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Extra-Ausgabe des Illustrirten Blatts , Berlin,
zur Cholera - Epidemie in Hamburg

Hamburg - Chronik – Geschichte

1892
erstmals erschienen
Reprint – Faksimile – unveränderter Neudruck
Neuauflage aus dem Jahr 1983

nach dem Original im Hamburger Staatsarchiv
neu im Archiv - Verlag in Braunschweig I

interessanter Zeitbeleg

Die Cholera - deren Erreger 1883 durch Robert Koch nachgewiesen werden konnte - gehörte zu den gefürch¬tetsten Krankheiten des 19. Jahrhunderts. Die Pest, der „Schwarze Tod", vor der die Menschen jahrhundertelang gezittert hatten, durfte als besiegt gelten; sie hatte Ham¬burg zuletzt 1713 betroffen und damals zehntausend Tote gefordert. Die Cholera aber suchte von Zeit zu Zeit epidemisch Europa heim und verschonte auch Hamburg nicht: 1832 starben hier an dieser Krankheit 1652 Men¬schen, 1848 waren es sogar 1765 Tote, 1859 ging die Zahl auf 1285, 1866 auf 1158 und 1873 auf 1005 Todesopfer zurück; etwa jeder zweite Erkrankte starb. Daß sich die Zahl der Sterbefälle etwas verringerte, war der leichten Verbesserung der hygienischen Verhältnisse zuzuschrei¬ben, denn wirksame Medikamente zur Bekämpfung der Krankheit gab es nicht, man kannte ja bis zu Kochs Ent¬deckung des Cholerabazillus noch nicht einmal die Ur¬sache dieser Krankheit. Der August des Jahres 1892 war in Hamburg (637686 Einwohner) sehr trocken und heiß; zwischen dem 15. und dem 24. August lagen die Tagestemperaturen zwischen 28 und 30 Grad. Das erste Choleraopfer war ein in Altona wohnender, in Hamburg tätiger Bauarbeiter, der in der Nacht vom 14. zum 15. August starb. Der erste Cholerafall in einem städtischen Krankenhaus (Eppendorf) wurde am 16. August eingeliefert und starb am nächsten Tag. Der zweite wurde erst am 21. August in ein Krankenhaus gebracht und starb kurz darauf. Zu dieser Zeit aber gab es schon 248 Erkrankte in Hamburg - übrigens fast durchweg Hafenarbeiter - und erst jetzt reagierten die Behörden, viel zu spät. Am 27. August waren bereits 3728 Cholerafälle gemeldet, und die Anzahl der Gestorbenen stieg nicht minder; allein an diesem 27. August starben 441 Kranke. Die Epidemie konzentrierte sich auf die Gängeviertel des St.-Michaelis- und St.-Jacobi-Kirchspiels, in denen die Menschen unter unbeschreiblichen Bedingungen dahin¬vegetierten. So war ein an der Steinstraße gelegener Hof von 42 Familien mit 224 Angehörigen bewohnt, die ihr (ungefiltertes) Wasser aus zwei Leitungshähnen zapfen mußten; in diesem Hof erkrankten 30 Personen, von denen 27 starben. Aus den Wasserleitungen kam nicht nur das ungereinigte Elbwasser, sondern häufig auch Tiere: „In den Leitungsröhren findet man große Rasen von Pilzen pflanzlichen und tierischen Ursprungs, hie und da einen Wasserhahn durch den Kopf eines Aales verstopft, welcher darin stecken blieb", schrieb 1892 die „Münchener medizinische Wochenschrift". Der aus Berlin angereiste Robert Koch inspizierte diese Wohn¬viertel und ihre Trinkwasserversorgung und schrieb entsetzt nach Berlin: „Ich habe noch nie solche ungesun¬den Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätten für jeden Ansteckungskeim angetroffen wie in den sogenannten Gängevierteln, die man mir gezeigt hat, am Hafen, an der Steinstraße, in der Spitalerstraße oder an der Niedern¬straße." Koch faßte seine Beobachtungen in dem für Hamburg niederschmetternden Satz zusammen: „Ich vergesse, daß ich mich in Europa befinde." Durch Hamburgs Straßen rumpelten während der Cho¬lera-Wochen Tag und Nacht die Pferdewagen, mit denen man Kranke und Tote aus den infizierten Vierteln trans¬portierte. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof arbeiteten 250 Arbeiter in Tag- und Nachtschichten, um Massengräber auszuheben, in denen die Cholera-Opfer beigesetzt wurden, nachdem man sie zur Desinfektion mit Chlor¬kalk überschüttet hatte. Jetzt rächte es sich, daß man immer wieder die dring¬lichen Appelle der Ärzte in den Wind geschlagen - und daß man an den Armen jeden Pfennig gespart hatte, um desto größere Gewinne zu erzielen. Die Cholera-Epi¬demie traf auch die Hamburger Wirtschaft empfindlich. Im Deutschen Reichstag mußte sich die Stadt schwere Vorwürfe anhören; es wurde sogar erwogen, Hamburg die Staatsbefugnisse zu entziehen und es unter Reichs¬vormundschaft zu stellen. Überdies aber wurden die skandalösen Hamburger Verhältnisse jetzt schlagartig in ganz Europa bekannt. Aus Hamburg eintreffende Schiffe wurden in den auswärtigen Häfen mit Quarantäne belegt; in Portugal, Kolumbien, Peru, Venezuela, Guate¬mala, Honduras und Nicaragua durften sie die Häfen überhaupt nicht anlaufen. Kaufleute im In- und Ausland weigerten sich, Post aus Hamburg anzunehmen. In den Hamburger Hafen kamen zeitweilig keine Schiffe mehr, der Eisenbahnverkehr wurde auf mehreren Linien unter¬brochen. Die Stadt mußte Tausende von Auswanderern versorgen, die plötzlich Hamburg nicht verlassen konn¬ten. Im Hafen ging der Warenumschlag von 1134000 Tonnen auf 812 000 Tonnen zurück, in der Handelsbilanz entstand ein Minus von 281 180950 Goldmark. Die Cholera-Epidemie galt im Oktober als erloschen; es kamen aber noch bis zum Februar vereinzelt Erkran¬kungen und einige Todesfälle vor. Insgesamt registrierte man 16 596 Erkrankungen und 8605 Todesfälle. Es bedurfte erst dieser Opfer und der Millionenverluste, die der Hamburger Wirtschaft entstanden waren, damit endlich ein Sanierungsprogramm aufgestellt wurde, mit dem die Elendsquartiere beseitigt werden konnten. Ent¬scheidend verbessert wurde nun auch die Trinkwasser¬qualität. Ohne den moralischen und wirtschaftlichen Druck hätte der Hamburger Senat schwerlich sein gegen den erbitterten Widerstand der Grundeigentümer durch¬gebrachtes „Wohnungspflegegesetz" verabschieden können, das der Stadt die gesetzliche Handhabe für den Abbruch und die Wiederbebauung gab.

eine achtseitige Schrift im Format ca. 32 x 23 cm (gefaltet auf ca. 16 x 23 cm)

sehr guter Zustand – very good condition

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