Sie bieten auf einen eigenhändigen, signierten Brief des Historikers und Literatur-Nobelpreisträgers Theodor Mommsen (1817-1903).


Datiert Berlin, Schöneberger Straße 10, den 6. April 1870.


Betrifft Gerüchte über den Suizid seines Kollegen, des Historikers und Philologen Philipp Jaffé (1819-1870), der sich drei Tage vorher in Wittenberge erschossen hatte.


Gerichtet an einen Kollegen, d.i. der Professor der Philosophie an der Universität Berlin Karl Heinrich Althaus (1806-1886).


Transkription: "Geehrter Herr College, Herr Gustav Schade theilt mir so eben mit, Sie hätten in Betreff des verstorbenen Prof. Jaffé geäußert, daß derselbe sich das Leben genommen habe, um einen gegen ihn obschwebenden oder vorbereiteten Criminaluntersuchung sich zu entziehen. Ich mag nicht wiederholen, welche ebenso einfältigen wie verächtlichen Lügen von subalternen Individuen hiervon geknüpft worden sind.

Der verstorbene Professor Jaffé stand bei allen seinen Bekannten in unangefochtener Achtung, und er war mein lieber Freund. In Folge dessen ersuche ich Sie mir den Urheber jener nichtswürdigen Verleumdungen namhaft zu machen, damit demselben die gebührende Züchtigung zukomme.

Abschrift dieses Briefes sende ich an Herrn G. Schade, dem ich ebenfalls Abschrift Ihrer Antwort zugeben{?} werde. Hochachtungsvoll ergebenst Mommsen."


Mit Gustav Schade ist der Inhaber der Berliner Universitäts-Buchdruckerei gemeint.


Umfang: 2 ½ von 4 Seiten beschrieben (22 x 14,3 cm); ohne Umschlag.


Parallel biete ich zwei Briefe von Karl Heinrich Althaus an, in denen er diesen Fall (und auch den Brief von Mommsen) erwähnt.

Zur Information füge ich hier die Abschrift eines Auszugs daraus an (verfasst am 1. Juli 1870): "Schon am Morgen nach der That des Prof. Jaffé erfuhr ich sie auf der Quästur; sie erfaßte mich mit aller Gewalt, sie erschien mir ungeheuer, unbegreiflich, aus der Stellung des Mannes, seiner anerkannten Wissenschaftlichkeit, aus seiner tapferen, fast kriegerischen Natur, aus seinem gesellschaftlichen Rückhalt, von welchem ich oberflächlich wußte, ja aus seiner Nationalität ganz ererklärlich. Bei dieser tiefen Erregung mußte ich mich eines Umstandes erinnern, der wohl nur mir bekannt war: Vor mehreren Wochen waren auf einem Auditoriumzettel des Pr. Jaffé, auf welchem er sein Unwohlsein angezeigt hatte, mit Bleistift ein Paar Worte geschrieben worden, die (an diesem Ort und gegen diese Person!) auf Ausschweifung und Unzucht hindeuteten. Am Portal traf ich 2 Männer, die mir seit länger als einem Menschenalter bekannt sind, mit denen in sol langer Zeit und unter so vielfachen Zuständen manches Wörtchen getauscht, Vieles erlebt und durchgemacht wurde; nach dem Vorbild der besten Erdenmenschen lasse ich mich gern und freundlich auch mit denen ein, die wirklich unter mir stehn. Es waren der Portier Wagner und der Pedell Bindoff. Nach sofortigen, erregten Fragen, nach lebhaftem Austausch von Vermuthen und Staunen über eine That, die keinesfalls doch eine sittliche heißen darf, sagte ich: man möchte fast glauben, oder – man möchte fast vermuthen, oder man könnte etc., oder der Gedanke könne Einem unwillkürlich (ich weiß nur den Sinn der Worte), daß Prof. Jaffé sich einer Criminalsache habe entziehn wollen und ich fügte das Obige hinzu. Dann kam des Querwegs der mir fast noch länger, obwohl weniger, von seinem Vater her Bekannte Hr. Schade, der, wenn auch aufgeregten und gern hoch hinausgehenden Wesens mir immer höflich und wohl mit der Bitte gekommen war, ihm Drucke von Dissertationen zuzuweisen, wozu ich nur selten gelangt bin. Er traf uns noch mitten im Gespräch, welches er auch ohne mich von den Anderen erfahren haben würde und welches damit schloß, daß das Ereigniß mich auf das Außerordentlichste beschäftige. Tausendfältiges der Art wird täglich im vertraulichen Verkehr gesagt oder hingeworfen. Der Schade, wie ich mich jetzt erinnere, sprach kein Wort.

Zu meinem höchsten Erstaunen erfuhr ich aus einem heftigen, aber auch sofort von mir milde beurtheilten Schreiben des Prof. Mommsen, daß Hr. Schade (eine dunkle Vorstellung begleitet mich, daß er etwas schwer hört) aufs Eiligste zu demselben gekommen sei, um ihm zu melden, nach mir habe Prof. Jaffé einer Criminaluntersuchung ausweichen wollen. In einem augenblicklichen Gespräch mit Prof. Mommsen stellte ich ihm die schlechtsinnige Unmöglichkeit, den Unsinn, aber auch die tiefe Unsittlichkeit solcher angeblichen Äußerung vor und demgemäß verhielt sich auch Prof. Mommsen mir gegenüber, indem das Gegentheil nunmehr auch kaum denkbar gewesen wäre. Als ich dann stehenden Fußes auch Hrn. Schade in fast freundlichem Ernst über sein Angeben zur Rede stellte, mußte ich freilich von ihm hören, das könne er vor Gott und seinem Gewissen beschwören, – eine Kundgebung, die man allerdings in Gerichtssälen von einer Classe oft genug hören kann. Ich ließ ihn, ohne weiteren Streit, der meiner nicht würdig schien, erfüllt von mancherlei und sehr gemischten Empfindungen."

Anm.: Die Formulierung "Ausschweifung und Unzucht" deutet darauf hin, das Gerücht eines Kriminalprozesses beziehe sich auf einen Verstoß gegen den § 143 des Strafgesetzbuches für die Preußischen Staaten, der 1872 fast unverändert in den § 175 überging. Dieses Gerücht könnte u.a. dadurch entstanden sein, dass Jaffé Junggeselle blieb.


Sie biete hier auf den Brief von Theodor Mommsen; die Briefe von Karl Heirnich Althaus biete ich parallel an!


Zustand: Brief gefaltet; Papier leicht gebräunt und etwas knittrig. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Althaus 2023-3 Ordner 1 Autogramm Autograph


Über Theodor Mommsen und Philipp Jaffé (Quelle: wikipedia) sowie den Empfänger (Quelle: eigene Recherchen):

Christian Matthias Theodor Mommsen (* 30. November 1817 in Garding, Herzogtum Schleswig; † 1. November 1903 in Charlottenburg) war ein deutscher Historiker und gilt als einer der bedeutendsten Altertumswissenschaftler des 19. Jahrhunderts. Seine Werke und Editionen zur römischen Geschichte sind für die heutige Forschung noch immer von grundlegender Bedeutung. Unter anderem wegen seines Werks Römische Geschichte wurde er 1902 mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt.

Leben: Theodor Mommsen stammte aus einer Pfarrerfamilie; sein Vater Jens Mommsen war seit 1821 Pfarrer in Oldesloe im Herzogtum Holstein, wo der älteste Sohn Theodor zusammen mit fünf Geschwistern aufwuchs. Den strengen christlichen Glaubensvorstellungen des Vaters entzogen sich die Kinder nach und nach, jedoch blieb Mommsen bis ans Lebensende ein überzeugter liberaler Protestant, mit einer deutlichen Abneigung gegen den Katholizismus. Obwohl die Familie in eher ärmlichen Verhältnissen lebte, weckte Jens Mommsen bei seinen Kindern früh das Interesse an den antiken Klassikern. Nach anfänglichem Privatunterricht besuchte Theodor Mommsen ab Oktober 1835 das Christianeum in Altona und begann im Mai 1838 ein Jurastudium an der Universität Kiel. Hier trat er der Burschenschaft Albertina (heute Teutonia) bei und lernte 1839 den später als Dichter berühmt gewordenen Jurastudenten Theodor Storm kennen; mit diesem teilte er sich zeitweise eine Wohnung und veröffentlichte zusammen mit ihm und seinem jüngeren Bruder Tycho Mommsen 1843 das Liederbuch dreier Freunde, eine Gedichtsammlung, die von der Literaturkritik freundlich aufgenommen wurde. Im selben Jahr wurde Mommsen in Kiel bei Georg Christian Burchardi mit der Arbeit Ad legem de scribis et viatoribus et De auctoritate promoviert. Wiewohl eigentlich Jurist, widmete er sich fortan ausgehend von seinen Studien zum Römischen Recht fast ausschließlich der Alten Geschichte, die erst um diese Zeit als eigene Disziplin entstand.

Mommsen strebte eine wissenschaftliche Laufbahn an, musste zunächst aber seinen Lebensunterhalt als Aushilfslehrer an zwei Mädchenpensionaten bestreiten, die Tanten von ihm in Altona leiteten. 1844 erhielt er ein dänisches Reisestipendium (das Herzogtum Schleswig gehörte damals zum Dänischen Gesamtstaat und stand in Personalunion mit Dänemark und Holstein) und besuchte zunächst Frankreich, dann vor allem Italien, wo er seine Beschäftigung mit römischen Inschriften begann. Er trat in Kontakt mit dem Instituto di corrispondenza archeologica und plante eine Sammlung aller bekannten lateinischen Inschriften, die im Gegensatz zu früheren Corpora auf dem Autopsieprinzip beruhen sollte. Als ersten Schritt sammelte Mommsen die Inschriften des damaligen Königreichs Neapel.

1847 kehrte Mommsen nach Deutschland zurück, musste vorerst aber wieder als Lehrer arbeiten. Während der Märzrevolution von 1848 wurde er Journalist in Rendsburg und vertrat energisch seine liberalen Überzeugungen. Im Herbst dieses Jahres erhielt er einen Ruf als außerordentlicher Professor für Rechtswissenschaft nach Leipzig und konnte so endlich die wissenschaftliche Laufbahn einschlagen. Er begann eine umfangreiche Publikationstätigkeit, blieb aber auch politisch aktiv, zusammen mit seinen Freunden und Professorenkollegen Moriz Haupt und Otto Jahn. Wegen ihrer Beteiligung am sächsischen Maiaufstand 1849 wurden die drei angeklagt und 1851 aus dem Hochschuldienst entlassen.

Nach dem politisch bedingten Verlust der Professur in Leipzig folgte er einem Ruf an den neugeschaffenen Lehrstuhl für Römisches Recht an die Universität Zürich. Hier lehrte er vom 29. April 1852 bis zum 27. August 1854. Ein Vortrag jener Zeit für die Antiquarische Gesellschaft in Zürich erschien später im Druck unter dem Titel Die Schweiz in römischer Zeit. In Zürich fühlte er sich jedoch sehr unwohl; er klagte in einem Brief über die Schweizer: „Die gehören zum Froschgeschlecht, und man muss Gott danken, wenn sie Hochdeutsch sprechen und eine Serviette auf den Tisch legen.“ Er wollte daher gern nach Deutschland zurückkehren und folgte 1854 einer Berufung nach Breslau, wo er mit dem Privatdozenten Jacob Bernays Freundschaft schloss. Allerdings gefiel Mommsen auch Breslau nicht; vor allem stießen ihn die dortigen Studenten ab: „Die meisten stinken, alle sind faul“. 1858 erfüllte sich dann Mommsens sehnlichster Wunsch: Er wurde auf eine Forschungsprofessur an die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin berufen und erhielt 1861 einen Lehrstuhl für römische Altertumskunde an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, wo er bis 1885 Vorlesungen hielt (eine Aufgabe, die für ihn deutlich hinter die Forschungsaktivitäten zurücktrat).

Rufe an andere Universitäten, die er erhielt, nutzte Mommsen fortan zu Verbesserungen seiner Stellung in Berlin. Rasch stieg er zu einem international und weit über die Fachgrenzen hinweg berühmten Gelehrten auf. Mommsen war Mitglied der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig sowie ab 1852 auswärtiges Mitglied der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, ab 1864 Ehrenmitglied (Honorary Fellow) der Royal Society of Edinburgh,[2] seit 1872 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, seit 1876 socio straniero der Accademia Nazionale dei Lincei in Rom und ab 1895 auswärtiges Mitglied der Académie des inscriptions et belles-lettres. 1856 verlieh ihm die Philosophische Fakultät der Universität Greifswald seine erste Ehrendoktorwürde. Bereits 1877 wurde er zum Ehrenmitglied der philosophisch-historischen Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien gewählt, 1893 wurde er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.

Bei seinen Studenten war Mommsen unbeliebt, er galt als schlechter und herrischer Dozent. Immer wieder griff er in Berufungsverfahren jedoch zugunsten seiner akademischen Schüler ein und sicherte ihnen Lehrstühle, etwa im Falle Otto Seecks und Ulrich Wilckens. Beide Male hatte Karl Julius Beloch, der mit Mommsen zerstritten war, das Nachsehen. Den meisten von Mommsens Schülern gelang es nie, aus dem Schatten ihres übermächtigen Lehrers zu treten, zumal dieser auf die meisten von ihnen als „die junge Impotenz“ herabblickte. Andere jüngere Gelehrte und einige Schüler Mommsens bemühten sich hingegen bewusst, sich von ihrem akademischen Lehrer zu emanzipieren. Unter diesen ist Max Weber der bedeutendste, den Mommsen angeblich für seinen einzig würdigen Nachfolger hielt, der sich aber noch vor der Promotion der Soziologie zuwandte.

Bei einem Wohnungsbrand am 12. Juli 1880 gingen in Mommsens Arbeitszimmer die wichtigsten Handschriften der Gotengeschichte des Jordanes verloren. Seine Bibliothek wurde fast ganz zerstört.[4] Auch seine Vorlesungsskripte, die er eigentlich als Grundlage für eine Publikation vorgesehen hatte, wurden ein Raub der Flammen.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Mommsen hoch geehrt (Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste 1868, Ehrenbürgerschaft von Rom). Er war inzwischen auch jenseits der Fachkreise weltberühmt; Mark Twain etwa begegnete ihm 1892 in Berlin und war tief beeindruckt. Mommsen erhielt 1902 für sein Hauptwerk, die Römische Geschichte, den Nobelpreis für Literatur. Von dem Preisgeld spendete er 5000 Mark für den Magistrat der damaligen Stadt Charlottenburg, die der Volksbibliothek (1000 Mark), den beiden Gymnasien (je 1000 Mark) und den Armen (2000 Mark) zugutekommen sollten.

Mit seiner Frau Maria Auguste (1832–1907), einer Tochter des Leipziger Verlegers Karl August Reimer, mit der er seit 1854 verheiratet war, hatte Mommsen 16 Kinder, von denen zwölf das Erwachsenenalter erreichten. Sein Sohn Konrad war Admiral und Flottenchef der Reichsmarine.[6] Zu seinen Enkeln zählen die Historiker Wilhelm Mommsen und Theodor E. Mommsen, der spätere Präsident des Bundesarchivs Wolfgang A. Mommsen, der Manager und Regierungsbeamte Ernst Wolf Mommsen. Theodor Mommsens Urenkel Hans Mommsen und Wolfgang J. Mommsen haben die Geschichtswissenschaft im Nachkriegsdeutschland entscheidend mitgeprägt. Sein Ururenkel Oliver Mommsen macht als Schauspieler Karriere.

Das Grab Mommsens befindet sich auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II an der Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg, als Ehrengrab des Landes Berlin, im Feld M1.

Wissenschaftliche Werke: Mommsen verfasste über 1500 wissenschaftliche Studien und Abhandlungen zu verschiedenen Forschungsthemen, vor allem zu Geschichte und Rechtswesen des Römischen Reiches von der Frühzeit bis in die ausgehende Spätantike. Seine berühmteste Publikation ist dabei die zu Beginn seiner Karriere verfasste Römische Geschichte. Sie erschien von 1854 bis 1856 in drei Bänden und schilderte die Geschichte Roms bis zum Ende der römischen Republik und der Herrschaft Gaius Iulius Caesars, den Mommsen als genialen Staatsmann darstellte. Damit prägte Mommsen das höchst positive Caesarbild der deutschen Forschung für fast ein Jahrhundert. Die politischen Auseinandersetzungen vor allem der späten Republik werden von Mommsen in der Terminologie mit den politischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts (Nationalstaat, Demokratie) verglichen. Das engagiert geschriebene Werk gilt, wiewohl in vielem überholt, nicht zuletzt aufgrund seiner literarischen Qualität als Klassiker der Geschichtsschreibung.

Eine Fortsetzung der römischen Geschichte in die Kaiserzeit hinein schrieb Mommsen, dessen wissenschaftliche Herangehensweise an die Antike sich in späteren Jahren sehr stark wandelte, nie; nur Mitschriften seiner Vorlesungen über die römische Kaisergeschichte wurden (erst 1992) veröffentlicht. 1885 erschien als Band 5 der Römischen Geschichte eine systematische Darstellung der römischen Provinzen in der frühen Kaiserzeit.

Für die althistorische und rechtshistorische Forschung nach wie vor von großer Bedeutung ist die dreibändige (1871–1888) systematische Darstellung des römischen Staatsrechts in seinem Werk Römisches Staatsrecht. Des Weiteren schrieb er ein Werk über das römische Strafrecht (Römisches Strafrecht, 1899).

Mommsen als Wissenschaftsorganisator: An der Berliner Akademie, wo er von 1874 bis 1895 Sekretär der Historisch-Philologischen Klasse war, organisierte Mommsen zahlreiche wissenschaftliche Großunternehmen, vor allem Quelleneditionen. Darüber hinaus übte er durch enge Kontakte zu Friedrich Althoff zeitweilig großen Einfluss auf die preußische Wissenschafts- und Hochschulpolitik aus.

Corpus Inscriptionum Latinarum: Die Sammlung aller bekannten antiken lateinischen Inschriften (Corpus Inscriptionum Latinarum) hatte Mommsen bereits zu Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn konzipiert, als er modellhaft die Inschriften des Königreichs Neapel herausgab (1852). Das vollständige Corpus Inscriptionum Latinarum sollte 16 Bände umfassen, von denen 15 zu Mommsens Lebzeiten noch erschienen, fünf von Mommsen selbst erarbeitet. Grundprinzip für die Edition war, im Gegensatz zu früheren Sammlungen, das Autopsieprinzip, bei dem alle erhaltenen Inschriften im Original überprüft wurden. Für das Projekt nutzte er nicht nur die Preußische Akademie, sondern auch das Königlich-preussische Archäologische Institut, dessen Zentraldirektion er lange Zeit angehörte. Etwa bei der Vergabe von Reisestipendien oder bei der Besetzung von Institutspositionen steuerte er eine ausdrücklich gewünschte epigraphische Teilausrichtung des Instituts. 20 Jahre hatte Mommsen für die Umsetzung des Sammlungsvorhabens der antiken lateinischen Inschriften angesetzt. Es existiert allerdings auch im 21. Jahrhundert noch, nunmehr an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Erforschung des Obergermanisch-Rätischen Limes: Unter Mommsens Leitung nahm 1892 die Reichs-Limeskommission ihre Arbeit auf, deren Ziel es war, den genauen Verlauf und die Lage der Kastelle des Obergermanisch-Rätischen Limes zu ergründen. Die Forschungsberichte über die Ausgrabungen füllten vierzehn Bände und gelten noch heute als einzigartige Pioniertat der Aufarbeitung germanisch-römischer Geschichte.

Weitere Editionen und Forschungsunternehmen: Mommsen gab auch die für das römische Recht grundlegenden kaiserlichen Gesetzessammlungen Corpus iuris civilis und Codex Theodosianus heraus. Ferner war er maßgeblich beteiligt an den Monumenta Germaniae Historica, wo er die Reihe der Auctores antiquissimi begründete; zu den dabei von ihm selbst edierten spätantiken lateinischen Autoren gehörten Jordanes (De origine actibusque Getarum) und Hydatius von Aquae Flaviae (Continuatio Chronicorum Hieronymianorum). Hinzu kamen die Edition der Schriften der Kirchenväter und zahlreiche weitere Unternehmungen. So regte neben dem Corpus Inscriptionum Latinarum an der Berliner Akademie noch zwei weitere wichtige Forschungsvorhaben an, die bis ins 21. Jahrhundert Bestand hatten, nämlich das Griechische Münzwerk und die Prosopographia Imperii Romani.

Nach Theodor Mommsen wurde später die Mommsen-Gesellschaft benannt, die Vereinigung der deutschsprachigen Altertumswissenschaftler.

Mommsen als Politiker: Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war Mommsen auch politisch aktiv und beschäftigte sich unter anderem kritisch mit den Themen Antisemitismus, Imperialismus und als Zeitgenosse der Revolutionen 1848/1849 mit dem Liberalismus.

Mommsen war 1861 Mitgründer der liberalen Deutschen Fortschrittspartei. Von 1863 bis 1866 und von 1873 bis 1879 war er Abgeordneter im preußischen Landtag, von 1881 bis 1884 im Reichstag, zuerst für die Fortschrittspartei, später für die Nationalliberalen, schließlich für die Liberale Vereinigung. Er beschäftigte sich vorwiegend mit Fragen der Wissenschafts- und Bildungspolitik und genoss beträchtliche Autorität: „Wenn der als liberal geltende Mommsen, der gegen Imperialismus und Antisemitismus eintrat, sich äußerte, gab es große Resonanz.“ Aus Enttäuschung über die Politik des Kaiserreichs, dessen Zukunft er sehr pessimistisch sah, empfahl er schließlich eine Zusammenarbeit der Liberalen mit der Sozialdemokratie. Über die Sozialpolitik geriet Mommsen 1881 in Auseinandersetzung mit Otto von Bismarck.

Im sogenannten Berliner Antisemitismusstreit 1879/1880 wandte er sich gegen seinen Historikerkollegen Heinrich von Treitschke, der die Parole „Die Juden sind unser Unglück“ geprägt und den Judenhass damit in Mommsens Augen salonfähig gemacht hatte. Mommsen war im Jahr 1890 einer der führenden Gründer des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus. Die Freie Wissenschaftliche Vereinigung wählte ihn 1887 zum Ehrenmitglied.

Ehrungen, Gedenkstätte, Denkmäler, Straßen und Gebäude: In Mommsens Geburtsstadt Garding wurde 1987 eine Gedenkstätte zu seinem Leben und Werk eingerichtet, das Theodor-Mommsen-Gedächtnis neben seinem Geburtshaus, an dem seit 1903 eine Gedenktafel angebracht ist.

Bereits seit der Frühzeit des neuen Mediums entstanden Fotografien Mommsens in großer Zahl, über deren Veröffentlichung der Historiker, der die Bedeutung medialer Präsenz für seinen Ruf als Wissenschaftler und Schriftsteller klar erkannt hatte, sorgfältig wachte. Eine Liste der zahlreichen Fotografien und Xylographien Mommsens verzeichnet Hans Markus von Kaenel.

Zeichnungen, Radierungen und Lithografien mit Mommsens Porträt wurden von zahlreichen namhaften Künstlern geschaffen, darunter Heinrich Böse (1897–1982), Walter Gramatté (1897–1929), Carl Friedrich Irminger (1813–1863), Louis Jacoby (1828–1918), Meinhard Jacoby (1873–1956), Károly Józsa (1876–1929), Moritz Klinkicht (1849–1932), Arthur Krampf (1864–1950), Wilhelm Krauskopf (1847–1921), Rudolf Lehmann (1819–1905), Ernesto Mancastroppa (1857–1909), Adolph von Menzel (1815–1905), Hans Olde (1855–1917), William Blake Richmond (1842–1921), Gustav Richter (1823–1884), Fritz Schulze (1838–1914), Hans Seydel (1866–1916), Fritz Werner (1827–1908).

Gemälde mit Mommsens Porträt stammen von Willi Becker (1899–1963), Emanuel Grosser (1874–1921), Alphons Hollaender (1845–1923), Ludwig Knaus (1829–1910), Franz von Lenbach (1836–1904), Sabine Lepsius (1864–1942), Hans Schadow (1862–1924), Cesare Tropea (1861–1914[?]), Friedrich Weidig (1859–1933). Hinzu kommen Historienbilder von William Pape (1859–1920) und Anton von Werner (1843–1915).

Porträtbüsten und Statuetten schufen Reinhold Begas (1831–1911), Gustav Eberlein (1847–1926), Ferdinand Hartzer (1838–1906), Hermann Rudolf Heidel (180–1865), Meinhard Jacoby, Hans Hugo Lederer (1871–1949), Walter Lobach (1863–1926), Karl Pracht (1866–1917), Fritz Schaper (1841–1919), Maria Schlafhorst (1865–1925), Heinrich Splieth (1877–1929), Joseph Uphues (1850–1911) (Mommsen-Porträt für Darstellung des Chronisten der Mark Brandenburg Heinrich von Antwerpen herangezogen, s. dazu unten).

Zahlreiche Medaillen und Plaketten mit dem Bildnis Mommsens wurden wie für andere bekannte Persönlichkeiten auch für den berühmten Althistoriker entworfen.

Gedenktafeln und -monumente stammen von Adolf Brütt (1855–1939), Johannes Götz (1865–1934), Josef Kowarzik (1860–1911).

Auch auf Postkarten, Reklamesammelbildern und Briefmarken wurde Mommsens Porträt verbreitet.

Schließlich war Mommsen auch Bildthema von Karikaturen.

Anlässlich der Jahrhundertfeier der Berliner Universität wurde am 1. November 1909, am Todestage Mommsens, das von Adolf Brütt in Weimar geschaffene Sitzbild enthüllt.

Der Berliner Bildhauer Heinrich Splieth schuf eine Mommsen-Büste, die, in Bronze gegossen, in Garding auf einem Sockel als Denkmal aufgestellt wurde. Im Jahre 2001 wurde sie gestohlen und ist seitdem nicht wieder aufgetaucht. Die Mommsen-Büste, welche Besucher der Stadt heute auf dem Marktplatz in Garding besichtigen können, ist ein Abguss einer Büste des Berliner Bildhauers Karl Pracht.

In der nicht mehr existierenden Mommsen-Apotheke in Berlin-Charlottenburg stand ein Abguss der Marmorbüste Mommsens, die der Bildhauer Ferdinand Hartzer 1905 für die Galerie der Berliner Professoren in der Friedrich-Wilhelms-Universität geschaffen hatte.

In mehreren Orten sind Straßen nach Mommsen benannt worden. Gleiches gilt für Schulen. Die Filmreihe Die Lümmel von der ersten Bank spielt an einem fiktiven Mommsen-Gymnasium in Baden-Baden. In Berlin trägt das Mommsenstadion seinen Namen. Es gab auch ein 1903 eröffnetes Mommsen-Gymnasium in der Wormser Straße in Berlin-Charlottenburg, das nach dem Krieg mit dem Kaiserin-Augusta-Gymnasium zusammengelegt wurde, das heutige Heinz-Berggruen-Gymnasium. Mommsen spendete noch für die Lehrerbibliothek vor seinem Tod. Das Gymnasium Theodor-Mommsen-Schule in Bad Oldesloe, wo er aufwuchs, ist nach ihm benannt.

Sehr wahrscheinlich nach der Physiognomie des achtzigjährigen Mommsen gestaltete der Bildhauer Joseph Uphues die Figur des im 12. und 13. Jahrhundert wirkenden Brandenburger Domherrn und Historiographen Heinrich von Antwerpen, jedenfalls ist laut Uta Lehnert die Ähnlichkeit „wohl nicht zufällig“. Die Büste war eine Nebenfigur der Denkmalgruppe 3 mit dem zentralen Standbild für Otto II. in der Berliner Siegesallee und wurde am 22. März 1899 enthüllt.

Am 1. Mai 2003 erhielt ein Asteroid Theodor Mommsens Namen: (52293) Mommsen.

Am 1. Dezember 2017 wurde an seinem ehemaligen Wohnort, Berlin-Charlottenburg, Marchstraße 8 (heute: Straße des 17. Juni 152), eine Berliner Gedenktafel enthüllt.

Eine intensive Ehrung widerfuhr Mommsen durch die zu Lebzeiten und posthum hergestellten Bildnismedaillen mit seinem Porträt, welche im zeitgenössischen Bildungsbürgertum des späten 19. und frühen 20. Jhs. eine weite Verbreitung erreichten.

Zu seinem 200. Geburtstag gab die Deutsche Post AG am 2. November 2017 ein Sonderpostwertzeichen im Nennwert von 190 Eurocent heraus. Der Entwurf stammt von der Grafikerin Julia Warbanow aus Berlin.

Im Jahr 1926 wurde ihm zu Ehren die Pflanzengattung Mommsenia Urb. & Ekman aus der Familie der Schwarzmundgewächse (Melastomataceae) benannt.


Philipp Jaffé (* 17. Februar 1819 in Schwersenz, Provinz Posen; † 3. April 1870 in Wittenberge) war ein deutscher Historiker und Philologe. Er zählt zu den herausragenden deutschen Mediävisten des 19. Jahrhunderts und war insbesondere in der Edition mittelalterlicher Quellen tätig.

Leben: Jaffé wuchs in einer jüdischen Familien in Posen auf. Er besuchte das dortige Friedrich-Wilhelms-Gymnasium; nach seinem Biographen D. Schwartz ist allerdings kein Beleg über ein Abitur bekannt. Anschließend ging Jaffé 1838 nach Berlin. Nach zweijähriger Arbeit in einem Bankhaus und Getreidegeschäft in Berlin, die er nur auf Druck seines Vaters annahm, entschied er sich für ein Studium der Geschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität, das er zunächst nebenberuflich und ab 1840 als Vollzeitstudent betrieb und bei dem er die Seminare von Leopold von Ranke besuchte. 1844 schloss er das Studium ohne Promotion ab. Er veröffentlichte aber noch während des Studiums die Preisschrift Geschichte des Deutschen Reichs unter Lothar dem Sachsen, die er 1845 mit der Publikation von Geschichte des Deutschen Reichs unter Conrad dem Dritten fortsetzte. 1851 erschien sein umfassendes Werk Regesta Pontificum Romanorum ab condita Ecclesia ad annum p. Chr. n. 1198, das über 11.000 Regesten zu päpstliche Dokumenten (Briefe, Urkunden und Fragmente derselben) der Spätantike und des Mittelalters (bis 1198) enthält. Es entstand mit wohlwollender Unterstützung von Georg Heinrich Pertz, dem Leiter der Monumenta Germaniae Historica (MGH), und erfolgte nach dem Vorbild der Edition der deutschen Kaiser- und Königsurkunden durch Johann Friedrich Böhmer (Regesta Imperii, erschien ab 1839). Beeinflusst war er wahrscheinlich auch von der Papstgeschichte seines Lehrers Ranke. Diese Arbeit machte ihn unter Geschichtswissenschaftlern bekannt. Die zweite Auflage der Regesta pontificum ist bis heute ein wichtiges Hilfsmittel der historischen Forschung.

Jaffé fand jedoch keine Anstellung als Historiker und musste sich so auf andere Weise seinen Lebensunterhalt verdienen. Damals hatten jüdische Gelehrte in Preußen wenig Aufstiegsmöglichkeiten. Er begann 1850 erneut ein Studium, diesmal der Medizin, in Berlin und später an der Universität Wien. In Berlin wurde er im Fach Medizin 1853 mit einer Dissertation über die Geschichte der Medizin im 13. Jahrhundert promoviert und praktizierte dort für ein Jahr als Arzt, bis er eine Stelle als Mitherausgeber der Monumenta Germaniae Historica fand. Der Leiter der MGH, Georg Heinrich Pertz, schickte ihn als Nachfolger von Wattenbach (ab 1854) regelmäßig auf Reisen zum Studium von Handschriften, allerdings auf kürzere Aufenthalte, da er mit einem Vorgänger (Ludwig Konrad Bethmann) schlechte Erfahrungen gemacht hatte. 1863 trat Jaffé von diesem Posten zurück, nachdem er an zahlreichen Bänden der „Scriptores“ (erzählende Quellen) mitgearbeitet und durch seine Editionen das wissenschaftliche Niveau der MGH hochgehalten hatte. Der Grund war, dass er 1862 erfuhr, dass Pertz 1860 seine Bewerbung auf eine Archivstelle in Florenz hintertrieben hatte. Am 9. Mai 1862 wurde Jaffé als erster Jude in Preußen außerordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Berlin, was durch eine Intervention von Theodor Mommsen ermöglicht wurde, mit dem Jaffé während seiner Arbeit bei der MGH in freundschaftlichen Kontakt gekommen war. An der Universität lehrte er lateinische Paläographie sowie römische und mittelalterliche Chronologie; eine Vorlesungsmitschrift, die der spätere Historiker und Diplomatiker Harry Bresslau angefertigt hat, ist überliefert. Im Jahr 1867 – nach dem Tod seines Vaters 1866 – konvertierte er zum christlichen Glauben und nahm den Vornamen Otto an.

Ab 1864 gab er eine eigene Reihe von Editionen heraus (Bibliotheca rerum Germanicarum), die in sechs Bänden bis 1873 erschien und der MGH unter dem alternden Pertz Konkurrenz machte. Zu den Neuerungen dieser Publikationen gehörte eine thematische Gliederung der Quellen und stärkere Verwendung von Briefen. Pertz versuchte daraufhin in einem Rachefeldzug Jaffé zu schaden, wo er nur konnte. Als weiteres Motiv von Pertz bei der Zuspitzung des Konflikts ist vermutet worden, dass dieser die Zeit gekommen sah, seinen Sohn Karl August Friedrich Pertz als Nachfolger bei der Herausgabe der MGH durchzusetzen (was aber 1870 scheiterte und zur Entmachtung von Pertz führte, nachdem die Ausgabe merowingischer Königsurkunden von Karl August Friedrich Pertz, dessen erste größere selbständige Edition, heftig kritisiert wurde). Die Ausgaben von Jaffé bei der MGH wurden gezielt durch veraltete Ausgaben ersetzt, und nachdem Jaffé die Ausgabe des Lebens Karls des Großen von Einhard in der MGH kritisierte, versuchte Pertz sogar, Jaffé von der Benutzung der königlichen Bibliothek in Berlin auszuschließen. Außerdem streute er das nicht zutreffende verleumderische Gerücht, Jaffé hätte in den 1830er Jahren als Polizeispitzel gegen politisch Verdächtige gearbeitet. Jaffé wehrte sich 1869, indem er offizielle Entlastungsschreiben vom Unterrichtsministerium einholte (Nothgedrungene Abwehr) und veröffentlichte. Hinzu kam, dass man 1870 seine Ausgabe der Monumenta Bambergensia (= Bibliotheca rerum Germanicorum, Band 5) kritisierte und keine Verbesserung zur entsprechenden MGH-Ausgabe fand. Er war zudem in eine wissenschaftliche Kontroverse mit Georg Waitz verwickelt, die zwei Monate vor dem Suizid von Jaffé eskalierte. Waitz kritisierte die Bände 4 und 5 der Bibliotheca rerum Germanicorum, veröffentlichte eine vernichtende Kritik in den Göttingischen Gelehrten Anzeigen und übte Kritik an den Thesen von Jaffé zum Papstwahldekret 1059. Hinzu kam, dass Jaffé schon 1869 unter einem Burn-out mit Symptomen wie Schwermut und Hypochondrie litt. Schließlich kam es zu einem unbekannten Ereignis auf dem Festakt der Universität Berlin am 22. März 1870, das wahrscheinlich bewirkte, dass er noch am selben Tag einen Zug nach Wittenberge bestieg und sich zwölf Tage später in einem Gasthaus erschoss. Er hatte aber schon länger ein Testament vorbereitet.

Werk

Geschichte des Deutschen Reiches unter Lothar dem Sachsen. Berlin 1843.

Geschichte des Deutschen Reiches unter Konrad III. Hannover 1845.

Regesta pontificum romanorum ab condita ecclesia ad annum post Christum natum 1198. Berlin 1851 (Digitalisat).

Bibliotheca Rerum Germanicarum. Hannover 1864–1871.

Römische und Mittelalterliche Chronologie und Palaeographie nach Vorträgen von Prof. Ph. Jaffé. In: Harry Bresslau: Berliner Kolleghefte 1866–1869. Nachschriften zu Vorlesungen von Mommsen, Jaffé, Köpke, Ranke, Droysen (= elementa diplomatica, 12). Hrsg. von Peter Rück unter Mitarbeit von Erika Eisenlohr und Peter Worm, Marburg 2007, S. 83–116.

Ecclesiae Metropolitanae Coloniensis Codices (in Zusammenarbeit mit Wilhelm Wattenbach). Berlin 1879.

(Hrsg.): Annales Colmarienses minores et maiores, Annales Basileenses, Chronicon Colmariense. In: Monumenta Germaniae Historica (MGH). Scriptores, Tomus XVII, Hannover 1861, S. 183–270 (Online).

(Hrsg.): Annales et notae Babenbergenses. In: Monumenta Germaniae Historica (MGH). Scriptores, Tomus XVII, Hannover 1861, S. 634–642 (Online).

mit Ernst Strehlke: Tabulae Ordinis Theutonici, Berlin 1869.


Karl Heinrich Althaus wurde am 1. Januar 1806 in Hannover als Sohn von Karl Philipp Christian Althaus (* 6. April 1775 in Gehmen, gest. 28. März 1869 in Hannover), von 1805 bis 1869 ev.-reformierter Pastor in Hannover, und der Friederike, geb. Hinke geboren.

Er promovierte 1837 in Halle (Dissertation: "Prolegomena de summo in literarum studio fine et de disciplinarum nexu. Particula I"; also über die Einführung zum Ende des Literaturstudiums und zur Verbindung der Disziplinen) und legte seine Habilitation 1838 in Berlin ab. Seit 1837 war er Privatdozent an der Universität Berlin, 1859 wurde er dort Professor.

Ab 1837 war Althaus in Berlin auch Mitglied des sog. Doktorclubs ("Doctorklubb") der Linkshegelianer, die die Kritik der Religion und des preußischen Staats vereinte. Dort verkehrte auch der junge Karl Marx (1818-1883), Karl Friedrich Köppen (1808-1863), Bruno Bauer (1809-1882) und Adolf Friedrich Rutenberg (1808-1869).

Am 8. April 1843 heiratete er in Berlin Angelika Luise (Angelica Louise) Schüler, geb. am 14. Januar 1808 in Berlin als einzige Tochter des Kaufmanns Johann Benjamin Schüler; gest. am 25. August 1880 im Alter von 72 Jahren in Berlin. Ihr Vater hatte am 3. Dezember 1794 Carolina Sophia Tornow geheiratet, älteste Tochter des Spandauer Kaufmanns Carl Friedrich Tornow (gest. 18. März 1823 in Berlin).

Sie war die Witwe des Professors der Philosophie in Halle Johann Georg Mußmann (1795-1833), den sie am 23. September 1830 geheiratet hatte (Sohn des Schmiedemeisters in Reichenberg bei Danzig Johann Friedrich David Mußmann). Diese Ehe war kinderlos geblieben.

Karl Heinrich Althaus starb am 22. Oktober 1886 im Alter von 80 Jahren in Berlin.

Aus der Ehe zwischen Karl Heinrich Althaus und Angelika Luise, geb. Schüler entsprangen fünf Kinder:

-Karl Hermann Althaus (* 9. Februar 1844 in Berlin, gest. 25. März 1898 in Berka), Dr. der Philosophie und Gymnasiallehrer, der am 1. März 1875 in Berlin Marie Louise Charlotte Anna Schrader von Beauvryé geheiratet hatte, geb. 29. Dezember 1852 in Schöneberg bei Berlin als Tochter des Kgl. Rechnungsrats und Premierleutnants a.D. Albin Schrader von Beauvryé. Kinder waren Elisabeth Althaus (* 17. Dezember 1875), die Alfred Scheel heiratete, und Marta Althaus (* 9. März 1883)

-Heinrich Georg Althaus (* 25. Februar 1845 in Berlin, gest. am 31. Oktober 1894 in Berlin), Kgl. Landrichter und Landgerichtsrat in Berlin, der am 2. April 1884 in Berlin Marie Adelgunde Auguste von Dechend geheiratet hatte, geb. am 22. November 1855 in Berlin als Tochter des Reichsbank-Präsidenten Hermann von Dechend (1814-1890) und der Adelgunde, geb. Wilke, gest. am 30. März 1917 in Teupitz

-Adelheid Althaus (* 17. Oktober 1846 in Berlin, gest. 20. August 1923 in Wittstock / Dosse)

-Ernst Ludwig Althaus (* 9. Mai 1848 in Berlin, gest. 5. April 1933 in Braunschweig), Dr. der Philosophie (Diss. Berlin 1874 "Quaestionum de Iulii Pollucis fontibus specimen") und Lehrer am Askanischen Gymnasium in Berlin. Am 15. April 1884 heiratete er in Berlin die Lehrerin Anna Elisabeth Schmiel (* 19. April 1857 oder 1858 in Berlin), Tochter des ordentlichen Lehrers am Lehrerinnen-Seminar der Augusta-Schule Wilhelm Ottomar Schmiel und der Julie Luise Anna, geb. Stieff. Ein Sohn von ihnen war Ernst Althaus (* 19. Februar 1889 in Berlin; † 21. April 1977 in Herford), deutscher Jurist und Oberbürgermeister der Städte Minden und Herford.

-Conrad Althaus