Sie bieten auf ein Zeugnis für einen Solo-Bratschisten.


Datiert Chemnitz, April 1915.


Ausgestellt und signiert vom Kapellmeister Dr. phil. Curt Ottzenn (1881-1917), der im 1. Weltkrieg in Frankreich fiel. Er war der Verfasser des Werks "Telemann als Opernkomponist " (Berlin 1902).


Transkription: "Herr Fritz Grunert war verflossene Winterspielzeit vertretungsweise am hiesigen städtischen Orchester als erster Solobratschist mit Erfolg tätig. Er hat die Opern, die er unter mir spielte, mit Geschmack, Routine und Hingabe gut geleistet und war feiner Stimme und guter Führung. Dr. phil. Curt Ottzenn, I. Kapellmeister am Neuen Stadttheater Chemnitz."


Beim letzten Satz in die Lesung unsuicher.


Umfang: eine von vier Seiten beschrieben (17 x 12,8 cm); ohne Umschlag.


Über Curt Ottzenn: Eduard Hillmar Curt Ottzenn wurde am 11. April 1881 in Berlin als Sohn des Hauptmanns á la suite des Ostpreußischen Fuß-Artillerie-Regiments Nr. 1 August Wilhelm Eduard Richard Hillmar Ottzenn, Lehrer an der Vereinigten Artillerie- und Ingenieur-Schule, und der Anna Elise Martha, geb. Schweiger geboren. Er starb am 4. November 1917 in Avesnes im Kriegslazarett 7 als Kapellmeister beim Deutschen Theater Lille an Verbrennungen.

Seine Schwester Ida Luise Margarete Ottzenn (* 17. Mai 1882 in Berlin) heiratete am 9. Juli 1904 den Arzt Julius Augustus Hans Erdmann Becher (* 4. Dezember 1873 in Berlin), einen Sohn des Arztes Julius Becher (1842-1907), der bei wikipedia verzeichnet ist.


Über Fritz Grunert: Fritz Ewald Grunert, geboren am 27. März 1889 in Riesa als Sohn des Stadtmusikdirektors Albin Otto Grunert (1860-1938) und der Theresie Marie, geb. Ferstl (1863-1950) und gestorben 1980 in Berlin (West), war vorher (seit 1908) Violinist beim Kurorchester Bad Nauheim (unter dem Komponisten Hand Winderstein) und wurde anschließend stellvertretender Kapellmeister in Baden-Baden. Nach Ende des Krieges wurde er zusammen mit Ludwig Rüth am 14. September 1919 erster Kapellmeister des neu gegründeten Landes-Sinfonie-Orchester für Pfalz und Saarland in Landau.

Am 5. Mai 1913 heiratete er in Friedberg (Hessen) die jüdische Verkäuferin Elise Mayer, geb. am 20. September 1891 in Friedberg als Tochter des Pferdehändlers Jacob Mayer (1865-1905) und der Natalie, geb, Jakobsohn (1867-1938). 1932 wurde die Ehe durch das Landgericht Köln geschieden. Deren Tochter Lotta Karin Susanne Grunert (* 15. November 1917 in Baden-Baden) heiratete Walter Powrie Randall (* 25. Juni 1923 in Durban, Südafrika, gest. 23. September 1978 ebd.); sie selbst starb in Kapstadt.

Ein Sohn war Rolf Joachim Grunert (* 14. Januar 1922 in Ludwigsburg).

Fritz Grunerts Ehefrau Else Grunert wurde in Auschwitz ermordet (deportiert am 11. Juli 1942 aus Hamburg). Vor ihrem letzten Wohnhaus (Martin-Luther-Platz 3 in Hamburg) wurde ein Stolperstein verlegt.


Zustand: Zeugnis gefaltet; Papier gebräunt, das zweite (unbeschriebene) Blatt gelocht. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: KST 3/7 neu Autogramm Autograph Bratsche