Eigenhändige, signierte Bleistiftnotiz des bekannten Schauspielers Hugo Thimig (1854–1944), der von 1874 bis 1923 Ensemblemitglied, von 1912 bis 1917 auch Direktor des Wiener Burgtheaters war. Die 9-zeilige Notiz (11 Zeilen mit Verabschiedung und Unterschrift) auf einem A6-Blatt ist nicht datiert und richtet sich an einen nicht näher bezeichneten Adressaten, der Thimig offenbar um Auskunft über den Schauspieler Wilhelm Schmidt (1891–1963) gebeten hatte. Thimig antwortete:

“Verehrtester! Ueber Herrn Schmidt, [wenn er] das Mitglied des Burgtheaters ist und [wenn der] Schauspieler Wilhem [!] Schmidt, kann ich Ihnen so gut wie keine Auskunft geben, weil ich ihn nicht näher kenne. Ich weiß nur, daß er ein reizloser kleiner Schauspieler ist und in radikalen Kreisen des Bühnenvereines außerordentlich geschätzt wird. Er ist Betriebsrat im Burgtheater und Hetzer gegen die Direktion. Er hat großen Anhang bei den Unzufriedenen. Soll ein sehr geschäftskundiger Mann sein.
Mit herzl. Gruß Ihr ergebenster
Hugo Thimig”


Die Notiz erhält eine pikante Note dadurch, dass Schmidt 1914, also unter der Direktion Thimigs, Mitglied des Burgtheaters wurde. Schmidt war zudem Landsmann Thimigs, beide stammten aus Dresden. Er blieb während seiner Zeit am Burgtheater gewerkschaftlich engagiert und wurde später Präsident der österreichischen Bühnengewerkschaft. Da es Betriebsräte in Österreich erst seit 1919 gibt – und auch aus anderen textkritischen Gründen – kann die Notiz nicht aus der Direktionszeit Thimigs stammen, aber vermutlich noch aus seiner aktiven Zeit am Burgtheater.