Sie bieten auf einen eigenhändigen, signierten Brief des Schriftstellers, Journalisten und Literaturfunktionärs Edgar von Schmidt-Pauli (1881-1955).


Datiert Tutzing, den 14. August 1949.


Mit sehr interessanten Angaben über seine Biographie / Familie.


Gerichtet an den aus Ungarn stammenden Graf Franz Ledóchowski (1876-1954) und dessen Frau Eva Lédochowska, geb. de Bethlen (1878-1961). Erwähnt ist deren Tochter, d.i. Clara Ledóchowska (* 26. Juni 1911 in Sarns bei Brixen), Sekretärin bei der österreichischen Botschaft am Heiligen Stuhl (Vatikan).

Auch Edgar von Schmidt-Pauli hatte Verbindungen nach Ungarn, da seine Mutter von ungarischen Baronen abstammte.



Auszüge: "Meine lieben guten Freunde! [...] Auch wir sind - ganz unverdient - behütet worden, obwohl wir Alles verloren und im letzten Augenblick vor den Russen flohen - weil die Söhne leben. Der Älteste leider noch als Major gefangen in Rußland. Der zweite, tüchtig, klug, anständig ist Regieassistent in München und oft bei uns in unserer kleinen Zweizimmer-Wohnung, aber mit Balkon und Blick auf die Berge [...]. Meine Frau ist ein Gottesgeschenk in ihrer Schönheit, nordischen inneren Freimütigkeit u. Tiefe, enorm geschickt, einmalig in der Harmonie mit unserem Sohn, so daß wir still und glücklich leben. Ich muß allerdings jeden Tag nach München [...]. Doch muß ich ja von vorne anfangen - zum dritten Mal im Leben, gleich in 4 Berufen: Theater u. Musikkritiker im 'Echo der Woche', Finanzierung von Filmen, Sekretär des deutsch-französischen Comités und Aufsichtsrat einer A.G. [...] Gottlob, daß Ihr Eure Tochter in Rom habt. [...] Ihr schreibt nichts von Eurem Sohn!? Meiner aus Rußland schreibt recht regelmäßig. Auch das ist eine Gnade.

Die Nachrichten aus Ungarn sind zu traurig fast, um sie ertragen zu können. Viele sind hier durchgekommen: [...] Wenckheims (jetzt Argentinien), Ludwig Windischgraetz (Argentinien), Radranskys (Paris), Kozmas etc. [...] Alle diese Schicksale. Und meine Verwandten - verschleppt, erschlagen, sich selbst umgebracht oder ganz arm in Dorfwohnungen angesichts der geplünderten Schlösser! Sagt bitte Tante Agnes, meine Freundin Stella Andrássy, geb. Schwedin, hat ein fabelhaft interr. Buch geschrieben: 'Die Puszta brennt' - Bestseller in Schweden, auf Deutsch in der Schweiz herausgekommen - mit dem ganzen Märchenglanz des alten Ungarn und dem Elend der Belagerung und unvorstellbaren Flucht. Viele Bekannte u. ihre Schicksale! [...] Innigen Handkuß der Gräfin Eva [...]. Dein Alter Edgar."


Mit gedrucktem Briefkopf "Dr. jur. Edgar von Schmidt-Pauli // Tutzing Obb. Bergstraße 216."


Doppelseitig beschriebenes Blatt (A4); ohne Umschlag.



Zustand: Papier leicht gebräunt, mit kleinen Eckknicken. Bitte beachten Sie auch die Bilder!


Interner Vermerk: Clara L. 47 Adel Autogramm Autograph


Über den Verfasser Edgar von Schmidt-Pauli (Quelle: wikipedia):

Fiath Florentin Richard Edgar von Schmidt-Pauli (* 3. März 1881 in Hamburg; † 16. September 1955 in Tutzing) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Literaturfunktionär.

Leben

Jugend und Erster Weltkrieg: Edgar von Schmidt-Pauli war der Sohn des gleichnamigen Hamburgischen Kaufmanns Edgar von Schmidt-Pauli (1853–1920). Durch seine Mutter Josepha Freiin Fiath von Eörményes und Karansébes (1855–1945) war er ein Abkömmling ungarischer Barone, seine Schwester war die Schriftstellerin Elisabeth von Schmidt-Pauli (1882–1956). In seiner Jugend besuchte Schmidt-Pauli die Ritterakademie in Liegnitz, wo er durch lyrische Versuche erstmals schriftstellerisch auffiel. Nach dem Schulbesuch studierte er Rechtswissenschaften in Cambridge, München, Göttingen und Leipzig, wo er zum Dr jur. promovierte. Nach dem Bestehen der Großen Juristischen Staatsprüfung übte er seinen erlernten Beruf jedoch nicht aus, sondern wandte er sich dem Journalismus zu. Seit 1910 arbeitete er als Musik- und Theaterkritiker beim Hamburger Fremdenblatt. Von 1912 bis 1914 war er dann als Regisseur beim Hamburger Stadttheater und beim Wiesbadener Hoftheater beschäftigt.

Ab 1914 nahm Schmidt-Pauli als Rittmeister der Reserve am Ersten Weltkrieg teil. Während des Krieges begann er schriftstellerisch hervorzutreten: 1916 legte er sein erstes Buch Kriegsritte vor. Von 1916 bis 1918 übernahm er außerdem die Chefredaktion des Belgischen Couriers in Brüssel.

Weimarer Republik: Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde Schmidt-Pauli Pressedelegierter der von Kurt Freiherr von Lersner geführten deutschen Delegation bei den Friedensverhandlungen in Versailles.

Um 1920 heiratete Schmidt-Pauli Edith von Krogh Tiedemann Beyer, Bergen, Norwegen. Aus der Ehe ging unter anderem der Sohn Rolf von Schmidt-Pauli und der nach dem Vater benannte Diplomat Edgar von Schmidt-Pauli, der unter anderem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Laos und Thailand wurde, hervor.

1923 wurde Schmidt-Pauli Chefredakteur der Nachrichtenagentur Eca in Berlin und weiterhin Chefredakteur der Zeitschriften Roland von Berlin und Jugend. Anlässlich des Hitler-Ludendorff-Putsches vom November 1923 eilte Schmidt-Pauli nach München, um das Staatsstreichunternehmen zu unterstützen, traf dort aber erst nach dem gescheiterten Marsch auf die Feldherrnhalle ein. Am Tag darauf suchte er Erich Ludendorff in dessen Villa auf, um dessen Berichte an die Berliner Presse weiterzugeben.

Von 1927 bis 1934 fungierte Schmidt-Pauli als Herausgeber der Monatszeitschrift Politik und Gesellschaft. Zeitweise war er zudem Pressechef beim Staatskommissar für öffentliche Ordnung in Berlin. Ideologisch vertrat Schmidt-Pauli zu dieser Zeit überwiegend monarchistische Ansichten. So bemühte er sich in einer Biografie Wilhelms II. 1928 um eine Rehabilitierung des ehemaligen Kaisers, dessen Schuldanteil für die Katastrophen von Kriegsausbruch 1914 und Kriegsniederlage 1918 er zugunsten der Betonung des Schicksalhaften der größeren geschichtlichen Entwicklungslinien zu relativieren versuchte.

Ende der 1920er Jahre fand Schmidt-Pauli als Mitglied des Deutschen Herrenklubs Anschluss an die konservativen Kreise um Heinrich von Gleichen.

Zeit des Nationalsozialismus: Nach der „Machtergreifung“ 1933 passte Schmidt-Pauli sich schnell an die neuen politischen Verhältnisse an. Bereits im Sommer 1933 wurde er Mitglied des Vorstandes des Reichsverbandes deutscher Schriftsteller (RDS). Im selben Jahr wurde er zum Vertreter der deutschen Sektion beim Internationalen Exekutivkomitee des P.E.N.-Klubs bestellt. Nachdem der Internationale P.E.N. in einer Resolution am 8. November 1933 die Unterdrückung von Schriftstellern, die nicht mit der offiziellen Politik des Deutschen Reiches konform gingen, verurteilt hatte, verkündete Schmidt-Pauli im selben Monat den Rückzug der deutschen Sektion aus der internationalen P.E.N.-Organisation.

Während der politischen Säuberungswelle vom 30. Juni 1934 entging Schmidt-Pauli einer Verhaftung zunächst, da er sich an diesem Tag in Paris aufhielt. Der Spiegel legte später nahe, dass er wie viele andere, an diesem Tag zur Ermordung vorgesehen war. Nach seiner Rückkehr nach Berlin wurde er allerdings zeitweise in Haft genommen und ins Columbia-Haus gesperrt.

Von Oktober bis November 1949 hielt Schmidt-Pauli sich sechs Wochen lang in Paris auf, um dort ein Komitee zur Vorbereitung der deutsch-französischen Verständigungs-Konferenz zu bilden. Auf Drängen französischer Politiker, die in Eingaben an den bayerischen Ministerpräsidenten Hans Ehard – in denen sie auf Schmidt-Paulis publizistische Tätigkeit verwiesen – richteten, wurde er jedoch aus dem Ehrenpräsidium der Verständigungs-Konferenz abgezogen.

Schriften

Als Autor:

Nichtehe und nichtige Ehe im engere Sinne, 1913. (Dissertation)

Kriegsritte. Erlebnisse eines Kavallerieoffiziers, Berlin 1916.

Aus Galizien, Mönchengladbach s. a. [1916].

Der Kaiser. Das wahre Gesicht Wilhelms II., Berlin 1928.

Wir Indianer, Berlin 1929.

Diplomaten in Berlin, Berlin 1930.

Der andere Casanova, Berlin 1930.

Graf Stefan Bethlen, Berlin 1931.

Fürst Bülows Denk-Unwürdigkeiten, Berlin 1931.


Geschichte der Freikorps 1918–1924, Stuttgart 1936.

Nikolaus von Horthy, Admiral, Volksheld u. Reichsverweser, Berlin s. a. [1937]

General von Seeckt, Berlin 1937.

Europas Dynastien und der Weltkrieg, 1938.

Geschichte der Freikorps 1918–1924, Stuttgart 1939.

Friedrich Bergius, Berlin 1943.

Nikolaus von Horthy, Hamburg s. a. [1944].

60 Jahre Kölner Renn-Verein, Köln 1957.

Als Übersetzer:

David Lloyd George: Die Wahrheit über Reparationen und Kriegsschulden, 1932. (aus dem Englischen)