (heute OT der Gemeinde Gägelow im Landkreis Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern).


Der Pastor Wilhelm Otto Wendt (um 1729-1804) wendet sich an den Superintendenten und Konsistorialrat Ferdinand Ambrosius Fidler (1737-1780) in Doberan.


Ab 1774 war das Doberaner Münster der Sitz des Superintendenten; erster Superintendent war Ferdinand Ambrosius Fidler, der nach Veruntreuung von Kirchengeldern sich bereits 1778 durch Flucht der Bestrafung entzog.


Im vorliegenden Brief berührt das Postscriptum bereits das Thema der Kirchengelder: "P.S. die überschickten Gelder aus hiesiger Praepositur werden Ew. Hochwürden doch sämtlich empfangen haben."


Datiert Proseken, den 3. Dezember 1774.


Betrifft eine "Introduction" im benachbarten Gressow; wohl die Vorstellung Fidlers als neuer Superintendent in dieser Gemeinde?


Wendt bedauert, dass der Pastor Seidel nicht teilnimmt, an seiner Stelle sollte ein anderer "von denen sonst gewöhnlich zu Gressow mit aufwartenden Predigern" bestellt werden. "ich hab auch den Auftrag gethan, allein sie können nicht abkommen, von denen beyden grevismühlschen Herrn Amts Brüdern kan auch keiner kommen da der eine kranck ist [...]. Der Herr praep. Hintz in Heydendorf kan auch nicht mit gegenwärtig seyn, da er anderweitig wichtige Amts Geschäfte hat, ich werde aber mich bemühen, daß ich den H. Past. Riedel an dessen Stelle bekomme, wo er nicht unumgängliche Hindrnisse hat.

Da Ew. Hochwürden auf dem Weg nach Gressow hier nahe vorbey fahren, so will ich mir doch die Ehre dero Besuchs, wenn es auch nur auf eine Stunde wäre, ausbitten."


Signiert "Ew. Hochwürden gantz ergebenster Diener Wendt."


Anmerkung: Die auffälligen Absagen seiner Amtsbrüder sind sicherlich die Folge einer Renzension von Fidler im Jahr zuvor, die er "zu einem Ausfall gegen die mecklenburgische Geistlichkeit nutze." (Quelle: wikipedia.)


Der Verfasser Wilhelm Otto Wendt (* um 1729 in Schönfeld, Sachsen; gest. am 4. März 1804 in Proseken) war Pastor in Schnorrentin und ab 1767 Pastor und Praepositor in Proseken. Er war der Vater von Ludwig Thomas Wendt (getauft 22. März 1777 in Proseken, gest. 5. Juli 1820 in Gresse), von 1804 bis zu seinem Tod Pastor in Gresse.


Umfang: zwei Textseiten, eine Leerseite und eine Adressseite (20,2 x 16,2 cm).

Format (zusammengefaltet): 7 x 11 cm.


Papier mit Wasserzeichen "GOPPNER" oder "GÖPPNER".


Postalisch gelaufen (mit Anmerkung "Franco").


Zustand: Kräftiges Papier leicht fleckig und knittrig; das kleine Siegel öffnungsbedingt zweigeteilt. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Solar2207 Ordner H Team11


Über den Empfänger Fidler und die Dorfkirche Proseken (Quelle: wikipedia)

Ferdinand Ambrosius Fidler, auch Fiedler (* 18. Oktober 1737 in Wien; † 26. Juni 1780 in Altona) war ein österreichisch-deutscher zunächst römisch-katholischer, dann evangelisch-lutherischer Geistlicher und Hochschullehrer.

Leben: Ferdinand Ambrosius Fidler trat in das Augustinerkloster in Wien ein. Hier lehrte er Polemik und Kanonisches Recht.

1767 trat er aus dem Orden aus, ging zunächst nach Leipzig und dann nach Hamburg, wo er zur lutherischen Kirche konvertierte. In seinen Veröffentlichungen gegen die römisch-katholische Kirche polemisierte er besonders gegen den Augsburger Domprediger Alois Merz, der als Verfasser kontroverstheologischer Flugschriften in hohem Maße produktiv war.

1772 kam er als Hofprediger nach Ludwigslust. Er war, so die Einschätzung von Julius Wiggers, „einer der Vielen, welche durch Heuchelei sich in das Vertrauen Herzog Friedrichs einzuschleichen verstanden“.

1773 ernannte Herzog Friedrich ihn zum Konsistorialrat und Professor der Theologie an der Universität Bützow, zugleich mit dem Auftrag, philosophische Lehrveranstaltungen zu halten. 1773 erhielt er von der Universität Rinteln den Titel eines Dr. theol. Als er 1773 eine Rezension zu einem Ausfall gegen die mecklenburgische Geistlichkeit nutzte, antwortete ihm der Güstrower Superintendent Johann Christian Keßler mit einer Freundschaftlichen Belehrung. Es folgten eine ganze Reihe anonymer Schriften auf beiden Seiten der Fidler-Keßlerschen Streitigkeiten.

1774 wurde Fidler, auf seinen Wunsch hin und unter Beibehaltung seines Amtes im Konsistorium, Pastor und Superintendent am Doberaner Münster.

Nach Anklage wegen betrügerischem Bankrott, Unterschlagung von Kirchengeldern zu deren Deckung und Dokumentenfälschung gelang ihm 1778 durch Flucht über die Grenze, sich der Verurteilung zu entziehen. Als Offizier verkleidet floh er nach Altona, wo er im Alter von 42 Jahren starb.

Er war seit 1772 verheiratet mit Charlotte Maria Wilhelmine Krackow.

Schriften

Der Proselyt oder Versuche über die wichtigsten Glaubenslehren der römisch-katholischen Kirche, der Welt zur gründlichen Kenntnis dargelegt. 3 Bände, Leipzig 1768–71

Der unparteiische Lutheraner. Antipapistisches Journal. 7 Teile, Hamburg und Leipzig 1770–74

Von dem kürzesten und sichersten Wege zu Jesu. Hamburg und Leipzig 1772

De ecclesia repraesentante. Diss. Bützow 1773

dt. Übersetzung von M. G. J. Wichmann Geschichte und Beschreibung aller Ceremonien und anderer Merkwürdigkeiten der römischen Kirche. 2 Teile Leipzig 1785 und 1786 Nur der erste Band ist von F., der zweite wurde von einem „Liebhaber der Kirchengebräuche“ fortgesetzt.

(posthum) Vermächtniss an seine Freunde und Feinde. Leipzig 1782


Die Dorfkirche Proseken ist eine der zwei Kirchen der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Proseken-Hohenkirchen. Die Kirchengemeinde gehört zur Propstei Wismar im Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Der Ort Proseken gehört zur Gemeinde Gägelow im Landkreis Nordwestmecklenburg, die direkt westlich an die Hansestadt Wismar grenzt.

Geschichte: Das Dorf Proseken wurde bereits 1210 erstmals urkundlich erwähnt. In den Akten wurden auch die Namen Procek, Proceka oder Proceken verwendet. Eine Herleitung führt Schlie vom slawischen preseca (Hag) an, wenngleich auch die Benennung nach dem Ort Breesen, der sich an dieser Stelle befand, wahrscheinlich ist. Die Kirche wurde erstmals 1222 urkundlich erwähnt, und tatsächlich liegt die Bauzeit der Kirche im 13. Jahrhundert. Die Gründung erfolgte durch den Bischof von Ratzeburg, der 1237 das Kirchspiel unter das Archidiakonat des Klosters Rehna stellte. Nach der Reformation übernahm der Landesherr das Patronat, später die Familie Negendanck. Der äußere Bogenfries zeigt die stilistische Herkunft aus der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik. Der Chor und das Kirchenschiff entstanden gleichzeitig in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der Turm in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Bauherr des Turms war wahrscheinlich ein Negendanck. Weitere Um- und Anbauten wurden im 15. Jahrhundert vorgenommen: Strebepfeiler wurden zur Verbesserung der Statik errichtet, das Ostfenster wurde vergrößert und der Ostgiebel neu gestaltet. Die Sakristei als südlicher Anbau an den Chor wurde neu errichtet. 1580 wurde eine Kapelle an die Südseite des Kirchenschiffs angebaut, sie diente im unteren Teil als Grabgewölbe. Im oberen, inneren Teil befand sich das Gestühl der Stifterfamilie. Das untere Turmgeschoss wurde 1668 zum Langhaus hin geöffnet. Der nördliche Portalvorraum am Chor ist neogotisch, er wurde bei der Restaurierung im Jahr 1856 errichtet.

1991 bis 1992 wurden Renovierungsarbeiten an der Kirche durchgeführt.

Baubeschreibung: Die Kirche ist einschiffig und aus Backstein errichtet. An den eingezogenen länglich rechteckigen Chor schließt das zweijochige Kirchenschiff an. Das Kirchenschiff ist etwas breiter angelegt. Die Trennung von Langhaus und Chor bildet ein Triumphbogen. An Langhaus und Chor finden sich Ecklisenen. Die paarweise angeordneten Lanzettfenster haben eingelegte Rundstäbe und glasierte Backsteine zur Zierde.

Chor und Kirchenschiff sowie die am Schiff angebaute Kapelle und das untere Turmgeschoss haben Kreuzrippengewölbe. Der Turm ist nahezu quadratisch und weist eine beachtliche Höhe auf. Bemerkenswert ist die Ähnlichkeit der Giebelgestaltung am Turm mit den Wismarschen Kirchen. Der Helm ist achteckig mit vier Schildgiebeln und bildet dadurch eine „Bischofsmütze“. Die Giebel sind jeweils verschieden in ihrem mit Rauten, Rosetten und Spitzbögen aufwändig gestalteten Blendenschmuck.

Inneres

Altar: Die Tauffünte aus Kalkstein ist das älteste Ausstattungsstück, sie stammt aus der Bauzeit der Kirche. Die Kuppa ist mit Reliefs bärtiger Männerköpfe verziert. Der barocke Altaraufsatz ist zweigeschossig und wurde im Jahr 1733 von Barthold Dietrich von Negendanck gestiftet. In erster Ehe war dieser mit Catharina Elisabeth von Bülow verheiratet, was das vorhandene Wappen beider Familien erklärt. Der Sockel des Altars zeigt die Abendmahlsszene, im Hauptfeld befindet sich ein plastisches Kruzifix vor einem Gemälde, flankiert von Säulen und allegorischen Figuren. Im Oberteil wird ein Himmelfahrtsgemälde von einem Auge Gottes in einer Gloriole bekrönt.

Die Kanzel stammt von 1656, der Schalldeckel wurde 1662 hinzugefügt. Ihr durch Schnitzereien im Ohrenstil geprägter Stil ist der Spätrenaissance zuzurechnen. Die Kanzeltür ziert ein Negendanck-Reventlowsches Allianzwappen. Ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammen die drei Kronleuchter und reich verzierte Epitaphe. Die Orgel ist ein Werk des Wismarer Orgelbauers Friedrich Wilhelm Winzer aus dem Jahr 1868 mit 19 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Die farbigen Glasfenster mit der Darstellung der Evangelisten entstanden 1884. In der Kirche gibt es mehrere historisch bedeutende Grabplatten.