Michail Botwinnik
Wettkampf um die Weltmeisterschaft
Botwinnik - Petrosjan
Schach-WM 1963 in Moskau
 Einband: gebunden
 Seiten:
151
 Verlag:
Techalbo
 Sprache:
Deutsch
 Erschienen: 2006

VORWORT

Wie schnell doch die Zeit vergeht! Vor vierzig Jahren war ich ein zwölf­jähriger Junge, der Zeuge des Wettkampfes um die Weltmeisterschaft zwi­schen Botwinnik und Petrosjan wurde.

Dabei war ich nicht einfach nur Zeuge, sondern als Schüler der berühm­ten Botwinnik-Schule zu einem Trainingslager bei Moskau eingeladen. Die Partien des Matchs live zu verfolgen, war für uns junge Schacheleven eine Auszeichnung und ein Vorschuss auf unsere Zukunft.

Da ich damals schon ein recht ordentlicher Schachspieler war, ein An­wärter auf den Meistertitel, habe ich daran nicht nur kindliche Eindrücke in Erinnerung behalten, - meistens sind das ja die markantesten! - sondern auch Erinnerungen an einen Menschen, der sein ganzes Leben dem Schach gewidmet hat.

Dieses Mal entwickelte sich das Match nicht so ungestüm, wie die beiden vorhergehenden zwischen Botwinnik und Tal. Anfangs entbrannte ein hart­näckiger Kampf. Obwohl Botwinnik die erste Partie gewann, so fand doch Petrosjan die Kraft, in Führung zu gehen. Botwinnik gelang es erst in der 14. Partie, wieder Gleichstand zu erzielen. Bis dahin gewannen beide zwei Parti­en, zehn endeten unentschieden. Ein großer Teil des Matchs stand aber noch bevor.

Botwinnik hatte bis dahin alle Kräfte aufgewandt, um die Bilanz auszu­gleichen, und man darf nicht vergessen, dass er 18 Jahre älter war als Petrosjan! In einigen Partien dieses Wettkampfabschnittes errang er be­sonders mit Weiß Positionsvorteil, doch Petrosjan mit dessen eigenwilliger und aalglatter Verteidigungstechnik zu besiegen, gelang ihm nicht. Die Kraftreserven waren erschöpft, eine Resultatsverbesserung gelang Bot­winnik nicht mehr. Sein Stil erlaubte es Petrosjan, mit viel weniger Kraft­aufwand eben dieses Resultat zu erzielen. Die entscheidende Partie des Matchs war die fünfzehnte, die Petrosjan im allerfeinsten Positionsstil ge­wann.

Als echter Sportsman versuchte Botwinnik, die Lage zu seinem Gunsten zu wenden, doch er verlor noch zwei weitere Partien und der Ausgang des Wettkampfes war im Wesentlichen besiegelt. Die letzten Partien waren nur noch eine Formalität. Botwinnik war real genug, um zu verstehen, dass er das Match nicht mehr kippen konnte. Davon zeugen die Kurzremisen in den drei abschließenden Begegnungen.

Später sagte Botwinnik einmal, dass man ein solches Weltmeisterschafts­match mit voller Kraft nur über 16 bis 18 Partien durchstehen kann. Auf die Frage, warum denn dann das Reglement 24 Partien vorsehe, antwortete er: "Tradition". In seinen letzten Jahren verstand der Patriarch diesen Begriff so: "Tribut zollen muss man denen, die vor uns lebten."

Ein solches Buch - mit allen kommentierten Partien des Matchs - gab es bisher noch nicht. Es freut mich, dass diese Lücke in unserer Schachlitera­tur jetzt geschlossen wurde.

Präsident der "Michail-Botwinnik-Gesellschaft"

Anatolij Karpow

Moskau, 2003


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