Sie bieten auf vier Briefe von 1877-79 aus Berlin.


Geschrieben von Angelika Althaus, geb. Schüler (1808-1880), Ehefrau des Professors der Philosophie an der Universität Berlin Karl Heinrich Althaus (1806-1886).


Interessante Altersbriefe (u.a. über Alter und Tod), geschrieben im Alter von 69 bis 71 Jahren.


Gerichtet an eine gute Freundin und Patentante ihrer Tochter Adelheid Althaus (1846-1923), Julie Köpke, geb. Hanstein (* 22. September 1806 in Berlin; gest. 12. Januar 1885 in Berlin), eine Tochter des Berliner Theologen und Oberkonsistorialrats Gottfried August Ludwig Hanstein (1761-1821), Schwester des Berliner Schachspielers Wilhelm Hanstein (1811-1850) und Witwe des Geheimen Justizrats, Divisions-Auditeurs der 5. Division und Musikers Gustav Köpke (geb. 3. Juli 1805; gest. 10. Dezember 1859 in Glogau), einem Sohn von Gustav Köpke (1773-1837), Pädagoge, Philologe und Theologe, Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin und 1830-1832 einer der Lehrer Otto von Bismarcks.


Eine Tochter war das spätere Stiftsfräulein Maria Salome Katharina "Käthe" Köpke, geb. 1847 in Frankfurt (Oder), gest. am 3. Januar 1918 in Berlin-Wilmersdorf.


Julie Köpke lebte zuerst mit ihrer Tochter Käthe während der Sommermonate in Schwarzbach. -- Gemeint ist Bad Schwarzbach (heute: Czerniawa-Zdrój), ein Ortsteil von Bad Flinsberg (heute: Świeradów-Zdrój) in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.


Umfang: ins. 12 beschriebene Seiten (22,2 x 13,8 cm).


Auszüge:

1.) Brief vom 11. August 1877: "Liebe Freundinn, Wie rasch die Zeit dahin eilt, sehe ich darin, daß wir schon seit dem 1. August schreiben, ohne daß in dem gleichmäßigen Lauf unserer Tage eine Veränderung, eine Unterbrechung, eingetreten ist. Wenn schon der gewöhnliche Lauf des Tages uns plötzlich das Gefühl einer langen Vergangenheit empfinden läßt, wie muß uns zu Muthe sein, wenn wir am Ziele des Laufes sind? Sind wir dankbar auch für die Tage der Schmerzen, welche uns das Scheiden von dieser Welt des Scheins erleichtern? [...] Es geht Dir gut, Du lebst in anmuthiger Natur, in Verkehr mit vielen Menschen, die Dir Liebe und Freundlichkeit entgegen bringen, in der treuen Obhut Deiner Tochter, die Dich durch ihren Frohmuth erfrischt und erheitert. [...] Von Adelheid Köpke kann ich Dir sagen, daß es ihr gut, recht gut geht. Wir besuchten sie kürzlich und fanden Sie auf ihrem Balkon, den sie reizend mit Blumen geschmückt hat; sie fragte theilnehmend nach Euch. [...] Deine Angelika Althaus."


Anm.: Adelheid Köpke wurde geboren am 8. September 1820 in Berlin als Tochter des Gymnasiallehrers am Joachimsthalschen Gymnasiums Dr. phil. Friedrich Karl Köpke (1785-1865), einem Bruder von Julie Köpkes Schwiegervater, und der Dorothee, geb. Collon (1795-1875), und starb unverheiratet am 26. April 1887 in Berlin.


2.) Brief Berlin, den 13. August 1878: "Dein so bewegtes Leben, im Kreise befreundeter und auch unbekannter Menschen, kann Dir aber kaum rascher verflossen sein als unser Stillleben; sechs Wochen bist Du fort und hast vielleicht für ein Jahr gelebt und wir wissen nur, daß es Tag und Nacht gewesen ist und dabei ein wenig Leid und Kummer und Sorge. Es geht mir schlecht, liebe Freundinn, und die Hoffnung, daß es mir besser werden könnte, habe ich auch nicht, da mir der Arzt gesagt, meine Leber mir kleiner zu machen, wäre unmöglich, ich könnte nur suchen das Uebel zu dämpfen. Nun gut, klagen zu wollen, wenn am Ende des Lebens sich unbequeme Zustände einstellen, wäre lächerlich oder unweise [...]. Die Mertz muß einen schönen Tag gehabt haben, ich habe kaum jemals ein schöneres, freudigeres Schlafen gesehen, alle Sorge, aller Schmerz, alles Erregtsein war verschwunden [...]."


Anm.: Gemeint ist Henriette Mertz, geb. Gleisberger (geb. ca. 1801 in Potsdam als Tochter des Kgl. Hofsattlers Johann Conrad Gleisberger, gest. 20. Juli 1878 in Berlin), Witwe des Theologen Gottfried Anton Ludwig Mertz, geb. am 7. Mai 1800 in Neuruppin als Sohn des Theologen Johann Ludwig Wilhelm Mertz (1777-1834).


"Daß es dem Kaiser gut, sehr gut zu gehen scheint, werden Euch ja wohl auch dort die Zeitungen verkünden. Die Nähe seiner Tochter muß ihn sehr beglücken. Ich hoffe Dich und Deine Käthe recht erfrischt wiederzusehen und bin mit ganzem Herzen Deine Freundinn Angelika Althaus."


3.) Brief Berlin, 4. März 1879: "[...] eine unsagbare Schwäche hat sich meines ganzen Wesens bemächtigt, woher der Arzt auch die Schwerhörigkeit ableitet, der ich seit ungefähr 12 Tagen verfallen bin. Gespräche kann ich nicht führen, da mich die dazu nöthige Aufmerksamkeit zu sehr anstrengt u. mir den Kopf vollends wüst macht. Wie gut, daß ich gelernt habe, still mit mir selber zu leben."


4.) Brief Berlin, 22. Juli 1879: "Wäre ich in meinem Leben gewöhnt worden, mich des Wechsels von Stadt und Land vielfach zu erfreuen, würde mich vielleicht die Sehnsucht hinaus stärker packen als es jetzt der Fall ist und ich mich schon glücklich fühle, wenn Alles recht still und ruhig dahin sich entwickelt. Still ist es jetzt mehr als sonst, da Ernst seit 14 Tagen in Elster das Bad und den Brunnen, bisher ohne scheinbaren Erfolgt, gebraucht. [...] Auguste Wilmsen war gestern hier, um mir ihre Abreise nach Schwarzbach anzuzeigen; sie schien sehr glücklich, daß Ihr sie veranlaßt habt, zu Euch zu kommen. Sie sieht ungemein hübsch aus; man könnte bei ihr von dem Reiz des Alters sprechen. [...] Seid gegrüßt von uns, ihr lieben Menschen u. gedenkt mit Liebe Eurer Freundinn Angelika."


Über die Verfasserin: Angelika Luise Schüler wurde am 14. Juni 1808 in Berlin als einzige Tochter des Kaufmanns Johann Benjamin Schüler und der Carolina Sophia, geb. Tornow (älteste Tochter des Spandauer Kaufmanns Carl Friedrich Tornow) geboren und starb am 25. August 1880 im Alter von 72 Jahren in Berlin. Ihre Eltern hatten am 3. Dezember 1794 in Berlin geheiratet.

Am 23. September 1830 heiratete sie in Berlin den Professor der Philosophie in Halle Johann Georg Mußmann (1795-1833). Diese Ehe blieb kinderlos.

In zweiter Ehe heiratete sie am 8. April 1843 in Berlin den Privatdozenten und späteren Professor der Philosophie Karl Heinrich Althaus (1806-1886). Aus dieser Ehe entsprangen fünf Kinder:

-Karl Hermann Althaus (* 9. Februar 1844 in Berlin, gest. 25. März 1898 in Berka), Dr. der Philosophie und Gymnasiallehrer, der am 1. März 1875 in Berlin Marie Louise Charlotte Anna Schrader von Beauvryé geheiratet hatte, geb. 29. Dezember 1852 in Schöneberg bei Berlin als Tochter des Kgl. Rechnungsrats und Premierleutnants a.D. Albin Schrader von Beauvryé. Kinder waren Elisabeth Althaus (* 17. Dezember 1875), die Alfred Scheel heiratete, und Marta Althaus (* 9. März 1883)

-Heinrich Georg Althaus (* 25. Februar 1845 in Berlin, gest. am 31. Oktober 1894 in Berlin), Kgl. Landrichter und Landgerichtsrat in Berlin, der am 2. April 1884 in Berlin Marie Adelgunde Auguste von Dechend geheiratet hatte, geb. am 22. November 1855 in Berlin als Tochter des Reichsbank-Präsidenten Hermann von Dechend (1814-1890) und der Adelgunde, geb. Wilke, gest. am 30. März 1917 in Teupitz

-Adelheid Althaus (* 17. Oktober 1846 in Berlin, gest. 20. August 1923 in Wittstock / Dosse)

-Ernst Ludwig Althaus (* 9. Mai 1848 in Berlin, gest. 5. April 1933 in Braunschweig), Dr. der Philosophie (Diss. Berlin 1874 "Quaestionum de Iulii Pollucis fontibus specimen") und Lehrer am Askanischen Gymnasium in Berlin. Am 15. April 1884 heiratete er in Berlin die Lehrerin Anna Elisabeth Schmiel (* 19. April 1857 oder 1858 in Berlin), Tochter des ordentlichen Lehrers am Lehrerinnen-Seminar der Augusta-Schule Wilhelm Ottomar Schmiel und der Julie Luise Anna, geb. Stieff. Ein Sohn von ihnen war Ernst Althaus (* 19. Februar 1889 in Berlin; † 21. April 1977 in Herford), deutscher Jurist und Oberbürgermeister der Städte Minden und Herford.

-Conrad Althaus


Über ihren Ehemann:

Karl Heinrich Althaus wurde am 1. Januar 1806 in Hannover als Sohn von Karl Philipp Christian Althaus (* 6. April 1775 in Gehmen, gest. 28. März 1869 in Hannover), von 1805 bis 1869 ev.-reformierter Pastor in Hannover, und der Friederike, geb. Hinke geboren.

Er promovierte 1837 in Halle (Dissertation: "Prolegomena de summo in literarum studio fine et de disciplinarum nexu. Particula I"; also über die Einführung zum Ende des Literaturstudiums und zur Verbindung der Disziplinen) und legte seine Habilitation 1838 in Berlin ab. Seit 1837 war er Privatdozent an der Universität Berlin, 1859 wurde er dort Professor.

Ab 1837 war Althaus in Berlin auch Mitglied des sog. Doktorclubs ("Doctorklubb") der Linkshegelianer, die die Kritik der Religion und des preußischen Staats vereinte. Dort verkehrte auch der junge Karl Marx (1818-1883), Karl Friedrich Köppen (1808-1863), Bruno Bauer (1809-1882) und Adolf Friedrich Rutenberg (1808-1869).

Karl Heinrich Althaus starb am 22. Oktober 1886 im Alter von 80 Jahren in Berlin.


Zustand: Briefe gefaltet, Papier etwas fleckig und knittrig, teils mit leichten Randschäden. Beim ersten Briefe wurde das zweite Blatt beschnitten (ohne Textverlust). Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Althaus 2023-3 Ordner 1


Über die Väter des Ehepaars Köpke und Julies Bruder Wilhelm Hanstein (Quelle: wikpedia):

Georg Gustav Samuel Köpke (* 4. Oktober 1773 in Medow; † 28. Juni 1837 in Berlin) war ein deutscher Pädagoge, Philologe und Theologe, Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin und 1830–1832 einer der Lehrer Otto von Bismarcks.

Leben: Gustav Köpke war der Sohn des evangelischen Pfarrers Samuel Anastasius Christoph Köpcke in Medow bei Anklam, und der Johanne Salome, geb. Hasselbach. Er besuchte die Lateinschule in Anklam und ab 1788 das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin. 1791 ging er an die Universität Halle um Theologie zu studieren. Seine finanziellen Mittel reichten jedoch nur für zwei Studienjahre und den Besuch eines philologischen Collegs bei Friedrich August Wolf. Obwohl sich sein Interesse von der Theologie zur Philologie verlagert hatte, machte er, um seinen Vater zufrieden zu stellen, vor der Glaubenskommission in Stettin das Examen pro licentia concionandi.

Vermittelt durch Johann Heinrich Ludwig Meierotto wurde er durch Friedrich Gedike in das pädagogische Seminar für gelehrte Schulen aufgenommen. Ab 1793 lehrte er an der Köllnischen Schule, die zu dieser Zeit dem Gymnasium zum Grauen Kloster angeschlossen war. 1797 wurde er auf Vorschlag Gedikes zum neunten ordentlichen Lehrer am Grauen Kloster gewählt und von der geistlichen „Immediat-Examinations-Commission“ nach einer Prüfung als „Collaborator“ bestätigt.

An der Universität Halle wurde er am 9. Mai 1798 zum Doktor der Philosophie promoviert. Am 6. September 1800 wurde er zum ordentlichen Professor und Prorektor der Berlin- und Köllnischen Schulen ernannt. Damit verbesserten sich in den folgenden Jahren seine Einkommensverhältnisse, so dass er es nicht mehr nötig hatte, Privatunterricht zu erteilen und Zeitungsartikel zu verfassen. Von 1810 bis 1828 lehrte er an der neugegründeten Allgemeinen Kriegsschule deutsche Sprache, ab 1816 auch Geschichte alter und neuer Literatur. Während der Befreiungskriege führte er als Hauptmann eine Komponie des Landsturms.

In den Jahren 1816/1817 gehörte er der wissenschaftlichen Kommission beim Konsistorium in Berlin für Pädagogik an. Am 1. Juni 1821 wurde er zum Mitdirektor „cum spe succendi“ des Gymnasiums zum Grauen Kloster berufen. Er wurde 1824 Mitglied und war 1826 bis 1831 Direktor der königlichen wissenschaftlichen Prüfungskommission für Geschichte und Geographie. Die Universität Heidelberg promovierte ihn am 8. Dezember 1827 zum Doktor der Theologie, was die Voraussetzung für das alleinige Direktorat am Gymnasium zum Grauen Kloster war, das er am 6. Oktober 1828 übernahm.

1831 wurde er mit dem Roten Adlerorden 3. Klasse ausgezeichnet, zu dem ihm 1835 die Schleife verliehen wurde. Er starb 1837 nach kurzer Krankheit, sein Grab befand sich auf dem St.-Marien- und St.-Nikolai-Friedhof I im Ortsteil Prenzlauer Berg.

Familie: Gustav Köpke heiratete am 5. August 1802 Henriette Rohleder († 9. Januar 1835), Tochter eines Superintendenten. Von ihren fünf Kindern überlebten zwei Söhne und zwei Töchter die Eltern. Der eine Sohn, Gustav Anton Heinrich Köpke (1805–1859), war Geheimer Justizrat, Oberauditeur und Musiker; der andere, Ernst Siegfried (1813–1883) wirkte als Pädagoge. Seine Tochter Emilie Antigone (* 26. Mai 1803; † 10. Januar 1871) war mit Leopold von Caprivi (1797–1865) verheiratet.

Werke

Ueber das Kriegswesen der Griechen im heroischen Zeitalter. Nebst einem Anhange, welcher die vornehmsten taktischen Erfindungen der nachhomerischen Zeiten enthält, Berlin 1807.

Ueber die Frage: Soll der Griechische Sprachunterricht dem Lateinischen auf unsern gelehrten Schulen vorangehn; oder umgekehrt? In: Archiv deutscher Nationalbildung 1, H. 4, 1812, S. 485–508 (Digitalisat).

De Statu Et Condicione Christianorum Sub Imperatoribus Romanis Alterius Post Christum Seculi. Dissertatio Inauguralis, Berlin 1828, 50 S. (= Theol. Dissertation, Heidelberg 1828; auch abgedruckt: Programm des Berlinischen Gymnasiums zum grauen Kloster, Berlin 1828).


Gottfried August Ludwig Hanstein (* 7. September 1761 in Magdeburg; † 25. Februar 1821 in Berlin) war ein evangelischer Theologe und Oberkonsistorialrat.

Leben: Der Sohn eines Kriminalrates war Schüler der Magdeburger Domschule unter Gottfried Benedict Funk. Nach dem Studium der Theologie, Philosophie, Mathematik und Physik an der Universität Halle kehrte August Hanstein im Jahr 1782 in seine Heimatstadt zurück und wirkte als Lehrer an der Domschule.

Fünf Jahre später wurde er Pfarrer in Tangermünde. Hier festigte er seinen guten Ruf als Erzieher und Kanzelredner. Hansteins Interessenschwerpunkt lag auf der praktischen Homiletik (Predigtlehre). Er wurde bekannt als Ausbilder des Predigernachwuchses und galt neben Friedrich Schleiermacher als herausragender Homiletiker seiner Zeit.

Sein wichtigster Förderer wurde der einflussreiche Theologe und Oberkonsistorialrat Wilhelm Abraham Teller. Diesem war es zu verdanken, dass Hanstein 1803 vom Domkapitel in Brandenburg zum Oberdomprediger berufen wurde. Dort lehrte er auch an der Ritterakademie. Seine Karriere machte einen großen Sprung, als er im November 1804 von König Friedrich Wilhelm III. zum künftigen Nachfolger Tellers nach Berlin berufen wurde. Nach dessen unerwartet plötzlichem Tod im Dezember 1804 wurde Hanstein Tellers Nachfolger in dessen verschiedenen Ämtern. Er wurde Propst der Petrikirche, Superintendent der Diözese Berlin und Mitglied des Lutherischen Oberkonsistoriums zu Berlin.

Seine Wirkenszeit an der Petrikirche wurde überschattet durch den schweren Brand, der am 20. September 1809 das Kirchengebäude völlig zerstörte. In diesem Jahr wurde Hanstein nach Auflösung des Oberkonsistoriums in die „Sektion für Kultur und Unterricht“ des preußischen Innenministeriums berufen. Hanstein nahm als Vortragender Rat an der Vorbereitung der Maßnahmen Anteil, die mit der 1817 vollzogenen lutherisch-reformierten Kirchenunion in Preußen (Evangelische Kirche in den Königlich Preußischen Landen) verbunden waren. Als Theologe ganz der Aufklärung verpflichtet, verkörperte Hanstein einen von der Empfindsamkeit beeinflussten supranaturalistischen Rationalismus.

Beim preußischen Königspaar stand Hanstein in hohem Ansehen. Unter dem Protektorat von Königin Luise war Hanstein Mitgründer des Luisenstifts, einer Anstalt zur Erziehung sittlich gefährdeter Knaben.

Die Tätigkeit Hansteins fiel in die Zeit der tiefen Krise des preußischen Staates nach der militärischen Niederlage gegen Kaiser Napoleon im Jahr 1806. Der prominente Prediger war zwischen 1808 und 1814 als patriotischer Kanzelredner beliebt. Auch nach Ende der Befreiungskriege fanden seine als vorbildlich geltenden Predigten publizistische Verbreitung.

An seinem Grab hielt Schleiermacher die Trauerrede. August Hanstein hinterließ eine Familie. Sein Sohn Wilhelm, ein Jurist, wurde als Schachspieler bekannt. Ein weiterer Sohn August Hanstein verstarb bereits 1827. Ihm widmete Fanny Hensel eine Fuge und das Lied Sehnsucht. An einen sterbenden Freund.[1] Der Komponist Felix Draeseke war ein Enkel Hansteins.

Werke (Auswahl)

Erinnerungen an Jesus Christus, 1808 (mehrfache Auflagen bis 1820)

Die ernste Zeit. Predigten in den Jahren 1813 und 1814 gehalten, 1815

Das Leben im Glauben. Predigten (2 Bände), 1831.


Wilhelm Hanstein (* 3. August 1811 in Berlin; † 14. Oktober 1850 in Magdeburg) war ein deutscher Schachspieler und gehörte zu den Meistern der einflussreichen Berliner Schachschule. Er zählte zu den stärksten Schachspielern seiner Zeit.

Leben: Hanstein wurde 1811 in Berlin als Sohn des evangelischen Theologen und Oberkonsistorialrats Gottfried August Ludwig Hanstein geboren.

Sein schachlicher Lehrer war Ludwig Bledow. Unter den erwähnten Berliner Meistern waren u. a. sein häufiger Partiegegner Tassilo von Heydebrand und der Lasa sowie Hansteins Vetter Carl Mayet. Hanstein galt als Eröffnungskenner und arbeitete zeitweise an dem auf Paul Rudolph von Bilguer zurückgehenden Handbuch des Schachspiels mit (der Hauptverfasser war von Heydebrand und der Lasa). Nach dem Tode Bledows im Jahr 1846 übernahm er schließlich die Redaktion der Berliner Schachzeitung.

Von ihm sind zwei Wettkämpfe bekannt. Er gewann 1842 gegen Carl Ferdinand Jänisch 4 : 1 bei nur einem Remis und 1847 gegen Carl Mayet 12 : 5 bei ebenfalls einem Remis.

Im Jahr 1848 wurde Hanstein, der Jurist war, als Regierungsrat nach Magdeburg berufen. Dort verstarb er zwei Jahre später im Alter von 39 Jahren an einer Krankheit.

Nach Hanstein ist eine Variante des Königsspringergambits benannt. Das Hanstein-Gambit entsteht nach den Zügen 1. е2-е4 е7-е5 2. f2–f4 e5xf4 3. Sg1–f3 g7–g5 4. Lf1–c4 Lf8–g7, wenn Weiß, anstelle h2–h4 zu ziehen, seine Entwicklung fortsetzt und danach die feindlichen Bauern mit g2–g3 angreift.