Sie bieten auf drei interessante Briefe von 1936-1954 aus Sarns (Südtirol).


Zwei Briefe stammen vom Krippen-Bauer Ferdinand Plattner (1869-1950) und ein Brief vom Pfarrer Josef Reifer (1918-1973), 1950-1969 Kurat in Sarns und bis 1955 Direktor des dortigen Priesterhauses.


Gerichtet an Graf Franz Ledóchowski (1876-1954) und dessen Frau Eva Lédochowska, geb. de Bethlen (1878-1961), deren Tochter Gräfin Clara Ledóchowska (* 26. Juni 1911) in Sarns geboren wurde. Diese war Sekretärin bei der österreichischen Botschaft am Heiligen Stuhl (Vatikan).


1.) 3 ½-seitiger handschriftlicher Brief von Ferdinand Plattner, datiert Sarns, den 18. Mai 1936.

Über den Tod von Prof. Julius Blum (* 19. März 1882 in Hoechst, gest. am 30. April 1936 in Brixen), Lehrer für klassische Sprachen am bischöflichen Institut Vinzentinum in Brixen.

Auszüge: "Sehr geehrte Frau Gräfin! [...] Der Tod des guten Prof. Blum ist allen ganz etwas unerwartetes gewesen. Er war immer ein Bild der Gesundheit u. Kraft, u. keine Minute krank. Er ist immer ¾ 5 aufgestanden, hat sich zur Messe vorbereitet u. pünktlich in die Kirche gekommen. An diesem Morgen hörte sein Zimmernachbar um ¾ 5 h ein polterndes Geräusch u. glaubte Dr. Blum habe einen Sessel umgestoßen. [...] Seid dem Krieg der 5. Professor im Vinzentinum der so plötzlich gestorben ist. [...] Daß Comtess Klara erkrankt ist tut mir sehr leid, aber bei jungen Menschen kann man um so zuversichtlicher auf Genesung hoffen. [...] Bitte Herrn Graf, Toni u. Klara von mir zu grüßen. In vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Ferd. Plattner."


2.) Undatierter 1 ½-seitiger maschinenschriftlicher Brief von Ferdinand Platner, jedoch mit Empfangsvermerk "Erhalten Rom 29.11.48."

Auszüge: "Sehr geehrte Frau Gräfin u. Herr Graf! [...] Hier ist alles beim alten, nur ziemlich viel Arbeit wegen der Wahlen am Sonntag. [...] Wegen der Paramente vom Bühlerhofe haben wir alle Kästen und Schränke im Hause und Kirche durchsucht, aber nichts gefunden. [...] Viele Grüße an alle, Ihr ergebenster Ferd. Plattner."


3.) 2-seitiger handschriftlicher Brief von Josef Reifer, datiert Sarns, den 25. November. -- Aus dem Jahr 1954, da das Sterbebildchen von Graf Franz Ledóchowski und das Marianische Jahre erwähnt wird.

Auszüge: "Verehrte Frau Baronin v. Ledochowska! Bereits vor einigen Tagen erhielt ich die Sterbbildchen Ihres guten Mannes selig und danke vielmals dafür! Wie schön, daß Sie, eingedenk des marianischen Jahres, das Bild Salus Populi Romani wählten, Sie haben damit sicher dem Gemahl im Grabe noch Freude bereitet [...]. Vor 14 Tagen haben sie jetzt mit dem Umbau des Priesterhauses begonnen, es soll bis Frühjahr fertig werden. Ich bin jetzt ganz hier im Widum und mit dem Wohnungswechsel ganz zufrieden. Ihnn alles Gute wünschend grüßt ergebenst Sie und Ihre Frl. Tochter in aller Hochachtung Josef Reifer Dir."


Anbei ein Typoskript-Durchschlag eines Briefes von Eva Lédochowska, geb. de Bethlen an den Bischof von Brixen (d.i. Joseph Gargitter), datiert Rom, den 5. Juni 1954.

Mit Bezug zu Sarns, Plattner und Reifer!

Auszug: "Durch Hochw. Herrn Direktor Reifer erfahre ich soebenm dass das Priesterhaus in Sarns umgebaut werden soll und deshalb auch die Dachkammer, in der Hochw. Herr Direktor Plattner unsere dort vor Jahren zurückgelassenen restlichen Habseligkeiten (einige Möbelstücke, Kisten, etc.) in Aufbewahrung nahm, geräumt werden muss. [...] Es sind in der Kammer ausser unseren Sachen noch andere Effekten aus dem Besitz des sel. Hochw. Direktor Plattners, Professor Rehdens, etc. eingestellt und unsere Sachen nicht genau bezeichnet, so dass bei einem Umräumen ohne unsere Anwesenheit die grösste Konfusion entstehen würde. [...] Da es sich bei diesen Habseligkeiten um den letzten Rest unseres Hab und Guts handelt, das in Salzburg während des Krieges durch Bomben total vernichtet wurde, wären wir doppelt dankbar, wenn uns wenigstens diese Effekten bewahrt blieben."


Außerdem beiliegend zwei weitere Briefe aus Sarns an diese Empfänger (Absender nicht recheriert). -- Diese Briefe nicht abgebildet.


Zustand: Papier gebräunt und etwas fleckig, der Typoskript-Durchschlag knittrig. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Clara L. 65 Adel


Über Ferdinand Plattner (Quelle: Website des Vinzentinums):

Karl Wolfsgruber: Der Krippenpionier Ferdinand Plattner: Ferdinand Plattner wurde 1869 in Steinach am Brenner als Sohn eines Tischlers und Altarbauers geboren. Er studierte im Vinzentinum unter anderem mit Sebastian Rieger (Reimmichl), Anton Müller (Bruder Willram), dem Maler Orazio Gaigher und dem Naturkundler Karl Meusburger. Nach Abschluss der Gymnasialstudien trat er ins Brixner Priesterseminar ein. Seine ersten Posten in der Seelsorge waren Schlitters und Flaurling.

Im Jahre 1906 wurde der gesundheitlich angeschlagene Plattner als Seelsorger und Direktor des Pflegeheimes für dienstunfähige Geistliche nach Sarns berufen. Er bewies in diesem schwierigen Amt viel Geduld. Gleichzeitig war er der Bevölkerung von Sarns ein väterlicher Freund, den Studenten, Kirchensängern, Theologen und Geistlichen stets ein großzügiger Gastgeber. Er setzte sich für den Bau der Wasserleitung ein, plante selber die Straße nach Sarns und leitete deren Bau.

Seine große Leidenschaft galt jedoch schon von Kindesbeinen an dem Krippenbau. Nach der Gründung des Vereines der Tiroler Krippenfreunde 1909 in Innsbruck wurde er im südlichen Tirol einer der rührigsten Förderer des Krippenwesens. In seiner Freizeit griff er immer wieder auch selber zum Schnitzeisen und baute eine Vielzahl von Krippen in orientalischer und tirolischer Stilart.

Als man in den Zwanziger Jahren den Entschluss fasste, in Brixen ein eigenes Krippenmuseum einzurichten, wurde Ferdinand Plattner mit dem Ausbau und der Gestaltung dieses Museums beauftragt. Wahrscheinlich war dies mit ein Grund, dass er 1924 in Sarns eine Krippenschule ins Leben rief, in der sich junge Männer unter seiner Leitung im Schnitzen von Figuren und im Bauen von Krippenbergen weiterbilden konnten. Ungezählte Krippen sind aus seiner Krippenschule über die Grenzen unseres Landes hinaus verbreitet worden.

Ferdinand Plattner starb 1950.