Sie bieten auf ein Dokument der Universität Jena von 1778.


Mit 18 eigenhändigen Signaturen teils bedeutender Professoren (davon sind 16 bei wikipedia verzeichnet).


Der Theologe Ernst Jakob Danovius (1741-1782), Prorektor der Universität, wendet sich an die Professoren seiner Universität.


Datiert Jena, den 5. Dezember 1778.


Transkription:

"Conscripti Academiae Patres, Patroni atque Collegae summopere Colerdi! Durch beigesendes gnädigstes Reskript und dessen Beilagen wird der Akademie bekannt gemacht, daß hinfort zwischen den hiesigen Fürstl. und den Kurhannöverischen Landen in Ansehung der akademischen Personen gegenseitige Abzugsgelderfreiheit statt finde. Ob dabei etwas zu erinnern sei, recursiren{?}, und bin mit sonder{?} Hochachtung M.H. Herren Collegen und Patronen ergebenster Diener Ernst Jakob Danovius, d.Z. Prorektor."


Auf der zweiten Seite dann die eigenhändigen Signaturen der manderen Professoren zum Zeichen der Kenntnisnahme.


Anfangs zwei Signaturen der Theologen Friedrich Samuel Zickler (1721-1779) und Johann Jakob Griesbach (1745-1812), unter der Anmerkung von Zicklers Hand: "Das quäd. Rescript ist beyzulegen u. die quäd. Verordnung mit unterthän. Dank zu erkennen."


Dann eine Anmerkung des Rechtswissenschaftlers Johann August von Hellfeld (1717-1782): "Es ist das gnädigste Rescript in das Archiv zu den neusten {???} das AbzugsGeld betreffend zu bringen."

Darunter signieren neben von Hellfeld die Rechtswissenschaftler

-Karl Friedrich Walch (1734-1799)

-Johann Ludwig Schmidt (1726-1792)

-Justus Christian Ludwig von Schellwitz (1735-1797).


Am Ende eine Anmerkung des Rechtswissenschaftlers Johann August Reichardt (1741-1808): "Wie vorhero und würde gut seyn, wenn die Reversalis auch in das Copial Buch eingeschrieben würden."

Darunter signieren neben Reichardt die Professoren:

-Gottlob Eusebius Oeltze (1734-1807), Rechtswissenschaftler; neben Müller als einziger nicht bei wikipedia verzeichnet

-Ernst Anton Nicolai (1722-1802), Mediziner

-Christian Gottfried Gruner (1744-1815), Mediziner und Medizinhistoriker

-Justus Christian Loder (1753-1832), deutsch-baltischer Mediziner, Anatom, Chirurg und Leibarzt des russischen Kaisers Alexander I.

-Lorenz Johann Daniel Suckow (1722-1801), Physiker und Mathematiker, der hier wie häufig mit "Succow" signiert

-Christian Friedrich Polz (1714-1782), Logiker und Theologe

-Johann Ernst Basilius Wiedeburg (1733-1789), Physiker, Astronom und Mathematiker

-Justus Christian Hennings (1731-1815), Moralphilosoph und Aufklärer

-Johann Gottfried Müller (1729-1792), Universitätsbibliothekar und Ordinarius für Geschichte; neben Oeltze der einzige ohne wikipedia-Eintrag

-Johann Gottfried Eichhorn (1752-1827), Orientalist, Historiker und Theologe.


Umfang: zwei von vier Seiten beschrieben (32,8 x 20,3 cm); ohne Umschlag.


Zustand: Dokument gefaltet, Papier gebräunt, etwas fleckig und knittrig. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Kiefer 23-10 (10a) Ordner Willlha Autogramm Autograph Wissenschaft


Über die Professoren (Quelle: wikipedia):

Ernst Jakob Danovius auch: Danov (* 12. März 1741 in Redlau; † 18. März 1782 in Jena) war ein deutscher lutherischer Theologe.

Leben: Ernst Jakob wurde als ältester Sohn des Pfarrers in Redlau und späteren Pfarrers in Thorn Ludwig Danovius (* September 1711 Eckersberg/Preußen; † 16. Februar 1771 in Thorn) und dessen Frau Anna Eleonora Gerschner (* Königsberg) geboren. Die erste Ausbildung erhielt er vom Vater und mit fünfzehn Jahren bezog er das Akademische Gymnasium in Danzig. Hier genoss er die Ausbildung von Lehrern wie Ernst August Bertling, Gottlieb Wernsdorf, Benjamin Groddeck (* 27. September 1720 in Danzig, † 5. Juni 1776 in Danzig), Christian Sendel (* 12. Dezember 1719 in Elbląg; † 25. Mai 1789 in Danzig) und Heinrich Kühn (* 19. November 1690 in Königsberg/Pr. † 6. August 1769 in Danzig).

1760 begann er an der Universität Helmstedt ein Theologiestudium. Hierzu besuchte er die Vorlesungen an der philosophischen Fakultät bei Franz Dominikus Häberlin, Johann Jacob Hentsch (* 24. Januar 1723 in Bautzen, † 15. Juli 1764 in Helmstädt) und Johann Wolfgang Kipping. Seine theologischen Kenntnisse prägten Johann Ernst Schubert, Anton Julius von der Hardt (* 13. November 1707 in Braunschweig; † 27. Juni 1785 in Helmstedt), Wilhelm Abraham Teller und Johann Benedikt Carpzov. 1763 setzte er seine Studien an der Universität Göttingen fort, wo Johann David Michaelis, Christian Wilhelm Franz Walch, Johann David Heilmann, Gottfried Less, Samuel Christian Hollmann und Abraham Gotthelf Kästner seine Lehrer wurden. 1765 folgte er Johann Ernst Schubert nach Greifswald, wo er sich als Hauslehrer von dessen Kindern und durch Privatvorlesungen seinen Lebensunterhalt sicherte. Nachdem er sich in Greifswald den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie erworben hatte, wurde er 1766 Rektor der Johannisschule in Danzig.

Durch die Empfehlung Bertlings, erhielt er im September 1768 eine Honorarprofessur der Theologie an der Universität Jena. Nachdem er am 8. Juni 1774 seine Inauguralabhandlung de Episcopis aetate Apostolorum verteidigt hatte, wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und erhielt am 27. Juni desselben Jahres eine ordentliche Professur der Theologie in Jena. Als solcher hielt er Vorlesungen zur Exegese, Dogmatik, Symbolik und Moral. 1774 wurde er Kirchenrat von Sachsen-Gotha und Inspektor der Gothaischen und Altenburgischen Studenten. Zudem beteiligte er sich an den organisatorischen Aufgaben der Hochschule. So war er Dekan der theologischen Fakultät und in den Wintersemestern 1774, 1778 Rektor der Alma Mater. Durch einen Anfall cholerischer Schwermut stürzte er sich in die Saale und ertrank.

Danovius gehört zu den lutherischen Theologen, welcher durch seine supranaturalistische Auffassung einer natürlichen Religion, einen freien aufklärerischen Standpunkt vertrat. Dabei geriet er mit dem Erlangener Theologen Georg Friedrich Seiler (* 24. Oktober 1733 in Creußen; † 13. Mai 1807 in Erlangen) in eine literarische Auseinandersetzung über die Rechtfertigungslehre. Zudem setzte er sich für die Religionsvereinigung mit der reformierten Kirche ein. Obwohl seine Schüler die Lebhaftigkeit, Deutlichkeit und Gedankenfülle seiner Vorlesungen rühmten, wirkt seine Schreibweise schwerfällig und künstlich.

Danovius war seit 1773 verheiratet mit Henrietta Wilhelmina Sophia Eberhardina Eber (* 1755 in Jena), die Tochter des fürstlich Thurn und Taxischen Hofrats, Rats von Sachsen-Coburg und kaiserlichen Reichspostmeister in Jena Christoph Ludwig Eber (* 1713; † 13. Januar 1785 in Jena), welcher mit Paulina Regina Sophia, der Tochter eines Bürgermeisters von Deizisau bei Weimar, verheiratet war. Die Ehe blieb kinderlos.


Johann Gottfried Eichhorn (* 16. Oktober 1752 in Dörrenzimmern im Fürstentum Hohenlohe-Öhringen; † 25. Juni 1827 in Göttingen) war ein Orientalist, Historiker und Theologe und wird zur Gruppe der supranaturalistischen Rationalisten der Zeit gerechnet.

Leben: Johann Gottfried Eichhorn war ein Sohn des Pfarrers Johann Georg Nikolaus Eichhorn (1716–1789). Er studierte in Göttingen und war danach Rektor zu Ohrdruf. 1775 wurde er als Professor der orientalischen Sprachen an die Universität Jena berufen und 1788 an die Universität Göttingen, wo er auch über die politische Geschichte alter und neuer Zeiten und über Literaturgeschichte las. Unter Eichhorns Studenten waren der spätere Orientalist Friedrich Wilken, der jüdische Historiker Isaak Markus Jost und der Tibetologe Sándor Csoma.

Eichhorn wurde 1810 zum ordentlichen Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften (der heutigen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen) gewählt, deren Mitsekretär er von 1812 bis 1814 zusammen mit Johann Friedrich Blumenbach war. Seit 1808 war er auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er wurde 1819 Geheimer Justizrat und 1825 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences.

Johann Gottfried Eichhorn starb am 25. Juni 1827.

Familie: Sein Sohn Karl Friedrich Eichhorn wurde 1781 in Jena geboren.

Wirken: Johann Gottfried Eichhorns Forschungen waren bahnbrechend für die historisch-kritische Einleitungswissenschaft. Seine Einleitung ins Alte Testament erschien zwischen 1780 und 1783 in drei Bänden und in überarbeiteter und erweiterter Form 1823 und 1824 in fünf Bänden unter dem Titel Einleitung in das Alte Testament. Mit seiner Einleitung gab er das Programm für ein Hauptarbeitsfeld der alttestamentlichen Wissenschaft vor, ähnlich wie Johann David Michaelis es 30 Jahre zuvor für die neutestamentliche Wissenschaft getan hatte. Eichhorns Einleitung in das Neue Testament folgte zwischen 1804 und 1827 in fünf Bänden.

In seinen Einleitungen fasste er das zeitgenössische Wissen über die Bibel und der Entstehung zusammen und erweiterte es. Er gab das erste Beispiel einer rein literarhistorischen, auf Kenntnis des Klassischen Altertums und des Morgenlandes gegründeten Lesart der biblischen Schriften. Eingehend befasste er sich literarkritisch mit der Entstehung der Tora. Er unterschied bei deren Quellen zwischen einem vormosaischen Elohisten (benannt nach der Verwendung des Gottestitels „Elohim“, von Eichhorn als „Urkunde mit dem Namen Elohim“ bezeichnet) und einem nachmosaischen Jehowisten (benannt nach der Verwendung des Gottesnamens JHWH, rekonstruierte Aussprache „Jahwe“, der Name wird von gläubigen Juden nicht ausgesprochen, von Eichhorn als „Urkunde mit dem Namen Jehova“ bezeichnet). Gleichwohl haben seine berühmtesten Theorien und Rekonstruktionen, wie etwa die kühne Urevangeliumshypothese, heute meist nur noch historischen Wert.

Eichhorn gab auch das Repertorium für biblische und morgenländische Literatur (Göttingen 1777–1786, 18 Bände) und die Allgemeine Bibliothek der biblischen Literatur (Leipzig 1787–1801, 10 Bände) heraus.


Johann Jakob Griesbach (* 4. Januar 1745 in Butzbach; † 12. März 1812 in Jena) war ein deutscher Theologe und Hochschullehrer. Bekannt ist vor allem seine Hypothese zum synoptischen Problem: Er meinte, dass der Evangelist Markus das Matthäus- und das Lukasevangelium gekannt und benutzt habe.

Akademische Laufbahn: Johann Jakob wurde als Sohn des Pfarrers Conrad Caspar Griesbach (1705–1777) und dessen Ehefrau Johanna Dorothea Rambach (1726–1775), die Tochter des Theologen Johann Jakob Rambach, geboren. Da sein Vater 1767 eine Pfarrstelle an der Petrikirche und Konsistorialratsstelle in Frankfurt am Main erhielt, zog die Familie dorthin. Hier erlebte Griesbach seine Kindheitsjahre und wurde bereits im Elternhaus theologisch geprägt. 1751 bezog er das Gymnasium in Frankfurt am Main, wo er ein Mitschüler des Johann Wolfgang von Goethe wurde. Mit siebzehn Jahren bezog er am 29. April 1762 die Universität Tübingen, zweieinhalb Jahre später wechselte er an die Universität Halle, wo Johann Salomo Semler, Johann Georg Knapp, Johann Severin Vater, Johann August Nösselt seine prägenden Lehrer wurden, und am 18. Oktober 1766 zog er an die Universität Leipzig, wo Johann August Ernesti und Johann Jacob Reiske maßgeblichen Einfluss auf ihn ausübten.

Daneben hörte er die Vorlesungen von Christian Fürchtegott Gellert, Johann Matthias Schröckh, August Wilhelm Ernesti und Samuel Friedrich Nathanael Morus. 1767 kehrte er nach Halle zurück und erwarb sich 1768 den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie. Im Anschluss kehrte er nach Frankfurt zurück. 1769 absolvierte er eine Gelehrtenreise die ihn durch Deutschland, die Niederlande, England und Frankreich führte. An den dortigen Bibliotheken absolvierte er orientalische Sprachforschungen, lernte verschiedene Persönlichkeiten kennen und erweiterte das Spektrum seines Wissens. Am 6. Oktober 1770 kehrte er von der Reise nach Frankfurt am Main zurück. 1771 habilitierte er sich an der Theologischen Fakultät in Halle. Hier wurde er 1773 außerordentlicher Professor der Theologie.

Auf Betreiben der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach erhielt er 1775 eine ordentliche theologische Professur an der Universität Jena. In Jena promovierte er im selben Jahr zum Doktor der Theologie, wurde 1781 Kirchenrat und 1784 geheimer Kirchenrat. Zudem beteiligte er sich an den organisatorischen Aufgaben der Hochschule. So war er einige Male Dekan der theologischen Fakultät und WS 1780, 1783, 1788 sowie 1796 Rektor der Alma Mater.

Seit 1809 war er auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Neutestamentlicher Textkritiker: Griesbach gilt als einer der Väter der Textkritik des Neuen Testaments. 1769/1770 unternahm er eine Forschungsreise zur Kollationierung neutestamentlicher Handschriften in Bibliotheken Englands und Frankreichs. Er publizierte 1774/1775 als erster eine kritische Ausgabe des Neuen Testaments, die die ältesten und besten Handschriften zugrunde legte und dabei in größerem Umfang von der traditionellen Textgestalt, dem textus receptus, abwich. Seine Vorlesungen hörte auch der spätere Geschichtsprofessor und Universitätsarchivar in Königsberg Johannes Voigt.

Evangeliensynopse: Im Jahre 1776 gab Griesbach seine griechische Matthäus-Markus-Lukas Synopse separat von seiner kritischen Ausgabe des Neuen Testamentes (s. o.) heraus, in der sie bisher enthalten gewesen war, und etablierte damit das Handwerkzeug einer Synopse als eine unentbehrliche Forschungshilfe in der neutestamentlichen Wissenschaft.

Synoptische Frage: Seine Lösung des so genannten Synoptischen Problems, wie die ersten drei (einander ähnlichen) Evangelien des Neuen Testamentes zueinander in Beziehung stehen, beschrieb Griesbach 1789 in seinem Werk Commentatio qua Marci evangelium totum e Matthaei et Lucae commentariis decerptum esse monstratur. Demnach habe Markus das Matthäusevangelium sowie das Lukasevangelium gekannt und beide Schriften gekürzt. Seine Theorie, die Griesbachhypothese, ist nach der Zweiquellentheorie die v. a. in den USA verbreitetste Erklärung des Verhältnisses der synoptischen Evangelien untereinander.

Aus Anlass des 200. Jahrestages der Veröffentlichung von Griesbachs Evangeliensynopse als ein separates Werk hielt eine Gruppe von internationalen Bibelwissenschaftlern im Juli 1976 in Münster/Westfalen das „Johann Jakob Griesbach Bicentenary Colloquium 1776–1976“ ab.

Eine Auswahl der dort präsentierten Papiere über Griesbachs Leben, Werk und Auswirkung, dazu bestimmt aufzuzeigen, weshalb das Verständnis des Beitrages dieses Wissenschaftlers zur neutestamentlichen Kritik gleichwohl für die Geschichte der neutestamentlichen Wissenschaft wie auch für die derzeitige neutestamentliche Forschung bedeutsam ist, zusammen mit dem Text im originalen Latein sowie in englischer Übersetzung, unter dem Titel:

Dissertation des J. J. Griesbach, Doktor der Theologie und Professor Primar der Jenaer Universität, worin er verauschaulicht, daß das ganze Markusevangelium den Evangelien des Matthäus und Lukas entnommen worden ist, geschrieben im Namen der Jenaer Universität (1789–1790), nun überarbeitet und mit vielen Zusätzen versehen, sind zu finden in: Bernard Orchard and Thomas R. W. Longstaff (ed.), J. J. Griesbach: Synoptic and Text-Critical Studies 1776–1976 (SNTS Monograph Series, Vol. 34).

Familie: Griesbach heiratete am 16. April 1775 in Halle Friederike Juliane Schütz (* 28. April 1755 in Bückeburg–1831/36), die Tochter des Oberpredigers von Aschersleben Gottfried Schütz (* 1717 in Aschersleben; † 16. März 1772 ebd.) und dessen Frau Traugotte Anna Sophia Regner. Die Ehe blieb kinderlos. Sie hatten aber eine Pflegetochter: Bertha Sturm (1799–1857) Tochter des Stadtphysikus von Eisenach Benjamin Christian Gottlieb Sturm († 1813), diese heiratete den Professor Friedrich Gottlob Schulze. Die Schwester seiner Frau Charlotte Elisabeth war Kirchenlieddichterin und Erbauungsschriftstellerin und mit Heinrich Christoph Nebel verheiratet. Ihr Bruder war Christian Gottfried Schütz.


Christian Gottfried Gruner (* 8. November 1744 in Sagan; † 5. Dezember 1815 in Jena) war ein deutscher Mediziner und Medizinhistoriker, der als Professor der Medizin in Jena wirkte.

Leben: Gruner war der Sohn des Fleischermeisters Balthasar Gruner und dessen Frau Maria Dorothea Golisch. Er hatte seine schulische Grundausbildung an seinem Geburtsort genossen. 1762 besuchte er das Gymnasium in Görlitz und begann 1765 ein Studium der Theologie an der Universität Leipzig. Hier besuchte er anfänglich an der theologischen Fakultät die Vorlesungen von Johann August Ernesti und Samuel Friedrich Nathanael Morus. Daneben beschäftigten ihn an der philosophischen Fakultät die Ausführungen von Christian Fürchtegott Gellert, Christian August Clodius, Johann Heinrich Winckler und Christian Gottlieb Seydlitz. Nach dem Tod seines Vaters wendete er sich den medizinischen Wissenschaften zu, wobei er die Vorlesungen von Ernst Gottlob Bose, Johann Christoph Pohl, Johann Carl Gehler, Anton Wilhelm Plaz, Carl Wilhelm Pörner (1732–1796) und Christian Gottlieb Ludwig frequentierte. Nachdem er am 22. Dezember 1769 an der Universität Halle zum Doktor der Medizin promoviert worden war, wurde er im Folgejahr Stadtarzt in Sagan.

Ende September 1773 wurde er Professor der Botanik und der theoretischen Medizin an der Universität Jena. Als solcher wurde er 1776 Hofrat des Herzogs von Sachsen-Weimar sowie 1791 geheimer Hofrat und Leibarzt des Herzogs von Sachsen-Coburg. Zu seinen Schülern in Jena gehörte zum Beispiel Barthel von Siebold.[1] Im Jahr 1797 stieg er in die zweite medizinische Professur auf und war 1803 erster Professor der praktischen Medizin und Chemie. Auch beteiligte sich Gruner an den organisatorischen Aufgaben der Jenaer Salana und war in den Wintersemestern 1775, 1779, 1785, 1791, 1795, 1799, 1805 Rektor der Alma Mater. Gruner ist vor allem als Historiker medizinischer Zusammenhänge in Erscheinung getreten. Er war eine treibende Kraft im Atheismusstreit gegen Johann Gottlieb Fichte. Seine Zeitzeugen schildern ihn als jähzornigen Charakter, welcher weniger genehmen Kollegen wie Justus Christian Loder und Johann Christian Stark der Ältere, starke Antisympathie entgegenbrachte. Dennoch genoss er großes Ansehen zu seiner Zeit. So verkehrte er privat mit Johann Wolfgang von Goethe und gilt als Begründer der medizinhistorischen, vor allem der historischpathologischen Studien.

Mitgliedschaften und Ehrungen: Gruner war Mitglied mehrerer Gelehrtengesellschaften seiner Zeit. So 1774 Mitglied der Lateingesellschaft in Jena, 1774 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, am 1. Februar 1776 Leopoldinischen Akademie der Naturforscher, 1776 Mitglied der hessischen akademischen Sozietät der Wissenschaften in Gießen, 1776 Mitglied der Societas excolendis literis Rossicis in Moskau, 1783 Mitglied der kurbayrischen Gesellschaft der sittlichen und Landwirtschaftlichen Wissenschaften in Burghausen, 1783 Mitglied der Zeeuwsch Genootschap der Wetenschapen in Vlissingen, 1785 Mitglied des königlich französischen Collegium medicum in Nancy, 1785 Mitglied der Academie des Sciences, Arts et Belles-Lettres. in Nancy, 1786 Mitglied der Societe royale de Physique, d'Histoire naturelle et des Arts in Orléans, 1787 Mitglied der Societe royale d' Agriculture in Paris, 1788 Mitglied der Academie des Sciences, Arts et belles-Lettres in Dijon, 1788 Mitglied der Königlich holländischen Gesellschaft der Wissenschaften in Haarlem, 1789 Mitglied der Batavischen Gesellschaft für experimentelle Philosophie in Rotterdam (niederländisch: Bataafsch Genootschap der Proefondervindelijke Wijsbegeerte te Rotterdam), 1789 Mitglied der provinziellen Utrechtschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste in Utrecht (niederländisch: Proviciaal Utrechtsch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen), 1790 Mitglied der Königlich englischen medizinischen Sozietät in London, 1790 Mitglied der Reale Accademia in Florenz, 1791 Académie des sciences, belles-lettres et arts in Lyon, 1791 Mitglied der Helvetischen Gesellschaft korrespondierender Ärzte und Wundärzte, 1793 wurde er Gründungsmitglied der Naturforschenden Gesellschaft in Jena, 1793 Mitglied der Société de médecine in Bordeaux, 1793 Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Uppsala, 1795 Mitglied des Königlichen Collegium medicum in Stockholm, 1796 Mitglied der Königlich Großherzoglichen Akademie der Wissenschaften in Siena, 1796 Mitglied der Reale Accademia di Scienze e Belle Lettere in Mantua, 1797 Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Neapel, 1797 Mitglied der Sydenhamischen Gesellschaft in Halle (Saale), 1797 Ehrenmitglied der herzoglichen Mineralogischen Gesellschaft in Jena, 1798 Assessor der Naturforschenden Gesellschaft Westfalens in Brockhausen, 1800 Mitglied der Société de médecine in Paris, 1805 Mitglied der fürstlich Hessischen Gesellschaft für Alterthümer in Kassel, 1805 Mitglied der Königlich bayrischen Akademie der Wissenschaften in München, sowie ab 1808 deren korrespondierendes Mitglied und 1812 Mitglied des ärztlichen Kunstvereins in Altenburg. Gruner erhielt 1815 vom königlichen Collegium medicum in Stockholm die silberne Vaccinationsmünze und wurde Oktober 1815 Ritter des königlich schwedischen Wasaordens.

Familie: Gruner hatte sich 1777 mit Christina Margaretha Hasse, die Tochter des Ziegelmüllermeisters Christoph Hasse verheiratet. Aus der Ehe stammen vier Söhne und vier Töchter. Von diesen kennt man die Mediziner Carl Friedrich Ferdinand Gruner (* 21. Juni 1787 in Jena; † 2. Dezember 1818 ebd.) und Friedrich Wilhelm Moritz Gruner (* 3. Dezember 1790 in Jena; † 11. Dezember 1818 ebd.).


Johann August von Hellfeld (* 9. Februar 1717 in Gotha; † 13. Mai 1782 in Jena) war ein deutscher Rechtswissenschaftler.

Leben: Hellfelds Vorfahren stammen ursprünglich aus Westfalen, wo diese dem Adel angehörten und unter dem Namen Helleveld oder auch von Hellefeld bekannt waren. Die Nachkommen des Geschlechts wurden genötigt, Westfalen zu verlassen. Ein Nicolaus Hellfeld begab sich als Theologe im 16. Jahrhundert in das Gothaer Land, wo er als Pfarrer in Hausen, Laucha und Siebleben wirkte. Nachkömmlinge dieses Theologen bekleideten verschiedene geistliche und weltliche Stellen im Herzogtum Sachsen-Gotha, ohne jedoch Anspruch auf das Adelsprädikat zu erheben. Aus jenem Umkreis stammte auch Johann Augusts gleichnamiger Vater. Dieser war Advokat des Herzogs von Sachsen-Gotha-Altenburg. Aus seiner Ehe mit Charlotta Friederika Mattenberg, Tochter des Meininger Bürgermeisters Johann Andreas Mattenberg (* 15. Juni 1640 in Gotha; † 24. September 1726 in Meiningen), ging 1717 Johann August hervor.

1754 übernahm er die Vormundschaft und Erziehung des späteren Kanzlers und Generallandschaftsdirektors August Friedrich Karl von Ziegesar.

Aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammend, erhielt Hellfeld in seiner frühen Jugend Privatlehrer. Diese bereiteten ihn so weit vor, dass er das renommierte Gymnasium Illustre seiner Geburtsstadt absolvieren konnte, welches unter der Leitung des damaligen Rektors Johann Heinrich Stuß (1686–1775) stand. Am 17. Mai 1734 immatrikulierte er sich an der Universität Jena, um ein Studium der Rechtswissenschaften zu absolvieren. Hierzu gehörte zur damaligen Zeit ein philosophisches Grundstudium, welches Hellfeld bei Heinrich Köhler, Georg Ludwig Herzog (* 1712 in Aurich; † 1737 in Jena) und Christian Gottlieb Buder (1693–1763) absolvierte. Danach frequentierte er juristische Vorlesungen. Zu diesem Zweck besuchte Hellfeld die Ausführungen von Johann Caspar Heimburg, Johann Georg Estor, Burkhard Gotthelf Struve und Johann Rudolph Engau.

Im Anschluss an seine Studien verlangte sein Vater ihn zurück nach Gotha, wo er kurze Zeit als Advokat fungierte. Da ihm diese Aufgabe wenig Freude abrang, zog er wieder nach Jena, wo er am 27. Mai 1739 zum Doktor der Rechte promovierte. Danach hielt er Vorlesungen in Jena, wurde 1745 Advokat am Hofgericht in Jena, am 23. März 1748 ordentlicher Professor und 13. März 1749 Assessor am Schöppenstuhl. Im akademischen Kontext aufsteigend, übernahm er am 16. Mai 1753 die ordentliche Professur der Instituten, 1755 wurde er Professor der Pandekten und sächsisch-gothaischer Hofrat. 1756 war er Senior des Schöppenstuhls, 1759 übernahm er die Professur des Kodex und der Novellen, wurde Senior der Juristenfakultät und 1763 geheimer Regierungsrat von Sachsen-Weimar-Eisenach und Sachsen-Gotha-Altenburg. Hellfeld war Mitglied der Teutschen Gesellschaft in Jena und nachdem er 1764 seinen Adelstitel sich bestätigen ließ, wurde er Erbherr von Pösen und Jägersdorf. Zudem beteiligte sich Hellfeld an den organisatorischen Aufgaben der Salana. So war er einige Male Dekan der Juristenfakultät und in den Sommersemestern 1755, 1761 Rektor der Alma Mater.

Hellfelds Hauptwerk ist Jurisprudentia forensis secundum ordinem pandectarum, welches durch seinen Schwiegersohn abermals aufgelegt wurde. Es diente als Vorlage für Christian Friedrich von Glück und Christian Friedrich Mühlenbruchs Ausführungen zu den Pandekten und war bis ins 19. Jahrhundert ein beliebtes Lehrbuch.

Familie: Hellfeld war zwei Mal verheiratet. Seine erste Ehe schloss er mit Sophia Maria Struve († 1745 in Jena), der Tochter des Professors Burkhard Gotthelf Struve. Nach deren Tod ging er mit Friederike Ludovika Rus, die Tochter des Professors Johann Reinhard Rus, eine zweite Ehe ein. Von den Kindern kennt man:

Amalie Ulrike Sophie von Hellfeld verheiratete sich mit dem Juristen Gottlob Eusebius Oeltze (* 20. März 1734; † 27. Februar 1807 in Helmstedt)

Ernst August von Hellfeld (* Jena) 21. Februar 1749 Uni. Jena, wurde Major in englischen und Schiffskommandeur in niederländischen Seediensten

Christian August Friedrich von Hellfeld (* 15. November 1757 in Jena; † 7. November 1840 ebd.) wurde Professor in Jena

Bernhard Gottlieb Huldreich von Hellfeld (* 13. November 1759 in Jena; † 14. Juli 1788 ebd.)

Johann August Christian von Hellfeld (* 23. Oktober 1765 in Jena; † 7. Februar 1835 ebd.) immatr. 26. September 1782 Uni. Jena, Ober-Appellationsgerichts-Advokat von Sachsen-Weimar

Caspar Ludwig Carl von Hellfeld (* Jena), immatr. 28. Juli 1780, Amtskommissar in Jena verh. Amalie Wilhelmine Henriette Jagemann.


Justus Christian Hennings (* 20. März 1731 in Gebstedt; † 30. August 1815 in Jena) war ein deutscher Moralphilosoph und Aufklärer.

Leben: Justus Christian stammte aus einem evangelischen Pfarrergeschlecht, welches aus dem niederdeutschen Raum stammend Pfarrer in Norwegen, Dänemark und Deutschland stellte. Bereits sein aus Bremen stammender Ururgroßvater Ambrosius Hennings (* 10. Juli 1567 in Lübeck; † 15. Mai 1642 in Kopenhagen) wurde Pfarrer im norwegischen Bergen, dessen Sohn, Justus Christians Urgroßvater, Simon Hennings wirkte nach einem Aufenthalt in Kopenhagen als Pfarrer in Bremen und sein Großvater Simon Hennings (* 2. Mai 1644 in Kopenhagen; † 30. Januar 1695 in Rostock) wurde Doktor der Theologie und Pfarrer an der St. Jacobkirche in Rostock. Justus Christian selbst wurde als Sohn des Pfarrers Johann Christian Hennings und dessen 1728 geheirateten zweiten Frau, die Kaufmannstochter Johanette Christiana Röder (* 12. Juli 1707 in Langensalza; † 4. April 1794 in Jena), geboren.

Nach einer umfangreichen Grundausbildung bezog er die Universität Jena, wo er bereits 1746 in die Matrikel der Hochschule eingetragen wurde.[2] Hier besuchte er unter anderem die Vorlesungen von Joachim Georg Darjes, Johann Peter Reusch und von Johann Ernst Immanuel Walch. Am 24. April 1756 erwarb er den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie und beteiligte sich dann als Privatdozent am Disputationsbetrieb der Hochschule. Am 24. März 1758 ernannte man ihn zum Adjunkt der philosophischen Fakultät und Anfang 1765 wurde er außerordentlicher Professor der Philosophie in Jena. Nachdem Darjes von Jena abgezogen war, erhielt er den Vorzug aller Bewerber um dessen Stelle, unter denen sich auch der junge Immanuel Kant befand. So wurde er am 21. Dezember 1765 Professor der Moralphilosophie und Politik und 1783 Professor der Logik und Metaphysik der Salana.

Im Laufe seiner Hochschultätigkeit wurde er Mitglied der königlich preußischen Gesellschaft der Wissenschaften in Frankfurt/Oder, Assessor der königlich dänisch Norwegischen Akademie in Drontheim, wie auch der herzoglichen Teutschen Gesellschaft der höheren Wissenschaften in Jena und Ehrenmitglied der mineralogischen Gesellschaft in Jena. Zudem ernannte man ihn zum Hofrat von Sachsen-Coburg und Meiningen. Auch beteiligte er sich an den organisatorischen Aufgaben der Salana. So war er mehrfach Dekan der philosophischen Fakultät und in den Sommersemestern 1776, 1786, 1804 sowie im Wintersemester 1804 Rektor der Alma Mater. Bekannt ist Hennings vor allem mit seinen Schriften gegen den damalig vorherrschenden Aberglauben geworden, mit denen er versuchte sich gegen den Hexenglauben zu wenden. Obwohl er den Ideen des Rationalismus eines Kants gegenüber aufgeschlossen war, verblieb er dennoch in einem ihn geprägten theologischen Denken. Dies wirkte sich auch auf seine Vorlesungen aus, die zu seiner Zeit als antiquiert empfunden wurden, woraufhin die Frequentierung seiner Ausführungen nachließ.

Hennings heiratete am 15. Juni 1760 die Leipziger Kaufmannstochter Johanna Gertraud Mey († 9. September 1813 in Jena). Von seinen Kindern kennt man den Buchhändler, sowie Verleger in Erfurt und Gotha, auch herzoglich Sachsen-Meininger Geheimen Legationsrat Johann Wilhelm Christoph Hennings (* 5. April 1771 in Jena; † 15. Februar 1838 in Gotha) und August Simon Ambrosius Hennings (6. März 1776 Uni. Jena h. c., Dr. jur., 1798–1801 Gerichtsakzessist, 1806–1810 zweiter Stadtschreiber und Vormundschaftsakturar, 1811-Juni 1831 Stadtgerichtsregistrator).


Ferdinand Justus Christian Loder, ab 1809 von Loder (* 12. März 1753 in Riga; † 16. April 1832 in Moskau) war ein deutsch-baltischer Mediziner, Anatom, Chirurg und Leibarzt des russischen Kaisers Alexander I. Sein zwischen 1794 und 1803 entstandenes Hauptwerk Tabulae anatomicae war die zu seiner Zeit bedeutendste systematische und vollständige Sammlung von Abbildungen des menschlichen Körpers.

Leben und Werk

Jugend und Studium: Justus Christian Loder wuchs als Sohn des Gymnasialdirektors und Diakons Johann Loder (* 4. Januar 1687 in Burgbernheim; † 5. September 1775 in Riga) und dessen am 4. Mai 1731 geheirateten Frau der Hofgerichtsadvokatentochter Helene Kappel in Riga auf. Auch hatte er Geschwister wie den ehemaligen Theologen Martin Gottlieb Loder (* 11. November 1739 in Riga; 15. Mai 1806 in Wolmar), welcher Pfarrer und Probst in Wolmar wurde. Von 1769 bis 1773 besuchte er das dortige Gymnasium, wo neben seinem Vater die Lehrer Johann Benjamin Erdmann (* 1732 Waltershausen/Gotha; † Juni 1783 in Riga) und Johann Ferdinand Hollenhagen (* um 1711 in Bauske; † 11. März 1782 in Riga) einen prägenden Einfluss auf den jungen Loder ausübten. Bereits während seiner Schulzeit trat er als Übersetzer des dritten Teils von Leonhard Eulers Lettres à une princesse d’Allemagne (1772) und die Beschreibung von Kamtschatka von Stepan Petrowitsch Krascheninnikow (1773) auf.

Im September 1773 ging er zum Medizinstudium an die Göttinger Universität. In Göttingen fand er im Haus von August Ludwig von Schlözer Aufnahme, wo er während seiner gesamten Studienzeit wohnte. Loder besuchte die medizinischen Vorlesungen von Ernst Gottfried Baldinger, Johan Andreas Murray, Heinrich August Wrisberg und Ernst Johann Friedrich Stromeyer (1750–1830). Des Weiteren frequentierte er Ausführungen von Johann Beckmann, Johann Christian Polycarp Erxleben, Johann Friedrich Blumenbach, Johann Peter Miller, Christian Gottlob Heyne, Johann Christoph Gatterer, Johann Georg Heinrich Feder und Georg Jacob Friedrich Meister.[2] In jener Zeit übersetzte er weitere naturwissenschaftliche Schriften, darunter das Werk von Louis Vitet (1736–1809) zur Vieharzneykunst (1776). Am 27. August 1777 verteidigte er seine Inauguralarbeit commodis, quae ex rei mertatoriae studio in medicinam permanare possint und wurde daraufhin am 18. September desselben Jahres zum Doktor der Medizin promoviert.

Jenaer Jahre: Am 19. September 1778 wurde Loder als Professor der Medizin, für die Fächer Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe an die Universität Jena berufen. Nachdem er sich in Jena 1779 den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie (Dr. phil.) erworben hatte, begab er sich in den Jahren 1780 und 1781 auf Kosten des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach auf eine Reise in die Niederlande, nach Frankreich und England. In den Niederlanden lernte er in Groningen Peter Camper, in Leiden Eduard Sandifort, in Amsterdam Andreas Bonn (* 17. Juni 1738, in Amsterdam; 2. September 1817 ebd.) und in Den Haag den Juristen und Naturforscher Pieter Lyonet kennen.

In Paris wohnte er drei Monate im Haus von Pierre-Joseph Desault, machte die Bekanntschaft von Pierre Charles Alexandre Louis, Felix Vicq d'Azyr, Louis Jean Marie Daubenton, Antoine Portal (* 5. Januar 1742 in Gaillac; † 23. Juli 1832 in Paris) und hörte Kurse zur Geburtshilfe bei Jean-Louis Baudelocque. In Rouen arbeitete er vier Monate lang am dortigen Militärhospital Hotel-Dieu unter dem Chirurgen Jean Pierre David (* 1737 in Gex; † 21. August 1784 in Rouen). Fünf Monate brachte er in London bei William Hunter zu, wo er Umgang mit Joseph Banks, John Schelden (* 6. Juli 1752 in London; † 8. Oktober 1808), William Cumberland Cruikshank, Matthew Baillie, Percivall Pott, John Hunter und William Farquharson (1760 in Edinburg; † 1822 ebd.) hatte. In dieser Form seine wissenschaftliche Kenntnisse erweitert kam er wieder nach Jena. Nach seiner Rückkehr 1782, errichtete er in Jena ein anatomisches Theater, die Entbindungsanstalt Accouchierhaus, ein medizinisch chirurgisches Krankenhaus und ein Naturalienkabinett. Von Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach wurde er 1781 zum Leibarzt, 1782 zum Hofrat und aufgrund seiner Verdienste 1799 zum geheimen Hofrat ernannt. Auch als Physikus von Jena und des selbigen Kreises engagierte er sich.

Als Leiter des Jenaer Naturalienkabinetts legte er – auf Initiative seines naturwissenschaftlich interessierten Landesherrn und dessen Geheimen Rat Johann Wolfgang von Goethe – eine Sammlung von mehr als 4.000 anatomischen Objekten an, die er allerdings bei seinem Weggang aus Jena im Jahr 1803 mitnahm. Während seiner 25-jährigen Tätigkeit in Jena entstanden eine Reihe medizinischer Schriften, unter denen seine zwischen 1794 und 1803 entstandenen Tabulae anatomicae quas ad illustrandam humani corporis fabricam (dt. Anatomische Tafeln zur Beförderung der Kenntniß des menschlichen Körpers, mit teutschem und lateinischen Text) als die zu seiner Zeit bedeutendste systematische und vollständige Sammlung von Abbildungen des menschlichen Körpers besonders herausragen. Zwischen 1797 und 1801 gab er das Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneykunde heraus, das in vier Bänden erschien. In Jena beteiligte sich Loder auch an den organisatorischen Aufgaben der Salana. So war er Dekan der medizinischen Fakultät und in den Wintersemestern 1781, 1788, 1797, sowie im Sommersemester 1799 Rektor der Alma Mater.

In seiner Jenaer Zeit pflegte Loder enge Kontakte zu Christoph Wilhelm Hufeland und Goethe. Von Loder erlangte Goethe seine Kenntnisse in Anatomie und erlernte bei ihm das Präparieren. Aus dieser Zusammenarbeit ergab sich auch Goethes gemeinsam mit seinem Freund Loder gemachte Wiederentdeckung des menschlichen Zwischenkieferknochens (1784) in der Jenaer Anatomie (Anatomieturm). Auch Alexander von Humboldt und Wilhelm von Humboldt, die gemeinsam mit Goethe 1797 an einem Präparierkurs Loders teilnahmen,[4] sowie Barthel von Siebold, dessen Dissertation Loder später betreute, wurden seine Schüler. Loder galt in dieser Zeit als bedeutendster Anatom Deutschlands und machte sich neben der Forschungs- und Lehrtätigkeit in seinem eigentlichen Fachgebiet, auch als Gerichtsmediziner, Augenarzt, Physiologe und Geburtshelfer verdient.

Loder war Mitglied der Weimarer Freimaurerloge Anna Amalia, in der er am selben Tag wie Goethe 1781 zum Gesellen befördert und gemeinsam mit Goethe und Herzog Karl August 1783 zum Meister erhoben wurde. Er wurde am 10. Dezember 1803 in Halle bei der Loge Zu den drei Degen affilert, der er bis 1811 angehörte.

Halle und Königsberg: 1803 wechselte er als preußischer Geheimrat an die Universität in Halle, wo er neben seiner Lehrtätigkeit als Professor der Medizin erneut durch die Gründung eines Krankenhauses und einer Klinik zur Geburtshilfe hervortrat. Nach dem Einzug der Franzosen in Halle infolge ihres Sieges in der Schlacht bei Jena und Auerstedt im Jahr 1806 schlug er das Angebot einer Aufnahme in den Staatsdienst aus und folgte stattdessen der preußischen Königsfamilie in ihr Exil nach Königsberg. Hier wurde er 1808 königlich preußischer Leibarzt Friedrich Wilhelms III. von Preußen, erhielt er am 27. November 1809 für seine Verdienste das preußische Adelsdiplom und wurde zum wirklichen Staatsrat sowie Leibarzt ernannt.

Kaiserlich-russischer Leibarzt in Moskau: Anschließend ging er nach Sankt Petersburg und Moskau und wurde von Zar Alexander I. 1810 zu dessen Leibarzt und kaiserlich-russischem Staatsrat ernannt. Während der französischen Besetzung Moskaus im Zuge des Russlandfeldzuges Napoleons pflegte er russische Verwundete in eigens zu diesem Zweck errichteten Militärhospitälern. Zwischen 1813 und 1817 leitete er das Moskauer Militärkrankenhaus und erweiterte es in dieser Zeit um einen eigenen Trakt für Offiziere, der durch eine Spende von 25.000 Rubeln der Moskauer Kaufmannschaft finanziert wurde. 1818 kaufte Zar Alexander Loders anatomische Sammlung für 50.000 Silberrubel und stiftete sie der Moskauer Universität. In dem unter seiner Leitung gebauten und vom Zaren mit 100.000 Rubeln finanzierten neuen Anatomiegebäude, das 1819 eingeweiht wurde, lehrte Loder in den nächsten Jahren als Honorarprofessor der Medizin. In dieser Zeit veröffentlichte er noch ein lateinisches Handbuch der Anatomie (Elementa anatomiae humani corporis, 1823) und gab ein Verzeichnis der Präparate der Moskauer anatomischen Sammlung (Index praeparatorum aliarumque rerum ad anatomen spectantium, 1823) heraus. Seine letzte Schrift veröffentlichte er nach der Moskauer Choleraepidemie des Jahres 1830. Nach seinem Tod am 16. April 1832 wurde in der anatomischen Sammlung der Moskauer Universität zu seinen Ehren eine Marmorbüste aufgestellt.

Loder war seit 1794 Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg und seit 1809 korrespondierendes sowie seit 1812 Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Außerdem gehörte er der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen und anderer Gelehrtengesellschaften und Vereinen in Moskau, Wilna, Paris, Wien, Padua, Zürich, Erlangen, Hanau, Jena, Halle an. Er erhielt den St. Annen-Orden zweiter Klasse mit Brillanten, das Großkreuz des St. Wladimirordens 2. Klasse und war Ritter des königlich preußischen roten Adlerordens 2. Klasse. Er war Präsident des Kirchenrats der Moskauer evangelischen Gemeinde in St. Michael, Mitglied der kaiserlich russischen Gesetzeskommission, Mitglied der Moskauer Ritterschaft und des medizinischen Reichskollegiums.

Die Stadt Jena benannte eine Straße nach ihm. Der Asteroid (55772) Loder wurde am 10. November 2003 nach ihm benannt.

Familie: Loder war zwei Mal verheiratet. Seine erste Ehe schloss er am 27. September 1778 in Göttingen mit Wilhelmine Dorothea Victoria Röderer (* 15. Juli 1756 Göttingen; † 5. Juli 1791 in Jena), der Tochter des Professors der Geburtshilfe in Göttingen Johann Georg Roederer (* 15. Mai 1726 in Straßburg; † 4. April 1768 ebd.) und dessen Frau Elisabeth Clara Wahl (* 3. Februar 1735 in Gießen; † 1758 in Göttingen). Seine zweite Ehe schloss er am 26. Dezember 1792 in Göttingen mit Charlotte Luise Auguste Richter (17. Mai 1773 in Göttingen; † 1847), der Tochter des Medizinprofessors August Gottlieb Richter (1742–1812). Aus den Ehen stammen Kinder. Von diesen kennt man:

Eduard Loder (* 4. August 1786 in Jena; † 23. Dezember 1812 in Königsberg/Preußen) außerordentlicher Professor der Medizin

Bertha Loder (* 26. Juli 1788 in Jena; † 23. Oktober 1789 ebd.)

Hermann Loder (* 21. August 1791 in Jena; † 13. September 1791 ebd.)

Ida Auguste Loder (* 13. Juni 1794 in Jena; † 22. August 1795 ebd.)

Bertha Loder (24. September 1796 in Jena; † 1842) verh. mit Carl von Lützow (1794–1868)

August Loder (* 1804 in Halle; † 1810)


Ernst Anton Nicolai (* 7. September 1722 in Sondershausen; † 28. August 1802 in Jena) war ein deutscher Mediziner.

Leben: Ernst Anton war Sohn des Chirurgen und Baders Johann Christoph Nicolai (1695–1759) und dessen Frau Elisabeth Magdalena Kiesewetter, Tochter des Bürgermeisters Johann Christoph Kiesewetter (1656–1725).

Nach dem Besuch der Schule in seinem Geburtsort begann er Ostern 1740 ein Studium der Medizin an der Universität Halle. Hierzu absolvierte er das erste Jahr philosophische Studien zur Logik und Metaphysik bei Johann Friedrich Stiebritz sowie zur Naturlehre und Mathematik bei Johann Gottlob Krüger. An der medizinischen Fakultät wurden Johann Heinrich Schulze, Johann Friedrich Cassebohm, Heinrich Bass, Philipp Adolph Böhmer und besonders Friedrich Hoffmann seine Ausbilder. Nach der Verteidigung seiner Promotionsarbeit De dolore (vom Schmerz) erhielt er 1745 den akademischen Grad eines Doktors der Medizin. Danach wirkte er als Arzt in Halle und beteiligte sich am Vorlesebetrieb der Hochschule.

Dies brachte ihm am 18. Mai 1748 eine außerordentliche Professur in Halle ein und er wurde damit verbunden königlich preußischer Hofrat. Am 16. September 1758 wechselte er als ordentlicher Professor der theoretischen Medizin an die Universität Jena, wo er im Folgejahr die Professur der klinischen Medizin und Chemie übernahm. Man ernannte ihn zum Hofrat von Sachsen-Weimar-Eisenach und Schwarzburg-Sondershausen. Er wurde Leibarzt von Solms-Braunfels und er wurde in den Adelstand als kaiserlicher Hofpfalzgraf erhoben. Er beteiligte sich an den organisatorischen Aufgaben der Salana. So war er mehrfach Dekan der medizinischen Fakultät und in den Wintersemestern 1761, 1767, 1777, 1789 sowie im Sommersemester 1782 Rektor der Alma Mater. Auch gehörte er seit 1770 der Leopoldina, 1758 der Akademie in Erfurt sowie den Lateingesellschaften in Jena und Baden an.


Christian Friedrich Polz auch: Poltz (* 13. Januar 1714 in Niederrossla; † 2. Dezember 1782 in Jena) war ein deutscher Logiker und evangelischer Theologe.

Leben: Christian Friedrich war der Sohn des Pfarrers Balthasar Christian Polz (* 2. April 1678 in Roßleben; † 22. Februar 1731 in Niederrossla) und dessen am 22. November 1712 in Mattstedt geheirateten ersten Frau Eleonore Sophia Lossius (* 22. Juli 1691 in Eckolstädt; † 24. März 1716), der Tochter des Pfarrers in Eckolstädt Christian Lossius. Vom vierten bis zum vierzehnten Lebensjahr wurde er vom Vater und Hauslehrern ausgebildet. 1728 besuchte er das Gymnasium in Weimar und immatrikulierte sich am 24. März 1733 an der Universität Jena, wo er philosophische und theologische Vorlesungen besuchte. Ab 1740 wirkte er als Hauslehrer und hielt private Vorlesungen zur Logik und Metaphysik in Jena. Nachdem er am 26. Mai 1744 den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie erworben hatte, wurde er 1745 Lehrer des Prinzen Ernst August Constantin von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Danach wechselte er wieder nach Jena, wo er im August 1752 Adjunkt der philosophischen Fakultät und am 10. April 1756 außerordentlicher Professor der Philosophie wurde. Am 24. März 1759 übernahm er die ordentliche Professur der Logik und Metaphysik, wurde 1770 Kirchenrat von Sachsen-Weimar-Eisenach, 1771 außerordentlicher und 1777 ordentlicher Professor der Theologie an der Salana. Auch beteiligte er sich an den organisatorischen Aufgaben der Hochschule und wurde in den Sommersemestern 1764 und 1782 Rektor der Alma Mater. Nach seinem Tod wurde seine umfangreiche Bibliothek versteigert, wozu ein Auktionskatalog erschien. Polz wurde vom herzoglichen Haus Sachsen-Weimar protegiert. Seine Arbeiten wurden bereits zu seiner Zeit als scholastische Werke kritisiert und fanden wenig Anklang. Einzig seine Natürliche Gottesgelahrtheit fand einige Verbreitung.

Polz heiratete in Jena am 25. September 1757 in Jena Susanna Maria Schmidt (1720–1803), die Witwe des Friedrich Andreas Gnüge. Seine Tochter Louise Friederike Christiane Polz (1763–1832) heiratete 1783 den geheimen Hofrat und sächsischen Leibarzt Johann Christian Stark den Älteren.


Johann August Reichardt (* 3. April 1741 in Remda; † 3. Januar 1808 in Jena) war ein deutscher Rechtswissenschaftler.

Herkunft: Seine Eltern waren der Amtmann der Jenaer Universität Christoph Friedrich Reichardt (* November 1695 in Remda; † 21. Juni 1763 ebd.) und dessen am 23. April 1731 geheirateter Frau Clara Elisabeth Hamberger (* 30. Dezember 1705 in Jena; † 11. Februar 1774 in Remda), der Tochter des Jenaer Mathematikprofessors Georg Albrecht Hamberger.

Leben: 1754 besuchte er das Gymnasium Fridericanum in Rudolstadt, welches unter der Leitung des Rektors Friedrich Nikolaus Ulrich (* 25. Januar 1712 in Oberweißbach (Schwarzburg)) stand. 1758 bezog er die Universität Jena, wo er philosophische und juristische Studien absolvierte. Dabei besuchte er unter anderem Vorlesungen bei Johann Caspar Heimburg, Johann August von Hellfeld, Joachim Georg Darjes, Paul Wilhelm Schmid, Joachim Erdmann Schmidt, Karl Friedrich Walch, Lorenz Johann Daniel Suckow und Johann Christian Blasche.

1763 promovierte er zum Doktor der Rechte, danach arbeitete er als Advokat am Hofgericht und hielt Vorlesungen an der Jenaer Hochschule. 1768 wurde er Syndikus der Universität, Hofgerichtsrat und außerordentlicher Professor der Rechte. 1771 war er ordentlicher Supernumerarprofessor der Rechte, 1777 bis 1782 war er auch Archivar der Universität. 1782 wurde er ordentlicher Professor der Instituten, 1785 erhielt er den Titel eines Hofrats von Sachsen-Gotha-Altenburg und im Sommersemester 1793 war er Rektor der Alma Mater. Später erhielt er noch den Titel eines Justizrates.

Familie: Reichard heiratete am 1. Oktober 1787 in Drackendorf bei Jena mit Johanna Friedericke Christiane Sophie Wachler (* 21. Mai 1762 in Gotha; † 27. Oktober 1806 in Jena), der ältesten Tochter des sächsischen geheimen Regierungsrates und Assessor am Steuerkollegium Karl Adolf Wachler (* 10. Dezember 1731 in Gotha; † 12. Juni 1812 ebd.) und dessen am 21. Mai 1755 angetrauten Frau Marie Friedericke Mengenwein (* 19. September 1733 in Gräfentonna; † 6. Oktober 1822 in Gotha). Aus der Ehe entstammen:

Sophie Friederike (* 9. Dezember 1791 in Jena; † 9. August 1857 in Naumburg) N.N. Wachsmuth, Ragierungsrat in Naumburg

Johann Heinrich Karl (* 8. Februar 1789 in Jena; † 29. November 1857 Kauern bei Ronneburg), fürstlicher reußischer Kommerzienrat und Rittergutsbesitzer.


Justus Christian Ludwig von Schellwitz (* 10. September 1735 in Roßla; † 22. Juni 1797 in Jena) war ein deutscher Rechtswissenschaftler.

Leben: Schellwitz war der Sohn des damaligen gräflich-stollbergischen Kanzleidirektors Georg Christian von Schellwitz († 9. August 1759). Er studierte an der Universität Jena und an der Universität Göttingen. In Göttingen promovierte er 1760 zum Doktor der Rechte. Danach war er einige Zeit in seinem Geburtsort tätig. 1763 zog er an die Universität Wittenberg, wo er Vorlesungen hielt und 1765 zum außerordentlichen Professor der Rechte ernannt wurde. Jedoch waren die Aussichten auf eine ordentliche Professur in Wittenberg nicht günstig.

Daher nahm er 1766 einen Ruf an die Jenaer Salina als außerordentlichen Professor der Rechte an. Hier erhielt er 1769 eine ordentliche Professur, übernahm 1776 die Professur der Institutionen und wurde am 27. Juni 1782 Professor für Staatsrecht. Damit verbunden war eine Beisitzerstelle am Jenaer Hofgericht und Schöppenstuhl. Zudem ernannte man ihn 1786 zum Hofrat Sachsen-Coburg. Schellwitz beteiligte sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Jenaer Hochschule. So war er Dekan der juristischen Fakultät und in den Sommersemestern 1777, 1781, 1784, 1789 Rektor der Alma Mater.


Johann Ludwig Schmidt auch: Schmid (* 22. April 1726 in Quedlinburg; † 2. August 1792 in Jena) war ein deutscher Rechtswissenschaftler.

Leben: Johann Ludwig war der Sohn des Organisten an der St.-Benedict-Kirche in Quedlinburg Augustin Schmid (* 2. Juli 1692; † 17. Mai 1730 in Quedlinburg) und dessen am 30. Dezember 1717 in Quedlinburg geheirateten Frau Anna Margaretha Degen (* 16. März 1693 in Quedlinburg; † 20. Januar 1727 ebd.). Seine Mutter verlor er im ersten und seinen Vater dritten Lebensjahr. Als Waise wurde er von im Haushalt einer Tante seines Vaters aufgenommen, welche mit Christoph Schumann verheiratet war. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Quedlinburg und wechselte er an das Waisenhaus in Glaucha bei Halle. Am 22. April 1745 bezog er die Universität Jena, wo er zunächst philosophische Studien bei Joachim Georg Darjes, Christian Gottlieb Buder (1693–1763), Joachim Erdmann Schmidt (1710–1776), Georg Erhard Hamberger, Johann Ernst Basilius Wiedeburg und Lorenz Johann Daniel Suckow absolvierte.

Sich dem Studium der Rechtswissenschaften zuwendend frequentierte er zudem die Vorlesungen von Johann Caspar Heimburg, Johann August von Hellfeld, Johann Gottfried Schaumburg, Heinrich Brockes und Paul Wilhelm Schmid. Am 20. Oktober 1749 bestand er sein Advokatsexamen und war danach sieben Jahre als Hauslehrer tätig. Sich dem akademischen Leben widmend, verteidigte er am 27. November 1756 seine Abhandlung De praescriptione actionis pigneraticiae directae und wurde daraufhin zum Doktor der Rechte promoviert. Nachdem er sich am Vorlesebetrieb der Jenaer Hochschule beteiligt hatte, übernahm Schmidt 1763 eine außerordentliche Professur der Rechte und wurde Beisitzer des Schöppenstuhls.

1765 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor der Rechtswissenschaften, am 14. Juni 1766 rückte er in die Professur der Instituten und wurde damit verbunden am 28. Juni desselben Jahres Assessor der Juristenfakultät, sowie des Jenaer Hofgerichts. 1771 ernannte man ihn zum Hofrat von Sachsen-Coburg und Meiningen, 1774 wurde er Professor der Pandekten und er war Mitglied der Teutschen Gesellschaft der höheren Wissenschaften in Jena. Zudem beteiligte er sich an den organisatorischen Aufgaben der Jenaer Salana. So war er einige Male Dekan und in den Sommersemestern 1769, 1775 Rektor der Alma Mater. Sein Hauptwerk ist ein Praktisches Lehrbuch von gerichtlichen Klagen und Einreden, welches mehrere Auflagen bis in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts erlebte und Verwendung fand.

Schmidt verheiratete sich am 3. September 1758 in Jena mit Johanna Friederica Wunderlich (* 3. September 1736 in Quedlinburg; † 29. Februar 1764 in Jena) die Tochter des Pfarrers Caspar Julius Wunderlich (* 24. Februar 1694 in Hamburg; † 23. Mai 1756 in Quedlinburg) und dessen am 4. Oktober 1729 in Hedersleben geheirateten Frau Anna Sophia Hettling (* September 1704 in Hedersleben; † 21. Juli 1760 in Quedlinburg). Von den Kindern kennt man die Tochter Sophia Friederica Schmidt (* 17. November 1759 in Jena) und den Sohn Ernst Gottfried Schmidt (* 26. September 1763 in Jena; † 19. Oktober 1794 ebd.), welcher außerordentlicher Professor der Rechte in Jena wurde und sich am 4. November 1792 in Jena mit Anna Maria Dorothea Sonntag (* 23. Dezember 1766 in Jena; † 13. November 1799 ebd.) verheiratete.


Lorenz Johann Daniel Suckow (* 19. Februar 1722 in Schwerin; † 16. August 1801 in Jena) war ein deutscher Naturforscher und ab 1756 ordentlicher Professor für Physik und Mathematik an der Universität Jena.

Leben und Wirken: Lorenz Johann Daniel Suckow war der Sohn des Schweriner Dompredigers (Johann) Daniel Suckow (?–1726), sein Bruder war der Naturforscher und Erlanger Hochschullehrer Simon Gabriel Suckow (1721–1786).

Suckow studierte ab 1738 an der Universität Rostock Jura, beschäftigte sich jedoch auch mit Mathematik, Musik und Malerei. 1741 wechselte Suckow an die Universität Jena, wo er im Januar 1746 mit der Schrift De acquisitione haereditatis ejusque effectibus secundum jus naturae promoviert wurde. Im April darauf habilitierte er sich mit der Disputatio de expansione aeris per ignem für Mathematik und Physik (einschließlich der Baukunst). Aus seinen Vorlesungen als Privatdozent ging 1751 seine erste Schrift Ersten Gründe der bürgerlichen Baukunst hervor.

Eine 1754 ergangene Berufung an die Universität Erlangen schlug Suckow aus, nahm jedoch im gleichen Jahr eine Stelle am Hamburger Gymnasium an, die er 1755 antrat. Bereits ein Jahr später kehrte er nach Jena als ordentlicher Professor der Physik und Mathematik zurück. Im Sommersemester 1762 war er Rektor der Universität.

Suckow war seit 1745 Mitglied der Freimaurerloge Aux trois clefs d'or (Zu den drei goldenen Schlüsseln) in Halle (Saale). Er beteiligte sich früh an der Hochgradmaurerei (Strikte Observanz) und zählte zu den ersten Anhängern des Hochstaplers Johnson.

Seine Söhne sind die Naturforscher Georg Adolf Suckow und Wilhelm Karl Friedrich Suckow (1770–1848).


Karl Friedrich Walch (* 22. September 1734 in Jena; † 20. Juli 1799 ebenda) war ein deutscher Rechtswissenschaftler.

Leben: Karl Friedrich war Sohn des Theologen Johann Georg Walch. Nach Ausbildung durch Privatlehrer bezog er 1748 die Universität Jena, um ein Rechtsstudium zu absolvieren. Hierzu frequentierte er anfänglich Vorlesungen an der philosophischen Fakultät bei Christian Heinrich Eckhard, Johann Peter Reusch, Karl Gotthelf Müller, Georg Erhard Hamberger, Johann Bernhard Wiedeburg und Christian Wilhelm Franz Walch. An der juristischen Fakultät wurden Johann Caspar Heimburg, Johann August von Hellfeld, Johann Andreas Hofmann (* 29. August 1716 in Tambach; † 16. Mai 1795 in Marburg), Christian Gottlieb Buder (* 29. Oktober 1693 in Kittlitz; 9. Dezember 1763 in Jena) und Heinrich Brockes seine Ausbilder. 1753 promovierte er zum Doktor der Rechte, habilitierte sich und wirkte eine Zeit lang als Privatdozent in Jena. Nachdem er bereits 1750 Mitglied der lateinischen Gesellschaft in Jena geworden war, wurde er 1754 Vorsitzender derselben.

1755 erhielt er eine Berufung als außerordentlicher Professor der Rechte an die Universität Göttingen, noch im selben Jahr unternahm er eine Bildungsreise, welche ihn durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Schweiz führte. Als er 1756 nach Jena zurückgekommen war, verwarf er das Göttinger Angebot. Stattdessen erhielt er im Juni 1756 eine Assessorstelle am Jenaer Schöppenstuhl und außerordentliche Professur der Rechte an der Salana. 1759 übertrug man ihm die ordentliche Professur des sächsischen Rechts und er wurde damit verbunden Assessor am Jenaer Hofgericht. Am 1. Dezember 1764 übernahm er die Professur der Instituten und war damit Beisitzer der Juristenfakultät geworden. Am 14. Juni 1766 rückte er in die Professur der Pandekten auf und wurde schließlich Professor des Kodex und der Novellen in Jena.

1770 ernannte man ihn zum Hofrat von Sachsen-Gotha-Altenburg, 1774 wurde er Senior des Schöppenstuhls, 1778 Senior der Juristenfakultät und 1783 erhielt er den Titel eines geheimen Justizrates von Sachsen-Gotha und Sachsen-Weimar. Walch war auch Mitglied mehrerer Gelehrtengesellschaften. So wurde er Mitglied der Taubengesellschaft in Florenz, 1760 Mitglied der Bremerischen gelehrten Gesellschaft und 1767 Mitglied der Duisburgischen gelehrten Gesellschaft. Zudem beteiligte er sich an den organisatorischen Aufgaben der Jenaer Hochschule. So war er einige Male Dekan der Juristenfakultät und in den Sommersemestern 1767, 1773, 1779, 1785, 1797 sowie im Wintersemester 1773 Rektor der Alma Mater. Walch gilt als bedeutender Mitgestalter des deutschen Rechts des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts. Dabei ragen vor allem seine Vermischte Beiträge zu dem Teutschen Rechte hervor.

Walch war zwei Mal verheiratet.

Seine erste Ehe schloss er am 22. November 1762 in Zeitz mit Henrietta Amalia Tischer (* 27. Juni 1743 in Zeitz; † 17. April 1772 in Jena), Tochter des Amtmanns und kurfürstlich sächsischen Kammerkommissionsrates Georg Gottlieb Tischer und dessen Frau Johanna Dorothea Clauer (* Dresden; † 13. Februar 1758 in Zeitz). Aus der Ehe stammt die Tochter Charlotta Amalia Walch (* 1. November 1763 in Jena; † 1834)

Seine zweite Ehe ging er am 19. April 1774 mit Magdalena Maria Eccard, Tochter des geheimen Regierungsrats Johann Georg Eccardt in Eisenach ein. Aus der Ehe kennt man die Tochter Wilhelmina Friderika Walch (* 10. Januar 1775 in Jena), den späteren Professor der Rechte in Jena Karl Wilhelm Walch (* 3. Februar 1776 in Jena; 29. Juni 1853 ebd.) welcher sich mit Christiane Friedericke Wilhelmine Herzlieb verheiratete, den außerordentlichen Professor der Medizin in Jena Friedrich August Walch (* 20. Dezember 1780 in Jena; † 30. August 1837 ebd.) und den klassischen Philologen Georg Ludwig Walch (* 8. Mai 1785 in Jena; † 21. Januar 1838 in Greifswald).


Johann Ernst Basilius Wiedeburg (* 24. Juni 1733 in Jena; † 1. Januar 1789 ebenda) war ein deutscher Kammerrat, Physiker, Astronom und ab 1760 Professor der Mathematik in Erlangen und Jena.

Leben: Johann Ernst Basilius war der Sohn des Jenaer Mathematikprofessors Johann Bernhard Wiedeburg. Er studierte an der Universität Jena und ab 1753 an der Universität Erlangen. In Erlangen erwarb er sich 1753 den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie. 1754 wurde auf seine Anregung in Erlangen ein Zweig der Deutschen Gesellschaft gegründet, der sich später zum „Institut der Moral und der schönen Wissenschaften“ erweiterte, einer literarischen Gesellschaft, der bis Ende des 18. Jahrhunderts zahlreiche Studenten und Professoren der Universität angehörten. Wiedeburg war der erste „Älteste“ der „Deutschen Gesellschaft“ in Erlangen. 1756 wurde er Universitätsbibliothekar, 1757 außerordentlicher Professor an der philosophischen Fakultät und 1759 ordentlicher Professor der Philosophie der Erlangener Hochschule.

1760 übernahm er eine außerordentliche Professur der Mathematik an der Jenaer Salana, war 1761 ordentlicher substituierter Professor der Mathematik und folgte nach dem Tod seines Vaters zum ordentlichen Professor der Mathematik an der Jenaer Universität. 1770 erhielt er den Titel eines Kammerrats von Sachsen-Weimar-Eisenach. Wiedeburg beschäftigte sich in der Astronomie vorwiegend mit Sternbildern, dem Phänomen der Polarlichter sowie den Sonnenflecken. 1784 wurde für Wiedeburg ein Observatorium im Fuchsturm in Jena eingerichtet. Wiedeburg beteiligte sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Salana. So war er einige Male Dekan der philosophischen Fakultät und in den Sommersemestern 1766, 1774, 1783 Rektor der Alma Mater.


Friedrich Samuel Zickler (* 14. November 1721 in Rödigsdorf bei Schwabsdorf; † 23. April 1779 in Jena) war ein deutscher lutherischer Theologe.

Leben: Friedrich Samuel stammt aus einer thüringischen Pfarrerfamilie. Diesen Beruf ergriff auch sein Vater Samuel Gottfried Zickler (* 12. September 1690 in Schwabsdorf; † 12. Juni 1782 in Bürgel), welcher zur Zeit seiner Geburt als Substitut des Pfarrers in Schwabsdorf in Rödigsdorf agierte. Später wurde dieser 1729 Pfarrer in Schwabsdorf, 1742 Pfarrer in Sulzbach und 1745 Superintendent in Bürgel. Dieser Samuel Gottfried Zickler hatte am 13. November in Rödigsdorf Regina Elisabeth Marggraf (* 8. Mai 1698 in Dornburg/Saale; † 9. Februar 1750 in Bürgel), Tochter des Steuereinnehmers und Bürgermeisters in Dornburg Sebald Marggraf und dessen Frau Martha Reichardt, geheiratet, welche die Mutter von Friedrich Samuel wurde. Nachdem er am Geburtstag seine Taufe in Rödigsdorf erhalten hatte, erhielt er seine anfängliche Ausbildung vom Vater.

Diese wurde 1735 am Gymnasium Weimar unter der Leitung des Rektors Johann Christoph Kiesewetter (1666–1744) fortgesetzt, bevor er 1740 die Universität Jena bezog, wo er ein Studium der Philologie, Philosophie und Theologie absolvierte. Hierzu besuchte er an der philosophischen Fakultät die Vorlesungen von Johann Gottfried Tympe, Johann Peter Reusch, Georg Erhard Hamberger, Joachim Georg Darjes, Karl Gotthelf Müller und Johann Ernst Schubert. In den theologischen Wissenschaften war vor allem Johann Georg Walch ein prägender Lehrer. Dem Wunsch seiner Eltern folgend, erwarb er am 28. Mai 1744 den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie und habilitierte sich am 10. Oktober 1744 an der Jenaer Hochschule. Danach wirkte er als Privatdozent, bestand am 15. Juli 1745 sein theologisches Examen und wurde 1747 als Adjunkt an die philosophische Fakultät aufgenommen. 1758 wurde er außerordentlicher Professor der Philosophie und am 6. Februar 1758 promovierte er zum Doktor der Theologie.

1760 wechselte er an die Universität Erlangen, wo er am 27. November die dritte ordentliche Professur der Theologie übernahm und als Dekan der theologischen Fakultät wirkte. Im Folgejahr kehrte er wieder nach Jena zurück, wo er am 1. Oktober die vierte ordentliche Professur der Theologie übernahm. 1768 übernahm er die dritte theologische Professur, wurde 1772 zweiter und 1775 erster ordentlicher Professor der Theologie an der Salana. Als solcher beteiligte er sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Hochschule. So war er einige Male Dekan der theologischen Fakultät und in den Wintersemestern 1766, 1768, 1772 sowie 1776 Rektor der Alma Mater. 1758 wurde Zickler Ehrenmitglied der lateinischen Gesellschaft in Jena und 1775 ernannte man ihn zum Kirchenrat von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Zickler war verheiratet mit Auguste Friederike Henriette Hartung (1748–1822). Seine Tochter Amalia Augusta Friederika Zickler (1774-?) verheiratete sich mit dem Juristen Dr. Gabriel Christian Anton Haupt (* 27. Mai 1763 in Wismar; † 1. Juni 1818 ebd.).