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Ehrenbürgerbrief der Stadt Berlin für den Fürsten Bismarck vom 27. März 1871
Aquarell- und Gouachemalerei von Adolph Menzel
Schmuckblatt - Ehrenbürgerurkunde

1871
erstmals erschienen
Original im Besitz der Fürstin Ann-Mari von Bismarck in Aumühle-Friedrichsruh
Bismarck Museum

Reprint – Faksimile – unveränderter Neudruck
Neuauflage um 1980
neu im Archiv - Verlag in Braunschweig III

interessanter Zeitbeleg
sehr dekorativ
im Format 75 x 52 cm

Am 27. März 1871, zehn Wochen nach der von Bismarck initiierten Kaiserproklamation in Versailles, ehrte die Stadt Berlin den Gründer des Zweiten deutschen Reiches gleichzeitig mit dem Grafen Helmuth von Moltke durch die Ernennung zu ihrem Ehrenbürger. In der euphorischen Stimmung nach dem Sieg über Frankreich und der deutschen Einigung war die Gelegenheit günstig, die Spannungen zwischen dem fortschrittlich gesinnten Magistrat und dem konservativen Kanzler abzubauen, ohne daß sie damit allerdings auf die Dauer aufgehoben worden wären, denn 1881 drohte Bismarck ernstlich, den Sitz des Reichstages und der Regierung aus Berlin in eine andere Stadt zu verlegen. Mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Bismarck und Moltke war die Aufstellung ihrer Büsten im Rathaus verbunden. Der Text des von Adolph Menzel gestalteten, 1872 vollendeten Ehrenbürgerbriefes lautet: „Wir, der Magistrat der Königlichen Haupt­und Residenzstadt Berlin urkunden und bekennen hiemit, dass wir im Einverständnisse mit der Stadtverordnetenversammlung dem Kanzler des Deutschen Reichs, Präsidenten des Preussischen Staatsministeriums Fuersten Otto Eduard Leopold Bismarck, welcher, nachdem Er in ernster Vorbereitung für den öffentlichen Dienst in treuer und einsichtsvoller Führung desselben die Kräfte und Lebensbedingungen des Preußischen Staates mit seltener Klarheit erkannt hatte, - von Seinem Könige an die Spitze der Regierung und zur Leitung der auswärtigen Angelegenheiten berufen - erfüllt von glühendem Patriotismus, geleitet von sicherem Verständnis der Geschichte, getragen von der schöpferischen Kraft Seines Genius, der Preußischen Politik die höchsten Ziele stellte, mit Weisheit die Wege zur Erreichung derselben vorbereitete, die eröffneten Bahnen mit unerschütterlichem Mut verfolgte, durch die von den glänzenden Waffenthaten des Preußischen Heeres unterstützten Siege Seiner Staatskunst die nordalbingischen Grenzlande für Preußen gewann, Oesterreich aus Deutschland ausschloß und den norddeutschen Bund gründete, während des gewaltigen Kampfes gegen Frankreich - für den er in weiser Voraussicht den Norden und Süden zur Waffengemeinschaft verbunden hatte - mit kluger und rascher That die politische Vereinigung sämmtlicher deutscher Fürsten und Stämme herbeiführte und dem unter den ehrwürdigen Formen von Kaiser und Reich zusammengefaßten Deutschen Volke die Wirklichkeit eines nationalen Lebens wiedergab, in dankbarer Anerkennung dieser Verdienste um das Vaterland, welche die Mitwelt bewundert, die Nachwelt erst in ihren vollen Wirkungen erkennen wird, das Ehren­bürgerrecht unserer Stadt ertheilt haben. Dessen zur Urkunde haben wir diesen Ehrenbürgerbrief unter unserer Unterschrift und unter Anhängung unseres großen Stadt-Insiegels ausfertigen lassen. Berlin, den 27. März 1871. Magistrat hiesiger Königlichen Haupt- und Residenzstadt." Es folgen die Unterschriften der Mitglieder des Magistrats. (Das Siegel hängt an der geflochtenen Schnur und ist hier zur Aufbewahrung im Museum hinter die Urkunde gelegt. Es trägt das Wappen, das auf dem Einführungsblatt zur Gruppe IV ab­gebildet ist.) Menzel hat den Text nicht nur in einer teilweise schwer lesbaren, altertümlichen Frakturschrift geschrieben, er hat ihn auch mit mannigfachen bildlichen Anspielungen ausgeschmückt, so daß das Blatt zu ausgiebiger Betrachtung anregt. Der Anfangsbuchstabe „W" ist aus einem baldachinartigen gotischen Maßwerk entwickelt und vor dem preußischen Adler, der davon­fliegenden Raben nachblickt, auch als Initiale Wilhelms I. zu lesen. Darunter stehen auf einer sich aus zwei Teilen zusammenschließenden Felsplatte neben der mit der Kaiserkrone geschmückten Borussia als Vertreterin des Norddeutschen Bundes, die das Szepter in der Hand hält, links die Personifikation des Königreiches Württemberg - kenntlich an den drei Geweihstangen des württembergischen Wappens und den drei Löwen der Staufer - und rechts die durch den bayerischen Löwen auf ihrem Gewand ausgewiesene Bavaria als Vertreterin Süddeutschlands. Unter den drei Gestalten erscheint der Kopf des Kaisers Barbarossa und erinnert an die ursprünglich auf Kaiser Friedrich Il. bezogene Kyffhäusersage, wonach der Kaiser in diesem Berg, der ehemals einen der Sitze der Hohenstaufen war, schlafend auf die Wiederherstellung der Einheit und Macht Deutschlands wartet. Hier ist gezeigt, wie der Kaiser nun aufgewacht ist. Aus dem Spalt zwischen den zusammengeschobenen Felsen wächst ein Lorbeerreis. Die oberste Zeile des Textes ist mit der Oberbürger­meisterkette verziert, die eine Medaille mit dem Bildnis Friedrich Wilhelms III. und die Wappen der 1709 mit Berlin zusammenge­schlossenen Städte enthält. Vor der Mitte der Zeile befindet sich ein Putto mit offenem Mund,. anscheinend rufend, der einen mittel­alterlichen Helm trägt und in der rechten Hand die gelbe Kaiserstandarte, in der linken die rote Königsstandarte hält. Hinter ihm flattert die Standarte der Königlichen Prinzen. Er ist umschlungen von schwarz-weiß-roten Bändern. Darunter sind die Wappen von Lothringen links und vom Elsaß rechts als Rückgewinnungen durch den Krieg von 1870/71 angebracht. Das „K" der Zeile „Kanzler des Deutschen Reichs" vor einem schwarz-weiß-roten Band ist durch einen Putto - Gegenstück zu einem anderen mit umgekehrtem, geleertem Sektglas - gebildet, der ein Petschaft und zwei große Schreibfedern hält. An der rechten Seite trägt ein geflügelter Putto einen eisernen Kürassierhelm als Anspielung auf Bismarcks Zugehörigkeit zum Kürassier-Regiment v. Seydlitz, Nr. 7. Die Worte „Präsident des" und „Staatsministeriums" stehen vor dem Grund des orangefarbenen Bandes des Schwarzen Adlerordens, der Bismarck am 21. November 1864 verliehen worden war. Der Anfangsbuchstabe „P" dieser Zeile ist verziert durch den Stern des Schwarzen Adlerordens und einen Putto davor, der einen Fürstenhut präsentiert. Graf Otto von Bismarck war nämlich am 21. März 1871 in den Fürstenstand erhoben worden. Die Zeile mit dem Namen Bismarcks steht vor dem Band des Eisernen Kreuzes. Rechts liest man auf der herunter­hängenden Fortsetzung des schwarz-weiß-roten Bandes das Wortspiel „trifft den Feind bis ins Mark". Auf dem Ende ist die Signatur „Adolph Menzel Berlin" angebracht. Die Stadt Berlin wird, bezeichnenderweise, durch einen Arbeiter, einen Schmied, vertreten, der ein schwarz-weiß-rotes Banner mit der Aufschrift „Berlin" mit der Linken hält, während er die Rechte beteuernd aufs Herz legt. Er steht auf einem kanzelartigen Podest, umgeben von Kindern, die Palmzweige als Zeichen des Friedens halten. Unter dem Podest ist das von Bären flankierte Adlerwappen angebracht. Vorbild für dieses Arrangement ist das im 13. und 14. Jahrhundert gebrauchte Berliner Stadtsiegel. Der Ehrenbürgerbrief will an mittelalterliche Urkunden erinnern und erhält so einen parodistischen Zug, der die Feierlichkeit des Anlasses ins Humorvolle wendet. Darin mag auch etwas Ironie eingeflossen sein, die das gespannte Verhältnis Bismarcks zur Reichs­hauptstadt berührt. Aber der Witz ist auch ein Charakteristikum der Kunst Menzels, der hier die Gelegenheit erhalten hat, eine Vielzahl von Anspielungen vorzutragen. Im Schaffen des Malers erwächst ein solcher Ehrenbürgerbrief aus dem umfänglichen Schaffensbereich der Gelegenheits- und Gebrauchsgraphik, wie Tischkarten, Buchtitel, Diplomen und Ähnlichem. Von den aufwendigeren Arbeiten in der Art des Ehrenbürgerbriefes für Bismarck seien nur die Adresse der Stadt Berlin an König Wilhelm II nach dem Feldzug von 1866 und der Ehrenbürgerbrief für den Grafen Moltke von 1871 erwähnt.

ausgefaltet Format 75 x 52 cm
gefaltet auf Format 21 x 18 cm
sehr guter Zustand – very good condition

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