Sie bieten auf zwei "Fanbriefe" an den Tänzer und Choreografen Harald Kreutzberg (1902-1968).
Typoskript-Durchschläge mit handschriftlichen Ergänzungen. Es handelt sich sicherlich um die Entwürfe für die Briefe, die dann tatsächlich abgesendet wurden.
Datiert Berlin, den 25. Mai und 19. Juni 1942.
Umfang: ins. 3 Seiten (A4); ohne Umschlag.
Der erste Brief unsigniert und an Herrn "K." gerichtet; der zweite signiert "E.L." (=Frl. Erika Lindemann) und mit Anrede "Herr Kreutzberg."
Auszüge:
25. Mai 1942: "[...] seit fast zehn Jahren habe ich keinen Ihrer Tanzabende versäumt, gehöre also zu den treuesten Verehrern Ihrer Kunst, da wird es endlich Zeit, Ihnen meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. [...] Ich bedaure es so sehr, dass Sie sich selbst nie sehen können, jeder andere Künstler, sei es der Maler, Bildhauer, Musiker, Dichter, kann seine eigenen Werke begutachten [...]. Plante Willy Forst nicht einmal einen Film mit Ihnen, warum ist daraus nichts geworden?"
19. Juni 1942: "Sehr verehrter Herr Kreutzberg, Dank, innigen Dank! In meinen kühnsten Träumen hätte ich nicht zu hoffen gewagt, dass Sie meinen Brief beantworten würden [...]. Würden Sie es mir sehr übel nehmen, wenn ich mir erlaubte, Ihnen als kleines Zeichen meiner Dankbarkeit ein paar Zigaretten zu übersenmden, auch wenn es eigentlich gegen die 'Etikette' verstösst? [...] Um all' Ihre Bedenken zu zersreuen, möchte ich Ihnen noch versichern, dass ich selbst Nichtraucherin bin und es also wirklich kein 'Opfer' für mich bedeutet. [...] Eine Empfehlung an Herrn Wilckens, Ihren treuen Begleiter [...]. In Dankbarkeit Ihre E.L."
Anm.: Bei Herrn Wilckens handelt es sich um den österreichischen Komponisten und Pianisten Friedrich Wilckens (1899-1986), den seit 1923 eine lebenslange freundschaftliche Zusammenarbeit mit Harald Kreutzberg verband.
Bei der Verfasserin handelt es sich um ein Frl. Erika Lindemann in Berlin, da die Briefe von einem Händler stammen, der einen Brief von Harald Kreutzberg (von 1943) an sie anbietet.
Zustand: Durchschlagspapier gebräunt und etwas knittrig, mit kleinen Knicken. Bitte beachten Sie auch die Bilder!
Interner
Vermerk: Kiefer 23-12
Über
Harald Kreutzberg (Quelle: wikipedia):
Harald Kreutzberg (* 11. Dezember 1902 in Reichenberg; † 25. April 1968 in Muri bei Bern) war ein deutscher Tänzer und Choreograf. Kreutzberg zählte zu den wichtigsten Vertretern des Ausdruckstanzes in Deutschland und war einer der bekanntesten Schüler von Mary Wigman.
Leben: Harald Kreutzberg – Sohn eines in Deutschland aufgewachsenen US-Amerikaners aus Pennsylvania – erhielt schon als Kind Ballettunterricht und trat bereits 1908, im Alter von sechs Jahren, am Lobetheater in Breslau auf.
Im
Anschluss an den Besuch der Oberrealschule ließ sich Kreutzberg an
der Kunstgewerbeschule Dresden zum Graphiker und Zeichner ausbilden.
Parallel zur Ausbildung nahm er Ballettunterricht in einer
Laiengruppe an der Mary-Wigman-Tanzschule u. a. bei Berthe Trümpy,
wo seine außerordentliche Begabung und tänzerische Kreativität
auffielen. 1922 absolvierte er die Abschlussklasse und ging 1923 an
das Opernhaus Hannover, wo er als Solotänzer und mit vielen eigenen
Choreografien auftrat.
1923
lernte er den Komponisten und Pianisten Friedrich Wilckens kennen,
der ihm lebenslang als Klavierbegleiter, Manager und Freund verbunden
blieb. 1924 wechselte Kreutzberg gemeinsam mit Max Terpis zur
Berliner Staatsoper. Dort war ein erster großer Erfolg der
Zusammenarbeit mit Friedrich Wilckens das Ballett Don Morte nach
Edgar Allan Poe, das 1926 von Max Terpis inszeniert wurde. Nach der
Musik von Friedrich Wilckens tanzte Harald Kreutzberg die Rolle des
Hofnarren. Dafür rasierte er sich den Kopf, was später zu seinem
Markenzeichen wurde.
In
Berlin entdeckte ihn Max Reinhardt, der ihn 1926 für die Salzburger
Festspiele verpflichtete. Im Anschluss an die Festspiele unternahm
Harald Kreutzberg zusammen mit Yvonne Georgi eine erste erfolgreiche
Tournee in die USA. Weitere Gastspiele in den USA machten Kreutzberg
als Galionsfigur des German Dance weltberühmt. 1934 begab er sich
mit der amerikanischen Tänzerin Ruth Page auf Welttournee über
Hawaii, Japan, Shanghai bis nach Wladiwostok. Von dort kehrten die
Tänzer mit der Transsibirischen Eisenbahn zurück nach Wien und
Berlin.
Kreutzberg
setzte seine Künstlerkarriere während der NS-Zeit ohne
Unterbrechung fort. Selbst völlig unpolitisch, ließ Kreutzberg sich
von den Nationalsozialisten als Aushängeschild für das deutsche
Kulturleben benutzen und blieb auch in dieser Zeit einer der vom
Publikum meistverehrten und gut verdienenden Tänzer. Er unternahm
trotz des Krieges einige Gastspiele in Europa, vor allem 1940 in
Holland. In Deutschland wirkte er auch in einigen Spielfilmen mit, so
in dem 1943 produzierten Film Paracelsus in der Regie von G. W.
Pabst. 1941 wurde Kreutzberg zum Leiter der Staatlichen Akademie für
Tanzkunst in Wien ernannt. 1944 wurde Kreutzberg zur Wehrmacht
eingezogen und befand sich nach der Kapitulation Deutschlands
zweieinhalb Monate in einem amerikanischen PW-Camp in Italien.
Nach
1945 konnte Kreutzberg seine Karriere als Tänzer fortsetzen. 1955
gründete er eine eigene Tanzschule in Bern. 1959 gab er sein
Abschiedsgastspiel bei Willy Maertens im Hamburger Thalia-Theater, wo
er noch einmal sein künstlerisches und tänzerisches Können
demonstrierte.
Harald
Kreutzbergs Nachlass wird im Deutschen Tanzarchiv Köln aufbewahrt.
Ehrungen
1936:
Ehrenurkunde bei den Internationalen Tanzwettspielen in Berlin.
1953:
Ehrenmitgliedschaft der Akademie für Musik und darstellende Kunst in
Wien.
1960:
Sudetendeutscher Kulturpreis.
1961:
Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.
1967:
Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
1968:
Liebieg-Medaille des Heimatkreises Reichenberg in Augsburg
1995:
Ausstellung Photographie – Tanz – Kreutzberg, Deutsches
Tanzarchiv Köln, raum 1.
Veröffentlichungen
Bauernball-Kalender
Bimmelbach 1921. 15 Holzschnitte. Herausgegeben von der Akademie für
Kunstgewerbe. Rau, Dresden 1920.
Über
mich selbst. Hammann, Detmold 1938.