Sie bieten auf einen Brief des Fürstlichen Ministeriums in Gera, Abteilung für Kirchen- und Schulangelegenheiten.


Datiert Gera, den 19. Januar 1869.


Gerichtet an den stud. jur. Karl August Brendel aus Saalburg, derzeit in Leipzig.


Karl August Brendel (* 21. August 1848 in Saalburg) fiel am 3. Dezember 1870 im Deutsch-Französischen Krieg in Chelles vor Paris durch unvorsichtigen Schuss eines Kameraden, als er die Landstraße entlanging. Vorher hatte er an der Schlacht von Gravelotte teilgenommen hatte. Er kämpfte im Königlich-Sächsischen Schützenregiment Nr. 8, in das er erst 1870 eingetreten war, und wurde in Chelles begraben.


"Seine Durchlaucht der Fürst haben Ihnen für das laufende Jahr das eine Saalburger Stipendium im Betrage von 30 rth. -- zu verleihen geruht. Der Rechnungsführer der Stipendienkasse, Rendant Melhorn zu Saalburg, ist mit entsprechender Zahlungsanweisung versehen worden."


Signiert "Harbou", d.i. der Staatsminister (Regierungschef) Adolph von Harbou (1809-1877).


Mit Gegenzeichnung "Semmel", d.i. wohl der Verwaltungsbeamte und Politiker Moritz Semmel (1807-1874), Landrat im Kreis Gera.


Fürst ab 1867 war Heinrich XIV. (Reuß jüngere Linie) (1832-1913).


Über das Stipendium (Quelle: G. Brückner: Volks- und Landeskunde des Fürstenthums Reuß j.L., Gera 1870, S. 304, Rubrik "Universitätsstipendien): "Zwei saalburger Stipendien für saalburger und lobensteiner oder auch andere Landeskinder jährlich an zwei Studirende zu je 30 Thlr. Ursprünglich bestand nur ein Stipendium; die Stiftung des zweiten entstand durch höchstes Decret des Fürsten Heinrich LXVII. vom 13. Janaur 1866 und wird von den angewachsenen Zinsen der ssalburger Stipendienkasse gewährt."


Umfang: eine halbseitig beschriebene Textseite, zwei Leerseiten, eine Adressseite (33,8 x 20,3 cm).


Format (zusammengefaltet): 9,2 x 17 cm.


Zustand: Papier gebräunt und etwas fleckig; das Siegel fehlend, mit öffnungsbedingtem Ausriss. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Karlshorst 221204


Über Adolph von Harbou und Moritz Semmel (Quelle: wikipedia):

Andreas Paul Adolph von Harbou (* 3. Februar 1809 in Kopenhagen; † 24. Juni 1877 in Gera) war ein deutscher Politiker.

Familie: Harbou war ein Sohn des Kammerherren und Rendsburger Zollverwalters Friedrich Hans Walter Harbou (1765–1832) und dessen Ehefrau Anne Marie Callumore geborene Prætorius (1777–1844). Der dänische Generalmajor Johannes Harbou war sein Bruder. Am 20. Juni 1836 heiratete er Joachime Sophie Anna Mathilde Hensen (* 7. April 1815 in Schleswig; † 6. April 1887 in Gera). Aus der Ehe gingen 13 Kinder hervor.

Er lebte bis zum 16. Lebensjahr in Kopenhagen und zog dann mit der Familie nach Rendsburg, wo er das Abitur ablegte. Er studierte 1828 bis 1832 Rechtswissenschaften an den Universitäten Kiel, Berlin, Göttingen und Kiel. Danach wurde er Assessor am Obergericht Gottorf. Mit der Verwaltungsreform 1834 wurde im Herzogtum Schleswig die Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung eingeführt. Harbou entschied sich für die Verwaltungsseite und wechselte als Büroleiter in die Schleswig-Holsteinische Regierung auf Schloß Gottorf wo er 1846 zum Regierungsrat ernannt wurde. 1847 erhielt er den Dannebrogorden (Ritter).

Während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung wurde am 24. März 1848 die Provisorische Regierung gebildet. Diese ernannte Harbou und Paul Henning von Rumohr zu Bevollmächtigten der provisorischen Regierung für Schleswig. August 1848 bis 1851 war er als Abteilungsleiter im Kieler Innen- und später Außenministerium tätig. Er blieb auch unter der Gemeinsamen Regierung und der Statthalterschaft im Amt. 1848–1849 war er Oberpräsident von Flensburg und nahm dort die Funktion des Bürgermeisters wahr. Daneben gehörte er als Abgeordneter der Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung an. Er wurde für den Wahlkreis Schleswig 19 (Husum) gewählt.

Nach dem Ende des Aufstandes und der Wiederherstellung der dänischen Herrschaft gehörte Harbou zu denjenigen Politikern, denen im Patent für das Herzogthum Schleswig, betreff die Amnestie explizit die Amnestie verweigert (und der Dannebrogorden aberkannt) wurde. Er musste daher seine Heimat verlassen und war unter Herzog Bernhard II. von Sachsen-Meiningen vom 12. Mai 1854 bis September 1861 Staatsminister in der Regierung des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Von 1866 bis zu seinem Tod war er Staatsminister (Regierungschef) von Reuß jüngerer Linie. Eine 1892 angelegte Straße in der Geraer Altstadt (seit 1950 Teil der Florian-Geyer-Straße) war zu seinen Ehren als Harboustraße benannt.


Carl Moritz Semmel (* 27. März 1807 in Gera; † 20. März 1874 ebenda) war ein deutscher Verwaltungsbeamter und Politiker.

Leben: Semmel war der Sohn des Kaufmanns Karl Friedrich Marcus Semmel und dessen Ehefrau Emilie Caroline geborene Kraneschitz. Seine Schwester Natali wurde unter dem Pseudonym Emma Allestein als Kochbuchautorin bekannt. Er war evangelisch-lutherischer Konfession und heiratete am 14. Januar 1842 in Leipzig Agnes Eleonore Josephine Fleischer (* 12. Januar 1824 in Leipzig; † 8. Dezember 1843 in Gera), die Tochter des Buchhändlers und Stadtrates Friedrich Fleischer in Leipzig.

Semmel studierte Staats- und Rechtswissenschaften und schloss das Studium mit der Promotion zum Dr. jur. ab. Nach dem Studium war er ab dem 30. Mai 1832 zunächst Baccalaureus juris mit der Zulassung als Advokat an den Untergerichten des Fürstentums. Am 10. Oktober 1834 wurde er Aktuar beim Justizamt Gera, wo er zeitweise auch kommissarischer Vorstand war. 1837 bis 1841 arbeitete er als Stadtsyndikus in Gera. Danach war er bis 1842 Amtmann beim Justizamt Gera-Untermhaus. Zum 1. Juli 1863 wurde er zum Vorstand der Abteilung für freiwillige Gerichtsbarkeit beim Justizamt Gera bestellt. Vom 7. September 1864 bis zu seiner Pensionierung am 1871 war er Landrat im Landkreis Gera.

Neben diesen Tätigkeiten war er seit 1865 Mitglied im Kompetenzgerichtshof, 1870 Kreisdirektor des Land-Feuersocietät und Vorsitzender des Bezirksausschusses im Landesteil Gera.

Vom 10. November 1851 bis zum 16. Juli 1853 war er Abgeordneter im Landtag Reuß jüngerer Linie.

Auszeichnungen

Justizrat (1843)

Geheimer Justizrat (1863)

fürstliches Zivil-Ehrenkreuz I. Klasse (1858)

fürstliches goldenes Ehrenkreuz (1873)