Sie bieten auf einen eigenhändigen, jedoch unsignierten Brief des Mediziners Johann Baptist Ullersperger (1798-1878), Leibarzt des Herzogs August von Leuchtenburg (1810-1835).


Poststempel München, den 12. Mai 1831.


Im Münchner Adressbuch von 1835 ist er verzeichnet als praktischer Zivilarzt, Fürstenstraße 10.


Gerichtet an den Badearzt August Vogler (1790-1860) in Ems (Bad Ems).


Auszüge: "Verehrtester Herr College. Die beyden Prinzessinnen von Leuchtenberg und von Hohenlohe-Hechingen Hoheiten werden am 22. in Ems eintreffen auf der Straße von Coblenz her. Haben Sie die Güte Nachmittags jemanden aufzustellen, der sie" [[der Rest des Satzes ausgelassen, aus Versehen oder weil der Sinn sowieso klar war]].


Bei der Prinzessin von Hohenlohe-Hechingen handelt es sich sicherlich um eine Verwandte des Herzogs von Leuchtenberg, da dessen Schwester Eugénie de Beauharnais (1808-1847) die letzte Fürstin von Hohenzollern-Hechingen war.


"Im Laufe dieses Monaths trifft Frau Hofräthin Lichtenthaler aus München in Ems ein, deren Gemahl ein Freund ist und welche ich Ihrer Ärztlichen Fürsorge bestens empfehle. Sie litt, als Folge von [...], hatte öfters starken Blutauswurf, und schon [...]. Husten und Auswurf sind jetzt sehr gemindert; sie hat an Kräften und Ernährung sehr zugenommen [...]. Ich ließ sie schon hier Emser Wasser [...] trinken. Anfangs erregte aber dasselbe Blutspeien. Es wird daher bei dem Trinken von dieser Quelle Vorsicht nöthig seyn: - Anfangs keine Bäder, - vielleicht später."


Unsigniert.


Mit der Hofrätin Lichtenthaler ist sicherlich Elisabeth Lichtenthaler, geb. Fellinger († ca. 1833/34), deren Ehemann Philipp Lichtenthaler (1778-1857), ab 1835: von Lichtenthaler, von 1826 bis 1855 Direktor der Bayerischen Hof- und Staatsbibliothek in München war.


Umfang: zwei Textseiten, eine Leerseite, eine Adressseite (21,5 x 25,7 cm).


Format (zusammengefaltet): 9 x 14,3 cm.


Postalisch gelaufen; mit Poststempel und handschriftlichen Taxvermerken.


Mit schönem Siegel (Wappen mit Äskulapstab).


Zustand: Papier gebräunt und etwas fleckig. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Kiefer 23-10 (2) Ordner Willlha Adel Autogramm Autograph


Über Johann Baptist Ullersperger, den Empfänger, Herzog August von Leuchtenburg uind Philipp von Lichtenthaler (Quelle: wikipedia):

Johann Baptist Ullersperger (* 11. März 1798 in Neuburg an der Donau; † 15. September 1878 in München) war ein deutscher Mediziner und Leibarzt des Herzogs August von Leuchtenberg.

Leben: Johann Baptist Ullersperger studierte ab 1817 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Medizin, wurde 1822 in Würzburg mit seiner Dissertation Pathologisch-anatomische Beschreibung zweyer Missgeburten promoviert und übernahm nach einer längeren wissenschaftlichen Reise durch Norddeutschland und nach Paris 1824 die Stelle als Arzt des Leuchtenbergischen Herzoglichen Hauses.

Nach dem Tod des 2. Herzogs von Leuchtenberg Auguste de Beauharnais, der an den Folgen einer Angina am 28. März 1835 in Lissabon verstorben war, wurde Johann Baptist Ullersperger in den Ruhestand versetzt. Er ließ sich anschließend mit einer eigenen Praxis als Arzt in München nieder, betrieb diese noch bis 1847 und trat in der Zeit danach dann vor allem noch als Autor medizinischer Schriften in Erscheinung, die er zum Teil auch in französischer und spanischer Sprache veröffentlichte.

Am 4. September 1864 wurde Johann Baptist Ullersperger unter der Präsidentschaft des Arztes, Naturphilosophen und Malers Carl Gustav Carus mit dem akademischen Beinamen Hufeland III. unter der Matrikel-Nr. 2018 als Mitglied in die Kaiserliche Leopoldino-Carolinische Deutsche Akademie der Naturforscher aufgenommen.

Schriften (Auswahl)

Pathologisch-anatomische Beschreibung zweyer Missgeburten. Inaugural-Schrift, Carl Wilhelm Becker, Würzburg 1822 (Digitalisat)

Die Anwendung der verschiedenen natürlichen Salzquellen in den Salinen bei Kissingen zu Heilzwecken, als kalte und warme Dunst- und Dampf-Bäder, als einfache Soolbäder, oder mit kohlensaurem Gase, Pandur, Mutterlauge etc. zusammengesetzt; dann als Mineralschlammbäder etc. etc. zu örtlichem und allgemeinem Gebrauche mit besonderer Berücksichtigung ihres therapeutischen Zweckes in Brustkrankheiten etc. Enke, Erlangen 1849 (Digitalisat)

Die Herzbräune (Angina pectoris). Historisch, pathologisch und therapeutisch dargestellt. Eine von der Kaiserlichen Akademie zu Paris gekrönte Preisschrift. Heuser, Neuwied und Leipzig 1865 (Digitalisat)

Die Frage über die Heilbarkeit der Lungenphthisen. Historisch, pathologisch und therapeutisch untersucht. Stahel, Würzburg 1867 (Digitalisat)

Die Geschichte der Psychologie und der Psychiatrik in Spanien von des ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Stuber, Würzburg 1871 (Digitalisat)


Johann August Vogler (* 20. September 1790 in Hachenburg; † 22. Dezember 1860 in Ems) war Badearzt und Landtagsabgeordneter.

Leben: August Vogler besuchte bis 1807 das Gymnasium Weilburg und studierte dann in Heidelberg und Würzburg Medizin. Nachdem er das Studium 1812 mit der Promotion zum Dr. med. abgeschlossen hatte, wurde er 1814 nassauischer Regimentsarzt und dann Referent bei der Nassauische Regierung in Wiesbaden. 1818 bis 1836 war er gemäß dem Medizinaledikt von 1818 Medizinalrat für das Amt Nassau in Bad Ems. 1818 wurde er auch zum Hofrat und 1830 zum Obermedizinalrat ernannt. Ab 1836 war er frei praktizierender Badearzt in Bad Ems.

1852 bis zu seiner Mandatsniederlegung 1884 war er für den Wahlkreis XII (Nassau) Abgeordneter der zweiten Kammer der Landstände des Herzogtums Nassau.

Familie: August Vogler, der evangelischer Konfession war, war der Sohn des Arztes und Apothekers Johann Andreas Vogler (* 20. Oktober 1753 in Darmstadt; † 12. Oktober 1826 in Hachenburg) und dessen Frau Amalie Helene Friederike geborene Clotz (5. August 1766 in Hachenburg; † 3. Februar 1836 ebenda). Johann Andreas Vogler war Doktor der Medizin, burggräflich-kirchbergischer Hofarzt- und Leibmedicus des Burggrafen August von Kirchberg und Stadt- und Landphysikus. Daneben war er Apotheker und Besitzer der Hachenburger Apotheke. Die Mutter war Tochter des Regierungsrates Clotz.

August Vogler heiratete November 1817 in Ems seine erste Ehefrau, Christiane Wilhelmine geborene Usener (* 7. November 1798 in Weilburg; † 21. Mai 1829 in Ems), die Tochter des Landrats Karl Valentin Usener und dessen Frau Susanne Caroline geborene Popp.

Am 10. Oktober 1830 heiratete er in zweiter Ehe in Ems Wilhelmine geborene Gosebruch (* 9. März 1812 in Hamm; † 1. September 1890 in Ems), die Tochter des Bürgermeisters Dietrich Wilhelm Gosebruch und dessen Frau Johanna Wilhelmine Christine geborene Cramer.

Schriften

August Vogler ist der Autor verschiedener Werke über Mineralbrunnen, darunter:

Ueber den Gebrauch der Mineralquellen, insbesondere derer zu Ems. Sauerländer, Frankfurt am Main 1840, (Digitalisat).


Auguste Charles Eugène Napoléon de Beauharnais (* 9. Dezember 1810 in Mailand; † 28. März 1835 in Lissabon) war der 2. Herzog von Leuchtenberg sowie Herzog von Santa Cruz und Prinzgemahl von Portugal.

Leben: Auguste war der älteste Sohn von Eugène de Beauharnais (1781–1824) und seiner Ehefrau Prinzessin Auguste von Bayern (1788–1851), Tochter des ersten bayerischen Königs Maximilian I. Joseph und seiner ersten Gattin Prinzessin Auguste Wilhelmine Maria von Hessen-Darmstadt. Er war väterlicherseits ein Enkel von Joséphine de Beauharnais, Kaiserin der Franzosen. Nach dem Sturz Bonapartes bekam sein Vater am 14. November 1817 von seinem Schwiegervater Maximilian I. Joseph von Bayern den Titel eines Herzogs von Leuchtenberg mit dem gleichnamigen Landgrafentum und dem Fürstentum Eichstätt als Standesherrschaft zugesprochen. Als sein Vater 1824 starb, erbte er die Titel.

Politische Laufbahn: Am 5. November 1834 heiratete Herzog Auguste per procurationem in München und in persona dann am 26. Januar 1835 in Lissabon die 15-jährige Königin Maria II. von Portugal (1819–1853), älteste Tochter von Kaiser Peter I. von Brasilien (1798–1834) und seiner ersten Gattin Erzherzogin Maria Leopoldine von Österreich. Nach der Heirat bekam er die Titel Herzog von Santa Cruz und Prinzgemahl von Portugal zugesprochen.

Zwei Monate darauf erkrankte Auguste an einer Angina und starb am 28. März 1835 in Lissabon daran. Sein Tod löste große Unruhe in Lissabon aus, und die Ruhe konnte nur unter Aufwendung großer Mühen wiederhergestellt werden. Die Königin musste die Staatsräson über ihre eigenen Gefühle stellen, ihren Schmerz unterdrücken und als soeben verwitwete Frau eine neue Ehe aushandeln. Auguste war zur Zeit seines Todes kinderlos. Sein jüngerer Bruder Maximilian de Beauharnais wurde sein Nachfolger als 3. Herzog von Leuchtenberg.


Philipp von Lichtenthaler (* 8. Mai 1778 in Sulzbach in der Oberpfalz; † 12. November 1857) war ein deutscher Bibliothekar.

Leben: Lichtenthaler studierte Philosophie und Theologie und wurde 1811 von Bamberg an das Gymnasium in München berufen. 1815 wurde er Professor und Hofbibliothekar in Würzburg. Nach seiner Versetzung nach München (1825) war er von 1826 bis 1855 Direktor der Bayerischen Hof- und Staatsbibliothek. Unter seiner Ägide erfolgten der Umzug in den Neubau an der Ludwigstraße und die Trennung der Bibliothek von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.