Sie bieten auf einen eigenhändigen, signierten Brief des klassischen Philologen und Lehrers Karl August Rüdiger (1793-1869).


Datiert Freiberg (Sachsen), den 6. Dezember 1829.


Vom Inhalt her gerichtet an die Berg- und Hütten-Knappschafts-Kasse (des Oberhüttenamts Freiberg).


Betrifft eine Bitte um finanzielle Unterstützung der Schulspeisung für die Kinder von Berg- und Hüttenmännern, "da dem edlen Vereine, welcher sich zur Speisung bedürftiger Zöglinge der hiesigen Stadtschule gebildet hat, mehrere Mitglieder durch den Tod entzogen worden sind [...].


Rüdiger bittet, "daß unter dem Namen des Knappschaftstisches aus der löbl. Berg- und Hütten-Knappschaftskasse für solche Zöglinge der Schule, welche aus dem Bergmanns- und Hüttenmannsstande stammen, eine milde Stiftung errichtet werden möchte. [...] Für einen wöchentlich genossenen Tisch ist der gewöhnliche Betrag 3 rth. 6 gr. auf ein Jahr."


Signiert "M. Rüdiger, Rector Gymnas." (das "M." steht für "Magister").


Umfang: 2 Seiten (33,6 x 20,3 cm).


Zustand: Kräftiges Papier etwas fleckig; ein Rand unregelmäßig. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Corner 24-05 Autogramm Autograph Bergbau Bergmann


Über den Verfasser (Quelle: wikipedia & ADB):

Karl August Rüdiger (auch Ruediger; * 2. Januar 1793 in Ichstedt; † 2. Februar 1869 in Dresden) war ein deutscher Klassischer Philologe und Lehrer.

Leben: Karl August Rüdiger wuchs im Haus seines Onkels in Naumburg auf. Dort besuchte er von 1802 bis 1811 das Domgymnasium, wobei er insbesondere durch August Gotthilf Gernhard gefördert wurde. Er ging nach Abschluss der Schule an die Universität Leipzig. Dort studierte er evangelische Theologie und im Lauf des Studiums, von Christian Daniel Beck und Gottfried Hermann motiviert, Klassische Philologie. 1815 bestand er das Kandidatenexamen. Anschließend wurde er unter Karl David Ilgen Collaborator an der Landesschule Pforta. Am 1. März 1816 wurde er an der Leipziger Universität zum Dr. phil. promoviert.

Rüdiger ging 1817 als Konrektor an das städtische Gymnasium in Freiberg. Dort war August Gotthilf Gernhard Schulleiter. Als dieser 1820 nach Weimar berufen wurde, wählte der Stadtrat von Freiberg Rüdiger zum Rektor des Freiberger Gymnasiums. Rüdiger lehnte mehrere Rufe ab und blieb am Gymnasium in Freiberg, engagierte sich im Sächsischen Altertumsverein und für die Umgestaltung der Gymnasien im Erzgebirge 1830 und 1833. Im Herbst 1841 zeigte sich bei ihm Überanstrengung. Aufgrund des Leidens wurde er 1842 in die Heilanstalt Colditz eingewiesen und Ende 1842 emeritiert. Nach seiner Entlassung lebte er in Dresden, wo er als Privatgelehrter wirkte und Einzelunterricht erteilte.

Rüdiger wurde im Juni 1849 Oberlehrer am Gymnasium in Zwickau. Hier wirkte er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1858. Im Ruhestand stand er im regen Austausch mit seinen Jugendfreunden Karl Friedrich August Nobbe, Philipp Wagner und Ernst Friedrich Poppo. Auch im Ruhestand brach noch mehrmals seine Nervenkrankheit aus, von der er sich ab 1867 nicht erholte.

Rüdiger war zeitweilig Herausgeber der Zeitschriften Archiv für Philologie und Pädagogik, Kritische Bibliothek für Schul- und Unterrichtswesen sowie 1832 und 1833 Der Lichtfreund, eine Kirchen- und Schulzeitung für das Königreich Sachsen.


Rüdiger: Karl August R., Schulmann und Philologe, 1793-1869. Er wurde in Ichstädt, einem schwarzburg-rudolstädtischen Dorfe im Amte Frankenhausen, am 2. Januar 1793 geboren, wurde in Naumburg a. d. S. im Hause eines Oheims erzogen und besuchte das dortige Domgymnasium von 1802 bis 1811. Von seinen Lehrern, denen er besondere Förderung verdankte, sind A. G. Gernhard (s. A. D. B. IX, 37) und G. G. Wernsdorf zu nennen. Ostern 1811 begann R. seine Studien in Leipzig, zuerst ausschließlich theologische; nach und nach wandte er sich, durch Chr. D. Beck und G. Hermann angezogen, vorwiegend der Philologie zu, war auch Mitglied des philologischen Seminars und der Griechischen Gesellschaft. Seine eingehende Beschäftigung mit Demosthenes begann schon damals. – Ostern 1815 bestand R. das theologische Candidatenexamen und wurde bald nachher zum Collaborator an der damals noch sächsischen Landesschule Pforta ernannt, an deren Spitze Ilgen stand. Mit dankbarer Erinnerung hat er stets dieser glücklichen Lehrzeit und des trefflichen Rectors gedacht, dessen Leitung er freilich nur kurze Zeit genießen sollte. Nachdem er am 1. März 1816 in Leipzig zum Dr. phil. promovirt worden war, erhielt er eine Berufung als Conrector an das städtische Gymnasium in Freiberg i. S., dessen Rector sein früherer Lehrer Gernhard 1811 geworden war. Im Januar 1817 trat er dies neue Amt, mit welchem der philologische Unterricht in den obersten Classen verbunden war, an; die Stellung bestiedigte ihn so sehr, daß er andere ihm gebotene Stellen, selbst eine Professur in St. Afra, ablehnte. Der Rath von Freiberg dagegen wußte den Werth des ausgezeichneten jungen Lehrers und Gelehrten auch seinerseits zu schätzen und wählte ihn 1820, als Gernhard einer Berufung nach Weimar folgte, zu dessen Nachfolger im Rectorate. Die Aufgaben dieses Amtes hat der eben 27jährige mit Einsicht und Kraft erkannt und gelöst; eine ganze Reihe segensreicher Maßregeln, wie die Loslösung des Gymnasiums von dem Schullehrerseminar und der Bürgerschule, die Errichtung eines Alumnates, die Gründung der bis dahin fehlenden Unterclassen u. a. m., waren seiner Initiative zu verdanken. Auch für das sächsische Gymnasialwesen überhaupt entfaltete er, namentlich nach den Umgestaltungen von 1830, eine lebhafte Thätigkeit; u. A. wurde eine größere von ihm 1833 verfaßte Denkschrift maßgebend für die Neugestaltung der erzgebirgischen Gymnasien (vgl. Landtagsacten von 1833/34, Theil 1, Bd. 3, S. 510–520). Zu diesen an sich schon sehr umfangreichen Arbeiten kamen noch eine vielseitige litterarische Thätigkeit, ein ausgedehnter Schulunterricht und eine lebhafte und schaffende Theilnahme an wissenschaftlichen Vereinen, namentlich an dem sächsischen Alterthumsvereine, und verschiedenen öffentlichen Anstalten, so daß seine Kräfte schließlich der Ueberanstrengung erlagen. Im Herbst 1841, als man sich bereits rüstete, den 25. Gedenktag seines Eintrittes in Freiberg zu feiern, erkrankte er an einem Nervenleiden, welches Anfang 1842 seine Ueberführung in die Heilanstalt Colditz nöthig machte. Zwar trat allmählich eine Besserung ein, namentlich nach dem Besuche einer Kaltwasserheilanstalt, R. sah sich aber doch genöthigt, um seine Emeritirung nachzusuchen, die ihm auch auf Ende 1842 gewährt wurde. Er siedelte nun nach Dresden über und hier zeigte sich allmählich eine Linderung seines Leidens; er konnte wieder wissenschaftlich thätig sein, auch Einzelunterricht ertheilen. Im Juni 1849 übertrug ihm die Regierung wieder ein Lehramt, indem sie ihn zunächst provisorisch zum Oberlehrer am Gymnasium in Zwickau ernannte; im August wurde die Ernennung definitiv. Dieses Amt hat R. noch bis zum März 1858, wo er wieder in den Ruhestand trat, verwaltet; auch in Zwickau war er für öffentliche Zwecke, wie Armenpflege und Waisenerziehung, vielfach thätig. Von 1858 lebte er wieder in Dresden, sich wissenschaftlich beschäftigend und unterrichtend, soweit nicht die Wiederkehr seines Leidens (1860, 1861) ihn hinderte. Wie er ein fleißiger Besucher der Philologenversammlungen war, so stand er auch brieflich mit einer großen Zahl hervorragender Gelehrter, namentlich seinen Jugendfreunden K. F. A. Nobbe, Phil. Wagner, E. F. Poppo, in regem Verkehr; sein Doctorjubiläum am 1. März 1866 war ein Tag reicher Ehren für ihn. Im Jahre darauf, um Ostern 1867, trat ein neuer Rückfall seines Leidens ein, von dem er sich nicht wieder erholte; er starb am 2. Februar 1869. – Von den überaus zahlreichen Schriften Rüdiger’s über sehr verschiedene Gegenstände haben viele nur vorübergehendes Interesse erwecken können; dauernden Werth haben vornehmlich seine Arbeiten zu Demosthenes, von denen hier nur die größeren zu nennen sind: „Demosthenis Phil. I, Olynth. I–III et de Pace, notis instr.“ 1818 (1848); „Demosthenis Philippicae“, große Ausgabe in 2 Theilen, 1829–33 (beigefügt ist ein Neuabdruck der zuerst 1820 erschienenen „Dissertatio de Canone Philippicarum Demosthenis“); „Demosth. or. pro Megalopolitis et pro Rhodiorum libertate“ 1865. Auch einige andere seiner philologischen Arbeiten, über Quintilianus, Cicero de oratore u. A., sowie seine Sammlung aus lateinischen Classikern, welche er unter dem Titel „Horae latinae“ 1828 erscheinen ließ, verdienen Erwähnung. Werthvoll sind ferner die verschiedenen Arbeiten über die Freiberger Schul- und Stadtgeschichte, welche meist in Schulprogrammen erschienen. – Vorübergehend war R. auch an der Herausgabe von Seebode’s „Archiv für Philologie und Pädagogik“, sowie von dessen „Kritische Bibliothek für Schul- und Unterrichtswesen“ betheiligt, gab auch 1832 und 1833 mit Döhner, Goldhorn und Nobbe die Zeitschrift „Der Lichtfreund, eine Kirchen- und Schulzeitung für das Königreich Sachsen“, 2. und 3. Jahrgang, heraus.