Bauhaus-Umkreis
Richard Paulick 
Ganz gleich, wie das Objekt heiszt, gebaut wurde es jedenfalls von mir"
IBZ Berlin
Collage mit Typografie auf Papier
60er Jahre
Blattmaß: ca. 30 x 42 cm
Aus dem unmittelbaren Nachlaß des berühmten Architekten Richard Paulick (1903-1976). Wahrscheinlich aus der Zeit seiner Tätigkeit als Leiter des Muster- und Experimentalbüros an der Deutschen Bauakademie in Berlin.


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Richard Paulick 
 7. November 1903  -  4. März 1979 
Richard Paulick wurde als Sohn des Porzellandrehers und SPD-Funktionärs Richard Paulick geboren. Nach dem Studium in Dresden und Berlin hatte er Kontakt zum Bauhaus Dessau gefunden. Hier arbeitete er zum Beispiel mit Georg Muche zusammen. Von 1927 bis 1928 war Paulick Assistent von Walter Gropius am Bauhaus in Dessau. Ab 1930 leitete er ein eigenes Architekturbüro in Berlin.
Als politisch aktiver Mensch, er war zeitweise SAP-Funktionär, musste er 1933 emigrieren, was ihm mit Hilfe seines Freundes Rudolf Hamburger gelang. Paulick lebte bis 1949 in Shanghai und arbeitete dort als Planer. 1940 wurde er zum Professor an der Saint John’s University Shanghai berufen und war später Leiter des dortigen Stadtplanungsamtes. Nach der Errichtung der Volksrepublik China verließ Paulick 1949 Shanghai.
Nach seiner Rückkehr aus China ließ sich Paulick im Osten Deutschlands nieder. In den 1950er Jahren beteiligte er sich am Architekturwettbewerb zur Stalinallee. Sein Beitrag wurde als Abschnitt C realisiert. Als Abteilungsleiter im Institut für Bauwesen in Berlin war er verantwortlich für die Organisation der Großbaustelle; ferner entwarf er die das Bild der Anlage prägenden zwei- und vierarmigen Straßenleuchten, die sog. Paulick-Kandelaber, die sehr den Speer-Leuchten in der Straße des 17. Juni ähneln. Zur privaten Nutzung richtete er sich auf Block C ein Penthouse ein, dessen Ausstattung zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Ein Entwurf Paulicks von 1951 sah für das Areal des späteren Marx-Engels-Forums in Berlin ein Regierunghochhaus vor, dessen Vorplatz 30.000 Quadratmeter umfassen sollte. Hierzu war auch der Abriss des Hohenzollernschlosses vorgesehen. Der Entwurf hatte bis zu Erich Honeckers Amtsantritt 1971 Bestand, wurde dann aber zugunsten des Republikpalastes fallengelassen.
Paulick arbeitete später maßgeblich am Wiederaufbau des historischen Berlins mit und war auch am Wiederaufbau Dresdens beteiligt. Er leitete das Muster- und Experimental-Büro an der Deutschen Bauakademie in Berlin und führte den Titel eines Professors. Ab 1957 zunächst Chefarchitekt und Leiter des Aufbaubüros von Hoyerswerda, leitete er ab 1963 die Planung der Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt.

Bauten und Entwürfe
1925–1926: Stahlhaus in Dessau
1929–1930: Kant-Garagen in Berlin (mit Hermann Zweigenthal)
1930–1931: DEWOG-Wohnsiedlung an der Heidestraße in Dessau
1951: Deutsche Sporthalle in Berlin (1971 abgerissen)
1951: Entwurf für ein Regierungshochhaus in Berlin (nicht ausgeführt)
1952: Pionierrepublik am Werbellinsee
1952–1953: Wohnblock C-Nord und C-Süd an der Stalinallee (spätere Karl-Marx-Allee) in Berlin-Friedrichshain
1950–1955: Wiederaufbau der Staatsoper Unter den Linden in Berlin
1954–1955: Wohnzeile an der Hildegard-Jadamowitz-Straße in Berlin-Friedrichshain
1954–1956: Entwurf der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden
1962–1964: Rekonstruktion des Prinzessinnenpalais in Berlin, Unter den Linden 5
1968–1970: Rekonstruktion und Erweiterung des Kronprinzenpalais in Berlin, Unter den Linden 3

In der Zeit, in der Paulick als freier Mitarbeiter im Baubüro von Walter Gropius tätig war, entwickelte er eine enge Beziehung zu Georg Muche und Marcel Breuer. Gemeinsam nahmen sie sich dem Problem des Wohnungs- und Städtebaus aus. Ihr Ergebnis war unter anderem das "Metall-Typenhaus" (1926/1927) das Paulick zusammen mit Muche geplant hatte.


Auzeichnungen
Goethepreis der Stadt Berlin, 1951
Nationalpreis der DDR I. Klasse im Architekten-Kollektiv, 1952
Vaterländischer Verdienstorden in Silber, 1954
Nationalpreis der DDR II. Klasse im Kollektiv, 1956
Verdienstmedaille der DDR, 1963
Johannes-R.-Becher-Medaille in Gold, 1967
Banner der Arbeit, 1968
Nationalpreis der DDR III. Klasse im Kollektiv, 1969
Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold (1978)