Geld für Rückkehr nach München nach Entführung der Braut!


Sie bieten auf einen Brief von 1796 aus Augsburg.


Geschrieben von einem Adligen (wohl Grafen), der in München lebt.


Die Signatur ist leider unleserlich. Durch das prägnante Wappen auf dem Siegel ist er vielleicht zu identifizieren.


Adressiert "an Herrn Herrn Friederich Eck, Churfstl. Pfaltzbayschen Musique Director u. Concertmeister pp. dermalen auf der Post wohnhaft in Schweiz pp. auf Schweitz In Canton Schweiz.


Gerichtet also an den Violinisten der Mannheimer Schule, Komponisten, Musikdirektor (später: Hofmusikdirektor) und Konzertmeister Friedrich Eck (1767-1838) in Schwyz (Kanton Schwyz, Schweiz). Er war Konzertmeister der kurfürstlichen Instrumental-Hofmusik und Musikdirektor am kleinen Hoftheater in München, war mit Wolfgang Amadeus Mozart befreundet und konzertierte auch mit ihm zusammen.


Datiert Augsburg, den 7. Oktober 1796.


Eck war mit seiner Geliebten Gräfin Philippina von Tautphaeus (1777-1797), der einzigen Tochter der Kammerfrau Josepha von Bessel, nach Schwyz geflohen, nachdem er die noch Minderjährige am 28. April 1796 vor dem Zugriff der Mutter entführt hatte, die strikt gegen die nicht standesgemäße Verbindung war und ihre Tochter bei Verwandten in Dillingen vor Eck versteckte, da dieser schon die Heiratserlaubnis des Kurfürsten hatte. Am 8. Mai 1796 heirateten beide in Schwyz und kehrten am 14. Oktober 1796 nach München zurück (also eine Woche nach Abfassung dieses Briefes), während schon Ermittlungen gegen Eck wegen Entführung liefen. Eck wurde letztendlich im Februar 1797 zu acht Tagen Hausarrest verurteilt, die Ehe aber formell anerkannt. Das Glück währte indes nur kurz, denn Philippina starb am 18. Mai 1797 bei der Geburt eines Kindes. --- Quelle: Bärbel Pelker: Friedrich Eck (1767-1838). Aus dem Leben eines Hofmusikers. in: Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch 2017/18: Band 24, S. 55-68.


Auch seine zweite Ehefrau, Marie Josefa Maxim. Gräfin von Tauffkirchen, geb. Gräfin von der Wahl, sollte er entführen, wofür er 1800 aus dem Staatsdienst entlassen wurde. 1801 heiratete er sie in der Schweiz.


Der Brief betrifft einen Wechsel, um Eck zu ermöglichen, "so bald mögl. das Geld zu erhalten, u. Ihre Reise mit ihrer geliebten Gattin anzutretten. [...] Ich gehe längst am 10.-11. nach München zurück, und hoffe Sie folgen mir bald [...]. Von jetzigen Brief u. Wechsel wünsche guten Empfang, u. darauf glückl. Reise, nebst allerdeckl. Angenehmen ihrer theuerst besten Gattin. Wenn Sie ihre Retour wegen der Weege u. ihrem Wagen über Sc. Gallen u. Lindau nehmen könten, würde es sicherer seyn: da die Armeen noch immer gegen Constantz und Schaffhausen [...] stehen. [...] Ich hoffe das das mein letzter Brief an Sie ist, u. daß wir nun bald das Vergnügen haben, Sie bey uns mündl. zu versichern, wie ich Grf. J.{?} sind Ihre wahre ergebenste Freunde."


Die Abschlussformel verstehe ich so, dass er und die Gräfin J.(?) zusammen die wahren Freunde Ecks sind.


Die Signatur (beginnend mit J. oder Z.?) unleserlich.


Umfang: zwei Textseiten, eine Leerseite und ine Adressseite (23 x 18,7 cm).


Format (zusammengefaltet): 8 x 11 cm.


Zustand: Papier etwas fleckig, mit kleinen Fehlstellen. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Ostbhf Vorphila 23-10-08 (5)


Über den Empfänger (Quelle: NDB):

Eck, Friedrich Johannes Gerhard, Hofmusikdirektor, * 25.5.1767 Schwetzingen, † 22.2.1838 Paris.

Genealogie: B →Franz s. (1);

1) Philippine Freiin v. Tautphoeus (1777–97), 2) 1801 Marie Jos. Maxim. Gfn. v. der Wahl, geschiedene Frau des bayerischen WGR Matthias Gf. v. Tauffkirchen.

Biographie: Bereits mit 7 Jahren erhält E. durch den Kammermusiker Ch. Danner in Mannheim Unterricht im Violinspiel, der nach der Umsiedlung der E.s mit der Hofkapelle nach München (1778) durch Kompositionsunterricht bei P. Winter erweitert wird. Schon im gleichen Jahre ist E. als Geiger in der Hofkapelle bezeugt. 1780 wird er Hofmusikus, 1788 Konzertmeister und bald darauf Direktor der Oper beim Hof- und Nationaltheater. Am 1.7.1799 bezieht er als Hofmusikdirektor ein Gehalt von 1500 Gulden. 1780 trifft er in freundschaftlichem Verkehr mit Mozart zusammen, der in seinen Briefen nach Salzburg die Empfehlungen von „Eck vatter und sohn“ übermittelt; er ergänzt Mozarts Violinkonzert KV 365b zu der heute vorliegenden Fassung. 1785 soll E. ein Angebot nach Salzburg bekommen, dieses aber abgelehnt und Interesse für Berlin gezeigt haben, wo 1786 das Nationaltheater eröffnet wurde. Im März dieses Jahres ist E. auf einer Konzertreise in Wien, wo er zusammen mit dem „famosen Flügelisten“ Mozart in einem Konzert der Madame Duschek auftritt. 1800 gibt er in Berlin sowohl am Hofe wie in der Öffentlichkeit Konzerte, die seinen Ruf als hervorragenden Virtuosen festigen und Johann Friedrich Reichardt in seinen Kritiken mit Bewunderung von E.s vorzüglichen Eigenschaften als Geiger sprechen lassen. Er läßt unter den europäischen Geigern nur Johann Peter Salomon neben ihm gelten, während Ludwig Spohr ihn als den berühmtesten Geiger neben G. B. Viotti bezeichnet. Am 21.5.1800 wurde E. wegen der Entführung seiner zweiten, sehr vermögenden Frau aus bayerischen Dienste entlassen. Nach der Vermählung in der Schweiz soll das Paar sich nach Frankreich gewandt und abwechselnd in Paris und auf einem Gut bei Nancy gelebt haben. – E. schrieb 6 Violinkonzerte und die Concertante op. 8 (ohne Jahr), mit der noch J. Joachim 1839 seine Laufbahn eröffnete.