ANSICHTSKARTE - POSTKARTE (B/H ca. 14 x 9 cm) von 2 deutschen Minensuchbooten bei der Arbeit. Interessant für Sammler von Karten aus dem Ersten Weltkrieg! Lesen Sie bitte mehr darüber weiter unten! 

Hinweis: die Bilder können manchmal ein wenig abgeschnitten, schief abgebildet oder mit Streifen sein - das kommt vom Scannen. Die Karte ist aber komplett in Ordnung, ansonsten ist es unter Zustand beschrieben!

Note: pictures can sometimes be a little bit cut off, or mapped wrong or with some stripes - that comes from scanning. The postcard is completely fine, otherwise it is described under condition!

Sehen Sie sich bitte auch meine anderen Artikel an  Please have a look at my other items  Dai un’occhiata alle mie inserzioni  


Artikelzustand / condition:  gebraucht, sehr gute Erhaltung, Ecken + Kanten ganz leicht bestoßen + abgerieben / very good condition, edges with very light damages.

Postalisch verwendet / postally used:  nein / no

Verlag / Foto / publisher:  Finke, Wilhelmshaven

Ankunftsstempel / cancellation of arrival:  nein / no

Zusatzstempel / cancellation:  nein / no 


Zahlungsabwicklung:

Wird von ebay durchgeführt. Sobald ich von ebay die Mitteilung Ihrer Zahlung erhalte wird der Artikel innerhalb von 1-2 Tagen zum Postamt bzw. Postpartner gebracht. Bitte wählen Sie bei der Zahlungsabwicklung versicherter Versand oder Versand per Einschreiben, wenn Sie eine Nachverfolgung des Postwegs wünschen. Versand per Einschreiben ist ab 25 € Verkaufspreis verpflichtend! 

Payment processing:

Will be carried out by ebay. As soon as I have received notification of your payment from ebay, the item will be brought to the post office or postal partner within 1-2 days. When processing the payment, please choose insured shipping or shipping by registered mail if you want the post to be tracked. Registered mail (obliged, bound at selling price over 25 €)


Detaillierte Information / detailed information:     

Der Seekrieg im Ersten Weltkrieg

wurde auf allen Weltmeeren ausgefochten, hatte seinen Schwerpunkt jedoch in der Nordsee. Viele Militärs und entscheidend ermaßen vor 1914 dem Krieg zur See eine große oder sogar entscheidende Rolle bei. Tatsächlich kam es im Ersten Weltkrieg nicht zur allseits erwarteten Entscheidungsschlacht, wenngleich die Skagerrakschlacht als „größte Seeschlacht der Weltgeschichte“ rezipiert wurde. Der Seekrieg war wohl nicht entscheidend für den Ausgang des Ersten Weltkrieges, aber seine indirekten Wirkungen waren bedeutend.

Die Blockade der Nordsee durch die Royal Navy trug zur Erschöpfung der Mittelmächte bei, die Blockaden der Ostsee und der Dardanellen hatten wesentlichen Anteil an der Niederlage der russischen Armee. Aktionen der deutschen Mittelmeerdivision waren Anlass zum Kriegseintritt des Osmanischen Reiches auf der Seite der Mittelmächte. Der Kreuzerkrieg – das Mittel zahlenmäßig unterlegener Seestreitkräfte – hatte aufgrund der mangelnden Vorbereitung seitens der deutschen Admiralität und der fehlenden Stützpunkte nur unwesentlichen Anteil am Kriegsgeschehen. Amphibische Aktionen endeten wie die Schlacht von Gallipoli zum Teil desaströs, teilweise waren sie wie das Unternehmen Albion erfolgreich und Muster für Aktionen späterer Kriege. Unerwartet zeigte sich der U-Boot-Krieg als bedeutendste Facette des Seekrieges. Da das U-Boot als Waffe von allen Seiten unterschätzt wurde, war man auch auf den U-Boot-Krieg allgemein wenig vorbereitet. Deutsche U-Boote brachten dennoch die Entente vor allem in der ersten Jahreshälfte 1917 in ernsthafte Schwierigkeiten. Der U-Boot-Krieg führte aber indirekt zum Kriegseintritt der Vereinigten Staaten und damit letztendlich zur Niederlage der Mittelmächte. Der Einsatzbefehl zur Entscheidungsschlacht auf See wurde erst gegeben, als die Oberste Heeresleitung den Krieg verlorengegeben hatte, und führte zum Kieler Matrosenaufstand, der wiederum Auslöser der Novemberrevolution war.

 

Vorgeschichte

Die strategischen Überlegungen sowohl der britischen Royal Navy wie auch der Kaiserlichen Marine – als Hauptgegner zur See – waren stark beeinflusst von dem Werk The Influence of Sea Power upon History des Amerikaners Alfred Thayer Mahan aus dem Jahre 1890. Seestreitkräfte in Form einer Schlachtflotte werden hier als unverzichtbares Instrument einer Großmacht angesehen, für den Kriegsfall galt die Schlachtentscheidung als Königsweg zur Erlangung der Seeherrschaft.

Auf deutscher Seite entstand 1894 im Oberkommando der Marine unter maßgeblicher Beteiligung von Alfred von Tirpitz eine Konzeption, der zufolge die strategische Offensive „natürliche Bestimmung einer Flotte“ sei, dabei müsse es „möglichst bald zur Schlacht kommen“. Es gab zwar durchaus (realistische) Gegenvorschläge, die auf eine ausgewogene Defensivflotte mit einer starken Kreuzerkomponente abstellten, sie hatten angesichts der kognitiven Verbindung der Schlachtflotte mit dem nationalen Prestige und der angestrebten Weltmachtstellung jedoch keine Chance. Es stellte sich bei der Option des Kreuzerkrieges zudem das Problem der mangelnden Stützpunkte auf den Weltmeeren. Die Kaiserliche Marine ging von der Vorstellung aus, dass die Royal Navy nach alter Tradition in einem Krieg gegen Deutschland offensiv vorgehen und eine Blockade in der Deutschen Bucht direkt vor der deutschen Nordseeküste errichten würde. Der Reichstag folgte den dementsprechenden Forderungen von Tirpitz mit den Flottengesetzen von 1898 und 1900 sowie deren Novellierungen in den Jahren 1906, 1908 und 1912, die letztlich das Deutsch-Britische Flottenwettrüsten auslösten.

1899 übernahm Wilhelm II. das oberste Kommando der Kaiserlichen Marine; daraufhin wurde das bisher bestehende Oberkommando der Marine aufgelöst, es blieb von diesem nur der direkt Wilhelm II. unterstellte Admiralstab übrig, dessen Einfluss nicht zuletzt auf Betreiben von Tirpitz eher begrenzt blieb. Neben dem Admiralstab bestanden drei weitere Kommandobehörden der Kaiserlichen Marine: das Reichsmarineamt unter Tirpitz als Betreiber des Schlachtflottenbaus, das Marinekabinett und das Amt des Generalinspekteurs der Marine. Die Zersplitterung der Marineführung ohne Oberbefehlshaber vergleichbar dem Ersten Seelord in England war ein gewichtiger Nachteil gegenüber dem kommenden Kriegsgegner. Erst viel zu spät, im August 1918, sollte mit der Seekriegsleitung eine einheitliche Führung geschaffen werden.

Die Hochseeflotte war auch als eine Art Bündnisersatz gedacht, der die zunehmende Isolation Deutschlands abschwächen sollte. Eine Flotte, die sich innerhalb wenigen Jahren von der sechst- zur zweitstärksten der Welt (nach Großbritannien) entwickelte, empfand das Ausland jedoch nicht defensiv, sondern als Bedrohung. Der Erste Lord der Admiralität Selborne äußerte im Jahre 1902 im britischen Kabinett: „Ich bin davon überzeugt, dass die große neue deutsche Flotte bewusst mit Blick auf einen Krieg mit uns aufgebaut wird.“ In Großbritannien sorgte man sich zudem um die Flottensuprematie, umso mehr als Großbritannien 1889 den Zwei-Mächte-Standard (Two-Power-Standard) aufgestellt hatte, dem zufolge die britische Marine den beiden nächststärkeren gewachsen sein müsse; entsprechend war auch das seinerzeitige britische Flottengesetz (Naval Defence Act 1889).

Seit der Ersten Marokkokrise (1905–1906) war die britische Admiralität zur Überzeugung gekommen, dass Deutschland die einzige wirkliche Gefahr sei. In der Folgezeit wurden die Überseegeschwader unter Leitung des Ersten Seelords Admiral John Fisher gegen den Widerstand des Foreign Office und des Kolonialministeriums reduziert und die Präsenz in der Nordsee zunehmend gestärkt, was in der britischen Öffentlichkeit als „Rückruf der Legionen“ und als Ende der Pax Britannica interpretiert wurde.

Fisher forcierte die Modernisierung der Flotte: 150 alte Schiffe wurde verschrottet, mit der HMS Dreadnought und der HMS Invincible (letztere versenkt in der Skagerrakschlacht) wurden die neuen Schiffstypen des Dreadnought bzw. Schlachtschiffes und des Schlachtkreuzers geschaffen, die alle bisherigen Linienschiffe in den Schatten stellten. Dadurch wurde allerdings für die Rüstung ein neuer Start gegeben, da die Bestände an älteren Linienschiffen stark entwertet wurden: Deutschland konnte somit den Abstand zu Großbritannien verringern.

Angesichts der deutschen Aufrüstung zu See wurde im Jahre 1909 der Zweimächtestandard aufgegeben, da es finanziell unmöglich war, gegen Deutschland und die Vereinigten Staaten zu bauen. Tirpitz´ Überlegung, dass England es nicht wagen würde, um einer Konzentration in der Nordsee willen überseeische Interessen zu gefährden, erwies sich als Irrtum. Insbesondere der Naval Scare von 1909 löste das verhängnisvolle Flottenwettrüsten aus.

In England sahen sowohl die britische Öffentlichkeit wie auch die Politiker das Kräftegleichgewicht in Europa und die englische Seemachtstellung unlösbar miteinander verbunden. Edward Grey äußerte sich dazu 1912 vor dem Committee of Imperial Defence (nationaler Verteidigungsrat):

Schon am 3. Januar 1906 markierte die Warnung an Deutschland, dass Großbritannien bei einem französisch-deutschen Krieg nicht abseits stehen könne, das Ende der Splendid Isolation. In der Kriegsplanung wurde schon 1908 und abschließend am 23. August 1911, während der Zweiten Marokkokrise, im Committee of Imperial Defence entschieden, dass sich die Royal Navy auf die Freihaltung der Seewege beschränken sollte, amphibische Operationen an der deutschen Küste wurden ausgeschlossen.

Während der Zweiten Marokkokrise wurde die britische Flotte in Kriegsbereitschaft versetzt, und die Regierung gab kaum verhüllte Warnungen an die Adresse Deutschlands ab. Letztlich führte sie zur Aufnahme von Flottengesprächen zwischen Frankreich und Großbritannien, die in einer stillschweigenden Übereinkunft, später in der Flottenkonvention von 1913 formalisiert, resultierten, gemäß der die Briten im Falle eines Krieges den Schutz der französischen Kanal- und Atlantikküste übernehmen würden. Frankreich verlegte seine gesamte Schlachtflotte ins Mittelmeer und übernahm den Schutz des Sueskanals, was den Briten den Abzug von Teilen der Mittelmeerflotte zur Home Fleet erlaubte.

 

1914

Auf den Weltmeeren standen sich hauptsächlich die Kaiserliche Marine Deutschlands und die Grand Fleet Großbritanniens gegenüber. Aufgrund der Übermacht britischer Schiffe konnten die Deutschen 1914 nicht in die Offensive gehen, den Briten fiel die Seeherrschaft über große Teile der Nordsee zu. Sie leiteten eine Seeblockade ein, um Deutschland von allen Zufahrten nach Übersee zu trennen. Weiterhin konnte durch die Kontrolle des Seeraumes das britische Expeditionskorps im Ärmelkanal ungestört übersetzen. Defensiv war besonders Helgoland mit einer starken Küstenverteidigung ausgestattet und sicherte somit zusammen mit der Hochseeflotte die Deutsche Bucht.

Die Deutsche Marine begann den Seekrieg am 2. August in der Ostsee mit der Verlegung von Minen vor Libau und der Beschießung von russischen Munitionslagern durch die Kleinen Kreuzer SMS Augsburg und SMS Magdeburg. Am 3. August veröffentlichte die Kaiserliche Regierung die deutsche Prisenordnung.

Am 4. August beschoss die Mittelmeerdivision, der Schlachtkreuzer Goeben und der Kleine Kreuzer Breslau, bei Bône und Philippeville an der algerischen Küste Transportschiffe und Hafenanlagen. Die Schiffe legten danach in Messina zum Aufkohlen an und liefen dort am 6. August aus. Da aufgrund der großen Überlegenheit der französischen und britischen Flotte im Mittelmeer weder der Durchbruch zum Atlantik noch zum österreichischen Kriegshafen Pula möglich erschien, schickte Admiralstabschef Hugo von Pohl auf Anraten Tirpitz' die Schiffe nach Istanbul, um die Haltung der Türkei zum Kriegseintritt zu beeinflussen. In der Türkei herrschte eine überwiegend deutschfreundliche Stimmung und vor allem Empörung darüber, dass die Royal Navy zwei für die Türkei gebaute und zudem aus Volksspenden schon fast bezahlte Schlachtschiffe beschlagnahmt hatte.

In der Nordsee stieß am 5. August der Hilfsminenleger Königin Luise gegen die Themsemündung vor und wurde dort u. a. vom Kreuzer Amphion versenkt, die Amphion sank am nächsten Tag durch die von Königin Luise gelegten Minen.

Dänemark gab am 6. August die Schließung des Großen und Kleinen Beltes sowie des dänischen Teils des Öresundes durch eigene Minensperren bekannt.

Laut der französisch-englischen Marinekonvention vom 6. August übernahmen die Franzosen den Schutz des Seeweges nach Indien durch den Suezkanal und der Truppentransporte von Nordafrika nach Frankreich sowie die Blockade der Österreichischen Marine in der Adria und die Sicherung der Zufahrtswege für Montenegro und Serbien.

Der erste Verlust eines deutschen U-Bootes (SM U 13) erfolgte am 9. August 1914, das Schwesterboot SM U 15 sank schon drei Tage später.

Die von überlegenen britischen und französischen Kräften verfolgte deutsche Mittelmeerdivision entkam zwischen 6. und 10. August in die Dardanellen, das Osmanische Reich kaufte die beiden Schiffe formell zum 16. August an, aus der Goeben wurde die Sultan Selim Yavuz, aus der Breslau die Midilli. Die deutsche Besatzung blieb an Bord.

Am 14. August begann der Kreuzer SMS Emden den selbständigen Kreuzerkrieg.

Am 15. August erfolgte seitens der japanischen Regierung ein Ultimatum an das Deutsche Reich, demzufolge alle deutschen Kriegsschiffe aus chinesischen und japanischen Gewässern abzuziehen und Tsingtau bzw. Kiautschou an die Japaner zu übergeben sei. Nach Ablauf des Ultimatums am 23. August erklärte Japan dem Deutschen Reich den Krieg, und bereits ab dem 27. August begann die Blockade Tsingtaus von See her. Das Ostasiengeschwader lag zwar bei Pagan, hatte aber nunmehr keinen Stützpunkt mehr. Die Belagerung von Tsingtau begann am 13. September (Kapitulation von Tsingtau am 7. November).

Am 26. August 1914 strandete vor Odensholm der Kleine Kreuzer Magdeburg, wobei die Signalbücher der Kaiserlichen Marine in die Hände der russischen Armee fielen, die Abschriften auch an die Briten („Room 40“) weitergaben. Nachrichtentechnisch erhielten die Alliierten dadurch einen Vorsprung, der den ganzen Krieg über anhalten sollte.

Am 28. August unternahmen die Briten einen überraschenden Vorstoß gegen die Vorpostenlinien in der Deutschen Bucht, daraus entwickelte sich das für die deutsche Hochseeflotte verlustreiche erste Seegefecht bei Helgoland. In der Folge befahl Kaiser Wilhelm II. als oberster Befehlshaber der Flotte die zukünftige Zurückhaltung und Vermeidung von Aktionen, die zu größeren Verlusten führen könnten (1. Oktober).

Die U-Boote bewiesen ihre Leistungsfähigkeit erstmals mit der Versenkung des geschützten Kreuzers Pathfinder durch U 21 am 5. September: Die Pathfinder war damit das erste auf See fahrende Schiff, das durch ein U-Boot mit einem Torpedo versenkt wurde. Am 13. September versenke das britische U-Boot E9 den deutschen kleinen Kreuzer Hela. Einen „Paukenschlag“ lieferte U 9 am 22. September mit der Versenkung dreier britische Panzerkreuzer der Cressy-Klasse innerhalb nur einer Stunde, schon auf der nächsten Feindfahrt konnte das Boot zudem am 15. Oktober vor Aberdeen den britischen Geschützten Kreuzer Hawke versenken. Dieser sensationelle Erfolg bewies die Gefährlichkeit der vor dem Kriege unterschätzten Waffe.

Die britische Glitra war am 20. Oktober das erste durch ein deutsches U-Boot (SM U 17) versenkte Handelsschiff, es wurde entsprechend Prisenordnung kurz vor der norwegischen Küste gestellt, geentert und versenkt.

Am 27. Oktober lief eines der größten und modernsten britischen Schlachtschiffe, die HMS Audacious, auf eine deutsche Mine und sank. Die britische Admiralität hielt den Verlust geheim, um keinen Angriff der kurzzeitig fast gleich starken Hochseeflotte zu riskieren (mehrere schwere Schiffe der Briten waren zur Bekämpfung des deutschen Ostasiengeschwaders im Atlantik unterwegs). Von der zeitweiligen Schwäche wusste die deutsche Admiralität jedoch nichts.

Am 28. Oktober beschoss die Emden die Hafenanlagen von Penang (Malakkastraße) und versenkte dort den russischen Kleinen Kreuzer Schemtschug und den französischen Zerstörer Mousquet. Vom 27. bis zum 31. Oktober beschossen die Yawuz und die Midilli (ehemals Goeben und Breslau) Sewastopol, Odessa, Noworossijsk und Feodossija. Die Aktion der nach wie vor mit deutscher Besatzung fahrenden Schiffe wurden von Kriegsminister Enver Pascha gedeckt, der damit Fakten für den von ihm – aber nicht von der gesamten türkischen Regierung – favorisierten Kriegseintritt des Osmanischen Reiches auf Seiten der Mittelmächte schuf. Die russischen Gesandten verlangten am 28. Oktober ihre Pässe, am 29. Oktober befand sich das Osmanische Reich auch offiziell im Krieg.

Britische Seestreitkräfte entdeckten am 30. Oktober den Liegeplatz der SMS Königsberg vor Sansibar in ihrem Versteck in der Rufijimündung und bekämpften sie mit erheblichen Aufwand, aber lange Zeit erfolglos (erst am 11. Juli 1915 wurde sie von der eigenen Besatzung aufgegeben und gesprengt, die Geschütze wurden ausgebaut und von den deutschen Truppen in Deutsch-Ostafrika weiterverwendet).

Das deutsche Ostasiengeschwader unter der Leitung von Vizeadmiral Maximilian Graf von Spee versenkte am 1. November im Seegefecht bei Coronel zwei britische Panzerkreuzer, woraufhin die Briten einen Verband mit schweren Einheiten in Richtung Falklandinseln schickten, da sie befürchteten, von Spee könnte den Hafen Stanley angreifen und den Seeverkehr im Atlantik gefährden.

Die britische Regierung gab am 2. November bekannt, dass sie die gesamte Nordsee als Kriegsgebiet und damit Sperrzone für die Schifffahrt betrachte, gleichzeitig weitete Großbritannien die Liste der Konterbande auf Lebensmittel aus. Auch neutrale Schiffe unterlagen den Kontrollbestimmungen.

Deutsche Schlachtkreuzer beschossen am 3. November 1914 bei Yarmouth und Lowestoft die britische Küste, das erste Offensivunternehmen der deutschen Hochseeflotte. Ebenfalls am 3. November erklärten die Briten die gesamte Nordsee und die Gewässer um Island und Südnorwegen zum Kriegsgebiet. Angesichts der britischen Drohung von einer „wirtschaftlichen Erdrosselung durch Blockade“ (Winston Churchill am 9. November 1914) und der Erfolge der U-Boote machte man sich in Deutschland zunehmend Gedanken über einen Handelskrieg mit U-Booten.

Am 4. November ging der deutsche Kleine Kreuzer Karlsruhe unter ungeklärten Umständen verloren, am 7. November ergab sich Tsingtau, am 9. November wurde der Kreuzer Emden bei den Kokosinseln durch den australischen Leichten Kreuzer Sydney zerstört.

Im Überseekrieg vernichteten überlegene britische Schlachtkreuzer (die Inflexible und die Invincible) und weitere Kriegsschiffe das deutsche Ostasiengeschwader im Seegefecht bei den Falklandinseln. Als von Spee entgegen dem Rat seiner Kommandeure am 8. Dezember die Falklandinseln anlief, erwartete ihn dort eine britische Übermacht. In der nachfolgenden Schlacht versenkten die Briten praktisch das gesamte Geschwader, nur der Kleine Kreuzer Dresden entkam.

Deutsche Schlachtkreuzer unter Konteradmiral Franz von Hipper beschossen am 16. Dezember 1914 Hartlepool, Scarborough und Whitby.


Kaiserliche Marine

war von 1872 bis 1918 die offizielle Bezeichnung der Seestreitkräfte des Deutschen Kaiserreiches. Ursprünglich war sie auf die Küstenverteidigung hin ausgerichtet. Ab etwa 1900 entwickelte sie sich zu einer der größten und modernsten Kriegsflotten der Welt, was durch imperiale Bestrebungen und die (anglophile) Marinebegeisterung des deutschen Kaisers Wilhelm II. begünstigt wurde. 1914 war die Kaiserliche Marine nach der Royal Navy und vor der United States Navy die zweitstärkste Marine der Welt. Diese enorme Aufrüstung forderte Großbritannien als führende Seemacht heraus und führte zum Deutsch-Britischen Flottenwettrüsten. Es trug seinen Teil zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges bei.

Dass die Flotte weitgehend wirkungslos blieb, war vor allem der geopolitischen Lage der deutschen Küsten und dem Fehlen großer überseeischer Flottenstützpunkte geschuldet. Im Weltkrieg spielten die deutschen Überwasserkräfte daher keine große Rolle. Lediglich in der Skagerrakschlacht 1916 kam es zu einem großen Schlagabtausch mit der Royal Navy, der in einem strategischen Patt endete. Die U-Boot-Kriegführung hingegen fügte der britischen Handelsmarine schweren Schaden zu, begünstigte aber durch ihre rücksichtslose Führung den Kriegseintritt der USA auf Seiten der Gegner Deutschlands. Im November 1918 führten Untätigkeit und Unzufriedenheit an Bord der Großkampfschiffe – und der sinnlose Auslaufbefehl – zum Kieler Matrosenaufstand. Er brachte die Novemberrevolution und das Ende der Monarchie in Deutschland.

 

Der Erste Weltkrieg

Anfangsphase (1914–1915)

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Kaiserliche Marine aus ihrer Friedensstärke von fast 80.000 Mann mobilisiert. Dafür stand eine im Frieden gebildete Personalreserve (Marine-Reservisten, Seewehrleute, Marine-Ersatzreservisten) von 171.500 Mann zur Verfügung.

Allerdings blieb der zunächst erwartete große Zusammenstoß der deutschen und britischen Flotte in der Nordsee aus. Zur ersten größeren Konfrontation zwischen schweren britischen und deutschen Verbänden kam es nach einem deutschen Vorstoß schon im August 1914 beim Seegefecht vor Helgoland, das mit einer deutschen Niederlage endete. Sie zwang die deutsche Führung zu stärkerer Zurückhaltung bei offensiven Unternehmungen. Obwohl zahlenmäßig weit überlegen, mied auch die Royal Navy eine direkte Konfrontation mit der Kaiserlichen Marine, da keine strategische Notwendigkeit dazu bestand und darüber hinaus unnötige eigene Verluste befürchtet wurden. Stattdessen verhängte die britische Admiralität eine Blockade über die gesamte Nordsee, um das Deutsche Reich von der überseeischen Zufuhr kriegswichtiger Güter sowie Lebensmitteln abzuschneiden. Diese „Hungerblockade“, die sich rasch als überaus wirksam erwies, war von der deutschen Marineführung so nicht erwartet worden. Lediglich das in Tsingtau stationierte Ostasiengeschwader unter Admiral Graf von Spee und die beiden auf ostamerikanischer bzw. ostafrikanischer Station befindlichen Kleinen Kreuzer SMS Karlsruhe und SMS Königsberg genossen zumindest in den ersten Wochen und Monaten des Krieges eine gewisse Bewegungsfreiheit. Diese Schiffe erzielten gegen die verhältnismäßig schwachen Kolonialflotten der Gegner einige Erfolge (Handelskrieg der SMS Emden im Indischen Ozean. Aufsehen erregte das Seegefecht bei Coronel am 1. November 1914.). Mit der Vernichtung von Spees Geschwader im Seegefecht bei den Falklandinseln im Dezember 1914 wurde von der Kaiserlichen Marineleitung jede Hoffnung auf eine globale Seekriegführung aufgegeben. Bereits im November war mit dem Fall von Tsingtau der einzige vollwertige deutsche Flottenstützpunkt außerhalb der Heimatgewässer verloren gegangen.

Die Situation in der Nordsee blieb währenddessen nahezu unverändert. Die Führung der deutschen Flotte spekulierte auf die Möglichkeit, durch provokante Vorstöße der Hochseeflotte Richtung Norden Teile der in Scapa Flow vor Anker liegenden britischen Grand Fleet herauszulocken und niederzukämpfen. Derartige Operationen blieben während des gesamten Krieges nahezu die einzigen Einsätze der großen Linienschiffsgeschwader, die in Wilhelmshaven ("Reichskriegshafen") stationiert waren.

Im Dezember 1914 stießen schnelle Große Kreuzer der I. Aufklärungsgruppe an die englische Ostküste vor und beschossen dort am 16. Dezember die Hafenstädte Scarborough, Hartlepool und Whitby. Die Angriffe erzielten wenig militärischen Nutzen. Es gab über hundert Tote und hunderte Verletzte. Auch blieb eine moralische Auswirkung auf die britische Bevölkerung aus. Im Gegenteil wuchs die öffentliche Meinung in England gegen Deutschland noch mehr, weil die meisten Opfer der Bombardements Zivilisten waren.

Im Januar 1915 wurde ein neuer Vorstoß gewagt, der im Gefecht auf der Doggerbank erneut mit einer deutschen Niederlage endete.

Zu den wenigen großen Erfolgsmeldungen der Kaiserlichen Marine der ersten Kriegsphase gehörte die Versenkung von drei britischen Panzerkreuzern vor der holländischen Küste durch das Unterseeboot SM U 9 im September 1914. Die Versenkung gelang insbesondere deswegen, weil U-Boote zu dieser Zeit noch nicht als Offensivwaffen galten und die erzielten Torpedotreffer von den britischen Mannschaften zunächst für die Auswirkungen eines Minenfeldes gehalten wurden. Der Kommandant von U 9, Otto Weddigen wurde rasch zum Kriegshelden stilisiert und die U-Boote wurden als neue „Wunderwaffe“ gegen die britische Blockade dargestellt. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt zeigte sich somit der geringe Wert der zwar hochgerüsteten, aber letztendlich unzureichend starken Hochseeflotte.

Einen eher indirekten Erfolg erzielte ein deutscher Verband, bestehend aus dem Großen Kreuzer SMS Goeben und dem Kleinen Kreuzer SMS Breslau, als er sich im Mittelmeer nach Beschießung französischer Häfen in Nordafrika seinen britischen Verfolgern entzog und nach Konstantinopel entkommen konnte. Das Auftauchen der deutschen Schiffe trug wesentlich zum Kriegseintritt des Osmanischen Reiches auf Seiten der Mittelmächte bei.

Als Reaktion auf die britische Blockade legte die Marineführung rasch große Hoffnungen in die Wirksamkeit der U-Boote. Diese begannen mit einem zunächst streng nach dem internationalen Prisenrecht geführten Handelskrieg gegen gegnerische Schiffe in den britischen Hoheitsgewässern. Im Februar 1915 entschloss sich die deutsche Führung, uneingeschränkten U-Boot-Krieg in den zum Kriegsgebiet erklärten Gewässern um die britischen Inseln zu führen. Gründe dafür waren die zunehmende Gefährdung der aufgetaucht angreifenden Boote durch „U-Boot-Fallen“ (bewaffnete Handelsschiffe) sowie die Hoffnung auf ein rasches Ende der Blockade. Als dann im Mai 1915 der britische Passagierdampfer RMS Lusitania einem deutschen U-Boot zum Opfer fiel, das getaucht und ohne Warnung einen Torpedo gefeuert hatte, kamen knapp 1.200 Menschen um Leben, darunter auch 128 US-Amerikaner. Die Lusitania-Affäre hatte weitreichende Konsequenzen: Zum Einen zwang sie aufgrund der massiven internationalen Proteste die deutsche Führung zur Einstellung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges, zum Anderen drängte sie die neutralen USA zunehmend ins Lager der Kriegsgegner Deutschlands.

 

Skagerrakschlacht und uneingeschränkter U-Boot-Krieg (1916–1917)

Abgesehen von einigen Lockvorstößen in die Nordsee hatte die Hochseeflotte bis zum Frühjahr 1916 keinerlei Wirkung auf den Seekrieg. Die gegenseitige Aufklärung mittels neuer Waffensysteme (Flugzeuge, Luftschiffe) verhinderte üblicherweise, dass größere gegnerische Verbände sich tatsächlich im Gefecht begegneten. Als jedoch bei einer Gelegenheit Ende Mai 1916 diese Art der Aufklärung aufgrund der Wetterbedingungen nicht wie erwartet funktionierte, stießen im Seegebiet des Skagerrak nahezu die vollständige deutsche Hochseeflotte unter Admiral Reinhard Scheer und die britische Grand Fleet unter Admiral John Jellicoe aufeinander. Die Seeschlacht vor dem Skagerrak (engl.: Battle of Jutland, Schlacht von Jütland), die überwiegend in den Abend- und Nachtstunden des 31. Mai/1. Juni 1916 ausgetragen wurde, gilt bis heute als die größte ausschließlich zwischen mit Geschützen bewaffneten Schiffen geführte Seeschlacht der Geschichte, an der mehr als 200 Schiffe beteiligt waren. Trotzdem konnte keine der beiden Seiten einen entscheidenden Vorteil erringen: Der deutschen Flotte gelang es, der Vernichtung zu entgehen und zudem den Briten hohe Verluste beizubringen, während die Briten ihrerseits die Blockade unverändert aufrechterhalten konnten. Der unentschiedene Ausgang der Schlacht belegte endgültig den geringen Wert der kostenintensiven Großkampfschiffe und lenkte das Augenmerk der Seekriegsleitung noch stärker auf die U-Boot-Waffe.

In der Hoffnung, durch eine radikale Verstärkung des U-Boot-Kriegs gegen England endlich eine Entscheidung zu erzwingen, entschloss sich die Führung, am 1. Februar 1917 erneut mit dem uneingeschränkten U-Boot-Krieg zu beginnen: Jedes Schiff, ob feindlich oder neutral, wurde nun ohne Vorwarnung im Kriegsgebiet um Großbritannien angegriffen. Diese Art der Kriegführung führte in der Tat zu enorm hohen Schiffsverlusten (bis Jahresende 1917 über 7 Millionen BRT), aber zeitgleich auch zum Kriegseintritt der USA im April 1917 auf Seiten der Entente. Man hoffte allerdings, durch den uneingeschränkten U-Boot-Krieg eine Entscheidung zu erzwingen, bevor die wirtschaftliche und militärische Macht der Vereinigten Staaten voll zum Tragen kommen konnte.

 

Letzte Unternehmungen und Ausbruch der Revolution (1917/18)

Nach der Februarrevolution 1917 in Russland verstärkte das Deutsche Reich seine Operationen gegen den Gegner im Osten. Das Unternehmen Albion im September und Oktober 1917 wurde zum letzten größeren Erfolg der deutschen Flotte. Im Zuge dieser Unternehmung kam es zur Schlacht im Moon-Sund, in der ein größerer russischer Flottenverband von deutschen Marineeinheiten besiegt wurde.

In den ersten Monaten des Jahres 1918 unternahm die Hochseeflotte letzte Vorstöße in die Nordsee, die jedoch ohne größere Feindberührung blieben. Gleichzeitig entwickelte die alliierte Führung das Geleitzugsystem, in dem die über den Atlantik fahrenden Handelsschiffe in großen, gegen U-Boot-Angriffe geschützten Verbänden zusammengefasst wurden. Dadurch gelang es, der Gefahr durch die U-Boote wirkungsvoll zu begegnen.

Als im Herbst 1918 feststand, dass der Krieg mit militärischen Mitteln nicht mehr erfolgreich beendet werden konnte, plante die Kaiserliche Marine, zu einer letzten großen Schlacht („ehrenvoller Untergang“) gegen die Royal Navy anzutreten (Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918). Dieser „Opfergang“ wurde von den einfachen Seeleuten an Bord der Großkampfschiffe nicht mitgetragen und letztlich durch den Kieler Matrosenaufstand verhindert. Dieser mündete in die Novemberrevolution, die das Ende des Kaiserreiches bedeutete.

Die Verluste an Menschenleben der Kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg werden mit 1.569 Offizieren, 8.067 Deck- und Unteroffizieren und 25.197 Mannschaften angegeben. An sie erinnert das 1936 am 20. Jahrestag der Skagerrakschlacht eingeweihte Marine-Ehrenmal Laboe bei Kiel.

 

Chefs der Hochseeflotte im Ersten Weltkrieg

1914–1915 Admiral Friedrich von Ingenohl

1915–1916 Admiral Hugo von Pohl

1916–1917 Admiral Reinhard Scheer

1917–1918 Admiral Franz Ritter von Hipper


1. Weltkrieg - Deutsches Reich

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges überwog im Deutschen Kaiserreich noch die Auffassung, der Krieg habe bloßen Verteidigungscharakter. Ausgelöst durch die raschen Erfolge der Armee im Westfeldzug wurden bald zum Teil fantastische Annexionsprojekte formuliert. Dabei trat das überwiegend kommerziell dominierte Vorkriegsziel, nämlich die koloniale Expansion des Deutschen Reiches in Übersee und Vorderasien, zugunsten einer allgemeinen Machterweiterung in Europa zurück, denn durch die Mittellage in Europa fühlte sich das Deutsche Reich bedroht. Durch Annexionen in Ost und West in zum Teil extremer Größenordnung wollte man die gefährdete Hegemonialstellung des Deutschen Reiches auf dem europäischen Festland für alle Zukunft sichern.

Kanzler Bethmann Hollweg hatte am 9. September 1914 in seinem „Septemberprogramm“ die Kriegsziele festgelegt. Deutschland wollte seine seit der Reichseinigung stark gewachsene Machtstellung sichern und seine Ansprüche auf eine Weltpolitik geltend machen.

 

Kriegsziele waren im Einzelnen

1.Abtretung des Erzbeckens von Briey sowie die wirtschaftliche Abhängigkeit Frankreichs von Deutschland.

2.Militärisch-politische und wirtschaftliche Kontrolle Belgiens durch Annexion von Lüttich und Antwerpen sowie der flandrischen Küste.

3.Luxemburg wird deutscher Bundesstaat.

4.Eine wirtschaftliche Einheit Mitteleuropas unter deutscher Führung.

5.Vergrößerung des Kolonialbesitzes in Afrika.

6.Holland sollte in ein engeres Verhältnis zum Deutschen Reich gebracht werden.

Nachdem in der Euphorie der ersten Kriegswochen viele, meist unrealistische Kriegsziele aufgestellt worden waren, verbot Bethmann Hollweg Ende 1914 aus Rücksicht auf das neutrale Ausland und die deutsche Arbeiterschaft die öffentliche Kriegszieldebatte. Diese Beschränkung wirkte allerdings nur in sehr geringem Maße und wurde auf Betreiben der 3. Obersten Heeresleitung, auch wegen der psychologischen Mobilisierung der kriegsmüden Bevölkerung, aufgehoben.

Das Herzstück der deutschen Kriegszielpolitik im Westen war stets Belgien. Seit dem Septemberprogramm rückte keiner der politisch Verantwortlichen von der Forderung nach Beherrschung Belgiens als Vasallenstaat neben möglichst großen direkten Annexionen ab. Zweites zentrales Kriegsziel war die mehr oder weniger direkte Beherrschung Polens, neben der Annexion eines je nach Herkunft des Konzeptes unterschiedlich breiten Grenzstreifens.

Im Rahmen der Randstaatenpolitik Deutschlands – der Zurückdrängung Russlands und der Schaffung einer Zone von Pufferstaaten, von Finnland bis zur Ukraine – lag der Schwerpunkt deutschen Expansionsstrebens im Osten vor allem im Baltikum. Gebietserweiterungen in Kurland und Litauen wurden von Vertretern aller weltanschaulichen Richtungen in fast allen Fällen verlangt.

Das deutsche Kriegsziel „Mittelafrika“ wurde besonders hartnäckig verfolgt. Ein Vorschlag von Wilhelm Heinrich Solf, dem Staatssekretär des Reichskolonialamtes, der im August und September 1914 ein konkretes Mittelafrika-Projekt entwarf, war die Verteilung der afrikanischen Kolonien Frankreichs, Belgiens und Portugals, den Bethmann Hollweg schließlich in sein Septemberprogramm einschloss.

Die annexionistische Propaganda erfasste nicht alle Bevölkerungskreise, sondern hauptsächlich industrielle und intellektuelle Schichten. In der zweiten Hälfte des Krieges war die sozialdemokratische Parole eines Friedens ohne Annexionen, vor allem unter den Soldaten, sehr populär.

Der Vorfrieden von Brest-Litowsk am 3. März 1918 mit Sowjetrussland sah vor, dass Polen, Litauen, Estland und Kurland aus Russland ausschieden und auch die Ukraine und Finnland unabhängig wurden.

Einen Höhepunkt der deutschen Kriegszielpläne, mit ausgedehnten Annexionsgebieten und Einflusssphären im Osten und Südosten, bildete das Jahr 1918, zwischen dem Frieden mit Sowjetrussland und der Niederlage der Mittelmächte. Während den Verhandlungen zu den Zusätzen des Brest-Litowsker Friedensvertrags vom Sommer 1918 versuchte insbesondere Ludendorff die Gebiete Livland, Estland, die Krim, das Gebiet der Kuban- und Donkosaken als Brücke zum Kaukasus, das Kaukasusgebiet selbst, das Gebiet der Wolgatataren, das Gebiet der Astrachan-Kosaken und ferner Turkmenien und Turkestan als deutsche Einflusssphäre zu sichern. Dies geschah teilweise gegen den Willen, teilweise mit Duldung der Reichsleitung.

Kaiser Wilhelm II. entwickelte den Plan, Russland nach Abtretung Polens, der Ostseeprovinzen und des Kaukasus in vier unabhängige Zarentümer, die Ukraine, den Südostbund, als antibolschewistisches Gebiet zwischen der Ukraine und dem Kaspischen Meer, in Zentralrussland und Sibirien zu teilen. Diese Form der Beherrschung ergäbe eine Brücke nach Zentralasien zur Bedrohung der englischen Stellung in Indien.

Die Zusatzverträge zum Brest-Litowsker Frieden vom 27. August 1918 stellten zwar einen neuen Höhepunkt der Demütigung Russlands dar, setzten aber gleichzeitig diesen noch viel weitergehenden Annexionsplänen ein vorläufiges Ende. Die russischen Randstaaten von Finnland bis Georgien waren zwar nicht direkt annektiert worden, befanden sich aber in enger wirtschaftlicher und militärischer Abhängigkeit vom Deutschen Reich.

Die Frage, die damals in der deutschen Führung diskutiert wurde, war aber auch, ob sich ein deutsch beherrschtes Mitteleuropa in einem zukünftigen Krieg gegen die zwei größten Seemächte Großbritannien und die USA durchsetzen könnte. Schließlich besaßen die beiden Weltmächte praktisch den unbegrenzten Zugriff auf das globale wirtschaftliche Potential mit seinen Ressourcen. Als Antwort darauf entwickelten die deutschen Planer die Idee des deutschen Großraumes von der Biskaya bis zum Ural. Der östliche Großraum, wehrwirtschaftlich geschlossen und verteidigungsfähig, autark und blockadefest, als Gegengewicht zu den Seemächten, löste damit Mitteleuropa als zentrales deutsches Kriegsziel ab.

Deutschland hatte im Gegensatz zu den anderen kriegführenden Staaten kein natürliches Kriegsziel, was eine Suche nach Zielen künstlichen Charakters nach sich zog. Das Fehlen greifbarer nationaler Ziele führte zu einer Konzentration auf reine Machtexpansion.

Einen Krieg zu beginnen, einem fremden Staat Gebiete abzunehmen, war von jeher das unbezweifelte Recht eines souveränen Staates gewesen. Deutschland verpasste in dieser Selbstverständlichkeit bei der Formulierung der Kriegsziele und dem Einsatz aller zu Gebote stehenden politischen und militärischen Mittel den sich damals in aller Welt anbahnenden Umschwung in Politik und öffentlicher Meinung.

Das angestrebte Imperium Germanicum scheiterte nicht nur an der deutschen Kontinuität des Irrtums (Fritz Fischer), sondern auch an den Mängeln der inneren Strukturen des Reiches, das zu keinerlei Selbstbeschränkung als Vormacht eines Kontinentaleuropas fähig war. Es scheiterte aber auch an den Erfordernissen der Zeit mit ihrem Selbstbestimmungsrecht der Völker, das vom Reich im Grunde nicht wirklich akzeptiert wurde.

Das Deutsche Reich war aufgrund seiner militärischen Macht, seines wirtschaftlichen Potentials und seiner territorialen Größe ohnehin schon die stärkste europäische Großmacht. Daher musste jede in seinem Wesen angelegte imperialistische Expansion zwangsläufig mit dem Gleichgewicht der Kräfte in Europa kollidieren. Hätte sich Deutschland gegen die stärkst mögliche Koalition aufrechterhalten, wäre ihm laut Ludwig Dehio automatisch eine hegemoniale Funktion in Europa und der Welt zugefallen.


(aus Wikipedia)

Nehmen Sie mich auf jeden Fall in Ihre Favoriten auf!   Ricorda di aggiungermi all'elenco dei preferiti!