Sie bieten auf ein schönes Foto aus Bad Berka von 1912.


Der Korrektor Georg Spitzing (1882-1917) aus Berlin auf einer Wiese; im Hintergrund das 1911 erbaute und im April 1912 eröffnete Erholungsheim Schloss Gutenberg (späterer Name: Schloss Rodberg).


Gelaufen als Postkarte; geschrieben vom Georg Spitzing, der sich zu dieser Zeit im Schloss Gutenberg aufhielt.


Gerichtet an seine Tante Selma Brunsen (1871-1921) in Berlin, Ackerstraße 10.


Datiert Bad Berka, den 30. August 1912.


Transkription: "Liebe Tante Selma! Die herzlichsten Grüße sendet Dir, Martha und Walter aus dem schönen Thüringer Walde, in dem ich seit Anfang August umherstreife. Das vordere Gebäude ist Schloß Gutenberg, mein derzeitiger Aufenthaltsort. Dein Neffe Georg."


Über den Schreiber: Der Korrektor Georg Franz Heinrich Spitzing wurde am 30. März 1882 in Berlin als Sohn des Mechanikers Franz Gotthold Spitzing und der Margarete Agnes Emma, geb. Lietze geboren und starb bereits im Alter von 35 Jahren am 18. Oktober 1917 in Berlin in der Müllerstraße / Ecke Seestraße (da im Sterbeeintrag keine genaue Adresse angegeben ist, starb er wohl auf der Straße). -- Am 20. September 1913 heiratete er in Berlin die Stütze Berta Therese Martha Dickow, geb. am 14. Oktober 1884 in Berlin als Tochter des Tischlermeisters Ludwig Emil Ferdinand Dickow und der Emilie Therese, geb. Eckardt.


Über die Empfängerin: Selma Elise Emma Gertrud Brunsen, geb. Lietze wurde am 9. November 1871 in Berlin als Tochter des Schuhmachermeisters Karl Heinrich Lietze und der Johanna Friederike, geb. Ziegler geboren und starb bereits am 23. November 1921 in Berlin (also mit 50 Jahren). Am 8. Oktober 1892 heiratete sie in Berlin den Schriftsetzer und späteren Revisor Friedrich Wilhelm Brunsen, geb. am 14. Juli 1862 in Bremen als Sohn des Küpers Karl Eduard Louis Brunsen und der Friederike Wilhelmine Charlotte, geb. Becker, gestorben am 4. Januar 1911 in Berlin.

Ihr Sohn Walter Friedrich Brunsen (auch geschrieben: Brunssen), geb. am 26. Mai 1899 in Berlin, fiel im Alter von 19 Jahren am 4. November 1918 in Bouvigniers (Frankreich) als Kanonier im Fußartillerie-Regiment Nr. 11, 5. Batterie.


Format: 8,7 x 13,7 cm.


Zustand: Karte stärker fleckig, mit Knicken. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: HU 2023-05 in Ordner orange Thüringen


Über das Schloss (Quelle: wikipedia):
Schloss Rodberg bezeichnet ein ehemaliges Sanatorium in Bad Berka. Es befindet sich in der Tannrodaer Straße in einem Waldgebiet an der Ilm. Das ursprüngliche Gebäude wurde 1885 auf der Harth gebaut. Nach dessen Abriss 1929 ging der Name auf das heutige Haus über, welches 1911 als Schloss Gutenberg errichtet wurde. Seit dem Jahr 2000 steht die Heilstätte leer und verfällt.

Geschichte: Mit Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung 1883 kamen auch nach Bad Berka viele Arbeiter, die nach Erholung suchten oder eine Kur durchführen wollten. So entwickelte sich 1885 das privat geführte Erholungsheim Schloss Rodberg auf der Harth. Es befand sich in unmittelbarer Nähe zur Sophienhöhe, einem 1860 erbauten Ausflugslokal. Schloss Rodberg umfasste damals zwei Gebäude, das Konversationshaus, in dem die Kuren durchgeführt wurden, und das Logierhaus zum Übernachten. Ein Zimmer kostete zwischen 5 und 18 Mark.

Schlafstätten im Wald: Der Gründer und Eigentümer Herr Petzold arbeitete mit dem Arzt Dr. Ernst Willrich zusammen, um aus seinem Haus eine Lungenheilanstalt zu machen. Zur Therapie von Tuberkulose wurden 1887/88 daher die sogenannten „Waldschlafstätten“ errichtet. Das waren 14 nach drei Seiten offene Hütten, in denen Patienten zur Luftkur teilweise auch über Nacht liegen konnten. Diese wurden bereits 1897 wieder abgerissen und stattdessen außerhalb der Stadt die Sophienheilstätte mit eigenen Liegehallen gegründet. Zwei Jahre später brannte Schloss Rodberg ab und wurde sofort wieder neu aufgebaut.

Ab 1908 mietete die Berliner Buchdruckerkrankenkasse die Villa Alice, um ihren Mitgliedern einen Aufenthalt in Berka zu ermöglichen. Aufgrund der steigenden Nachfrage wurde 1911 unterhalb der bestehenden Gebäude der Bau eines weiteren Erholungsheims begonnen. In Anlehnung an den Erfinder des Buchdrucks Johannes Gutenberg wurde dieses zunächst Schloss Gutenberg genannt. Gleichzeitig wurden auch die darüber liegenden Gästehäuser Sophienhöhe und Schloss Rodberg übernommen. Im selben Jahr erhielt die Stadt den Titel „Bad“ und am 14. Oktober feierte man Richtfest. Im April 1912 wurde das viergeschossige Haus, das über einen Mittelrisalit und zwei Ecktürme verfügt, eröffnet.

Die LVA Sachsen-Anhalt kaufte nach dem Ersten Weltkrieg das Areal und brachte dort Invaliden unter. Aufgrund der maroden Bausubstanz ließ diese 1929 die Sophienhöhe und Schloss Rodberg abreißen. Der Name von letzterem ging nun auf das Schloss Gutenberg über. Während des Zweiten Weltkriegs war im Gebäude ein Lazarett eingerichtet. 1945 wurde es als Abteilung Heilstätte III der Sophienheilanstalt zugerechnet. Mit 50 Betten wurde Schloss Rodberg 1955 zur Abteilung für Umschulung der Zentralklinik Bad Berka. Ab 1974 war das Haus dann Wohnheim für Studenten der medizinischen Fachschule und Mitarbeiter der Zentralklinik. Nach Schließung der Fachschule 1992 stand das Gebäude zunächst leer. 1996 erfolgte ein Verkauf in private Hand und es wurde vermietet. Nachdem Schloss Rodberg 1999 noch dem Denkmalschutz unterstellt wurde, zogen die letzten Mieter im Jahr 2000 aus.

Verfall und Vandalismus führten im April 2015 zu einem Brand. Kurz danach soll es Verkaufsverhandlungen zwischen dem Eigentümer und einer Bürgerinitiative gegeben haben. Anfang 2021 ist Schloss Rodberg weiterhin verlassen.