Goethes Werke in 10 Bänden, herausgegeben von Reinhard Buchwald im Jahr 1961 im Volksverlag Weimar. Diese gebundene Ausgabe enthält die Bände 2, 6 und 7 des Gesamtwerks des berühmten Autors. Der Leineneinband und das Originalformat machen es zu einem wertvollen Sammlerstück für alle Liebhaber von Kulturwissenschaften und der Charakterfamilie Goethe. Das Buch wurde in Weimar veröffentlicht und ist ein Original aus dem Volksverlag. Insgesamt gibt es 3 Einheiten.


Folgende drei Bücher werden angeboten.:

Zweiter Band: Dichtung und Wahrheit. Dritter und vierter Teil für 424 Seiten.

Dritte Auflage 18 bis 24.000 Gestaltung, Horst Erich, Wolter Satz, Karl, Marx, Werk, Pößneck, Druck und Einwand, Sachsen, Druck, Plauen


Keine Beschädigung, nur altersgemäß Gebrauchsspuren siehe Fotos .


Sechster Band Wilhelm Meisters, Lehrjahre, ein Kernwerk von Goethe, 639 Seiten, keine Beschädigung, nur altersgemäß Gebrauchsspuren siehe Fotos.


Siebter Band das Alterswerk seit Schillers Tod römische eins 419 Seiten.

Keine Beschädigung, nur altersgemäß Gebrauchsspuren siehe Fotos.


Allgemein zu Goethe, folgendes.:


Johann Wolfgang von Goethe

deutscher Dichter, Dramatiker, Naturforscher und Politiker (1749–1832)

Johann Wolfgang Goethe, ab 1782 von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar, Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach), war ein deutscher Dichter, Politiker und Naturforscher. Er gilt als einer der bedeutendsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung.



Johann Wolfgang von Goethe,

Ölgemälde von Joseph Karl Stieler, 1828

Goethes Signatur

Goethes Signatur

Goethe stammte aus einer angesehenen bürgerlichen Familie; sein Großvater mütterlicherseits war als Stadtschultheiß höchster Justizbeamter der Stadt Frankfurt, sein Vater Doktor der Rechte und Kaiserlicher Rat. Er und seine Schwester Cornelia erfuhren eine aufwendige Ausbildung durch Hauslehrer. Dem Wunsch seines Vaters folgend, studierte Goethe in Leipzig und Straßburg Rechtswissenschaft und war danach als Advokat in Wetzlar und Frankfurt tätig. Gleichzeitig folgte er seiner Neigung zur Dichtkunst. Die ersten Anerkennungen in der Welt der Literatur erzielte er 1773 mit dem Drama Götz von Berlichingen, das ihm nationalen Erfolg eintrug, und 1774 mit dem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers, dem er sogar europäischen Erfolg verdankte. Beide Werke sind der literarischen Strömung des Sturm und Drang (1765 bis 1785) zuzuordnen.


Als 26-Jähriger wurde er an den Hof von Weimar eingeladen, wo er sich schließlich für den Rest seines Lebens niederließ. Er bekleidete dort als Freund und Minister des Herzogs Carl August politische und administrative Ämter und leitete ein Vierteljahrhundert das Weimarer Hoftheater. Die amtliche Tätigkeit mit der Vernachlässigung seiner schöpferischen Fähigkeiten löste nach dem ersten Weimarer Jahrzehnt eine persönliche Krise aus, der sich Goethe durch die Flucht nach Italien entzog. Die Italienreise von September 1786 bis Mai 1788 empfand er wie eine „Wiedergeburt“. Ihr verdankte er die Vollendung wichtiger Werke wie Iphigenie auf Tauris (1787), Egmont (1788) und Torquato Tasso (1790).


Nach seiner Rückkehr wurden seine Amtspflichten weitgehend auf repräsentative Aufgaben beschränkt. Der in Italien erlebte Reichtum an kulturellem Erbe stimulierte seine dichterische Produktion, und die erotischen Erlebnisse mit einer jungen Römerin ließen ihn unmittelbar nach seiner Rückkehr eine dauerhafte, „unstandesgemäße“ Liebesbeziehung zu Christiane Vulpius aufnehmen, die er erst achtzehn Jahre später mit einer Eheschließung amtlich legalisierte.


Goethes literarisches Werk umfasst Lyrik, Dramen, Epik, autobiografische, kunst- und literaturtheoretische sowie naturwissenschaftliche Schriften. Daneben ist sein umfangreicher Briefwechsel von literarischer Bedeutung. Goethe war Vorbereiter und wichtigster Vertreter des Sturm und Drang. Sein Roman Die Leiden des jungen Werthers machte ihn in Europa berühmt. Selbst Napoleon bat ihn zu einer Audienz anlässlich des Erfurter Fürstenkongresses. Im Bunde mit Schiller und gemeinsam mit Herder und Wieland verkörperte er die Weimarer Klassik. Die Wilhelm-Meister-Romane wurden zu beispielgebenden Vorläufern deutschsprachiger Künstler- und Bildungsromane. Sein Drama Faust (1808) errang den Ruf als die bedeutendste Schöpfung der deutschsprachigen Literatur. Im Alter wurde er auch im Ausland als Repräsentant des geistigen Deutschlands angesehen.


Im Deutschen Kaiserreich wurde er zum deutschen Nationaldichter und Künder des „deutschen Wesens“ verklärt und als solcher für den deutschen Nationalismus vereinnahmt. Es setzte damit eine Verehrung nicht nur des Werkes, sondern auch der Persönlichkeit des Dichters ein, dessen Lebensführung als vorbildlich empfunden wurde. Goethes Lyrik, der Faust und der Roman Die Leiden des jungen Werthers gehören zur Weltliteratur.


Leben


Johann Caspar Goethe, aquarellierte Zeichnung von Georg Friedrich Schmoll, 1774


Catharina Elisabeth Goethe, Porträt von Georg Oswald May, 1776

Herkunft und Jugend

Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 im Goetheschen Familienhaus (dem heutigen Goethe-Haus) am Frankfurter Großen Hirschgraben geboren und tags darauf evangelisch getauft. Sein Rufname war Wolfgang. Sein aus Thüringen stammender Großvater Friedrich Georg Göthe (1657–1730) hatte sich 1687 als Schneidermeister in Frankfurt niedergelassen und die Schreibweise des Familiennamens geändert. Später bot sich ihm die Gelegenheit, in ein florierendes Gasthaus- und Herbergsgeschäft einzuheiraten. Als Gastwirt und Weinhändler war er zu einem ansehnlichen Vermögen gekommen, das er in Gestalt von Immobilien, Hypothekarkrediten und mehreren Säcken voller Geld seinen beiden Söhnen aus erster Ehe und dem jüngsten Sohn Johann Caspar Goethe (1710–1782), Johann Wolfgang Goethes Vater, hinterließ. Goethes Vater hatte zwar an der Leipziger Universität den Doktorgrad der Jurisprudenz erworben, übte aber keinen juristischen Beruf aus. Mit dem Ehrentitel „Kaiserlicher Rat“ stieg er in die Frankfurter Oberschicht auf. Als Rentier lebte er von den Erträgen seines ererbten Vermögens, das später auch dem Sohn Leben und Studium ohne finanzielle Zwänge ermöglichen sollte. Er war vielseitig interessiert und gebildet, jedoch auch streng und pedantisch, was wiederholt zu Konflikten in der Familie führte.


Goethes Mutter, Catharina Elisabeth Goethe, geb. Textor (1731–1808), entstammte einer wohlhabenden und angesehenen Frankfurter Familie; ihr Vater Johann Wolfgang Textor war als Stadtschultheiß der ranghöchste Justizbeamte der Stadt. Die lebenslustige und kontaktfreudige Frau hatte mit 17 Jahren den damals 38-jährigen Rat Goethe geheiratet. Nach Johann Wolfgang wurden noch fünf weitere Kinder geboren, von denen jedoch nur die wenig jüngere Schwester Cornelia das Kindesalter überlebte. Mit ihr stand der Bruder in einem engen Vertrauensverhältnis, das nach Ansicht des Biographen Nicholas Boyle und des Psychoanalytikers Kurt R. Eissler inzestuöse Gefühle einschloss. Ihren Sohn nannte die Mutter ihren „Hätschelhans“. Ein Großvater der Mutter war der sächsische Kanzler Christian Brück, die Großmutter Barbara Cranach. Somit waren die Urgroßväter der sächsische Kanzler Gregor Brück sowie Lucas Cranach der Ältere.



Anweisung zur teutsch-hebräischen Sprache in Goethes eigener Handschrift (oben, links: das hebräische Alphabet), etwa 1760

Die Geschwister erhielten eine aufwändige Ausbildung. Von 1756 bis 1758 besuchte Johann Wolfgang eine öffentliche Schule. Danach wurden er und seine Schwester gemeinsam vom Vater sowie von insgesamt acht Hauslehrern unterrichtet. Goethe erlernte Latein, Griechisch und Hebräisch als klassische Bildungssprachen sowie die lebenden Sprachen Französisch, Italienisch, Englisch und das „Judendeutsch“, das „in der Frankfurter Judengasse lebendige Gegenwart war“. Diese lebenden Sprachen wurden von muttersprachlichen Lehrern unterrichtet. Auf dem Stundenplan standen außerdem naturwissenschaftliche Fächer, Religion und Zeichnen. Überdies lernte er Klavier- und Cellospielen, Reiten, Fechten und Tanzen.


Schon früh kam der Junge in Kontakt mit Literatur. Das begann mit den Gutenachtgeschichten der Mutter und mit der Bibellektüre in der frommen, lutherisch-protestantischen Familie. Zu Weihnachten 1753 bekam er von der Großmutter ein Puppentheater geschenkt. Das für diese Bühne vorgesehene Theaterstück lernte er auswendig und führte es immer wieder mit Begeisterung gemeinsam mit Freunden auf. Erste Ansätze seiner literarischen Phantasie bewies der kleine Goethe auch mit seinen (nach eigener Aussage) „aufschneiderischen Anfängen“, wunderliche Märchen zu erfinden und seinen staunenden Freunden in der Ich-Form zur spannenden Unterhaltung aufzutischen. Gelesen wurde viel im Hause Goethe; der Vater besaß eine Bibliothek von rund 2000 Bänden. So lernte Goethe schon als Kind unter anderem das Volksbuch vom Dr. Faust kennen. Im Zuge des Siebenjährigen Krieges war von 1759 bis 1761 der französische Stadtkommandant Graf Thoranc im Elternhaus einquartiert. Ihm und der mitgereisten Schauspieltruppe verdankte Goethe seine erste Begegnung mit der französischen Dramenliteratur. Angeregt durch die vielen erlernten Sprachen, begann er als Zwölfjähriger einen mehrsprachigen Roman, in dem in buntem Durcheinander alle Sprachen zur Geltung kamen.


Seinen Biographen Nicholas Boyle und Rüdiger Safranski zufolge war Goethe zwar ein hochbegabtes Kind, aber kein Wunderkind wie etwa Mozart. Er lernte schnell Sprachen und besaß eine „ganz unkindliche Gewandheit im Verfassen von Versen“. Er war „lebhaft, von überschäumendem Temperament und eigensinnig, aber ohne Tiefgang“.


Studium und frühe Dichtung

Leipzig (1765–1768)


Goethe kurz vor seiner Studentenzeit in Leipzig, nach einem 1943 verbrannten Ölgemälde von Anton Johann Kern


Hof der „Großen Feuerkugel“ – Goethes Studentenwohnung in Leipzig

Auf Weisung des Vaters begann Goethe im Herbst 1765 ein Jurastudium an der traditionsreichen Universität Leipzig. Im Gegensatz zum eher altfränkischen Frankfurt, das damals noch keine eigene Universität hatte, war Leipzig eine elegante, weltoffene Stadt, die den Spitznamen Klein-Paris trug. Goethe wurde wie jemand behandelt, der aus der Provinz kam, und musste sich zunächst in Kleidung und Umgangsformen anpassen, um von seinen neuen Mitbürgern akzeptiert zu werden. Von seinem Vater mit einem monatlichen Wechsel von 100 Gulden versorgt, verfügte er über doppelt so viel Geld, wie ein Student selbst an den teuersten Universitäten damals benötigte.


Goethe wohnte in Leipzig in einem Hofgebäude des Hauses Große Feuerkugel am Neumarkt. Da während der Messe die Studenten ihre Unterkunft für die Händler frei machten, zog Goethe zur Messezeit auf ein Bauerngut in Reudnitz, einem Dorf östlich von Leipzig.


Obwohl ihn sein Vater der Obhut des Professors für Geschichte und Staatsrecht, Johann Gottlob Böhme, anvertraut hatte und dieser Goethe den gewünschten Wechsel des Studienfachs untersagte, begann er das Pflichtstudium schon bald zu vernachlässigen. Er gab dem Besuch der Poetikvorlesungen von Christian Fürchtegott Gellert den Vorzug, dem die Studenten ihre schriftstellerischen Versuche vorlegen konnten. Da Gellert Verse ungern annahm, reichte er Goethes poetische Versuche (unter anderem ein Hochzeitsgedicht auf den Onkel Textor) gleich an seinen Stellvertreter weiter, der davon wenig hielt. Der Maler Adam Friedrich Oeser, bei dem Goethe den Frankfurter Zeichenunterricht fortsetzte, machte ihn mit dem an der Antike orientierten Kunstideal seines Schülers Johann Joachim Winckelmann bekannt. Oeser – als Gründungsdirektor der im Jahre 1764 ins Leben gerufenen Leipziger Kunstakademie – förderte Goethes Kunstverständnis und künstlerisches Urteilsvermögen. In einem Dankesbrief aus Frankfurt schrieb Goethe ihm, er habe bei ihm mehr gelernt als in all den Jahren an der Universität. Auf Oesers Empfehlung besuchte er im März 1768 Dresden und die Gemäldegalerie. Goethe schloss mit Oesers Tochter Friederike Elisabeth (1748–1829) im Jahre 1765 eine Freundschaft, die sich auch nach seinen Leipziger Jahren noch eine Weile im Briefwechsel erhielt. Oeser blieb auch selbst mit Goethe bis zu dessen Aufbruch nach Straßburg durch Briefe in engerem Kontakt. Ihre Verbindung hat bis zum Tode von Oeser angehalten.


Beim Kupferstecher Johann Michael Stock im Silbernenen Bären erlernte Goethe in seiner Leipziger Studentenzeit die Techniken des Holzschnitts und der Radierung.


Fern dem Elternhaus genoss der 16- und 17-Jährige in Leipzig größere Freiheiten: Er besuchte Theateraufführungen, verbrachte die Abende mit Freunden, oder es wurden Ausflüge in die Umgebung unternommen. In die Leipziger Zeit fiel Goethes „erstes ernsthaftes Liebesverhältnis“. Die Romanze mit der Handwerker- und Gastwirtstochter Käthchen Schönkopf wurde nach zwei Jahren im gegenseitigen Einvernehmen wieder gelöst. Die Gefühlsaufwallungen dieser Jahre beeinflussten Goethes Schreibstil; hatte er zuvor schon Gedichte im regelgerechten Stil des Rokoko verfasst, so wurde ihr Tonfall nun freier und stürmischer. Eine Sammlung von 19 anakreontischen Gedichten, abgeschrieben und illustriert von seinem Freund Ernst Wolfgang Behrisch, ergab das Buch Annette. Eine weitere kleine Gedichtsammlung wurde 1769 unter dem Titel Neue Lieder als erstes von Goethes Werken gedruckt. In ihren jugendlichen Anfängen ist Goethes Dichtung, Nicholas Boyle zufolge, „kompromißlos erotisch“ und befasst sich „ganz direkt mit der machtvollsten Quelle des individuellen Wollens und Fühlens“.


Im Juli 1768 erlitt Goethe einen schweren Blutsturz als Folge einer tuberkulösen Erkrankung und wurde vom Leipziger Arzt Georg Christian Reichel (1727–1771) erfolgreich behandelt. Wieder halbwegs reisefähig, kehrte er im August – zur Enttäuschung seines Vaters ohne akademischen Abschluss – ins Frankfurter Elternhaus zurück.


Frankfurt und Straßburg (1768–1771)


Goethes Wohnhaus in Straßburg, ehemals am Fischmarkt, jetzt Rue du Vieux Marché aux Poissons

Die lebensbedrohliche Erkrankung erforderte eine lange Rekonvaleszenz und machte ihn empfänglich für die Vorstellungen des Pietismus, die eine Freundin der Mutter, die Herrnhuterin Susanne von Klettenberg, ihm nahebrachte. In dieser Zeit fand er in seinem Erwachsenenleben vorübergehend den engsten Kontakt zum Christentum. Er beschäftigte sich außerdem mit mystischen und alchemistischen Schriften, einer Lektüre, auf die er später im Faust zurückgreifen sollte. Unabhängig davon verfasste er in dieser Zeit sein erstes Lustspiel Die Mitschuldigen.


Im April 1770 setzte Goethe sein Studium an der Universität Straßburg fort. Straßburg war mit 43.000 Einwohnern größer als Frankfurt und kam im Zuge der Reunionspolitik 1681 zu Frankreich. Der Unterricht an der Universität erfolgte großenteils noch in deutscher Sprache.


Diesmal widmete sich Goethe zielstrebiger den juristischen Studien, fand aber auch Zeit, als Gasthörer 1770/1771 die Vorlesungen über Chemie und Botanik von Jacob Reinbold Spielmann zu besuchen. In Straßburg knüpfte er eine ganze Reihe persönlicher Bekanntschaften. Die wichtigste davon war die mit dem Theologen, Kunst- und Literaturtheoretiker Johann Gottfried Herder. Goethe nennt es das „bedeutendste Ereignis“ der Straßburger Zeit. Der Ältere öffnete ihm bei den fast täglichen Besuchen die Augen für die ursprüngliche Sprachgewalt von Autoren wie Homer, Shakespeare und Ossian sowie der Volkspoesie und gab so entscheidende Impulse für Goethes dichterische Entwicklung. Später sollte er auf Goethes Fürsprache hin in weimarische Dienste berufen werden. Zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis, der sich meist beim gemeinsamen Mittagstisch traf, gehörten auch der spätere Augenarzt und pietistisch geprägte Schriftsteller Jung-Stilling und der Theologe und Schriftsteller Jakob Michael Reinhold Lenz. Obwohl von religiös orientierten Freunden umgeben, wandte er sich in Straßburg endgültig vom Pietismus ab.


Durch einen Studienfreund wurde er in die Familie des Pfarrers Brion in Sessenheim (Goethe schreibt Sesenheim) eingeführt. Er lernte dabei die Pfarrerstochter Friederike Brion kennen und lieben. Mit dem Abgang von der Straßburger Universität beendete der bindungsscheue junge Goethe die Beziehung, was für Friederike freilich erst durch einen Brief Goethes aus Frankfurt ersichtlich wurde. Wie Nicholas Boyle diese Episode deutet, musste sich Friederike schwerwiegend kompromittiert fühlen, da Goethe durch sein Verhalten ihr gegenüber als ihr Verlobter gelten konnte. Erschüttert und schuldbewusst nahm Goethe die Nachricht über ihren gesundheitlichen Zusammenbruch auf, die er ihrem späteren Antwortbrief entnahm. Die an Friederike gerichteten Gedichte, die später als Sesenheimer Lieder bekannt wurden (u. a. Willkommen und Abschied, Mailied, Heidenröslein), sind nach Karl Otto Conrady mit dem Etikett „Erlebnislyrik“ falsch benannt. Die äußere Form der Lyrik biete nichts Neues und auch der sprachliche Ausdruck gehe allenfalls in Nuancen über die gewohnte Gedichtsprache hinaus. Gleichwohl trage das Ich in ihnen individuelle Züge und lehne sich nicht an „vorgegebene Muster schäferlicher Typen“ an, vielmehr erschienen „sprechendes Ich, Geliebte, Liebe und Natur in einer bisher nicht gekannten sprachlichen Intensität“.


Im Sommer 1771 reichte Goethe seine (nicht erhaltene) juristische Dissertation ein, die das Verhältnis zwischen Staat und Kirche zum Thema hatte. Die Straßburger Theologen empfanden sie als skandalös; einer von ihnen bezeichnete Goethe als „wahnsinnigen Religionsverächter“. Der Dekan der Fakultät empfahl Goethe, die Dissertation zurückzuziehen. Die Universität bot ihm jedoch die Möglichkeit, das Lizenziat zu erwerben. Für diesen niedrigeren Abschluss brauchte er nur einige Thesen aufzustellen und zu verteidigen. Grundlage der Disputation am 6. August 1771, die er „cum applausu“ bestand, waren 56 Thesen in lateinischer Sprache unter dem Titel Positiones Juris. In der vorletzten These sprach er die Streitfrage an, ob eine Kindsmörderin der Todesstrafe zu unterwerfen sei. Das Thema griff er später in künstlerischer Form in der Gretchentragödie auf.


Advokat und Dichter in Frankfurt und Wetzlar (1771–1775)


Goethes Profil im Schattenriss


Die Leiden des jungen Werthers, Erstdruck von 1774 (bei einer späteren Überarbeitung entfiel das Genitiv-s)

Zurück in Frankfurt, eröffnete Goethe eine kleine Anwaltskanzlei, die vornehmlich seinem Vater als „bloße Durchgangsstation“ zu höheren Ämtern (etwa Schultheiß wie der Großvater) galt. Die Advokatur betrieb er mit bald nachlassendem Interesse und geringem Arbeitseifer vier Jahre lang bis zur Abreise nach Weimar. Wichtiger als der Anwaltsberuf war Goethe die Dichtung. Ende 1771 brachte er – innerhalb von sechs Wochen – die Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand zu Papier. Nach einer Überarbeitung wurde das Drama 1773 als Götz von Berlichingen im Selbstverlag veröffentlicht. Das mit allen überlieferten dramatischen Regeln brechende Werk fand begeisterte Aufnahme und gilt als ein Gründungsdokument des Sturm und Drang. Das der Epoche namengebende Drama Sturm und Drang stammte von Friedrich Maximilian Klinger, der zum Freundeskreis aus Goethes Jugendtagen gehörte.


Im Januar 1772 erlebte Goethe in Frankfurt die „düstere Zeremonie“ der öffentlichen Hinrichtung der Kindsmörderin Susanna Margaretha Brandt durch das Schwert. Sie bildete nach Rüdiger Safranski den persönlichen Hintergrund für die „Gretchen-Tragödie“ im Faust, an dem Goethe Anfang der 1770er Jahre zu arbeiten begonnen hatte. Seine Schwester Cornelia heiratete 1773 den Advokaten Johann Georg Schlosser, Goethes zehn Jahre älteren Freund, der als Anwalt an dem Prozess gegen die Kindsmörderin mitgewirkt hatte. 1783 plädierte Goethe später im parallel gelagerten Falle der Kindsmörderin Johanna Höhn auf Nachfrage des Herzogs Carl August von Weimar, der ihre Todesstrafe zu lebenslänglicher Haft umwandeln wollte, mit seiner ausschlaggebenden Stimme im Geheimen Consilium für die Beibehaltung der Todesstrafe, wonach Höhn am 28. November 1783 mit dem Schwert enthauptet wurde.


Häufige Besuche stattete er in diesen Jahren dem Darmstädter Kreis der Empfindsamen um Johann Heinrich Merck ab, wobei er 25 Kilometer lange Wanderungen von Frankfurt nach Darmstadt auf sich nahm. Auf Mercks Urteil legte Goethe großen Wert; in seiner Autobiographie bescheinigte er ihm, dass er „den größten Einfluß“ auf sein Leben gehabt habe. Seiner Einladung folgend, schrieb Goethe Rezensionen für die von Merck und Schlosser geleitete Zeitschrift Frankfurter gelehrte Anzeigen.


Zwischen den beiden Niederschriften des Götz hatte sich Goethe im Mai 1772, wiederum auf Drängen des Vaters, als Praktikant beim Reichskammergericht in Wetzlar eingeschrieben. Sein dortiger Kollege Johann Christian Kestner beschrieb später den damaligen Goethe:


„Er besitzt, was man Genie nennt, und eine ganz außerordentliche Einbildungskraft. Er ist in seinen Affekten heftig. Er hat eine edle Denkungsart. […] Er liebt die Kinder und kann sich mit ihnen sehr beschäftigen. Er ist bizarre und hat in seinem Betragen, seinem Äußerlichen verschiedenes, das ihn unangenehm machen könnte. Aber bei Kindern, bei Frauenzimmern und vielen andern ist er doch wohl angeschrieben. – Er tut, was ihm gefällt, ohne sich darum zu kümmern, ob es anderen gefällt, ob es Mode ist, ob es die Lebensart erlaubt. Aller Zwang ist ihm verhaßt. […] Aus den schönen Wissenschaften und Künsten hat er sein Hauptwerk gemacht oder vielmehr aus allen Wissenschaften, nur nicht denen sogenannten Brotwissenschaften.“

Wieder schenkte Goethe den juristischen Studien wenig Aufmerksamkeit. Stattdessen befasste er sich mit den antiken Autoren. Auf einem ländlichen Tanzvergnügen lernte er Kestners Verlobte, Charlotte Buff, kennen, in die er sich verliebte. Goethe wurde regelmäßiger und willkommener Gast im Haus der Familie Buff. Nachdem ihm Charlotte erklärt hatte, dass er auf nichts als ihre Freundschaft hoffen dürfe und Goethe die Hoffnungslosigkeit seiner Lage erkannt hatte, flüchtete er aus Wetzlar.


Anderthalb Jahre später verarbeitete er diese Erfahrung sowie weitere eigene und fremde Erlebnisse in dem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers, den er Anfang 1774 innerhalb von nur vier Wochen niederschrieb. Das hochemotionale Werk, das sowohl dem „Sturm und Drang“ wie der gleichzeitigen literarischen Strömung der „Empfindsamkeit“ zugerechnet wird, machte seinen Autor binnen kurzem in ganz Europa berühmt. Goethe selbst erklärte den ungeheuren Erfolg des Buches und das von ihm ausgelöste „Wertherfieber“ später damit, dass es genau die Bedürfnisse der damaligen Zeit getroffen habe. Der Dichter selbst rettete sich mit der schöpferischen Arbeit am Werther aus einer eigenen krisenhaften Lebenssituation: „Ich fühlte mich, wie nach einer Generalbeichte, wieder froh und frei, und zu einem neuen Leben berechtigt.“ Gleichwohl hielt er danach ein herzliches Verhältnis zu Kestner und Lotte durch Briefwechsel aufrecht.


Bei der Rückkehr aus Wetzlar empfing ihn der Vater mit Vorwürfen, weil der dortige Aufenthalt dem beruflichen Fortkommen des Sohnes nicht dienlich gewesen war. Die folgenden Frankfurter Jahre bis zur Abreise nach Weimar zählten zu den produktivsten in Goethes Leben. Außer dem Werther entstanden die großen Hymnen (unter anderem Wandrers Sturmlied, Ganymed, Prometheus und Mahomets Gesang), mehrere Kurzdramen (unter anderem Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern und Götter, Helden und Wieland) sowie die Dramen Clavigo und Stella. Ein Schauspiel für Liebende. Auch griff Goethe in dieser Zeit zum ersten Mal den Fauststoff auf.


Zu Ostern 1775 verlobte Goethe sich mit der Frankfurter Bankierstochter Lili Schönemann. Gegenüber Eckermann äußerte er sich gegen Ende seines Lebens, sie sei die erste gewesen, die er „tief und wahrhaft liebte“. Zum ersten Mal bot ihm Lili, wie Nicholas Boyle schreibt, „die ganz reale Möglichkeit der Ehe“, aber vor einer solchen Bindung schreckte der junge Dichter zurück. Eine Ehe war mit seinen Lebensplänen nicht vereinbar. Als weitere Hemmnisse kamen die unterschiedlichen Milieus und Konfessionen der Eltern hinzu. Um Abstand zu gewinnen, folgte er einer Einladung der Brüder Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg zu einer mehrmonatigen Reise durch die Schweiz. In Zürich war er bei Lavater, an dessen Physiognomischen Fragmenten Goethe mitwirkte, zu Gast und machte die Bekanntschaft von Barbara Schultheß aus Lavaters Freundeskreis. Daraus entstand eine lebenslange Freundschaft; Goethe nannte sie seine „treueste Leserin“. Sie erhielt in Abständen die fertigen Bücher des entstehenden Wilhelm Meister–Romans, die sie mit Hilfe ihrer Tochter abschrieb. Einer ihrer Abschriften ist es zu verdanken, dass der Nachwelt die 1909 entdeckte und 1910 gedruckte Urfassung des Romans, Wilhelm Meisters theatralische Sendung, überliefert wurde