ADDERLEY CANNONBALL - Somethin` Else (180g)

Als Julian Edwin Adderley 1955 die New Yorker Jazzszene betrat, sorgte er mit seinem gefühlvollen Altsaxophon-Stil für Furore, so dass die Kritiker zu Superlativen griffen. Sofort wurden Vergleiche mit dem in diesem Jahr verstorbenen Charlie Parker gezogen. Aber der treffende Spitzname "Cannonball" war wirklich etwas ganz anderes. Mit seiner erstaunlichen Technik, seiner schieren Beherrschung des Instruments und seinem leidenschaftlichen "Feeling" hob Adderley den modernen Jazz auf ein noch höheres Niveau. Es ist faszinierend, den jungen Newcomer an der Seite von Miles Davis - dem unbestrittenen König des Coolen - auf einem Album zu hören, das seit langem als Klassiker gehandelt wird. Ihre Stile unterscheiden sich deutlich, wie man auf dem herrlich entspannten Autumn Leaves von Anfang an hören kann. Miles gibt das Tempo und die Stimmung vor, seine gedämpfte Trompete erkundet das Thema mit einer Zartheit, die geradezu magisch ist. "Follow that" scheint die Botschaft an seinen Partner am Studiomikrofon zu sein - und Adderley nimmt die Herausforderung mit einer zurückhaltenden, respektvollen Antwort an. Es dauert jedoch nicht lange, bis er seine aufgestaute Energie im ersten von vielen ausgedehnten Soli in einem Wirbel von Noten freisetzt. In einer Gruppe voller Giganten auf ihren jeweiligen Instrumenten ist es faszinierend zu hören, wie sie ihr Selbstbewusstsein (mit anderen Worten: ihr Ego) für das gemeinsame Ziel zurückhalten, gemeinsam perfekte Musik zu machen.